SciSys Electronic Trio

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SciSys Electronic Trio
Hersteller SciSys
Markteinführung 1984
CElo
Programmierer Kaplan, Julio & Craig Barnes
Prozessor Hitachi HD44868 (singlechip)
Prozessortyp 4 Bit
Takt 0,6 MHz
RAM 80 Byte
ROM 5 KB
Bibliothek -
Einführungspreis 169 DM
Rechentiefe
BT-2450 -
BT-2630 -
Colditz -
Verwandt
Zugeingabe Stecksensorbrett
Zugausgabe 16 Rand LEDs
Display ---
Stromversorgung Batterie (bis 1000 Stunden)
Spielstufen 8
Maße 19.7 x 11.8 x 3.9 cm, Schachbrett 8.8 x 8.8 cm, Königshöhe 0.9 cm
Sonstiges
Drei Spiele in einem Gerät: Schach, Dame, Tic-Tac-Toe

Ein vielseitiger Zwerg

"I like TRIO!" Damit meint Siegfried-Bruno Retzke allerdings nicht die Da-da-da-Sänger aus Großenkneten, sondern einen Spielcomputer mit dem gleichen Namen: SCISYS ELECTRONIC TRIO.
(aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dez. 1985 - Jan. 1986)

Seine bescheidenen Außenmaße von 19,5 x 11,5 x 4 cm machen ihn zum idealen Begleiter für unterwegs, denn er passt in jeden Aktenkoffer und jede Damenhandtasche. Dem Computerzwerg sind Steckdosen fremd: Er bezieht seine Energie aus drei Mignonzellen und geht mit diesen sehr sparsam um. Das Äußere ist farbenfroh, seine Bedienung kinderleicht. Die Züge werden mit Leuchtdioden angezeigt und mit Steckfiguren am Sensorbrett direkt ausgeführt. Ein wenig Fingerspitzengefühl wird dem Benutzer indes abverlangt: Die Figuren sind wegen der Spielfeldgröße" von 9 x 9 cm entsprechend miniaturisiert. Aber trotz seiner bescheidenen räumlichen Verhältnisse beherbergt TRIO Programme für drei Spiele in seinem Inneren: Schach, Dame und Tic-Tac-Toe!!!! (ein Ausrufezeichen je Spiel und eins für die Idee).

Schach: Man kann unter sieben Levels zwischen 3 Sek. und 3 Min. wählen und auf einer 8. Stufe schwerwiegende Probleme lösen lassen. Allerdings macht er sich aus zeitlichen Vorgaben ebenso wenig wie Kuli zu seinen besten TV-Zeiten und überzieht mitunter kräftig. TRIO beherrscht die Schachgesetze mit einer Ausnahme: Bei dreimaliger Stellungswiederholung spielt er munter weiter, anstatt die zwei Leuchtdioden für Draw (Remis) zu aktivieren. Als Frauenfreund verwandelt TRIO jeden Bauern auf der gegnerischen Grundreihe in eine Dame. Über eine Eröffnungsbibliothek verfügt er nicht, kompensiert dies jedoch durch einen recht soliden Spielaufbau. Bis Stufe 4 muss er sich zwar als Kanonenfutter verdingen, ab Stufe 5 legt er aber mächtig los. Es bedarf schon einiger Aufmerksamkeit, seinen computergemäßen taktischen Wendungen Gleichwertiges zu entgegnen. Ausgeschaltet behält er die letzte Stellung und spielt beim Wiedererwachen auch nach einem Jahr munter weiter.

Dame: Wir efrauzipierte Mitteleuropäer stellen unseren Damen bei diesem Spiel die gesamte Diagonale zum Lustwandeln zur Verfügung. Dies erlauben TRIOs internationale Spielregeln nicht: Nur immer ein Schritt ist den Damen gestattet. Daran lag es aber wohl nicht, dass ich ihm ab Stufe 5 (30 Sek. je Zug) nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Das Gerät spielt einfach besser als ich. In den höheren Spielstufen überließ ich daher meiner Frau das Feld. Trotz (oder wegen?!) der Freiheitseinschränkung ihrer "Geschlechtsgenossinnen" erwies sich ihr Spielwitz den Computerattacken als ebenbürtig. Deshalb sei an dieser Stelle ihr fachkundiges Urteil wiedergegeben: Guter Durchschnitt + (was immer sie mit " + " auch meinte).

Tic-Tac-Toe: Hier stehen vier Spielstufen zur Auswahl, wobei die Antwort stets augenblicklich erfolgt. Die Bedienungsanleitung gibt Auskunft über die geistreiche Einteilung: Auf Stufe 1 versucht der Computer mit allen Mitteln, das Spiel zu verlieren, auf Stufe 2 spielt er wahllos zufällig, auf Stufe 3 auf Gewinn und auf Stufe 4 perfekt. Es sei aber bemerkt, dass beidseitig perfektes Spiel zum Remis führt.

Während meiner täglichen Bahnfahrt zwischen Heim und Arbeit habe ich das kleine Ding nahezu liebgewonnen. Auf angenehme Art vertrieb er mir die Zeit. Immerhin standen drei Spiele zur Auswahl! Dass er nicht die Leistungen eines CRAY BLITZ erbrachte, störte wenig. Nicht der Großmeister, der die letzten taktischen Möglichkeiten der Computer ausloten will, ist sein Publikum, sondern eher der noch nicht ganz ausgeschlafene Bahnfahrer. Und diesem Publikum wird er vollends gerecht.

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