Fidelity Par Excellence

aus Schachcomputer.info Wiki, der freien Schachcomputer-Wissensdatenbank
Fidelity Par Excellence
Hersteller Fidelity
Markteinführung 1986
CElo 1877
Programmierer Spracklen, Dan & Kathe
Prozessor 65C02
Prozessortyp 8 Bit
Takt 5 MHz
RAM 8 KB
ROM 32 KB
Bibliothek 16.000 Halbzüge
Einführungspreis 748 DM
Rechentiefe
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt Fidelity Designer 2100, Fidelity Elite Avant Garde
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 16 Rand LEDs
Display
Stromversorgung Batterie = 4 x Baby, Netz = z.B. HGN 5001
Spielstufen 12, 5 x feste Suchtiefe, 6 x Durchschnittszeit, Analyse, Mattsuche
Maße 26 x 28 x 4 cm;
Spielfeld = 20,3 x 20,3 cm
Sonstiges
Modell Nr. 6083, 64 Eröffnungen wählbar, Tuning auf 10 MHz möglich
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug 8
30 Min. / Partie -
60 Sek. / Zug 9
60 Min. / Partie -
Turnier 11
Analyse 12

In der Werbung als Preis-Leistungs-Monster bezeichnet, bot der Par Excellence in der Tat ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis. Für einen Bruchteil des Preises eines Fidelity Elite Avant Garde war ein Gerät erhältlich, das die Spielstärke des Avant Garde sogar noch übertraf. In Kauf nehmen musste man natürlich eine einfache Plastikausführung in einem farblich gewöhnungsbedürftigen Gehäuse, die dem Par Excellence den Spitzenamen "Ochsenfrosch" einbrachte.


Der Ochsenfrosch

Par Excellence von Fidelity

Bernd Schneider (aus Computer Schach & Spiele / Heft 3 / Juni 1987)

Immer wieder taucht in letzter Zeit ein Schachcomputer amerikanischer Herkunft im Spitzenfeld von Computerturnieren und in den vorderen Bereichen der Elo-Listen auf: Der Par Excellence von Fidelity. Bernd Schneider hat sich mit diesem Gerät beschäftigt.

Zugegeben, wir sind etwas spät daran: Ein Test des Par Excellence von Fidelity war längst überfällig, wurde von uns jedoch hinausgezögert, da sein Programm aus dem Avant Garde bekannt ist und sein Äußeres und die Bedienung dem Excellence gleicht, der bereits besprochen wurde (CSS 3/86). Auch könnte er inzwischen als Auslaufgerät gelten, da ein 16-Bitter von Fidelity wohl in diesem Jahr noch erscheinen wird.

Viele Leser haben uns jedoch um einen Test des Par Excellence gebeten, so dass wir nun doch das Gerät genauer untersucht haben. Dies auch insofern, als Fidelity Deutschland unter der Regie von Ossi Weiner die Preise hat purzeln lassen: Man kann den "ParEx" heute günstiger denn je bekommen. Dies dürfte weitere Interessenten anlocken, denen das Gerät bisher zu teuer war.

Die Idee bei seiner Markteinführung war, das Mobile-Programm in einem simplen Kunststoffgehäuse, ohne die Unmenge an Features, die der Avant Garde aufweist, jenen Spielern anzubieten, denen es in erster Linie auf Spielstärke ankommt und die auf das ganze Beiwerk gut verzichten können.

Entlein in Froschgrün

Das Äußere des Par Ex ist genauso Entlein-hässlich ausgefallen wie das des Excellence, über dessen Erscheinungsbild wir ja bereits genügend gelästert haben; zumindest bei unserem Testgerät, das noch in den bekannten schwarz/grün/beige-Tönen gehalten war. Die jüngeren Geräte sind in der Farbgebung etwas geändert (siehe Titelbild CSS 2/87). Immerhin ist anzumerken, dass wir inzwischen auch positive Stimmen über das Äußere des Gerätes vernehmen (die Kunststoffgeräte von Fidelity waren bisher auch die einzigen, die den Mut zum Froschgrün haben).

Im Gegensatz zum Excellence sind die roten und grünen Rand-LEDs des Par Ex nicht kalottenförmig, sondern zylindrisch, was sie etwas besser erkennbar macht. Wo der Excellence nur einen einfach gehaltenen Schriftzug mit seinem Namen trägt, darf Par mit goldenen und roten Emblemen glänzen. Dennoch kann das Gehäuse nicht die genetische Nähe zum alten Sensory 8/9 leugnen; die beträchtliche Höhe des schwarzen Kunststoffblocks ist stilistisch ungeschickt. Würde man die (in hervorragender Qualität gefertigte) Platine mit dem 5-MHz-6502-Prozessor in eine flachere "Wanne" einbauen, gewänne die ParEx-Optik sehr. Und Platz wäre sicher noch genug.

Münchner Strom

Dies vor allem, wenn man das überflüssige Figurenfach im Bodenteil einsparen und unter Umständen sogar auf das kleine Batteriefach verzichten würde. Denn der Stromverbrauch eines 6502 ist ohnehin zu hoch für ausdauernden Betrieb per Alkalizelle. Wir haben den ParEx auf jeden Fall ausschließlich mit dem beigefügten Adapter betrieben. Dieses gab übrigens Anlass zur Belustigung: Es ist ein "HGN" - ein Hegener + Glaser-Netzteil. Man merkt halt, dass bei Ossi Weiner einige Fäden zusammenliefen. ParEx stört sich aber nicht daran, er frisst auch Münchner Strom.

Sensoren für Fingerdruck

Um noch ein wenig herumzumäkeln: ParEx hat Filzfüße, die recht fledderig wirken; Gummifüße gäben mehr Standfestigkeit auch bei vehementem Blitzspiel (und eventuellen Wutausbrüchen des Gegners). Der Ein/Aus-Schalter glänzt mit Primitivität und Schwergängigkeit. Und ein weiteres altes Übel auch hier: Die (etwas hässlichen) Figuren schaffen es aufgrund zu großer Füße nicht, das Sensorbrett zu aktivieren. Man Muss sie verkanten oder die Feldsensoren per Fingerspitze aktivieren. Ein Versuch mit den Figuren des Turbo 24, deren Magnete etwas hervorstehen, löste sofort das Problem: Das ParEx-Sensorbrett sprach äußerst sensibel und leicht an. Auch beim Supermondial der in dieser Hinsicht ebenso einfallslosen Münchner Konkurrenz ist die gleiche Lösung angeraten. Aber Fortschritte sind ja dazu da, nicht gemacht zu werden... Sinnvolle Beschränkung

Die Bedienung ist der des Excellence entsprechend: Über die Taste "Options" kann die Funktion der untersten Felderreihe zum Anwählen verschiedener Sonderfunktionen umgeschaltet werden. Als da sind: Abschalten des "Permanent Brain", Ton ein/aus, Monitorfunktion, Brett drehen, Anzugwechsel, Bibliothek ausschalten, Brett frei und Mattsuchstufe einschalten. Dass der "Options"-Modus eingestellt ist, wird durch konstantes Leuchten der LEDs 1 bis 4 angezeigt. Alle acht LEDs auf der linken Brettseite sind außerdem zum Kennzeichnen der zwölf Spielstufen einsetzbar, wobei neben den üblichen Stufen mit steigenden Bedenkzeiten auch fünf Stufen mit fester Suchtiefe (1 bis 5 Halbzüge) vorhanden sind. Gut, dass man sich hier auf fünf beschränkt hat, denn ab sechs wird das Warten auf die Zugausführung für normales Spiel zu mühsam. Überhaupt ist die Beschränkung auf das Nötige durchaus ein angenehmer Zug des Par.

Pars Alptraum

Weiterhin werden über die linken roten Rand-LEDs die Suchtiefe und eventuelle Zugzahl bis zum Matt angegeben. Die grünen an der Grundreihe hingegen geben noch Aufschluss über Schach, Matt, Patt, Remis, Farbe am Zug, eventuelle Batterieschwäche sowie Par's Alptraum "I lose" (wir haben nicht untersucht, ob er, ehe er das zugibt, nicht doch lieber in Batterieschwäche flüchtet...).

Rechts neben dem Spielfeld hat es die weidlich bekannten Sensortasten, die zum Bestimmen von Figuren und zum Einstellen der verschiedenen Spielstufen (Level) etc. dienen. Eine davon ist die Funktion "Verify": Mit "Option" gekoppelt, wird sie zu "Set up". Schön am Par ist, dass man (über "Take Back") praktisch beliebig viele Züge zurücknehmen kann - beim Excellence nur ein Dutzend. Und es wird einem gesagt, wo eine geschlagene Figur zu reinstallieren ist - wenn auch nicht, welche.

Tolle Eröffnungswahl

Ein Knüller ist die anwählbare Eröffnungsbibliothek des ParEx: Zu Spielbeginn, nach "New Game", drückt man "Take Back" (Achtung: noch vor dem Einstellen eines "Level"!): Alle Leuchtdioden beginnen gemeinsam zu blinken. Nun kann man durch Druck auf ein beliebiges Feld des Bretts die dort untergebrachte Eröffnung anwählen. g6: Wolga-Gambit. b4: Caro Kann. c6: Damenindisch. Und so weiter. Abschließen mit "Clear" und entweder selbst mit dem ersten Zug der gewählten Variante beginnen oder sogar den Computer mit wiederholtem "Move" die ganze Eröffnung vorführen lassen.

Man kann so Eröffnungen (16000 Halbzüge sind vorhanden) weitaus einfacher kennenlernen als mit der Trial-and-Error-Methode der bisherigen Fidelity-Geräte, die den Benutzer brutal stoppten, wenn er den Pfad der Eröffnung verließ. Beim Par geht es normal weiter, wenn man eine Neuerung anbringen möchte.

Par Excellence und Avant Garde

Wir hatten angenommen, das Mobile-Programm sei in allen Par-Excellence-Geräten und dem Avant Garde in identischer Form enthalten. Doch dem ist nicht so. Beim Vergleich des Par mit einem älteren Avant Garde zeigte sich, dass die beiden Geräte im Spiel nicht immer gleiche Antwortzeiten und -züge liefern. Die Programme sind einander allerdings ähnlicher als die des Forte und Expert.

Es gibt jedoch hin und wieder auch drastische Unterschiede: Das im Avant Garde-Test angeführte Erstickungsmatt (siehe CSS 3/86, Seite 9) löst der Par erst nach 1:20" (Avant Garde: 10"). Beim Beobachten der Suchtiefeanzeige fällt auf, dass das jüngere Par-Excellence-Programm auffällig lange in der Betrachtung der zweiten Suchtiefenebene verharrt, ehe es tiefer in den Suchbaum vordringt. Vielleicht sind hier neue (selektive?) Algorithmen hinzugekommen. Dafür spricht auch, dass ParEx mitunter zum ersten Ply zurückwechselt (!). Es gibt also verschiedene "Mobile"-Programmversionen. Darüber hinaus bestätigte sich unsere Vermutung, dass der Par aufgrund der fehlenden Megahertz-fressenden Features trotz gleicher Taktfrequenz etwas schneller läuft als der Avant Garde.

Verliert den Faden nicht

Par ist trotz seines Zögerns auf der zweiten Suchtiefenebene eine taktische Kanone, die gnadenlos zuschlagen kann, wenn ein Materialvorteil oder Matt sichtbar wird. Ist er in dieser Hinsicht auch nicht so potent wie etwa der Forte, so reicht es doch in allen Lagen aus. Positionell hingegen wirkt er eine Spur lahmer als z.B. Rebell oder Maestro. Es fehlt seinem Spiel einfach das Außergewöhnliche, das, was man so schön als "humanlike" bezeichnet. Aber das heißt nicht, dass ParEx nur mit bruten Schablonenzügen forct: Sein Spiel ist in sich stimmig, er verliert praktisch nie den Faden, was den selektiven Maestros und Rebellos doch hin und wieder passieren kann. In Turnierpartien rechnet er immer am sechsten, gegen Ende des Mittelspieles häufig am siebten Halbzug herum. Das reicht, um das Wichtigste zu sehen, Horizontzüge sind selten.

Par und Gegner

Im Spiel gegen einige Spitzengegner zeigte der Par, dass er dazugehört: Gegen Rebell hielt er völlig die Waage; was jener durch trickreiches Positionsspiel erreichte, machte das Fidelity-Gerät durch besseren Überblick wett. Gegen den Forte gelangen ihm sogar einige hübsche Siege auf mittleren Spielstufen und auch gegen Leonardo/Maestro machte er eine gute Figur. Im Grunde sind die Spielstärkeunterschiede zwischen diesen Geräten sehr gering. So bleibt die Frage: Sollte man sich nun noch einen ParEx anschaffen, wo noch 1987 die Kunststoffversion eines 16-Bitters mit Dallas-Spielstärke ins Haus steht, die nur ca. 800,- DM kosten wird? Nun, die Differenz beträgt immerhin runde 300,-DM. Dafür wird der Neue jedoch auch ein Display besitzen. Ein Vorschlag: Spielen Sie mal, wenn es soweit ist, blind gegen den Par und gegen seinen bis dato unbekannten potenten Nachfolger. Wenn Sie den Spielstärkeunterschied merken, sollten Sie anfangen, Ihr Geld zu zählen. Und sonst: Ossi Weiner hat noch eine Menge preisgünstiger Pars auf Lager, mit der Spielstärke eines Ochsen und grün wie ein Frosch...


Werbung - C Theodor Heinze


Partiebeispiele


Computer Chess News Special edition on the Par Exellence. Photo of the frontpage.


Weblinks