3. WMCCC Budapest 1983: Unterschied zwischen den Versionen

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* '''World Microcomputer Chess Champion:''' [[Fidelity Elite A/S Budapest]]
* '''World Microcomputer Chess Champion:''' [[Fidelity Elite A/S Budapest]]
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[[Bild:SAM 5037.JPG|200px|thumb|left|Mephisto X-Chess2001 X, David Levy]]
== FIDELITY siegte in Budapest ==
[[Bild:SAM 5039.JPG|200px|thumb|left|Fidelity Elite AS-Novag X, Kate Spracklen]]
 
 
''(Turnierbericht von Frederic Friedel & Dieter Steinwender aus Computerschach International / Heft 4 / 1983)''
 
Die Mikrocomputer-Schach-WM in Budapest ist zu Ende, viele CSI-Mitglieder haben unseren Ungarn-Service in Anspruch genommen und das Ergebnis bereits erfahren. Auch den übrigen Lesern, die es nicht so eilig hatten, wollen wir in dieser Ausgabe einen ersten Eindruck von den Wettkämpfen vermitteln. Natürlich werden wir in den nächsten Heften viel ausführlicher darauf eingehen, über den Turnierverlauf und die Hintergründe berichten. Heute wollen wir Sie in erster Linie über das Ergebnis des Turniers informieren.
<br />
<br />
'''Die Teilnehmer'''
[[Bild:SAM 5039.JPG|200px|thumb|right|Fidelity Elite AS-Novag X, Kate Spracklen]]
Firma: '''[[Fidelity|Fidelity Electronics]]'''<br/>
Autoren: [[Spracklen, Dan & Kathe|Dan und Kathe Spracklen]], [[Ron Nelson|Ronald Nelson]], Boris Baczynskyj
 
'''[[Fidelity Prestige|PRESTIGE]]''': Das bekannte Holzgerät der höheren Preisklasse, ausgestattet mit mit dynamischer Bewertung der Endknoten. Das Programm umfasst 20K in EPROM und benötigt 14K RAM.
Prozessor: 6502C auf 4 MHz getaktet. Das Gerät schafft ca. 1000 Stellungen pro Sekunde. Die in Ungarn verwendete spezielle Turnier-Eröffnungsbibliothek hat ca. 16.000 Stellungen, das normalerweise eingebaute CB-16-Modul wurde außer Betrieb gesetzt.
 
'''[[Fidelity Elite A/S|ELITE A/S]]''': Dieses in Deutschland angefertigte Holz-Sensorgerät hat dasselbe Programm wie der Prestige. Allerdings war die Taktgeschwindigkeit des Prozessor etwas geringer (3 MHz, daher auch nur 750 Stellungen pro Sekunde) und es
standen nur 3K RAM zur Verfügung. Die normalerweise im 24K umfassenden Programmspeicher (EPROM) enthaltene Eröffnungsbibliothek wurde für das Turnier durch dieselbe ersetzt, die auch im Prestige verwendet wurde.
 
'''[[Fidelity Sensory Chess Challenger 9|CHESS CHALLENGER SENSORY 9]]''': Die neueste Version des bekannten Sensory 9. Das Programm wurde verbessert und eine ganze Reihe neuer Strategien eingebaut. Das Programm, das bereits in ROM ist, umfasst 16K und benötigt 2K RAM. Der 6502A Prozessor läuft mit 2 MHz (gegenüber 1,5 MHz des normalen CC9). Die Eröffnungsbibliothek hat ca. 3.000 Stellungen.
<br /><br />
Firma: '''[[Mephisto|Hegener + Glaser]]'''<br/>
Autoren: [[Nitsche, Thomas & Henne, Elmar|Thomas Nitsche]], [[Nitsche, Thomas & Henne, Elmar|Elmar Henne]]
 
'''[[Mephisto Excalibur|MEPHISTO EXCALIBUR]]''': Ein Mephisto-Grundgerät im ESB Holz-Sensorbrett, mit einer 68000-Karte ausgerüstet, die das neueste Mephisto-III-Programm ausführt. Der 68000 ist ein echter 16-Bit-Prozessor und seine Verarbeitungsgeschwindigkeit von 8 MHz würde beim normalen MephistoGrundgerät etwa 21 MHz entsprechen. Das Programm ist 43 KByte groß und in EPROMs
untergebracht. In der Turnierversion stand ein RAM-Speicher von 128K zur Verfügung, in den beim Start das gesamte Programm zwecks Geschwindigkeitssteigerung übertragen wurde. Das Münchener Programm arbeitet extrem selektiv und schafft durchschnittlich 5 Stellungsüberprüfungen pro Sekunde, die Eröffnungsbibliothek hat ca. 1500 Stellungen. Das System wird bereits für 5000 DM angeboten.
 
'''MEPHISTO X''': Im Wesentlichen identisch mit dem EXCALIBUR, allerdings mit einer etwas kleineren Eröffnungsbibliothek (1000 Stellungen).
 
'''MEPHISTO Y''': Auch mit den anderen beiden nahezu identisch. Zunächst lief dieses Gerät ohne Eröffnungsbibliothek, später wurde die des Mephisto X verwendet.
<br /><br />
Firma: '''[[Novag|Novag Industries]]'''<br />
Autoren: [[David Kittinger]], Scott McDonald
 
'''[[Novag Constellation|CONSTELLATION]]''': Der normale Constellation von 2 MHz auf 3 MHz getrimmt (Prozessor 6502B), aber ansonsten unverändert. Programm: 16K in ROM, 2K RAM, Geschwindigkeit: rund 800 Stellungen pro Sekunde. Auch die Eröffnungsbibliothek (ca. 2500 Stellungen) wurde nicht modifiziert.
 
'''[[Novag Super Constellation|SUPER CONSTELLATION]]''': Dieses für [[1984]] vorgesehene Programm spielte im Constellation-Gehäuse. Der 6502C-Prozessor lief anfangs mit 4 MHz, wurde aber nach zwei Partien wegen technischer Schwierigkeiten auf 3,6 MHz heruntergesetzt. Das Programm war beim Turnier in 32K EPROM Speicherchips (mit 4K RAM) untergebracht. Suchgeschwindigkeit: 1000 Knoten pro Sekunde.
 
'''NOVAG X''': Ein weiteres Programm von Dave Kittinger, das noch etwas größer ist (34K EPROM und 4K RAM) und von einem 6502C mit 3,6 MHz ausgeführt wird. Im Turnier war es im Schachbrett des Robots untergebracht, das mit zusätzlichen Anzeige-LEDs ausgestattet wurde und natürlich ohne Arm spielte.
<br /><br />
Firma: '''Intelligent Software'''<br />
Autoren: [[Richard Lang]], [[Mark Taylor]]
[[Bild:SAM 5037.JPG|200px|thumb|right|Mephisto X-Chess2001 X, David Levy]]
[[CXG Chess 2001|CHESS 2001]]: Dieses neue Gerät, in England entwickelt und in Hongkong hergestellt, wurde erstmals bei der EM in London vorgestellt. Prozessor: Z8OC, 8 MHz (gegenüber 4 MHz bei dem im Handel erhältlichen Modell). Das Programm liegt bereits in der ROM-Version vor (16K mit 2K RAM) und hat 2500 Stellungen in der Eröffnungsbibliothek. Die Suchstrategie ist eher selektiv, es werden aber immerhin ca. 500 Knoten in der Sekunde untersucht.
 
'''CHESS 2001 X''': Identisch mit dem vorigen Gerät, allerdings mit roten Feldern auf dem Schachbrett. Zu experimentellen Zwecken hatte Firmenchef [[David Levy]] während eines Großteils des Turniers die Eröffnungsbibliothek ausgeschaltet.
 
'''65 CYRUS X''': Ein weiteres, noch voll in der Entwicklung stehendes Programm von Richard Lang und Mark Taylor. Verwendet wurde ein Apple II mit einer Accellerator Card (6502C-CPU) von Saturn Systems, die den Computer auf 3,6 MHz beschleunigt. Der Schachteil ist nur 5K groß und benötigt zusätzlich 8K RAM. Das Programm kennt 180 Eröffnungszüge. Die selektive Baumsuche ermöglicht eine Vorausrechnung von 4 bis 9 Halbzügen.
<br /><br />
Firma: '''[[SciSys]]'''<br />
Autor: [[Julio Kaplan]]
 
'''[[SciSys Superstar 28K|SUPERSTAR X]]''': Dieses Gerät kam in letzter Minute über Holland nach Budapest. Es arbeitet mit einem 6502A (2 MHz) und hat ein 24K großes Programm (+ 4K RAM). Die Bibliothek enthält 2500 Eröffnungszüge und das Programm untersucht ca. 400 Stellungen pro Sekunde.
<br /><br />
Firma: '''[[VEB Mikroelektronik Erfurt|Mikroelektronik Erfurt]]'''<br />
Autoren: [[Worbs, Rüdiger & Pähtz, Wolfgang|Rüdiger Worbs]], [[Schultze, Dieter|Dieter Schultze]]
 
'''[[Chess-Master|CHESS-MASTER]]''': Das DDR-Programm ist in einem Holzgehäuse untergebracht, hat Magnetsensoren und LEDs in jedem Feld. Der Prozessor (U 880 D, 2,5 MHz) ist eine eigene Entwicklung der Firma und entspricht in etwa dem Z80 von Zilog. Das Programm ist 12 KByte groß, enthält 180 Eröffnungsvarianten und untersucht nur 12-15 Stellungen pro Sekunde. Das Gerät, das auf der Leipziger Messe vorgestellt wurde und im Herstellerland bereits zu kaufen ist, hat im übrigen eine äußerst originelle Eingabemethode für Problemstellungen.
<br /><br />
'''Universität Hamburg'''<br />
Autoren: Manfred Allers, Dirk Hauschildt, Alexander Reinefeld, Jan Ropers, [[Dieter Steinwender]]
 
'''MICROMURKS''': Dieses Programm läuft auf einer AP-20 von IBS, einer speziellen 68000-Karte für den Apple, die effektiv mit ca. 3,5 MHz gefahren wird. Das Programm wird von Diskette geladen und benötigt 32K Speicher. Es hat eine stark spezialisierte Eröffungsbibliothek von 824 Stellungen.
<br /><br />
'''Universität Kopenhagen'''<br />
Autoren: [[Kaare Danielsen]], Hartvig Ekner
 
'''LOGICHESS 2.2''': Dieses Produkt der jüngsten Teilnehmer im Feld - 21 und 19 Jahre alt - läuft auf einem LYNX-Computer (Z8OA, 4 MHz) und benötigt 18K für den Code und 6K für veränderliche Daten. Es arbeitet selektiv und untersucht 50 Knoten pro Sekunde (Suchtiefe: ca. 4 bis 5 Halbzüge). Die Eröffungsbibliothek hat 400 Stellungen. Das Programm wird von Cassette geladen.
Private Teilnehmer
 
'''LABIRINT 64''': Dieses Gerät aus Rumänien wurde von Darie Viorel, Cean Valantin und Ciobanu Traian programmiert und läuft auf einem importierten 8085 mit 1 oder 2 MHz (Betreuer Viorel wußte es nicht genau). Das Programm hat eine Größe von 32K, wovon allein 26K für schachliche Bewertungen verwendet werden. In diesem Turnier spielte das Gerät mit einer festen Einstellung von selektiv sieben Zügen und einer Tiefe von drei Halbzügen. Dabei untersuchte es nur eine Stellung pro Sekunde.
 
'''GEDEON X''': Der altbekannte Chess Challenger Champion, von Bela Gedeon aus Ungarn leicht geändert, wurde ins Turnier aufgenommen, um eine gerade Zahl von Teilnehmern zu erreichen. Daten: 6502B, 3 MHz, 32K ROM, 16K RAM.
<br /><br />
'''Das Turnierergebnis'''
[[Bild:Elite-3.jpg|thumb|right|200px|Weltmeister 1983 - Fidelity Elite A/S]]
Den genauen Verlauf des Turniers können Sie der oben stehenden Tabelle entnehmen. Aus dieser Tabelle gehen die wichtigsten Daten über den Verlauf des Turniers hervor.
Die sieben Runden sind in senkrechten Spalten getrennt aufgeführt (1 bis 7) und geben Auskunft über den Gegner und die Farbe, das Ergebnis dieser Begegnung und die Fortschritte der Programme im Turnier. Beispielsweise hat Elite A/S in der ersten Runde gegen Mephisto Excalibur (Nummer 10) mit Weiß (kein Punkt hinter der 10) gespielt und die Partie gewonnen (1); in der zweiten Runde war der Gegner Logichess 2.2 (15), Elite hatte Schwarz (b) und gewann (+). Wegen des verspäteten Eintreffens des rumänischen Programms wurden für Labirint und Gedeon in den ersten beiden Runden keine Punkte notiert.
 
Sieger des Turniers und Weltmeister der Mikrocomputer wurde mit einem vollen Punkt Vorsprung der Elite A/S, gefolgt von den punktgleichen Mephisto X (zweiter Preis), Novag X (dritter preis) und Super Constellation. Sensory 9, der auf Platz 12 landete, erhielt den Preis für den besten kommerziell erhältlichen Schachcomputer (nur er und Chess-Master hatten sich um diesen Preis beworben). Den Preis für das beste Amateurprogramm erhielt Micromurks.
<br style="clear:both;" />
[[Bild:Turniertabelle_WM_1983_CSI_83-4-08.jpg|thumb|600px|left|Turnierverlauf]]
<br style="clear:both;" />
 
== Budapest-Auslese ==
 
'''Impressionen einer Weltmeisterschaft'''
 
''(Turnierbericht von Dieter Steinwender aus Computerschach International / Heft 1 / 1984)''
 
Für jeden Computerschachfreund gibt es ein Ereignis von ganz besonderem Interesse: Die Mikrocomputer-
Schachweltmeisterschaft. Die letzte fand vom 13. bis 17. Oktober vergangenen Jahres in Budapest statt. Im CSI-Heft 4/83
haben wir bereits die Teilnehmer ausführlich vorgestellt und das Ergebnis bekanntgegeben. Wir wollen nun auf die Wettkämpfe
näher eingehen und alle Höhepunkte und Zwischenfälle Revue passieren lassen.
 
Den ersten Gewinnpunkt der WM konnte der Elite A/S verbuchen. In einer scharfen Wiener Partie beging sein Gegner Mephisto
Excalibur einige Ungenauigkeiten, was dem Fidelity-Programm Gelegenheit zu einem vernichtenden Königsangriff gab. Nach nur
27 Zügen musste das deutsche Team aufgeben.
 
Die beste Partie des Tages bescherte uns der Mephisto Y, der gegen den neuen Superstar von SciSys sein strategisches Können
unter Beweis stellte (Kommentar: Dr. László Lindner).
 
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Superstar X, SciSys"]
[Black "Mephisto Y"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "102"]
 
1. d4 d5 2. c4 dxc4 3. Nf3 a6 4. e4 {Eine scharfe Fortsetzung, die gute
Entwicklungsm&ouml;glichkeiten sichert, aber dem Schwarzen erlaubt, den
Gambitbauern zu behalten.} b5 5. a4 Bb7 6. axb5 axb5 7. Rxa8 Bxa8 8. Nc3 c6 9.
Be2 e6 10. O-O Nf6 11. Bg5 Be7 12. Qc2 O-O 13. Ra1 Nbd7 14. Ra7 {Die offene
a-Linie bietet chancenreiches Gegenspiel, das sofortige Eindringen ist aber
verfr&uuml;ht.} h6 15. Bh4 Re8 16. h3 Qb8 17. Ra6 {Der Turm sucht vergebens
Angriffspunkte.} b4 $1 18. Na4 Bb7 19. Bg3 b3 $1 20. Qb1 ({Nach} 20. Qxc4 Bxa6
{geht die Qualit&auml;t verloren.}) 20... Bxa6 $3 {Die erste gro&szlig;e
&Uuml;berraschung des Turniers. Schwarz beschlie&szlig;t, die Dame zu opfern, obwohl
auch 20...Dc8 21. Ta1 c5 ihm ein gutes Spiel gesichert h&auml;tte.} 21. Bxb8 Rxb8
22. Nc3 Bb4 {Die Bilanz: Turm + L&auml;ufer + Bauer f&uuml;r die Dame, was materiell
ungef&auml;hr gleich ist. Im Bewertungssystem von Mephisto mu&szlig; die
Bewegungsfreiheit der schwarzen Figuren und die Bauernmehrheit am
Damenfl&uuml;gel den Ausschlag gegeben haben. Die Partie ist jedoch noch lange
nicht gewonnen.} 23. Qf1 Bxc3 24. Qa1 {Er findet noch einen Ausweg. Nach 24.
bxc3 b2 25.Db1 Sxe4 w&auml;re es schon hoffnungslos.} Bxb2 $1 25. Qxa6 Bc3 26. Qxc4
b2 27. Bd3 b1=Q+ 28. Bxb1 Rxb1+ 29. Kh2 Nxe4 30. Qxc6 Ndf6 31. Qc8+ Kh7 32. Qc7
Rf1 $1 33. Qxf7 Rxf2 34. Qxe6 Re2 35. Qc4 Rb2 36. Qc8 Rf2 37. d5 Bb4 38. Qa6 $2
{Ein Vorr&uuml;cken mit dem d-Bauern war nicht mehr m&ouml;glich, er h&auml;tte jedoch z.
B. durch De6 vorl&auml;ufig verteidigt werden k&ouml;nnen.} Nxd5 39. Qa8 Ndc3 40. Ne5
Bd6 41. Qe8 Nf6 42. Qg6+ Kg8 43. Kg1 Ra2 44. Qf7+ Kh8 45. Ng6+ Kh7 46. Nf8+
Bxf8 47. Qxf8 Ne2+ 48. Kf1 Ng3+ 49. Ke1 Nfe4 $1 50. Qf3 {Nat&uuml;rlich sieht
Superstar, dass sich nach 50. Kd1 das geschickt gewebte Mattnetz zuzieht:}
Ra1+ 51. Qd1 Rxd1+ {und Wei&szlig; gab auf.} 0-1
</pgn>
 
===== Pech für Constellation =====
[[Image:3_WMCCC.jpg|thumb|300px|right|Thomas Nitsche (rechts) analysiert mit Dave Kittinger die Schlussstellung nach der Zeitüberschreitung. Links: Prof. György RÃCtsági.<br> C - CSS 1/84]]Die Firma Novag war in Budapest anfangs nur durch zwei Personen vertreten, Chef Peter Auge und Programmierer David
Kittinger. Da aber drei Novag-Geräte teilnahmen, musste das Organisationskomitee einen weiteren Operateur zur Verfügung
stellen. So übernahm in der ersten Runde ein ungarischer Mitarbeiter die Bedienung des Constellation. Dieser, ein
ausgezeichneter Schachspieler, aber gänzlich unerfahren in der Handhabung des Computers, war übermäßig penibel und brauchte
sehr viel Zeit, um die Züge einzugeben. Auf diesen Umstand ist es wohl zurückzuführen, dass Constellation in der Partie gegen
Mephisto X im 38. Zug die Zeit überschritt. Der einzige Trost: Der Novag-Rechner hatte in der Schlussstellung ohnehin einen
Bauern weniger und hätte das Turmendspiel nur mit viel Glück remis halten können.
 
Nach diesem Fiasko wurde der deutsche Novag-Importeur Günter Zens nach Budapest beordert, bis zu seiner Ankunft übernahm
WM-Komitee Mitglied Frederic Friedel die Bedienung des Constellation.
 
===== Überraschendes Springeropfer =====
 
In der zweiten Runde konnte Elite einen weiteren eindrucksvollen Sieg erringen. Den kombinatorischen Ideen des von Kathe
Spracklen liebevoll bedienten Computers hatte das dänische Amateurprogramm Logichess nichts entgegenzusetzen (Kommentar: Dr.  László Lindner).
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Logichess 2.2"]
[Black "Elite A/S"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "78"]
 
1. d4 d5 2. c4 dxc4 3. Nf3 Nf6 4. e3 e6 5. Bxc4 c5 6. O-O a6 7. Nc3 b5 8. Bd3
Bb7 {Die sogenannte Meraner Variante bietet ausgeglichenes Spiel f&uuml;r Schwarz.}
9. Bc2 Nbd7 10. Ng5 {Ein v&ouml;llig zweckloser Zug, der schon als Programmfehler
betrachtet werden kann. Wozu hinausst&uuml;rzen, wenn man jederzeit wieder
zur&uuml;ckgetrieben werden kann?} Bd6 11. f4 {Dieser Aufbau rechtfertigt
nicht die Tempoverluste, die er kostet.} O-O 12. dxc5 $2 Bxc5 13. Be4 Qc7 14.
Bxb7 Qxb7 15. Qd3 b4 16. Nce4 h6 17. Nxf6+ Nxf6 18. Nf3 Rfd8 {Wei&szlig; ist mit
seiner Entwicklung wegen des schwachen 10. Zuges total zur&uuml;ckgeblieben.
Zus&auml;tzlich hat er einen r&uuml;ckst&auml;ndigen Bauern auf der e-Linie.} 19. Qc4
Qb6 20. Re1 Ng4 21. Qb3 Qc7 $1 {Wenn das eine Meisterpartie w&auml;re, k&ouml;nnte man
voraussetzen, dass Schwarz bereits hier eine raffinierte Falle plante. Da wir
aber wissen, dass Elite kaum mehr als sechs Halbz&uuml;ge vorausrechnet,
m&uuml;ssen wir davon ausgehen, dass er lediglich Dxf4 im Auge hatte.} 22. h3 a5 $3
{Wir erlauben uns die Behauptung: Dieser unwahrscheinliche Zug w&auml;re vom
Gedankenkreis vieler Meisterspieler ausgeblieben.} 23. hxg4 {Der
Amateur-Gegner tappt hinein.} a4 24. Qd1 {Nach 24.Dc4 oder Dc2 kommt
selbstverst&auml;ndlich 24...Lxe3+.} Rxd1 25. Rxd1 Qxf4 26. Kf2 Qxg4 27. Rd7 Qc4
28. Ne5 Qb5 29. Rd1 Bxe3+ 30. Bxe3 Qxe5 31. Rd4 Rc8 32. Rad1 Rc2+ 33. R1d2 Qxd4
$1 34. Rxc2 Qd5 35. Bf4 Qf5 36. Rc4 e5 37. g3 g5 38. Rxb4 exf4 39. Kg2 Qd5+ {
und Wei&szlig; gab auf.} 0-1
</pgn>
 
===== Prestige blendend in Form =====
 
Die weiteren Ereignisse des zweiten Spieltags: Mephisto X nutzte im Endspiel gegen Chess 2001 geschickt die Chancen eines
gedeckten Freibauern und konnte nach langem Kampf die Partie für sich entscheiden. Sein Zwillingsbruder, der Mephisto Y,
hätte nach der frühzeitigen Eroberung eines Bauern wahrscheinlich auch gewinnen können, doch die gute Spielführung des Novag X rettete die Situation. Man einigte sich schon im 32. Zug auf Remis.
 
Der Sensory 9 konnte - wie schon in der ersten Runde - einen Bauernvorteil nicht verwerten und verbuchte ein weiteres Remis, diesmal gegen Constellation. Cyrus bot nicht genügend Widerstand gegen den Excalibur, der ohne große Schwierigkeiten seinen
leichten Positionsvorteil in einen Sieg ummünzen konnte.
 
Eine exzellente Partie bekam das Publikum in der Begegnung zwischen '''Prestige und Super-Constellation''' zusehen, in der das
Fidelity-Flagschiff meisterhaft den gegnerischen Königsflügel attackierte. Nach 22 Zügen war die folgende Stellung
entstanden:
{{Schachbrett klein|=
| tleft
|
|=
8 |  |  |  |  |br|  |  |  |=
7 |bp|  |  |bn|bq|  |bk|  |=
6 |  |  |  |  |bp|  |  |bp|=
5 |  |bp|  |bp|wp|  |bp|  |=
4 |  |  |bp|wp|  |  |wb|  |=
3 |bb|  |wp|  |  |  |wb|wq|=
2 |wp|  |wp|  |  |  |wp|wp|=
1 |  |  |  |  |  |wr|wk|  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Weiß am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Weiß steht prächtig, doch noch scheint das schwarze Lager ausreichend verteidigt zu sein. Vor den staunenden Augen der
Kiebitze ließ Prestige nun die gegnerische Stellung wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Finden auch Sie die gewinnbringende
Fortsetzung? (Die [[3._WMCCC_Budapest_1983#L.C3.B6sungen|Lösung]] finden Sie am Ende des Beitrags).
 
 
[[Image:3 WMCCC 2.jpg|thumb|160px|right|Ossi Weiner und Elmar  Henne (Hegener + Glaser)<br> C - CSS 1/84]]
 
===== Elite geht in Führung =====
 
In der dritten Runde begann sich bereits, die Streu vom Weizen zu trennen. Die zwei Favoriten Novag X und Prestige lieferten sich ein langes, kompliziertes Gefecht. Das Experimentalgerät aus Hongkong kam mit den Verwicklungen am Ende besser zurecht und brachte dem Prestige die erste Niederlage bei.
 
Am Spitzenbrett musste sich Elite nach einem heftigen aber nicht ganz geglückten Mittelspielangriff im Endspiel gegen Mephisto X mit einem Turm gegen Läufer und Springer durchsetzen. Geschickt lenkte er die gegnerischen Figuren auf ungünstige Felder und holte sich schließlich einen Bauern nach dem anderen: 1:0 im 55. Zug. Elite hatte mit drei Siegen die alleinige Führung übernommen. Auf Platz 2 folgte Novag X mit 2,5 Punkten.
 
Gedrückte Stimmung herrschte dagegen im Mephisto-Lager. Zum großen Ärgernis der Münchner überschritt Mephisto Y in besserer
Stellung gegen Chess 2001 X die Zeit und verlor so den Anschluss an die Spitze. Lediglich der Excalibur konnte einen
grauenhaft schlecht spielenden Chess 2001 mattsetzen.
 
Die kürzeste Partie des Turniers gewann Constellation, der in weniger als zwei Stunden seinen Gegner bezwang:
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Cyrus X"]
[Black "Constellation"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "40"]
 
1. d4 d5 2. c4 e5 3. Nc3 exd4 4. Qxd4 dxc4 5. Qe4+ Ne7 6. Bf4 Nbc6 7. Nb5 Bf5
8. Qe3 Nb4 9. Nxc7+ Qxc7 10. Bxc7 Nc2+ 11. Kd2 Nxe3 12. fxe3 Nd5 13. Bf4 Bb4+
14. Kc1 c3 15. Be5 Nxe3 16. Nh3 O-O-O 17. Nf2 Rd2 18. g4 Rc2+ 19. Kb1 Rxe2+ 20.
gxf5 Re1+ {Matt im n&auml;chsten Zug.} 0-1
</pgn>
 
===== Wundersame Rettung =====
 
Am vierten Tag konzentrierten sich die Blicke auf den Zweikampf der Spitzenreiter Elite A/S und Novag X. Würde Elite seine
Führung verteidigen können? Beide Programme schienen sich der Wichtigkeit dieser Begegnung bewusst zu sein. Es wurde ein
Kampf zweier gleichstarker Gegner, in dem keiner dem anderen etwas schenkte. Seine etwas ungünstigere Bauernstellung wurde
dem Elite im Endspiel schließlich zum Verhängnis. Nach langem Manövrieren konnte der Novag-Computer zwei Bauern erobern und
die Stellung durch Abtausch noch weiter vereinfachen. Die Sache kam ins Rollen. Durch Zugzwang ging der letzte weiße Bauer
verloren, die Lage für Elite war hoffnungslos:
{{Schachbrett klein|=
| tleft
|
|=
8 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
7 |  |  |  |  |  |bk|  |  |=
6 |  |  |  |  |  |bp|  |  |=
5 |  |  |  |  |bn|  |bp|  |=
4 |  |  |bp|wk|  |  |  |  |=
3 |  |  |  |  |wn|  |  |  |=
2 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
1 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Schwarz am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Doch nun wusste Novag X nicht so recht weiter: 73...g4 74.Sf5 Kg6 75.Sg3 Kf7 76.Sf5 Kg8 77.Kc3 Kf7 78.Kd4. Plötzlich gab es
hellste Aufregung am Spieltisch: Das halbe Elite-Brett hatte begonnen, aufzublinken. Kathe Spracklen, die in den letzten
Minuten nur noch nervös auf ihrem Stuhl herumgerutscht war, sprang auf und lief mit Freudentränen in den Augen zum Schiedsrichter. Ihr Computer hatte eine dreimalige Stellungswiederholung entdeckt. Die Nachprüfung brachte Gewissheit: Remis! So erleichtert Kathe in diesem Augenblick war, so geknickt war auf der Gegenseite Dave Kittinger. Wie konnte sein Programm das übersehen haben?
 
 
===== Tag der Kuriositäten =====
 
Doch dies sollte nicht die einzige Aufregung des Tages bleiben. Mark Taylor musste sich geschlagen geben, weil sein Programm
Cyrus im Spiel gegen Chessmaster auch nach mehrfachen Reparaturversuchen auf einen illegalen Zug bestand. In der Partie
Constellation gegen Prestige war ein Bauernendspiel entstanden, in dem ein unscheinbarer Königszug zum Erstaunen aller Zuschauer zum Verlust führte:<br>[[Image:3 WMCCC 3.jpg|thumb|350px|right|Programm-Autoren diskutieren zwischen den Runden. Von links sitzend: David Levy, Thomas Nitsche, Kathe Spracklen, Elmar Henne, Dieter Steinwender; vorne knied: Kaare Danielsen und David Kittinger.<br> C - CSS 1/84]]
{{Schachbrett klein|=
| tleft
|
|=
8 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
7 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
6 |  |  |  |  |  |  |bp|bp|=
5 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
4 |  |  |  |  |  |  |  |wp|=
3 |  |  |  |  |  |wk|wp|  |=
2 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
1 |  |  |  |  |  |  |bk|  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Weiß am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Leicht hätte hier nun 67.g4 oder 67.Kf4 remis gehalten, z.B. 67.g4 Kh2 68.Kf4 Kh3 69.g5 hxg5 70.Kxg5 remis, oder 69... h5
70.Ke5 Kxh4 71.Kf6 Kg4 72.Kxg6 h4 73. Kf6 h3 74.g6, beide Seiten holen sich eine Dame, remis.
 
Stattdessen spielte Constellation (der Hang zur Zentralisierung?) 67.Ke3? und nun führte Prestige einen studienartigen
Gewinn vor: 67... Kg2 68.Kf4 Kh3 69.Kf3 g5! 70.h5 (nach 70.hxg5 hxg5 71.Kf2 g4 gerät Weiß in die TrÃCbuchet-Falle und muss
seinen Bauern verlassen) 70...Kh2 71.Kg4 Kg2 72.Kf5 Kxg3 73.Kg6 Kf4! 74. Kxh6 g4 75.Kg7 g3 76.h6 g2 77.h7 g1D+ 78.Kf7 Da7+
79.Kg6 Dd4 und Dave Kittinger gab die Partie für Constellation auf. Viele Kiebitze glaubten, dass 79.Kg8 das Remis noch
gesichert hätte, aber wer die Moravec-Aufgabe aus CSI 2/83 (S.19) genau studiert hat, kennt schon das Gewinnmotiv: 79.Kg8
Kf5 80.h8D Kg6! und Schwarz muss seine Dame gleich wieder hergeben.
 
===== Effekthascherei =====
 
Auch Computer scheinen einen Sinn für Ästhetik zu haben und auf bewundernde Blicke der Zuschauer schlecht verzichten zu
können. Das zeigte die Partie zwischen Gedeon X und Chess 2001:
{{Schachbrett klein|=
| tleft
|
|=
8 |  |  |  |wq|  |  |  |  |=
7 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
6 |  |  |  |  |bk|  |  |  |=
5 |  |  |  |  |  |  |bp|  |=
4 |  |  |bb|  |  |  |wp|bp|=
3 |  |  |  |  |bq|  |  |wp|=
2 |  |  |  |  |  |  |wk|wb|=
1 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Schwarz am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Statt mit 54...De2+ 55.Kh1 Df3+ 56.Kgl Df1 einfach mattzusetzen, zog Chess 2001 den spektakulären Zug 54... Dxh3+!!? vor.
Den Zuschauern stockte einen Augenblick lang der Atem. Doch dann klopften sie David Levy auf die Schulter: Sein Programm
würde nach 54.Kxh3 Lf1+ ein wunderschönes Mattbild vorführen. Leider war Gedeon X für solche Späße nicht aufgelegt und ließ
sich lieber durch 55.Khl Df3+ 56.Kg1 Df1 mattsetzen. Keiner bemerkte, dass nach 55.Kf2 die Partie sicher noch einige Züge
länger gedauert hätte.
 
 
===== Elite schlägt wieder zu =====
 
Auch in der fünften Runde stand die Frage im Raum: Wer kann Elite eigentlich noch gefährlich werden? Chess 2001 X konnte es
jedenfalls nicht. Nach 25 Zügen war die folgende Stellung erreicht:
[[Image:3 WMCCC 4.jpg|thumb|227px|right|David Levy bedient seinen Computer Chess 2001 X<br>C - CSS 1/84 ]]
{{Schachbrett klein|=
| tleft
| '''Chess 2001 X - Elite A/S'''
|=
8 |  |  |br|  |  |br|bk|  |=
7 |  |bp|  |  |  |  |bp|bp|=
6 |  |  |  |  |  |  |  |bn|=
5 |bp|  |  |bq|bp|  |wn|  |=
4 |wp|bn|  |bp|wn|  |  |wr|=
3 |  |wp|  |wp|  |wp|wp|  |=
2 |  |  |wp|  |  |  |  |wr|=
1 |  |wk|  |  |  |  |wq|  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Schwarz am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Das Levy-Programm (Weiß) hatte gerade seine Dame von der Verteidigung des Damenflügels abgezogen und auf das ziemlich
unsinnige Feld g1 gestellt. Diese Gelegenheit ließ sich Elite nicht entgehen und schlug erbarmungslos zu. Finden auch Sie
den entscheidenden Zug? ([[3._WMCCC_Budapest_1983#Chess_2001_X_gegen_Elite_A.2FS|Lösung]] am Ende des Beitrags).
 
Der Mephisto Excalibur hatte mit Novag X einen schweren Gegner. Trotzdem lief es zunächst prächtig für den deutschen
Schachcomputer: Im 30. Zug gewann er einen Bauern, im 40. die Qualität. Die Partie war klar gewonnen. Doch dann verließen
ihn die Kräfte:
{{Schachbrett klein|=
| tleft
|
|=
8 |  |  |  |  |  |  |  |  |=
7 |  |  |  |  |  |bp|bk|  |=
6 |bp|  |  |wr|  |  |bp|bp|=
5 |wp|  |  |wq|  |  |  |  |=
4 |  |  |  |  |wp|  |  |  |=
3 |  |  |bb|  |  |wp|  |wp|=
2 |  |  |  |  |  |wk|wp|  |=
1 |bq|  |  |  |  |  |  |  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Weiß am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Offenbar wähnte sich Excalibur bereits im Endspiel, denn der König verließ nun frohen Mutes die schützenden Bauern, lief ins
 
Zentrum und damit dem Gegner direkt ins Messer. Schauen wir uns das traurige Ende an: 55.Ke3? De1+ 56.Kd3 Lxa5 57.De5+ Kh7
58.Df6 Dd2+ 59.Kc4 Db4+ 60.Kd5 Db3+ 61.Kc5 Lc3! (droht Db5 matt) 62.Td4 Db5+ 63.Kd6 Db6+ 64.Ke7 Dxf6+ 0:1
 
===== Bester Zug des Turniers =====
 
Schon nach 14 Zügen waren in der Partie '''Super-Constellation gegen Chess 2001''' alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen
Königsangriff geschaffen:
{{Schachbrett klein|=
| tleft
|
|=
8 |br|  |  |  |br|  |bk|  |=
7 |bp|bp|bp|bq|  |bp|bp|bp|=
6 |  |  |bn|bp|  |bn|  |  |=
5 |  |  |  |wb|  |  |  |  |=
4 |  |  |  |wp|bb|  |  |wn|=
3 |  |  |wn|  |  |  |  |wp|=
2 |wp|wp|wp|wq|  |  |wp|  |=
1 |wr|  |  |  |  |wr|wk|  |=
    a  b  c  d  e  f  g  h
| Weiß am Zug
}}
<br style="clear:both;" />
Schwarz hatte gerade mit Lg6xe4 einen Bauern verspeist, der ihm noch schwer im Magen liegen sollte. Der Super-Conny spielte
nun eine überfallartige Kombination, die den anwesenden Großmeister Istvan Bilek in höchste Verzückung versetzte. Die
großartige Abwicklung enthielt einen Zug, den Bilek als "eindeutig den besten des gesamten Turniers" bezeichnete. ([[3._WMCCC_Budapest_1983#Super-Constellation_gegen_Chess_2001|Lösung]] am
Schluss).
 
Zu einem aufregenden Ereignis wurde die Partie Prestige-Mephisto X, in der es zu einem dramatischen Zwischenfall kam, über
den wir im anschließenden Beitrag ausführlich berichten.
 
===== Partien von hohem Niveau =====
 
Am sechsten Spieltag wurde es noch einmal spannend. Mephisto X bekundete mit einem hervorragenden strategischen Sieg über
den Sensory 9 seinen Anspruch auf einen der vorderen Plätze. Elite musste gegen Super-Constellation im Mittelspiel seine Dame
für Turm und Läufer hergeben und war zeitweilig in großer Gefahr, die Partie zu verlieren. Doch er verteidigte sich zäh und
konnte in einem langwierigen Endspiel noch einen halben Punkt retten. Novag X gewann gegen Superstar, so dass am Ende der sechsten Runde Elite und Novag X mit je fünf Punkten die Tabelle anführten.
 
Aber auch Prestige wollte bei der Titelvergabe noch ein Wörtchen mitreden. In einer hochkarätigen Partie besiegte er
Mephisto Excalibur und kam so auf 4,5 Punkte (Kommentar: Dr. László Lindner).
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Prestige"]
[Black "Mephisto Excalibur"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "106"]
 
1. e4 d5 2. exd5 Qxd5 3. Nc3 Qe6+ 4. Nge2 Nf6 5. d4 Qb6 6. g3 e5 $1 7. dxe5 Ng4
8. Nd4 Nxe5 9. Bb5+ c6 10. Be2 Bh3 11. Nb3 Bb4 12. Be3 Bxc3+ 13. bxc3 Qc7 14.
f4 Ng6 15. Bc5 {Wei&szlig; hat einen kleinen positionellen Vorteil errungen.} Bg2
16. Rg1 Be4 17. Nd2 Bd5 18. Nc4 {Das wei&szlig;e Man&ouml;vrieren zur Eroberung des
Punktes d6 ist eine strategische Zielsetzung, die wir vor kurzem noch kaum von
einem Computer erwartet h&auml;tten.} Bxc4 19. Bxc4 Ne7 20. Qd4 O-O 21. Bxa7 $5 Nd7
22. O-O-O {Also doch... Der K&ouml;nig durfte kaum in der Mitte bleiben, aber
steht er hier besser? Immerhin hat der Gegner eine offene a-Linie.} Rfd8 23.
Rge1 Qa5 $1 24. Bb6 $1 {F&uuml;r einen Menschen enthalten diese Z&uuml;ge
geistreiche taktische Ideen. 24.Txe7 war nicht m&ouml;glich wegen Da3+;
demgegen&uuml;ber w&uuml;rde jetzt 24...Sxb6?? 25.Dxd8 zum Matt, bzw. 24...Dxb6 25.
Txe7 Dxd4 26.Txd4 zu bedeutendem Vorteil f&uuml;hren.} Qa3+ 25. Kb1 Nd5 $1 26.
Bxd5 Nxb6 27. Bxf7+ $1 Kxf7 28. Qxb6 Qxa2+ 29. Kc1 Qa1+ 30. Qb1 Qxc3 $2 {Hier
h&auml;tte Mephisto gleich die Damen tauschen sollen, dann w&auml;re die Partie
vermutlich remis geworden.} 31. Qxb7+ Kg8 {(erzwungen)} 32. Qb3+ Qxb3 33. Rxd8+
Rxd8 34. cxb3 Rd3 35. Kc2 Rf3 $2 {Schwarz h&auml;tte auf jeden Fall versuchen
m&uuml;ssen, den c-Bauern und damit das Gleichgewicht am Damenfl&uuml;gel zu
erhalten. Das ist aber schon h&ouml;here Endspielkunst, die der Computer heute
noch nicht besitzt.} 36. Re6 Rf2+ 37. Kb1 c5 38. Rc6 Rxh2 39. Rxc5 Rg2 40. Rc3
Kf7 41. b4 Ke6 42. b5 Rd2 43. b6 Rd1+ 44. Ka2 Rd2+ 45. Ka1 Rd1+ 46. Kb2 Rd2+
47. Ka3 Rd7 48. Ka4 Rb7 49. Kb5 Kd6 50. Ka6 Rb8 51. b7 g5 52. fxg5 h6 53. gxh6
Rh8 {und Schwarz gab gleichzeitig auf.} 1-0
</pgn>
 
===== Die Entscheidung =====
 
Die siebte und letzte Runde sollte noch einmal dramatische Ereignisse bringen. Constellation verlor wieder durch Zeitüberschreitung (gegen Gedeon), diesmal ärgerlicherweise in klar besserer Stellung. Diese Scharte konnte allerdings sein schnellerer Bruder wieder auswetzen: Super-Constellation besiegte den Excalibur in einer scharfen Angriffspartie, nachdem der deutsche Computer schon in der Eröffnung einen groben Fehler begangen hatte. Die Titelaspiranten machten sich das Leben besonders schwer. Völlig unerwartet wurde Prestige von Chess 2001 mattgesetzt. Auch Novag X gab alle seine Chancen auf, als er sich gegen Mephisto X auf eine zweifelhafte Kombination einließ. Der Rechner aus München gewann und schob sich damit auf einen der vordersten Plätze. Besonders aufregend wurde es in der Partie Superstar-Elite. Der große Favorit geriet gegen den SciSys-Neuling unter starken Druck und konnte nur mit Mühe den taktischen Sticheleien seines Gegners ausweichen. Es entstand ein schwieriges Turmendspiel, das vermutlich remis geworden wäre. Doch es sollte anders kommen. Superstar brütete zu lange über seinen 40. Zug, das Blättchen fiel und Elite war Weltmeister!
 
 
== Lösungen ==
 
===== Prestige gegen Super-Constellatiom =====
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Prestige"]
[Black "Super Constellation"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "4r3/p2nq1k1/4p2p/1p1pP1p1/2pP2B1/b1P3BQ/P1P3PP/5RK1 w - - 0 23"]
[PlyCount "5"]
 
{Wei&szlig; f&uuml;hrte den entscheidenden Schlag mit} 23. Rf6 $1 {Jetzt h&auml;ngen die
Bauern auf e6 und h6, so dass Schwarz nichts anderes &uuml;brig bleibt, als das
Qualit&auml;tsopfer anzunehmen.} Nxf6 24. exf6+ Qxf6 ({Auf} 24... Kxf6 {folgt} 25.
Qxh6+ Kf7 26. Bh5+ Kg8 27. Be5 {und Wei&szlig; gewinnt einen ganzen Turm oder setzt
in wenigen Z&uuml;gen matt.}) 25. Be5 {Die schwarze Dame f&auml;llt, Prestige gewann
sicher im 49. Zug.} 1-0
</pgn>
===== Chess 2001 X gegen Elite A/S =====
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Chess 2001 X"]
[Black "Elite A/S"]
[Result "0-1"]
[SetUp "1"]
[FEN "2r2rk1/1p4pp/7n/p2qp1N1/Pn1pN2R/1P1P1PP1/2P4R/1K4Q1 b - - 0 26"]
[PlyCount "29"]
 
{Elite spielte} 26... Nxd3 $2 {Nachtrag: Ist nachtr&auml;glich als Fehler anzusehen
} 27. cxd3 (27. Rxh6 $1 gxh6 28. Rxh6 Rxc2 29. Kxc2 Rc8+ 30. Kd2 Qxb3 31. Qd1
Qb2+ 32. Kxd3 Rc1 33. Qd2 Qb3+ 34. Ke2 Rc2 35. Qxc2 Qxc2+ 36. Kf1 Qxa4 37. Rxh7
Qc6 38. Re7 $18) 27... Qxb3+ 28. Rb2 Qxd3+ 29. Ka1 (29. Ka2 Rc4) 29... Qa3+ 30.
Kb1 (30. Ra2 Rc1+ {mit Damengewinn}) 30... Qxa4 {Schwarz hat vier Bauern f&uuml;r
die geopferte Figur. Wei&szlig; versuchte noch, einen Bauern zur&uuml;ckzuholen und
spielte} 31. Rxb7 $4 {Nachtrag: Der eigentlich entscheidende Fehler.} (31. Qf1
b5 32. Qxb5 Qd1+ 33. Ka2 Rb8 34. Rh1 Rxb5 35. Rxd1 Rxb2+ 36. Kxb2 Nf5 37. Rc1
Rb8+ 38. Ka2 $16) {Worauf} 31... Rb8 32. Nc5 Rxb7+ {Betreuer David Levy zur
sofortigen Aufgabe zwang.} {Nach} 33. Nxb7 Qb3+ 34. Ka1 Qa3+ 35. Kb1 Rb8 36.
Qxd4 exd4 37. Rxd4 Rxb7+ 38. Rb4 Rxb4+ 39. Kc2 Rb2+ 40. Kc1 Qa1# {wird Schwarz
Matt gesetzt.} 0-1
</pgn>
 
===== Super-Constellation gegen Chess 2001 =====
<pgn>
[Event "3. WMCCC"]
[White "Prestige"]
[Black "Super Constellation"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "r3r1k1/pppq1ppp/2np1n2/3B4/3Pb2N/2N4P/PPPQ2P1/R4RK1 w - - 0 15"]
[PlyCount "21"]
 
{Der Novag-Rechner begeisterte das Publikum mit} 15. Rxf6 $1 Bxd5 (15... gxf6
16. Nxe4 {bricht die schwarze Stellung noch schneller zusammen,} {z.B.} Qe7 (
16... Kg7 17. Rf1) 17. Qh6) 16. Nxd5 Ne7 17. Qg5 $3 {Das ist der Zug, den GM
Bilek f&uuml;r den besten des Turniers hielt.} h6 {Bilek erwartete jetzt voller
Freude 18.Txh6 und war vom folgenden Zug des Computers zun&auml;chst entt&auml;uscht.
Nach einigen Sekunden erkannte er jedoch, dass der Rechner eine noch st&auml;rkere
Fortsetzung gefunden hatte:} ({Gleich} 17... Nxd5 {ergibt ein &auml;hnliches
Abspiel.}) 18. Qg3 Nxd5 19. Nf5 g6 20. Nxh6+ Kg7 21. Rxf7+ Qxf7 22. Nxf7 Kxf7
23. Qf3+ Ke6 ({oder} 23... Nf6 24. Rf1) 24. Qe4+ Kd7 25. Qxd5 {und Wei&szlig;
gewann leicht.} 1-0
</pgn>
 
==Weblinks==
* [http://chessprogramming.wikispaces.com/WMCCC+1983 WMCCC 1983] from [http://chessprogramming.wikispaces.com/ Chess Programming WIKI]
* [http://www.grappa.univ-lille3.fr/icga/event.php?id=25 Budapest 1983] from the [http://www.grappa.univ-lille3.fr/icga/  ICGA Tournament Database]
* [https://medium.com/@frederic_38110/1983-east-germans-in-budapest-b6db115bb891 1983: East Germans in Budapest] by Frederic Friedel - [https://medium.com/@frederic_38110 The Friedel Chronicles]
 
 
<br />
 
== siehe auch ==
== siehe auch ==
{{Vorlage:WMCCC}}
{{Vorlage:WMCCC}}


[[Kategorie:Weltmeisterschaften]]
[[Kategorie:Weltmeisterschaften|WMCCC1983]]

Version vom 29. August 2020, 18:39 Uhr


P Player Score SOP 1 2 3 4 5 6 7
1: ELITE A/S 6.0 / 7 26.5 10w+ 15b+ 2w+ 3w= 8b+ 4w= 13b+
2: MEPHISTO X 5.0 / 7 29.0 11b+ 7w+ 1b- 8w= 5b= 12w+ 3b+
3: NOVAG X 5.0 / 7 27.0 16w+ 9b= 5w+ 1b= 10b+ 13w+ 2w-
4: SUPER CONSTELLATION 5.0 / 7 26.0 12w= 5b- 15w+ 9b+ 7w+ 1b= 10b+
5: PRESTIGE 4.5 / 7 28.5 8b+ 4w+ 3b- 11b+ 2w= 10w+ 7b-
6: GEDEON X 4.0 / 5 12.5 .... .... 18b+ 7w- 16b+ 8b+ 11w+
7: CHESS 2001 4.0 / 7 26.0 14w+ 2b- 10w- 6b+ 4b- 15w+ 5w+
8: CHESS 2001 X 3.5 / 7 27.0 5w- 16b+ 9w+ 2b= 1w- 6w- 15b+
9: MEPHISTO Y 3.5 / 7 24.0 13b+ 3w= 8b- 4w- 14b+ 11w- 16b+
10: MEPHISTO EXCALIBUR 3.0 / 7 29.5 1b- 17w+ 7b+ 12b+ 3w- 5b- 4w-
11: CONSTELLATION 3.0 / 7 24.0 2w- 12b= 17b+ 5w- 15w= 9b+ 6b-
12: SENSORY 9 3.0 / 7 23.5 4b= 11w= 14b+ 10w- 13b- 2b- 17w+
13: SUPERSTAR X 3.0 / 7 22.0 9w- 14b- 16w+ 18b+ 12w+ 3b- 1w-
14: MICROMURKS 2.5 / 7 17.5 7b- 13w+ 12w- 15b= 9w- 17b- 18w+
15: LOGICHESS 2, 2 2.0 / 7 26.0 17b+ 1w- 4b- 14w= 11b= 7b- 8w-
16: CHESSMASTER 2.0 / 7 21.0 3b- 8w- 13b- 17w+ 6w- 18b+ 9w-
17: 65 CYRUS X 2.0 / 7 15.5 15w- 10b- 11w- 16b- 18w+ 14w+ 12b-
18: LABIRINT 64 0.0 / 5 13.5 .... .... 6w- 13w- 17b- 16w- 14b-

61 games: +25 =9 -27

FIDELITY siegte in Budapest

(Turnierbericht von Frederic Friedel & Dieter Steinwender aus Computerschach International / Heft 4 / 1983)

Die Mikrocomputer-Schach-WM in Budapest ist zu Ende, viele CSI-Mitglieder haben unseren Ungarn-Service in Anspruch genommen und das Ergebnis bereits erfahren. Auch den übrigen Lesern, die es nicht so eilig hatten, wollen wir in dieser Ausgabe einen ersten Eindruck von den Wettkämpfen vermitteln. Natürlich werden wir in den nächsten Heften viel ausführlicher darauf eingehen, über den Turnierverlauf und die Hintergründe berichten. Heute wollen wir Sie in erster Linie über das Ergebnis des Turniers informieren.

Die Teilnehmer

Fidelity Elite AS-Novag X, Kate Spracklen

Firma: Fidelity Electronics
Autoren: Dan und Kathe Spracklen, Ronald Nelson, Boris Baczynskyj

PRESTIGE: Das bekannte Holzgerät der höheren Preisklasse, ausgestattet mit mit dynamischer Bewertung der Endknoten. Das Programm umfasst 20K in EPROM und benötigt 14K RAM. Prozessor: 6502C auf 4 MHz getaktet. Das Gerät schafft ca. 1000 Stellungen pro Sekunde. Die in Ungarn verwendete spezielle Turnier-Eröffnungsbibliothek hat ca. 16.000 Stellungen, das normalerweise eingebaute CB-16-Modul wurde außer Betrieb gesetzt.

ELITE A/S: Dieses in Deutschland angefertigte Holz-Sensorgerät hat dasselbe Programm wie der Prestige. Allerdings war die Taktgeschwindigkeit des Prozessor etwas geringer (3 MHz, daher auch nur 750 Stellungen pro Sekunde) und es standen nur 3K RAM zur Verfügung. Die normalerweise im 24K umfassenden Programmspeicher (EPROM) enthaltene Eröffnungsbibliothek wurde für das Turnier durch dieselbe ersetzt, die auch im Prestige verwendet wurde.

CHESS CHALLENGER SENSORY 9: Die neueste Version des bekannten Sensory 9. Das Programm wurde verbessert und eine ganze Reihe neuer Strategien eingebaut. Das Programm, das bereits in ROM ist, umfasst 16K und benötigt 2K RAM. Der 6502A Prozessor läuft mit 2 MHz (gegenüber 1,5 MHz des normalen CC9). Die Eröffnungsbibliothek hat ca. 3.000 Stellungen.

Firma: Hegener + Glaser
Autoren: Thomas Nitsche, Elmar Henne

MEPHISTO EXCALIBUR: Ein Mephisto-Grundgerät im ESB Holz-Sensorbrett, mit einer 68000-Karte ausgerüstet, die das neueste Mephisto-III-Programm ausführt. Der 68000 ist ein echter 16-Bit-Prozessor und seine Verarbeitungsgeschwindigkeit von 8 MHz würde beim normalen MephistoGrundgerät etwa 21 MHz entsprechen. Das Programm ist 43 KByte groß und in EPROMs untergebracht. In der Turnierversion stand ein RAM-Speicher von 128K zur Verfügung, in den beim Start das gesamte Programm zwecks Geschwindigkeitssteigerung übertragen wurde. Das Münchener Programm arbeitet extrem selektiv und schafft durchschnittlich 5 Stellungsüberprüfungen pro Sekunde, die Eröffnungsbibliothek hat ca. 1500 Stellungen. Das System wird bereits für 5000 DM angeboten.

MEPHISTO X: Im Wesentlichen identisch mit dem EXCALIBUR, allerdings mit einer etwas kleineren Eröffnungsbibliothek (1000 Stellungen).

MEPHISTO Y: Auch mit den anderen beiden nahezu identisch. Zunächst lief dieses Gerät ohne Eröffnungsbibliothek, später wurde die des Mephisto X verwendet.

Firma: Novag Industries
Autoren: David Kittinger, Scott McDonald

CONSTELLATION: Der normale Constellation von 2 MHz auf 3 MHz getrimmt (Prozessor 6502B), aber ansonsten unverändert. Programm: 16K in ROM, 2K RAM, Geschwindigkeit: rund 800 Stellungen pro Sekunde. Auch die Eröffnungsbibliothek (ca. 2500 Stellungen) wurde nicht modifiziert.

SUPER CONSTELLATION: Dieses für 1984 vorgesehene Programm spielte im Constellation-Gehäuse. Der 6502C-Prozessor lief anfangs mit 4 MHz, wurde aber nach zwei Partien wegen technischer Schwierigkeiten auf 3,6 MHz heruntergesetzt. Das Programm war beim Turnier in 32K EPROM Speicherchips (mit 4K RAM) untergebracht. Suchgeschwindigkeit: 1000 Knoten pro Sekunde.

NOVAG X: Ein weiteres Programm von Dave Kittinger, das noch etwas größer ist (34K EPROM und 4K RAM) und von einem 6502C mit 3,6 MHz ausgeführt wird. Im Turnier war es im Schachbrett des Robots untergebracht, das mit zusätzlichen Anzeige-LEDs ausgestattet wurde und natürlich ohne Arm spielte.

Firma: Intelligent Software
Autoren: Richard Lang, Mark Taylor

Mephisto X-Chess2001 X, David Levy

CHESS 2001: Dieses neue Gerät, in England entwickelt und in Hongkong hergestellt, wurde erstmals bei der EM in London vorgestellt. Prozessor: Z8OC, 8 MHz (gegenüber 4 MHz bei dem im Handel erhältlichen Modell). Das Programm liegt bereits in der ROM-Version vor (16K mit 2K RAM) und hat 2500 Stellungen in der Eröffnungsbibliothek. Die Suchstrategie ist eher selektiv, es werden aber immerhin ca. 500 Knoten in der Sekunde untersucht.

CHESS 2001 X: Identisch mit dem vorigen Gerät, allerdings mit roten Feldern auf dem Schachbrett. Zu experimentellen Zwecken hatte Firmenchef David Levy während eines Großteils des Turniers die Eröffnungsbibliothek ausgeschaltet.

65 CYRUS X: Ein weiteres, noch voll in der Entwicklung stehendes Programm von Richard Lang und Mark Taylor. Verwendet wurde ein Apple II mit einer Accellerator Card (6502C-CPU) von Saturn Systems, die den Computer auf 3,6 MHz beschleunigt. Der Schachteil ist nur 5K groß und benötigt zusätzlich 8K RAM. Das Programm kennt 180 Eröffnungszüge. Die selektive Baumsuche ermöglicht eine Vorausrechnung von 4 bis 9 Halbzügen.

Firma: SciSys
Autor: Julio Kaplan

SUPERSTAR X: Dieses Gerät kam in letzter Minute über Holland nach Budapest. Es arbeitet mit einem 6502A (2 MHz) und hat ein 24K großes Programm (+ 4K RAM). Die Bibliothek enthält 2500 Eröffnungszüge und das Programm untersucht ca. 400 Stellungen pro Sekunde.

Firma: Mikroelektronik Erfurt
Autoren: Rüdiger Worbs, Dieter Schultze

CHESS-MASTER: Das DDR-Programm ist in einem Holzgehäuse untergebracht, hat Magnetsensoren und LEDs in jedem Feld. Der Prozessor (U 880 D, 2,5 MHz) ist eine eigene Entwicklung der Firma und entspricht in etwa dem Z80 von Zilog. Das Programm ist 12 KByte groß, enthält 180 Eröffnungsvarianten und untersucht nur 12-15 Stellungen pro Sekunde. Das Gerät, das auf der Leipziger Messe vorgestellt wurde und im Herstellerland bereits zu kaufen ist, hat im übrigen eine äußerst originelle Eingabemethode für Problemstellungen.

Universität Hamburg
Autoren: Manfred Allers, Dirk Hauschildt, Alexander Reinefeld, Jan Ropers, Dieter Steinwender

MICROMURKS: Dieses Programm läuft auf einer AP-20 von IBS, einer speziellen 68000-Karte für den Apple, die effektiv mit ca. 3,5 MHz gefahren wird. Das Programm wird von Diskette geladen und benötigt 32K Speicher. Es hat eine stark spezialisierte Eröffungsbibliothek von 824 Stellungen.

Universität Kopenhagen
Autoren: Kaare Danielsen, Hartvig Ekner

LOGICHESS 2.2: Dieses Produkt der jüngsten Teilnehmer im Feld - 21 und 19 Jahre alt - läuft auf einem LYNX-Computer (Z8OA, 4 MHz) und benötigt 18K für den Code und 6K für veränderliche Daten. Es arbeitet selektiv und untersucht 50 Knoten pro Sekunde (Suchtiefe: ca. 4 bis 5 Halbzüge). Die Eröffungsbibliothek hat 400 Stellungen. Das Programm wird von Cassette geladen. Private Teilnehmer

LABIRINT 64: Dieses Gerät aus Rumänien wurde von Darie Viorel, Cean Valantin und Ciobanu Traian programmiert und läuft auf einem importierten 8085 mit 1 oder 2 MHz (Betreuer Viorel wußte es nicht genau). Das Programm hat eine Größe von 32K, wovon allein 26K für schachliche Bewertungen verwendet werden. In diesem Turnier spielte das Gerät mit einer festen Einstellung von selektiv sieben Zügen und einer Tiefe von drei Halbzügen. Dabei untersuchte es nur eine Stellung pro Sekunde.

GEDEON X: Der altbekannte Chess Challenger Champion, von Bela Gedeon aus Ungarn leicht geändert, wurde ins Turnier aufgenommen, um eine gerade Zahl von Teilnehmern zu erreichen. Daten: 6502B, 3 MHz, 32K ROM, 16K RAM.

Das Turnierergebnis

Weltmeister 1983 - Fidelity Elite A/S

Den genauen Verlauf des Turniers können Sie der oben stehenden Tabelle entnehmen. Aus dieser Tabelle gehen die wichtigsten Daten über den Verlauf des Turniers hervor. Die sieben Runden sind in senkrechten Spalten getrennt aufgeführt (1 bis 7) und geben Auskunft über den Gegner und die Farbe, das Ergebnis dieser Begegnung und die Fortschritte der Programme im Turnier. Beispielsweise hat Elite A/S in der ersten Runde gegen Mephisto Excalibur (Nummer 10) mit Weiß (kein Punkt hinter der 10) gespielt und die Partie gewonnen (1); in der zweiten Runde war der Gegner Logichess 2.2 (15), Elite hatte Schwarz (b) und gewann (+). Wegen des verspäteten Eintreffens des rumänischen Programms wurden für Labirint und Gedeon in den ersten beiden Runden keine Punkte notiert.

Sieger des Turniers und Weltmeister der Mikrocomputer wurde mit einem vollen Punkt Vorsprung der Elite A/S, gefolgt von den punktgleichen Mephisto X (zweiter Preis), Novag X (dritter preis) und Super Constellation. Sensory 9, der auf Platz 12 landete, erhielt den Preis für den besten kommerziell erhältlichen Schachcomputer (nur er und Chess-Master hatten sich um diesen Preis beworben). Den Preis für das beste Amateurprogramm erhielt Micromurks.

Turnierverlauf


Budapest-Auslese

Impressionen einer Weltmeisterschaft

(Turnierbericht von Dieter Steinwender aus Computerschach International / Heft 1 / 1984)

Für jeden Computerschachfreund gibt es ein Ereignis von ganz besonderem Interesse: Die Mikrocomputer- Schachweltmeisterschaft. Die letzte fand vom 13. bis 17. Oktober vergangenen Jahres in Budapest statt. Im CSI-Heft 4/83 haben wir bereits die Teilnehmer ausführlich vorgestellt und das Ergebnis bekanntgegeben. Wir wollen nun auf die Wettkämpfe näher eingehen und alle Höhepunkte und Zwischenfälle Revue passieren lassen.

Den ersten Gewinnpunkt der WM konnte der Elite A/S verbuchen. In einer scharfen Wiener Partie beging sein Gegner Mephisto Excalibur einige Ungenauigkeiten, was dem Fidelity-Programm Gelegenheit zu einem vernichtenden Königsangriff gab. Nach nur 27 Zügen musste das deutsche Team aufgeben.

Die beste Partie des Tages bescherte uns der Mephisto Y, der gegen den neuen Superstar von SciSys sein strategisches Können unter Beweis stellte (Kommentar: Dr. László Lindner).

Pech für Constellation
Thomas Nitsche (rechts) analysiert mit Dave Kittinger die Schlussstellung nach der Zeitüberschreitung. Links: Prof. György RÃCtsági.
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Die Firma Novag war in Budapest anfangs nur durch zwei Personen vertreten, Chef Peter Auge und Programmierer David

Kittinger. Da aber drei Novag-Geräte teilnahmen, musste das Organisationskomitee einen weiteren Operateur zur Verfügung stellen. So übernahm in der ersten Runde ein ungarischer Mitarbeiter die Bedienung des Constellation. Dieser, ein ausgezeichneter Schachspieler, aber gänzlich unerfahren in der Handhabung des Computers, war übermäßig penibel und brauchte sehr viel Zeit, um die Züge einzugeben. Auf diesen Umstand ist es wohl zurückzuführen, dass Constellation in der Partie gegen Mephisto X im 38. Zug die Zeit überschritt. Der einzige Trost: Der Novag-Rechner hatte in der Schlussstellung ohnehin einen Bauern weniger und hätte das Turmendspiel nur mit viel Glück remis halten können.

Nach diesem Fiasko wurde der deutsche Novag-Importeur Günter Zens nach Budapest beordert, bis zu seiner Ankunft übernahm WM-Komitee Mitglied Frederic Friedel die Bedienung des Constellation.

Überraschendes Springeropfer

In der zweiten Runde konnte Elite einen weiteren eindrucksvollen Sieg erringen. Den kombinatorischen Ideen des von Kathe Spracklen liebevoll bedienten Computers hatte das dänische Amateurprogramm Logichess nichts entgegenzusetzen (Kommentar: Dr. László Lindner).

Prestige blendend in Form

Die weiteren Ereignisse des zweiten Spieltags: Mephisto X nutzte im Endspiel gegen Chess 2001 geschickt die Chancen eines gedeckten Freibauern und konnte nach langem Kampf die Partie für sich entscheiden. Sein Zwillingsbruder, der Mephisto Y, hätte nach der frühzeitigen Eroberung eines Bauern wahrscheinlich auch gewinnen können, doch die gute Spielführung des Novag X rettete die Situation. Man einigte sich schon im 32. Zug auf Remis.

Der Sensory 9 konnte - wie schon in der ersten Runde - einen Bauernvorteil nicht verwerten und verbuchte ein weiteres Remis, diesmal gegen Constellation. Cyrus bot nicht genügend Widerstand gegen den Excalibur, der ohne große Schwierigkeiten seinen leichten Positionsvorteil in einen Sieg ummünzen konnte.

Eine exzellente Partie bekam das Publikum in der Begegnung zwischen Prestige und Super-Constellation zusehen, in der das Fidelity-Flagschiff meisterhaft den gegnerischen Königsflügel attackierte. Nach 22 Zügen war die folgende Stellung entstanden:

Weiß am Zug



Weiß steht prächtig, doch noch scheint das schwarze Lager ausreichend verteidigt zu sein. Vor den staunenden Augen der Kiebitze ließ Prestige nun die gegnerische Stellung wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Finden auch Sie die gewinnbringende Fortsetzung? (Die Lösung finden Sie am Ende des Beitrags).


Ossi Weiner und Elmar Henne (Hegener + Glaser)
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Elite geht in Führung

In der dritten Runde begann sich bereits, die Streu vom Weizen zu trennen. Die zwei Favoriten Novag X und Prestige lieferten sich ein langes, kompliziertes Gefecht. Das Experimentalgerät aus Hongkong kam mit den Verwicklungen am Ende besser zurecht und brachte dem Prestige die erste Niederlage bei.

Am Spitzenbrett musste sich Elite nach einem heftigen aber nicht ganz geglückten Mittelspielangriff im Endspiel gegen Mephisto X mit einem Turm gegen Läufer und Springer durchsetzen. Geschickt lenkte er die gegnerischen Figuren auf ungünstige Felder und holte sich schließlich einen Bauern nach dem anderen: 1:0 im 55. Zug. Elite hatte mit drei Siegen die alleinige Führung übernommen. Auf Platz 2 folgte Novag X mit 2,5 Punkten.

Gedrückte Stimmung herrschte dagegen im Mephisto-Lager. Zum großen Ärgernis der Münchner überschritt Mephisto Y in besserer Stellung gegen Chess 2001 X die Zeit und verlor so den Anschluss an die Spitze. Lediglich der Excalibur konnte einen grauenhaft schlecht spielenden Chess 2001 mattsetzen.

Die kürzeste Partie des Turniers gewann Constellation, der in weniger als zwei Stunden seinen Gegner bezwang:

Wundersame Rettung

Am vierten Tag konzentrierten sich die Blicke auf den Zweikampf der Spitzenreiter Elite A/S und Novag X. Würde Elite seine Führung verteidigen können? Beide Programme schienen sich der Wichtigkeit dieser Begegnung bewusst zu sein. Es wurde ein Kampf zweier gleichstarker Gegner, in dem keiner dem anderen etwas schenkte. Seine etwas ungünstigere Bauernstellung wurde dem Elite im Endspiel schließlich zum Verhängnis. Nach langem Manövrieren konnte der Novag-Computer zwei Bauern erobern und die Stellung durch Abtausch noch weiter vereinfachen. Die Sache kam ins Rollen. Durch Zugzwang ging der letzte weiße Bauer verloren, die Lage für Elite war hoffnungslos:

Schwarz am Zug



Doch nun wusste Novag X nicht so recht weiter: 73...g4 74.Sf5 Kg6 75.Sg3 Kf7 76.Sf5 Kg8 77.Kc3 Kf7 78.Kd4. Plötzlich gab es hellste Aufregung am Spieltisch: Das halbe Elite-Brett hatte begonnen, aufzublinken. Kathe Spracklen, die in den letzten Minuten nur noch nervös auf ihrem Stuhl herumgerutscht war, sprang auf und lief mit Freudentränen in den Augen zum Schiedsrichter. Ihr Computer hatte eine dreimalige Stellungswiederholung entdeckt. Die Nachprüfung brachte Gewissheit: Remis! So erleichtert Kathe in diesem Augenblick war, so geknickt war auf der Gegenseite Dave Kittinger. Wie konnte sein Programm das übersehen haben?


Tag der Kuriositäten

Doch dies sollte nicht die einzige Aufregung des Tages bleiben. Mark Taylor musste sich geschlagen geben, weil sein Programm Cyrus im Spiel gegen Chessmaster auch nach mehrfachen Reparaturversuchen auf einen illegalen Zug bestand. In der Partie

Constellation gegen Prestige war ein Bauernendspiel entstanden, in dem ein unscheinbarer Königszug zum Erstaunen aller Zuschauer zum Verlust führte:

Programm-Autoren diskutieren zwischen den Runden. Von links sitzend: David Levy, Thomas Nitsche, Kathe Spracklen, Elmar Henne, Dieter Steinwender; vorne knied: Kaare Danielsen und David Kittinger.
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Weiß am Zug



Leicht hätte hier nun 67.g4 oder 67.Kf4 remis gehalten, z.B. 67.g4 Kh2 68.Kf4 Kh3 69.g5 hxg5 70.Kxg5 remis, oder 69... h5 70.Ke5 Kxh4 71.Kf6 Kg4 72.Kxg6 h4 73. Kf6 h3 74.g6, beide Seiten holen sich eine Dame, remis.

Stattdessen spielte Constellation (der Hang zur Zentralisierung?) 67.Ke3? und nun führte Prestige einen studienartigen Gewinn vor: 67... Kg2 68.Kf4 Kh3 69.Kf3 g5! 70.h5 (nach 70.hxg5 hxg5 71.Kf2 g4 gerät Weiß in die TrÃCbuchet-Falle und muss seinen Bauern verlassen) 70...Kh2 71.Kg4 Kg2 72.Kf5 Kxg3 73.Kg6 Kf4! 74. Kxh6 g4 75.Kg7 g3 76.h6 g2 77.h7 g1D+ 78.Kf7 Da7+ 79.Kg6 Dd4 und Dave Kittinger gab die Partie für Constellation auf. Viele Kiebitze glaubten, dass 79.Kg8 das Remis noch gesichert hätte, aber wer die Moravec-Aufgabe aus CSI 2/83 (S.19) genau studiert hat, kennt schon das Gewinnmotiv: 79.Kg8 Kf5 80.h8D Kg6! und Schwarz muss seine Dame gleich wieder hergeben.

Effekthascherei

Auch Computer scheinen einen Sinn für Ästhetik zu haben und auf bewundernde Blicke der Zuschauer schlecht verzichten zu können. Das zeigte die Partie zwischen Gedeon X und Chess 2001:

Schwarz am Zug



Statt mit 54...De2+ 55.Kh1 Df3+ 56.Kgl Df1 einfach mattzusetzen, zog Chess 2001 den spektakulären Zug 54... Dxh3+!!? vor. Den Zuschauern stockte einen Augenblick lang der Atem. Doch dann klopften sie David Levy auf die Schulter: Sein Programm würde nach 54.Kxh3 Lf1+ ein wunderschönes Mattbild vorführen. Leider war Gedeon X für solche Späße nicht aufgelegt und ließ sich lieber durch 55.Khl Df3+ 56.Kg1 Df1 mattsetzen. Keiner bemerkte, dass nach 55.Kf2 die Partie sicher noch einige Züge länger gedauert hätte.


Elite schlägt wieder zu

Auch in der fünften Runde stand die Frage im Raum: Wer kann Elite eigentlich noch gefährlich werden? Chess 2001 X konnte es jedenfalls nicht. Nach 25 Zügen war die folgende Stellung erreicht:

David Levy bedient seinen Computer Chess 2001 X
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Chess 2001 X - Elite A/S
Schwarz am Zug



Das Levy-Programm (Weiß) hatte gerade seine Dame von der Verteidigung des Damenflügels abgezogen und auf das ziemlich unsinnige Feld g1 gestellt. Diese Gelegenheit ließ sich Elite nicht entgehen und schlug erbarmungslos zu. Finden auch Sie den entscheidenden Zug? (Lösung am Ende des Beitrags).

Der Mephisto Excalibur hatte mit Novag X einen schweren Gegner. Trotzdem lief es zunächst prächtig für den deutschen Schachcomputer: Im 30. Zug gewann er einen Bauern, im 40. die Qualität. Die Partie war klar gewonnen. Doch dann verließen ihn die Kräfte:

Weiß am Zug



Offenbar wähnte sich Excalibur bereits im Endspiel, denn der König verließ nun frohen Mutes die schützenden Bauern, lief ins


Zentrum und damit dem Gegner direkt ins Messer. Schauen wir uns das traurige Ende an: 55.Ke3? De1+ 56.Kd3 Lxa5 57.De5+ Kh7 58.Df6 Dd2+ 59.Kc4 Db4+ 60.Kd5 Db3+ 61.Kc5 Lc3! (droht Db5 matt) 62.Td4 Db5+ 63.Kd6 Db6+ 64.Ke7 Dxf6+ 0:1

Bester Zug des Turniers

Schon nach 14 Zügen waren in der Partie Super-Constellation gegen Chess 2001 alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Königsangriff geschaffen:

Weiß am Zug



Schwarz hatte gerade mit Lg6xe4 einen Bauern verspeist, der ihm noch schwer im Magen liegen sollte. Der Super-Conny spielte nun eine überfallartige Kombination, die den anwesenden Großmeister Istvan Bilek in höchste Verzückung versetzte. Die großartige Abwicklung enthielt einen Zug, den Bilek als "eindeutig den besten des gesamten Turniers" bezeichnete. (Lösung am Schluss).

Zu einem aufregenden Ereignis wurde die Partie Prestige-Mephisto X, in der es zu einem dramatischen Zwischenfall kam, über den wir im anschließenden Beitrag ausführlich berichten.

Partien von hohem Niveau

Am sechsten Spieltag wurde es noch einmal spannend. Mephisto X bekundete mit einem hervorragenden strategischen Sieg über den Sensory 9 seinen Anspruch auf einen der vorderen Plätze. Elite musste gegen Super-Constellation im Mittelspiel seine Dame für Turm und Läufer hergeben und war zeitweilig in großer Gefahr, die Partie zu verlieren. Doch er verteidigte sich zäh und konnte in einem langwierigen Endspiel noch einen halben Punkt retten. Novag X gewann gegen Superstar, so dass am Ende der sechsten Runde Elite und Novag X mit je fünf Punkten die Tabelle anführten.

Aber auch Prestige wollte bei der Titelvergabe noch ein Wörtchen mitreden. In einer hochkarätigen Partie besiegte er Mephisto Excalibur und kam so auf 4,5 Punkte (Kommentar: Dr. László Lindner).

Die Entscheidung

Die siebte und letzte Runde sollte noch einmal dramatische Ereignisse bringen. Constellation verlor wieder durch Zeitüberschreitung (gegen Gedeon), diesmal ärgerlicherweise in klar besserer Stellung. Diese Scharte konnte allerdings sein schnellerer Bruder wieder auswetzen: Super-Constellation besiegte den Excalibur in einer scharfen Angriffspartie, nachdem der deutsche Computer schon in der Eröffnung einen groben Fehler begangen hatte. Die Titelaspiranten machten sich das Leben besonders schwer. Völlig unerwartet wurde Prestige von Chess 2001 mattgesetzt. Auch Novag X gab alle seine Chancen auf, als er sich gegen Mephisto X auf eine zweifelhafte Kombination einließ. Der Rechner aus München gewann und schob sich damit auf einen der vordersten Plätze. Besonders aufregend wurde es in der Partie Superstar-Elite. Der große Favorit geriet gegen den SciSys-Neuling unter starken Druck und konnte nur mit Mühe den taktischen Sticheleien seines Gegners ausweichen. Es entstand ein schwieriges Turmendspiel, das vermutlich remis geworden wäre. Doch es sollte anders kommen. Superstar brütete zu lange über seinen 40. Zug, das Blättchen fiel und Elite war Weltmeister!


Lösungen

Prestige gegen Super-Constellatiom

Chess 2001 X gegen Elite A/S

Super-Constellation gegen Chess 2001

Weblinks



siehe auch