4. WMCCC Glasgow 1984: Unterschied zwischen den Versionen

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Gleich zu Beginn des Turniers ein schwarzer Tag für die Firma Fidelity. Elite X richtet eine „gewonnene" Partie zugrunde und erreicht nur ein Remis. In der Partie Elegance gegen Princhess sieht es sehr schlecht für das schwedische Programm aus:
Gleich zu Beginn des Turniers ein schwarzer Tag für die Firma Fidelity. Elite X richtet eine „gewonnene" Partie zugrunde und erreicht nur ein Remis. In der Partie Elegance gegen Princhess sieht es sehr schlecht für das schwedische Programm aus:
[[Bild:WM_1984_elegance_princhess.jpg|thumb|400px|Elegance in Nöten: Verzweifelt versucht Kathe Spracklen, unter dem wachsamen Auge von Turnierleiter Mike Valvo, ihren Rechner zur Besinnung zu bringen.
[[Bild:WM_1984_elegance_princhess.jpg|thumb|370px|Elegance in Nöten: Verzweifelt versucht Kathe Spracklen, unter dem wachsamen Auge von Turnierleiter Mike Valvo, ihren Rechner zur Besinnung zu bringen.
'''C - CSS Heft 4+5 / 1984''']]
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{{Schachbrett klein|=
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Version vom 28. Juni 2013, 20:44 Uhr


P Player Cat. Hardware Score B SoDOS 1 2 3 4 5 6 7
1: Psion E 68000 8 MHz 5.0 / 7 30.0 20.25 10w+ 17b+ 1w+ 3b- 6b+ 4b= 5w=
1: Princhess X E 6502 6.1 MHz 5.0 / 7 29.5 20.25 6b+ 13w+ 2b- 12w= 8b+ 3w+ 4w=
1: Elite X E 6502 6 MHz 5.0 / 7 29.0 19.25 4b= 18w+ 8b+ 2w+ 5b= 1b- 11w+
1: Mephisto A C 68000 12 MHz 5.0 / 7 29.0 19.25 3w= 9b+ 16w+ 5b= 12b+ 2w= 1b=
5: Conchess X E 6502 6.5 MHz 4.5 / 7 27.5 16.75 11w+ 16b= 13b+ 4w= 3w= 6b= 2b=
6: Elegance C 6502 6.55 MHz 4.5 / 7 22.5 10.25 1w- 19b+ 17w+ 11b+ 2w- 5w= 16b+
7: Elite Y E 6502 6 MHz 4.5 / 7 17.0 10.00 16w- 11b= 19w+ 14b= 17w+ 8b= 15b+
8: Mephisto C C 68000 12 MHz 4.0 / 7 26.5 13.00 9w+ 14b= 3w- 16b+ 1w- 7w= 12b+
9: Sargon3/Apple C 6502 3.5 MHz 4.0 / 7 20.0 7.50 8b- 4w- 18b+ 15w+ 14w+ 11b- 19b+
10: Private Line C 6502 3.5 / 7 15.5 6.00 2b- .... 11w- 19b+ 18w= 14b+ 17b+
11: Mephisto B C 68000 12 MHz 3.5 / 7 29.0 12.75 5b- 7w= 10b+ 6w- 13b+ 9w+ 3b-
12: Sargon3/MacIntosh C 68000 4 MHz 3.5 / 7 23.0 9.50 17w- 15b+ 14w+ 1b= 4w- 16b+ 8w-
13: Conchess Y E 6502 6.5 MHz 2.0 / 7 22.0 6.25 18b+ 8w= 12b- 7w= 9b- 10w- ....
14: Sargon3/Compaq C i8088 1 MHz 2.5 / 7 20.0 4.00 15w+ 1b- 5w- 17b= 11w- 19b+ 18b-
15: Intelligent Chess Software E Apple II 2.0 / 7 17.0 2.50 13b- 12w- .... 9b- 19w+ 18b+ 7w-
16: Colossus 2.1 E 6502 3.5MHz 1.5 / 7 26.0 6.75 7b+ 5w= 4b- 8w- .... 12w- 6w-
17: L'Empereur C - 1.5 / 7 24.0 24.0 12b+ 2w- 6b- 13w= 7b- .... 10w-
18: Orwell E - 1.5 / 7 20.5 20.5 14w- 3b- 9w- .... 10b= 15w- 13w+
19: Chessnut 3 N Commodore 64 0.0 / 7 22.0 22.0 .... 6w- 7b- 10w- 15b- 13w- 9w-

63 games: +20 =15 -28

  • B - Buchholz-Wertung
  • SoDOS - Sum of Defeated Opponent Scores


Cat.

  • E - Commercial Experimental
  • C - Commercial available
  • N - Non-commercial


Psion


Rein rechnerisch, hätte man nicht auf die Buchholz-Wertung verzichtet, wäre Psion Weltmeister 1984 gewesen. Da aber die Geräte auf den Plätzen 1 bis 4 die gleiche Punktzahl aufwiesen, wurde der Titel "brüderlich" geteilt. Kommerzieller Weltmeister wurde dann aber doch Mephisto, da der Mephisto Excalibur als einziges Gerät zu dieser Zeit schon im Handel erhältlich war. Schließlich ließ sich so ein Titel gut vermarkten und das wollte sich die Firma Hegener & Glaser dann doch nicht nehmen lassen.

Somit wäre es theoretisch der erste Titel für den kommenden Mann der Schachcomputer-Szene gewesen: König Richard - Richard Lang (UK, geb. 1955 in Workingham/England) sollte in den folgenden Jahren die Weltmeisterschaften mit seinen Programmen beherrschen. 1984 noch bei der Firma Psion Ltd. unter Vertrag, wechselte er 1985 zu Hegener & Glaser und konnte schon bei der folgenden WM in Amsterdam, sein großes Können unter Beweis stellen.

Vier Weltmeister

Mikrocomputer-Schachweltmeisterschaft in Glasgow

(Turnierbericht von Dieter Steinwender aus Computerschach und Spiele / Heft 4+5 / 1984)

Die vierte Mikro-WM, eine offizielle Veranstaltung des Welt-Computerschach-Verbands (ICCA), fand in diesem Jahr vom 8. bis 15. September im schottischen Glasgow statt. Gleich vier Weltmeister wurden gekürt, wovon das deutsche Gerät Mephisto Exclusive S den begehrten Titel des „Kommerziellen Weltmeisters" erhielt. Auf einer Stippvisite sammelte CSS-Redakteur Frederic Friedel Informationen über die teilnehmenden Geräte und Programme. Im Anschluss an seinen Beitrag berichtet Dieter Steinwender - nach Notizen von Turnierprotokollant László Lindner - über die einzelnen Runden und führt einige interessante Stellungen vor.

Die Weltmeisterschaft wurde von der Schottischen Schach-Föderation veranstaltet, deren Sekretär John Glendinning anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Föderation die WM nach Schottland holte. Die Spiele fanden im Ingram Hotel, mitten in der Innenstadt von Glasgow, statt. Gespielt wurden sieben Runden nach dem Schweizer System, wobei Programme derselben Firma nicht gegeneinander spielen durften. Die Computer mussten 40 Züge in den ersten zwei Stunden ausführen und 20 Züge in jeder Stunde danach. Nach insgesamt acht Stunden Spieldauer hatte Turnierdirektor IM Mike Valvo das Recht, eine noch nicht beendete Partie abzubrechen und abzuschätzen.

Neunzehn elektronische Kontrahenten waren angetreten, um nach dem begehrten Titel des Mikrocomputer-Weltmeisters zu greifen. Nur wenige konnten sich dabei als „kommerzielle" (d.h. als zur Zeit der WM auf dein Markt befindliche) Geräte einstufen lassen und in der Schlussabrechnung für den Titel des kommerziellen Weltmeisters in Frage kommen. Immerhin konnte man sehr gut erkennen, welche neuen Schachcomputer und Programme zu Weihnachten auf dem Markt zu erwarten sind.


Hegener + Glaser

Die Münchner starteten mit drei Geräten unter der Bezeichnung Mephisto A, B und C. Alle drei besaßen identische Hard- und Software: 68000 Mikroprozessor mit 12 MHz getaktet, 64 KByte ROM und 16 KByte RAM, alles auf einer Platine, die in den Einschub des Modulars und Exclusive passt. Allerdings hat die Tastatur keinen Platz mehr und wird als separater Einschub anstelle des Figurenfachs eingesetzt. Dazu noch die Anzeige, so dass alle Steckplätze besetzt sind. Bei der WM wurde nur die Holzversion Exklusive S eingesetzt, aber die neuen Module werden ebenso im Kunststoffgehäuse des Modulars geliefert.

Auch am Programm hat sich einiges geändert. Es weiß inzwischen erheblich besser, mit Mattdrohungen aktiv und passiv umzugehen, eigenen und gegnerischen Schwächen in der Königsstellung werden mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Nach Auskunft der Autoren soll Figurendruck in Verbindung mit Beweglichkeit das Programm aktiver und druckvoIler spielen lassen, was dem grundsätzlich starken Positionsspiel taktische Schlagfertigkeit verleihen soll. Die neue Eröffnungsbibliothek umfasst weit über 1000 Varianten, wobei Zugumstellungen nach wie vor erkannt werden. Die Eröffnung, die in einer Partie gespielt werden soll, kann im Voraus bestimmt werden, was die Mephisto-Mannschaft in Glasgow immer wieder in strategischer Vorausschau tat. Ob dem Benutzer verraten wird, wie dies geschieht, bleibt abzuwarten.

Die Bedienungsmöglichkeiten, die schon immer recht anspruchsvoll (kompliziert?) waren, haben sich ebenfalls erweitert. Zunächst fällt auf, dass die neuen Geräte im Gegensatz zu früher während des Rechenvorgangs nicht automatisch auf die Uhr umschalten. Sie zeigen dein Benutzer vielmehr zyklisch in fünf 1-Sekunden-Abständen die folgenden Informationen: 1., 2. und 3. Zug der Hauptvariante, Bewertung, Minimaltiefe (Stelle 1 und 2 der Anzeige) und momentaner Ast (Stelle 3 und 4). Die Astnummer zeigt an, welchen Platz der augenblicklich betrachtete Zug - meist nicht der erste Zug der Hauptvariante - in der Zugliste einnimmt. Ist die Astnummer sehr hoch, wird wahrscheinlich ein Opferzug erwogen.

Die Spielstufen reichen von Level 0 (3 Sek) bis Level 6(2 Min 50 Sek, = Turnierstufe). Level 7 ist nunmehr ein Countdown-Modus, bei der man eine Zeitvorgabe für die gesamte Partie eintippt. Gibt man beispielsweise 5 Minuten ein, hat man einen Blitzpartner, der die Zeit einhält und in der Schlussphase von längeren Partien durchaus mit 0-Sekunden-Zügen mitmischt. In Level 8 kann man Durchschnittszeiten pro Zug eingeben, und Level 9 ist die bei der das Gerät nur nach Abbruch mit der ENT-Taste antwortet.

Bereits eine Woche vor der Weltmeisterschaft waren, wie wir uns überzeugen konnten, die neuen Geräte im Handel - der Modular „S" für DM 2.800,- und der Exklusive „S" für DM 3.000,-. Ein stolzer Preis für ein stolzes System, aber damit war für Glasgow die Voraussetzung für eine kommerzielle Teilnahme gegeben. Übrigens Können die neuen Moduln nicht ohne weiteres in den Standard Modular/Exclusive eingesetzt werden: Ältere Geräte müssen zwecks Umrüstung der Stromversorgung eingesandt werden.

Neben diesen Standard-Mephisto, setzten die Autoren Nitsche und Henne eine Experimental-Version unter der Bezeichnung Orwell ein. Das Programm lief auf einem NDR-Kleincomputer gekoppelt mit einem Modular. Das 60000-System ist auf 14,7 MHz getaktet, im Gegensatz zu den neuen Standard-Geräten ohne Wartezyklen, was eine nochmalige Geschwindigkeitssteigerung zur Folge hat. Das Programm ist voll auf Aggressivität getrimmt und hat eine eingeschränkte Turnierbibliothek.


Fidelity Electronics

Der amerikanische Hersteller setzte seine Hoffnungen auf den knapp DM 1200,- teuren Elegance Chess Challenger, ein ca. 25 x 25 cm großes Holzgerät mit 64 Feld-LEDs für die Zuganzeige. Normalerweise wird der 6502-Prozessor mit 3 MHz betrieben, heim Glasgow-Gerät wurde jedoch eine Taktfrequenz von 6,55 MHz gemessen, eine Leistung, die mit Hilfe eines so genannten „Resonators" erzielt wurde. Dennoch wurde der Elegance als kommerzieller Teilnehmer eingestuft, denn mit Hilfe eines kommerziell erhältlichen "Speed-up-kit" kann nach Auskunft des Herstellers jedermann seinen Elegance auf diese Geschwindigkeit trimmen. Dagegen wurde der Fidelity-Mannschaft verboten, ein spezielles Turnier-Eröffnungsmodul mit 2 x 15.000 Stellungen einzusetzen, da dieses nicht allgemein erhältlich ist. Gespielt wurde also mit der 3000 Stellungen umfassenden „Normalbibliothek".

Das Programm ist 24 KByte groß und auf EPROMs untergebracht, so dass der Benutzer später stets die neueste Version „brennen" lassen kann. Die Features sind ähnlich wie beim Elite, allerdings wurde auf eine LCD-Anzeige verzichtet. Elegance hat 12 Spielstufen, wovon 1 bis 8 von Blitzschach bis zum überlangen Turnierspiel reichen. Level 9 ist für Analysen, Level 10 bis 12 sind Mattsuchstufen. Die Spielstufen können auf „Easy Mode" geschaltet werden, um für Anfänger die Spielstärke künstlich abzuschwächen.

Neben dem Elegance spielten auch zwei Elite A/S-C, die das neueste Fidelity-Programm - die Spracklens haben bis zum letzten Augenblick daran gearbeitet - bekommen haben. Es umfasst 24 KByte ROM und 4 KByte RAM, wobei das Programm, wie im bisherigen Elite auch, beim Spielbeginn in schnelle RAM-Speicher „heruntergeladen" wird, um die Taktgeschwindigkeit von 3 MHz einwandfrei zu bewältigen. Diese Geräte spielten mit speziellen Turnier-Eröffnungsmodulen (2 x 15.000 Stellungen + einem „Notmodul" mit 16.000 Stellungen), weshalb auch kein Antrag auf Zulassung als kommerzielles Gerät gestellt wurde.

Auch der deutsche Fidelity-Vertreter Peter Reckwitz wollte mit von der Partie sein und bediente seinen Private Line, einen 5,0 MHz schnellen Elite mit getrenntem Brett und Anzeige-Einheit.


Hayden Software Company

Senior Product Manager Scott Marshall brachte drei von seinem Softwarehaus vertriebene Spracklen-Programme für Mikrocomputer mit. SARGON III lief in der für CSS-Leser hinlänglich bekannten Apple-Version (natürlich mit Accelerator-Karte); eine zweite Version, von Kevin Leavelle für den IBM PC umgeschrieben, lief auf einem tragbaren Compaq, einem sehr erfolgreichen IBM-Kompatiblen mit schönster Schachgrafik. Das dritte Hayden-Programm war die lange erwartete Macintosh-Version von Sargon, die mit allen Features (wir werden demnächst darüber berichten) satte 300 KByte umfasst. Die 68000-Hardware des Macintosh erlaubt eine dynamische Abtausch-Bewertung nach Art des Elite und eine Grafik, die man gesehen haben muss. Alle drei Programme sind bereits im Handel und kosten unterschiedslos US$ 49,95 einschließlich Eröffnungsbibliothek mit 68.0(}0 Zügen sowie Partie- und Aufgabensammlung.


System Integrierung

Nach dem Konkurs des Conchess-Herstellers Waltham Electronics 1983 hat die schwedische Firma System Integrierung (Stockholm) die Belange von Programmautor Ulf Rathsman übernommen und ihn fest angestellt. Als Arbeitskollege bekam er den jungen Lars Hjorth, den Conchess-Betreuer Johann Enroth schlicht „ein Genie" nennt. Entstanden ist ein neues Conchess-Modul mit 32 KByte ROM und 4 KByte RAM. Conchess-Besitzer können dieses Modul, das mit 2 MHz läuft, von der Firma EEF - Christian Nitschke in München beziehen. Auch Moduln mit der „Luxusgeschwindigkeit" von 6,6 MHz, wie sie in Glasgow zum Einsatz kamen, können auf Bestellung hergestellt werden. Conchess hat aus diesem Grund ebenfalls den Antrag gestellt, kommerziell zu sein, kam aber damit nicht durch. Es spielten drei praktisch identische Geräte unter der Bezeichnung Conchess X, Y und Princhess X.

Eine hochinteressante Nachricht erfuhr man am Rande der Weltmeisterschaft. Das neue Conchess-Programm wird in Zukunft im Exklusivvertrieb von - Sie werden es niemals erraten! - Hegener + Glaser übernommen. Damit bekommen die selektiven Programme von Nitsche und Henne Konkurrenz von einem klassischen „Gewalt"-Programm und die Modular-Benutzer eine echte Alternative (oder Ergänzung) von dem Münchner Schachcomputer-Hersteller.


CLJ Industries

Ein ehemaliger Mitarbeiter der inzwischen liquidierten Firma des Franzosen Frederic Ries (die vor zwei Jahren La Regance auf den Markt brachte) hat sich selbständig gemacht. Jean-Jacques Japhet hat die neue Firma nach seinen beiden Töchter benannt (Cyrielle Loreen Jessica und Coralie Laetitia Jenifer) und mit David Levys Hilfe einen eigenen Holz-Schachcomputer entwickelt: L'Empereur. Das Programm (16 KByte ROM, 2 KByte RAM, Z80 H mit 8 MHz) stammt von Richard Lang und hat 12 Spielstufen, einschließlich einer, die sich automatisch auf das Spieltempo des Gegners einstellt. Von diesem Gerät, das ca. DM 1000,- kostet, sind bereits mehrere Hundert hergestellt worden, so dass es als „kommerziell erhältlich" anerkannt wurde.

Insider kennen schon das Programm Colossus 2.0, das auf dem Commodore 64 läuft. Autor Martin Bryant, 26 Jahre jung, erschien mit einer neuen Version, Colossus 2.1 auf einem Apple mit Accelerator-Karte. Das Programm ist 20 KByte lang und hat 3000 Eröffnungszüge gespeichert. Es hat sechs Spielmodi und löst bemerkenswerterweise nicht nur Mattaufgaben (mit Nebenlösungen, selbstverständlich), sondern auch Hilfs- und Selbstmatts. Auch für Atari gibt es eine Version von Colossus 2.1.


Psion Ltd.

Die Londoner Firma hat ein zukunftsträchtiges Schachprogramm entwickelt, das z.Z. auf einem Sage-II-System läuft. Autor Richard Lang bereitet allerdings eine Version für den Sinclair QL vor, jenen höchst erschwinglichen (8000-Rechner, der in diesem Winter den deutschen Markt erreichen dürfte. Dort wird das Programm Psion Chess mit spektakulären Grafiken und vielen benutzerfreundlichen Merkmalen aufwarten. Das leicht selektive Programm wird zwar um den Faktor 2 bis 3 langsamer laufen als auf dem Sage II, aber mit weiteren geplanten Verbesserungen dürfte es dennoch zu den Riesen des elektronischen Schachs zählen.


Intelligent Software

David Levy, der in letzter Zeit völlig überarbeitet war, suchte in Schottland in erster Linie eine kurze Erholungspause. Wie kann man das besser, als wenn man für einen behäbigen Schachrechner die Züge ausführt. Das Programm Intelligent Chess Software ist ein Produkt der „alten" Recken Mark Taylor, Richard Lang, Kevin O'Connell und Levy selbst. Es trat, auf Apple mit Accelerator-Karte laufend, ohne großen Anspruch auf einen der vorderen Plätze zum Wettkampf an.


Chessnut

Der Lokalmatador, Goeffrey Blumer aus Fife, Schottland, durfte natürlich nicht fehlen. Das Programm Chessnut 3 läuft auf Commodore, belegt 12 KByte und hat eine Eröffnungsbibliothek von etwas über 200 Zügen. Man kann eine gespielte Partie mit schwindelerregender Geschwindigkeit wiederholen lassen und die Brettdarstellung per Knopfdruck in allen Regenbogenfarben abbilden. Leider ist die Spielstärke nur mäßig, was Goeff Blumer nicht daran hindert, immer wieder bei Computermeisterschaften tapfer mitzumischen.


Betr.: Nicht-Teilnahme von NOVAG

Auf unsere Anfrage hin erhielten wir von der Firma NOVAG aus Hongkong ein Schreiben, mit dem man die Gründe für das Fehlen des vieldiskutierten Super Constellation bei der 4. Mikro WM in Glasgow erläuterte. Genannt hat man folgende Gründe:

  • NOVAG-Geräte nähmen an zahlreichen menschlichen Schachturnieren teil, deren Resultate eindeutig Aufschluss über die Spielstärke der Computer geben;
  • Die Resultate von Turnieren „Computer gegen Computer" seien als akademisch zu werten, da sie wenig über das Spielverhalten der Computer bei menschlichen Gegnern aussagten und für den Laien nicht erkennbar sei, inwieweit Computer mit „Killer"-Programmen aufeinander eingestellt würden;
  • Es seien bis heute keine befriedigenden Turnierregeln erstellt worden, die kommerziell erhältliche Computer von rein experimentellen Geräten unterschieden. Es bestünde kein unabhängiges Komitee, das die Soft- und Hardware-Bestückung der teilnehmenden kommerziellen Computer prüfe und eine Beschleunigung der Taktfrequenz oder eine enorm erweiterte Eröffnungsbibliothek verhinderten.
  • Günstige Ergebnisse würden immer weitgehend werblich ausgenutzt werden, ohne auf das Preis/Leistungsverhältnis hinzuweisen;
  • NOVAG sei immer für den 2-Jahres-Rhythmus für die Mikro-WM gewesen, da die erheblichen Kosten und der Zeitaufwand sinnvollerweise für die Entwicklung neuer Technologien, besserer Programme und erweiterter Funktionen eingesetzt werden sollten.

Einige dieser Gründe mögen dem kritischen Beobachter der Weltmeisterschaft einleuchten. Daß aber gerade in einem Jahr, in dem NOVAG mit einem „Super-Gerät" von sich reden macht, dieses nicht in der offiziellen Weltmeisterschaft startet, haben die meisten zutiefst bedauert - nicht zuletzt alle treuen NOVAG-Fans.


Turnierverlauf

1. Runde

Gleich zu Beginn des Turniers ein schwarzer Tag für die Firma Fidelity. Elite X richtet eine „gewonnene" Partie zugrunde und erreicht nur ein Remis. In der Partie Elegance gegen Princhess sieht es sehr schlecht für das schwedische Programm aus:

Elegance in Nöten: Verzweifelt versucht Kathe Spracklen, unter dem wachsamen Auge von Turnierleiter Mike Valvo, ihren Rechner zur Besinnung zu bringen. C - CSS Heft 4+5 / 1984
Elegance - Princhess
Weiß am Zug



Hier zeigt Elegance den Zug 35.Le4 an, den Kathe Spracklen pflichtgemäß ausführt. Nun leuchtet aber das Feld a7 auf und der Computer weigert sich, den nächsten Zug des Gegners anzunehmen. In solchen Fällen kann man ein „Tinte out" von 30 Minuten nehmen, um den Fehler zu beheben. Das versucht Kathe verzweifelt, aber auch wenn die Stellung neu eingegeben wird, passiert immer wieder dasselbe. Die Uhren laufen schon längst wieder, als sie eine „Notlösung" findet: Eine auf a7 gestellte Figur beruhigt den Rechner und die Partie geht weiter: 35...Tg7 36.c5 Ta7. Nachdem nun die Phantomfigur geschlagen ist, Überschreitet Elegance die Zeit. Noch am selben Abend stellt sich heraus, dass auch der Elite in derselben Stellung völlig unmotiviert das Feld a7 beanstandet - also wahrscheinlich kein Fehler im Sensorbrett sondern im Programm selbst!

2. Runde

Eine scharfe Angriffspartie liefern sich Princhess und Sargon/Compaq. Schwarz steckt zu viel Material ins Geschäft und erliegt schließlich einem Mattangriff. Elegance hat keine Schwierigkeiten mit dem schwachen Chessnut. Zwei theoretische Endspiele erwecken das Interesse der sachkundigen Zuschauer. In der Partie Conchess Y gegen Mephisto C gibt es nach 120 Zügen ein sehr interessantes Remis mit Dame gegen Turm. In der Schlussstellung

Conchess Y - Mephisto C
Weiß am Zug



ist für Schwarz nichts mehr drin: Weiß gibt ständig Schach und wenn sich der König bis f6 nähert, geschieht Tg6+ mit nachfolgendem Patt.


In der Partie Mephisto B gegen Elite Y kommt es nach 60 Zügen zur folgenden Stellung:

Mephisto B - Elite Y
Weiß am Zug



Weiß ist arg in Bedrängnis. Der Turm ist angegriffen und gleichzeitig droht Schwarz, mit 61...Sd2/e3+ 62.Kg1 f2+ 63.Kg2 f1D mattzusetzen. In dieser misslichen Lage macht Mephisto das einzig richtige und opfert seinen letzten Offizier gegen den gefährlichen Freibauern: 61.Txf3 Kxf3 62.Kg1. Weiß sieht, daß er den a-Bauern nicht retten kann: 62.a6?? Lf2 nebst 63.Sd2 matt! 62...Lf2+ 63.Kh1 Sxa5? Warum jetzt auf Material spielen, wo das Matt schon so nahe ist. Weiß befindet sich bereits in tödlicher Umklammerung

siehe auch