8. WMCCC Almeria 1988

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  • Almeria ESP, 1988.09.25 - 1988.10.01
  • World Microcomputer Chess Champion: Mephisto Almeria


Software Group / Software Gruppe
P Player Score 1 2 3 4 5 6 7
1: Mephisto Almeria 6.0 / 6 X 1 1 1 1 1 1
2: Challenger 4.5 / 6 0 X = 1 1 1 1
3: Y!88 3.5 / 6 0 = X 1 0 1 1
4: Rebel 3.0 / 6 0 0 0 X 1 1 1
5: Pandix 2.5 / 6 0 0 1 0 X = 1
6: Chat 1.0 / 6 0 0 0 0 = X =
7: Dappet 0.5 / 6 0 0 0 0 0 = X

21 games: +8 =3 -10


Manufacturers Group / Hersteller Gruppe
P Player Score SOP 1 2 3 4 5 6 7 8
1: Mephisto 4 6.5 / 8 31.0 4w= 3w= 8b= 7w+ 4w+ 3b+ 8w+ 7b+
2: Mephisto 1 5.0 / 8 34.5 7w+ 8b+ 3w= 4b= 7b+ 8w= 3b- 4w=
3: Fidelity 4 4.0 / 8 36.0 1b= 5b= 6b+ 2w= 1b- 5w- 6w+ 2b=
4: Fidelity 3 4.0 / 8 34.0 5w= 1b= 2b= 6w- 5b+ 1w- 2w+ 6b=
5: Mephisto 3 4.0 / 8 32.0 3b= 4w= 7b- 8w+ 3w- 4b+ 7w- 8b+
6: Mephisto 2 3.5 / 8 30.0 8b- 7b- 4w- 3b+ 8b+ 7w+ 4b- 3w=
7: Fidelity 1 3.0 / 8 30.5 2b- 6w+ 5w+ 1b- 2w- 6b- 5b+ 1w-
8: Fidelity 2 2.0 / 8 28.0 6w+ 2w- 1w= 5b- 6w- 2b= 1b- 5w-

32 games: +11 =10 -11


Commercial Group / Kommerzielle Gruppe
P Player Score SB Mephisto Fidelity Plymate
1: Mephisto 9.0 / 11 41.50 XXXXXX =1=101 11111.
2: Fidelity 6.5 / 11 56.50 =0=010 XXXXXX 1111=.
3: Plymate 0.5 / 10 77.50 00000. 0000=. XXXXXX

16 games: +6 =3 -7


Tagebuch einer Weltmeisterschaft

Spannende Spiele bei der achten Mikro-WM in Spanien

(Turnierbericht von Frederic Friedel aus Computerschach und Spiele / Heft 5 / 1988)

Die Geschichte der Mikrocomputer-Schachweltmeister-schaften ist gespickt mit Problemen und Skandalen. Zuviel hängt für die Hersteller von Schachcomputern vom Ausgang dieser Veranstaltung ab. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich jedoch die 8. Mikro-WM in Aguadulce, Spanien, zu einem der spannendsten und zugleich schönsten Computerturniere überhaupt. Frederic Friedet berichtet.

Das Vorspiel

Es sollte ein Turnier der Superlative werden. Alle Teilnehmer, Organisatoren, Journalisten und Gäste sollten im Fünf-Sterne-Hotel Porto Magno untergebracht werden, auf Kosten des Veranstalters. Als Kommentatoren wurden nicht irgendwelche lokalen Schachgrößen verpflichtet. Nein, internationale Großmeister wie Sokolov, Anderssen, Ljubojevic, Elhvest, ja sogar drei Exweltmeister - Karpov, Botvinnik, und Smyslov-sollten das Geschehen auf den Brettern erläutern. Die Möglichkeiten von Amador Cuesta, Schachcomputer-Importeur (Mephisto) aus Madrid, schienen unbegrenzt.

Doch eine Woche vor Turnierbeginn trafen die Hiobsbotschaften ein: Zunächst war der Hauptsponsor abgesprungen, ein anderer wurde aber flugs gefunden. Dann zog auch dieser seine Unterstützung zurück, so dass für die Weltmeisterschaft kein Geld vorhanden war. Cuesta teilte allen Teilnehmern und Gästen per Telex mit, dass die Weltmeisterschaft nicht stattfindet. Ein von Cuesta bestelltes und in Aguadulce weilendes Organisationskomitee kam zu einem ähnlichen Schluss: In diesem Jahr wird es keine WM geben.

Doch hatte man nicht mit der organisatorischen Kraft eines Mannes gerechnet, der in der Vergangenheit mehr als dreißig internationale Computerschachturniere veranstaltet hat. David Levy, Präsident des Internationalen Computerschach-Verbands (ICCA), telexte sofort alle Beteiligten an, die WM werde sehr wohl ausgetragen, und zwar wie geplant vom 24.9. bis 1.10.1988 in Aguadulce. Von London aus löste er innerhalb von 48 Stunden alle Probleme: Er fand einen Ersatzsponsor, beauftragte eine Mitarbeiterin von Herrn Cuesta, die Organisation vor Ort zu übernehmen, verlegte die WM in ein bescheideneres - wenngleich auch exzellentes - Hotel, und arrangierte sogar die Empfangs- und Schlusszeremonie sowie einen Ausflug für alle Teilnehmer zur berühmten Alhambra in Granada.

Indes gab es, noch wenige Tage vor der WM, einige weitere Hürden zu überwinden. Die beiden wichtigsten Teilnehmer, Fidelity Electronics und die Hegener + Glaser AG, stellten Forderungen auf, die jeweils von der Gegenseite kategorisch abgelehnt wurden. So bestand Fidelity auf der Durchführung einer „kommerziellen Gruppe", die von Cuesta und der ICCA nachträglich in das Regelwerk aufgenommen wurde. Hegener + Glaser wollte dagegen erst gar nicht zur Weltmeisterschaft anreisen, wenn diese Gruppe nicht zuvor gestrichen würde. Firmenchef Manfred Hegener: „Wir haben uns auf die Hersteller-Gruppe vorbereitet, wo insgesamt 32 Partien gespielt werden. In der kommerziellen Gruppe gibt es nur sechs Partien, dort kann alles passieren. Wir wollen nicht, dass die WM zu einer reinen Glücksache wird. "Ferner sei seine Firma erst „im letzten Augenblick" (am 15.9.1988) von der ICCA über die Einrichtung dieser Gruppe informiert worden. Freilich: In der Augustausgabe von CSS, S. 43, wurde über die Möglichkeit einer kommerziellen Gruppe bereits berichtet.

Drei Tage vor der WM wurde dann CSS-Herausgeber Dieter Steinwender von der ICCA beauftragt, einen „Mephisto Almeria" in Hamburg zu kaufen und nach Aguadulce zu bringen. Das geschah bei der Karstadt Filiale in der Mönckebergstraße (Kaufpreis: DM 4600). Ein ausführliches Protestschreiben von Hegener + Glaser wurde ins Turnierbulletin aufgenommen und die umstrittene Gruppe doch noch angesetzt.


Der erste Tag

Nach diesem schweren Anfang ging es dann am 24. September endlich mit drei Partien der Software-Gruppe los. Insgesamt sieben Programme hatten sich hier angemeldet, darunter ein „Fidelity Challenger" und ein „Mephisto Almeria Experimental". Zwischen diesen beiden Geräten und denjenigen aus der Hersteller-Gruppe besteht kaum ein Unterschied, so dass wir dort näher auf die Hard- und Software eingehen wollen. Zwei weitere Programme liefen mit Turbokits der Firma Schätzte + Bsteh: Rebell '88 von Ed Schröder, mit einem Mephisto Exclusive Sensorbrett, einem 48-KByte-Programm, 8K RAM, 18 MHz Taktfrequenz und 16.000 Eröffnungszügen, sowie "Y!88" (sprich "Why not 88" "Warum nicht 88") von Ulf Rathsman mit einem Conchess Sensorbrett, 128K ROM, 4K RAM, 19 MHz und 128.000 Eröffnungsstellungen.

Der Ungar Gyula Horvath hatte für sein Programm Pandix ein Original-IBM PS2-386-System (20 MHz), das von einem lokalen Computerhändler freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Pandix ist 150 KByte groß, benötigt 256K RAM und kennt 5500 Eröffnungsstellungen. Der Holländer Dap Hartmann brachte für sein Programm Dappet (600 KByte, 4 MB ROM, 12.000 Eröffnungsstellungen) einen „Laptop" mit: Einen Toshiba 3100 mit 80386-Prozessor (16 MHz), 40 MB Festplatte, Plasmabildschirm - alles kaum größer als eine Reiseschreibmaschine. Und schließlich gab es das Programm Chat des Deutschen Wolfgang Delmare, das auf einem 68020 Prozessor mit 24 MHz lief, 170 KByte lang war, und mit 4 MB RAM und 8000 Eröffnungszüge arbeitete.

Bilanz der ersten Runde: Das „Lokalderby" zwischen Mephisto Almeria und Rebel 88 wird vom größeren Gerät überzeugend gewonnen, Y!88 schlägt Dappet, Chat und Pandix erreichen ein Remis.


Der zweite Tag

In der Software-Gruppe gab es die erste spektakuläre Mattankündigung des Turniers:



Weblinks


siehe auch