CXG Advanced Star Chess: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Schachcomputer]] der Marke [[CXG]] aus dem Jahre [[1986]]. Ursprünglicher Verkaufspreis umgerechnet rund 150 €.
{| valign="top"
{{Infobox_Level
| Titel = CXG Advanced Star Chess (Art.211)
| Bild = [[Bild:ASC.jpg|center|280px]]
| Hersteller = [[CXG]]
| Markteinführung = {{Erscheinungsjahr|1986}}
| Preis = 279 DM (140 €)
| Prozessor = [[Hitachi HD6301Y0|HD6301Y0]] ([[ROM serial|rom A14]])
| Prozessortyp = [[8 Bit]], [[Singlechip]]
| Takt = 8 MHz (2 MHz internal)
| RAM = 2 KB + 256 Bytes
| ROM = 16 KB
| Bibliothek = >6.000 [[Halbzüge]]
| Programmierer = [[Kaare Danielsen]]
| Elo = [[Wiki-Elo-Liste|1647]]
| Rechentiefe =
| BT-2450 =
| BT-2630 =
| Colditz = 1809
| Verwandt = [[CXG Super Enterprise]]
| Zugeingabe = [[Stecksensorbrett]]
| Zugausgabe = 16 Rand LEDs
| Display = ---
| Stromversorgung = Batterie = 9V Block; Netz = 9V, z.B. [[HGN 5001]]
| Spielstufen = 44 und 4 Spielstile (normal, aggressiv, desperado, positionell)
| Maße = 19 x 10,5 x 4 (incl. Deckel) cm; Spielfeld = 8 x 8 cm
| Sonstiges = programmierbare Eröffnungsbibliothek
| 30 Sekunden = A7
| 30 Minuten = C8
| 60 Sekunden = B1
| 60 Minuten = D2
| Turnier = B4
| Analyse = F3
}}
|}
Abgesehen vom Gehäuse, identisch mit dem [[CXG Super Enterprise]]. Ungewöhnlich ist die Anordung der Rand-LEDs, nämlich rechts und oben, was aber nicht sonderlich praktisch war, da die oberen LEDs bei Schrägansicht leicht von den relativ großen Figuren verdeckt wurden. Und die rechts befindlichen LEDs werden von Rechtshändern beim Ziehen verdeckt; also nicht allzu ergonomisch das ganze...


'''Technische Daten:'''
=== Eine unternehmungslustige Familie ===
==== Super Enterprise und Advanced Star Chess ====
''Bernd Schneider (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1986)''


[[Prozessor]]:        [[6301Y]], 8 MHz, 8 Bit [[Singlechip]]                  '''einige Spielstufen'''
[[Speicher]]:        16 KB [[ROM]], ? KB [[RAM]]                            - 30sec/Zug  A7
[[Bibliothek]]:      >6000 Halbzüge                                  - 30min/Spiel C8
[[Programmierer]]:    [[Kaare Danielsen]]                                - 60sec/Zug  B1
[[Elo]]:              [[Wiki-Elo-Liste|1563]]                                            - 60min/Spiel D2
[[Stellungstests]]:  [[Colditz|1809]] [[Colditz]], ---- [[BT-2450]]                      - Turnier    B4
Verwandt:        [[CXG Super Enterprise]]                            - Analyse    F3
[[Zugeingabe]]:      [[Stecksensorbrett]]
[[Zugausgabe]]:      16 Rand LEDs
[[Stromversorgung]]:  Batterie = 9V Block; Netz = 9V, z.B. [[HGN 5001]]
[[Spielstufen]]:      44 und 4 Spielstile (normal, aggressiv, desperado, positionell)
Maße (BxTxH):    19 x 10,5 x 4 (incl. Deckel) cm; Spielfeld = 8 x 8 cm
Sonstiges:        programmierbare Eröffnungsbibliothek


[[Bild:ASC.jpg|thumb|left|CXG Advanced Star Chess]]
'''Bei der Computerschach-Weltmeisterschaft in Köln machte ein gerade taschenbuchgroßer Schachcomputer vielen Großrechnerprogrammen - so z.B. "Dutch" (350 K, 32 Bit-Rechner) und "Awit" (750 K, ebenfalls 32 Bit) - ordentlich zu schaffen. Die Rede ist von "Enterprise", einem 16K-Programm des Dänen Kaare Danielsen, das in Geräten der Firma Newcrest Technology (Hong Kong) untergebracht ist. Bernd Schneider hat sich mit ihnen beschäftigt.'''
 
"Enterprise" heißt "Unternehmung", erinnert aber auch an Flugzeugträger, Raumschiffe und Spaceshuttles. So ganz kommt man auf jeden Fall nicht umhin, etwas Gewaltiges zu assoziieren... Dennoch gefällt mir eher das harmlosere "unternehmungslustig", da das auch die Reiselust des kleineren der beiden programmgleichen Brüder mit einbezieht, dessen Gerätename "Advanced Star Chess" ist: Ein Reise-Steckschachcomputer in den Abmessungen 19 auf 10,5 cm. Dieses putzige Ding, das bequem in eine Damenhandtasche passt, demonstriert eindringlich, mit wie wenig Platz die moderne Elektronik auskommen kann. Es ginge sicher noch kleiner, aber dann bräuchte man für die Figuren eine Pinzette.
 
==== Ganz neu: Mit Display ====
 
In einer zweiten Version kommt das Enterprise-Programm in Form des Drucksensorbrettes "Super Enterprise" einher: Das Spielfeld hat hier 29,5 cm Kantenlänge und ist von einem nur knapp einen Zentimeter breiten Rand eingefasst, der auch die LEDs beherbergt (die Anzeige erfolgt nach der Koordinatenmethode). Seitlich an das Spielbrett ist die Tastatur mit weiteren acht LEDs angesetzt; in der neuesten Version, die mir als Vorserienmodell zur Verfügung stand, befinden sich hier noch zwei kleine Displays.
 
Der Importeur der Geräte, Lorenz Siwek in Fürth, nahm an, diese Displays (die noch ohne Funktion waren) würden lediglich die Zugzeiten beider Seiten angeben. Doch weit gefehlt: Nach einem kurzentschlossenen Vorstoß ins Innere des Gerätes (der auch den Prozessor 6301Y und den 8-MHz-Quartz enthüllte, wie beim bisherigen Modell) fand sich ein trickreiches Schallerchen, dessen Betätigung den Displays Leben einhauchte. Und siehe da, was diese beiden kleinen Anzeigen so von sich zu geben vermögen, stellt etliche andere Geräte in den Schatten.
 
==== Stylingfragen und Displaykünste ====
 
Man erhält auf ihnen nämlich Informationen nicht nur über Zug- und Summenzeiten, sondern auch eine Stellungsbewertung (vierstellig im unteren Display, während das obere weiter die Zeit angibt) sowie die aktuelle Zugliste. Schließlich liefern die Displays in der Bereitschaftsphase die Zugzahl, und sie verbinden sich mit der Wahl der Spielstile - doch davon später. Ebenso wie die Zugliste, kommen auch die eingestellten Spielstufen alphanumerisch zum Ausdruck; in den Grundstufen werden außerdem die Durchschnitts-Rechenzeiten im unteren Display dargestellt.
 
Das Design des neuen Gerätes ist besser geglückt als beim bisherigen Super Enterprise: Wo früher eine etwas gewöhnungsbedürftige Braun-Grau-Schwarz-Mischung vorherrschte, zeigt sich nun ganz stilvoll nur noch schwarz-graue Zweifarbigkeit. Jeder Felder-Eckpunkt trägt einen roten Punkt; Hier durfte sich wohl ein Stylist austoben (oder handelt es sich um Baugenehmigungen?). Beim früheren Gerät waren diese Punkte übrigens gelb.
 
Der Rest indes ist gleich geblieben, von der erstaunlichen Melodie beim Einschalten des Gerätes - diese klingt fast mittelalterlich - bis zu dem einmaligen Umstand, dass Enterprise-Käufer vier Damen mitgeliefert bekommen - für allfällige Bauernumwandlungen. Das Styling der Figuren ist ein wenig seltsam; lang und spindeldürr sind Dame und König - wohl, um die Aufstandsfläche aller Figuren gleich groß zu halten. Brett und Figurensockel sind magnetisch aneinander interessiert, so dass die langen Dürren recht standfest sind, trotz ihrer optischen Instabilität.
 
==== Desperado ====
Hat man sich genügend an den Äußerlichkeiten geweidet und mit dem Spiel selbst begonnen, fällt auf, dass die Bedienung des Geräts sehr klar und einfach ist. Die auch am Star Chess vorhandenen 16 Tasten gestatten schnelle und sichere Stellungseingabe, Abruf von (Display-) Informationen und Eingaben zum Spielverlauf (Level, Multi Move, Enter Position), ferner Speicherung von Eröffnungen und Partien. Eine Besonderheit bieten die beiden Geräte bezüglich der Möglichkeit, vier verschiedene Spielstile anzuwählen. Beim alten SE so-wie beim Star Chess stellt man diese kommentarlos ein; der neue SE jedoch bestätigt sie im oberen Display. Hier liest man AGGR für den entfesselten und POSI für den verhaltenen Stil. Wer richtig kämpfen will, der sollte indes denjenigen Stil wählen, der durch DESP gekennzeichnet ist - und mit einem "Desperado" die Klingen kreuzen.
 
Im Übrigen ist zur Kritik von SE und Star Chess noch anzumerken, dass die LEDs beim ersteren zu klein und beim zweiten an den falschen Brettkanten untergebracht sind. Die Tasten beim SE bleiben mitunter hängen, wenn sie verkantet werden; beim "Kleinen" muss man sie recht brutal per Fingernageldruck aktivieren. Die Figurensymbole sind beim SE etwas undeutlich und (damit komme ich zum Ende der Kritik-Liste...) die Betriebsanleitung könnte eine teutonische Aufbesserung (siehe letzte Seite in CSS 4/86) gebrauchen.
 
*'''Die Anzeigemöglichkeiten des Super Enterprise:'''
{| class="wikitable"
|-
! - !! Rechenphase !! Rechenphase zuende, Zug noch nicht ausgeführt !! Bedenkphase Spieler
|-
| Erstes Display || Summenzeit Computer, Zugzeit Computer || Zugnummer || Summenzeit Computer, Bedenkzeit Spieler, Spielstil
|-
| Zweites Display || Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Zugliste || errechneter Zug alphanumerisch  || Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Spielstufe
|-
| Zweites Display || Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Zugliste || errechneter Zug alphanumerisch || Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Spielstufe
|-
| Brett || Hauptvariante, Suchtiefe, Mattankündigung || errechneter Zug || Hauptvariante nach Zugvorschlag
|}
 
*'''Gerätevergleich:'''
{| class="wikitable"
|-
! &nbsp;&nbsp;<big>'''+ / -'''</big>&nbsp;&nbsp; !! Super Enterprise !! Advanced Starchess
|-
| <center><big>'''+'''</big></center>
||
Gefälliges Äußeres<br>
Informative Displays<br>
Batteriebetrieb möglich<br>
Spielstile wählbar<br>
Gute Spielstärke<br>
Ganze Hauptvariante abrufbar<br>
Zusätzliche Eröffnungen und Partien können programmiert werden
||
Gutes Styling<br>
praktisches Figurenfach<br>
Spielstile wählbar<br>
Gute Spielstärke<br>
Ganze Hauptvariante abrufbar, Stellungsbewertung und Zeit (in LED)<br>
Zusätzliche Eröffnungen und Partien können programmiert werden
|-
| <center><big>'''-'''</big></center>
||
Figuren etwas eigenwillig gestylt<br>
Figurensymbole undeutlich<br>
Tasten bleiben manchmal hängen
||
LEDs an der falschen Stelle (rechts oben anstelle links unten)<br>
Tasten schwer zu bedienen<br>
Zugausführung etwas mühsam
|}
 
==== Enterprise als Gegner ====
Ob man nun den unbeschwerten Star Chess im Zug mithat oder im Wohnzimmer auf dem eleganten SE spielt - das Programm von Kaare Danielsen kann beeindrucken. Es erwies sich in der Praxis als taktisch fix und positionell gesund - auch in der DESP-Einstellung. Überhaupt ist der Einfluss dieser mutmaßlichen verschiedenen Stellungs-bewertungen -sowas gab es auch mal bei Mephisto 1 - nur gering, wenngleich spürbar.
 
Im Vergleich mit anderen Geräten zeigt sich folgendes: Enterprise ist in Taktiktests (siehe auch Colditz-Tabelle) genauso gut wie [[Mephisto MM II]], positionell spielt er besser. Dennoch ging ein von mir durchgeführtes Schnellschach-Turnier (12 Partien mit Bedenkzeiten von 30 Sek. und 1 Min.) mit großem Vorteil für MM II zuende: Dieser überblickt die Lage stets einen Halbzug tiefer als der SE und kann somit dessen positionellen Vorteil anscheinend mehr als wettmachen.
 
Brute-Force-Unarten haben beide Geräte, der SE jedoch in geringerem Maße als MM II - und in höherem als sein 16K-Kollege Excellence, der zu insgesamt ausgewogenerem Spiel fähig ist. Dem bei gleichem Prozessor und ROM-Umfang schnelleren, jedoch selektiv suchenden [[SciSys Turbo 16K|Turbo 16]] hingegen zeigt sich der SE/SC in Spiel und Tests weit überlegen. Und an einem weiteren Gegner mit 16 K durfte SE seine Kräfte messen: Am [[Fidelity Elegance|Elegance]], der bekanntlich das Elite Glasgow-Programm von einem 6502 mit 3.6 MHz abarbeiten lässt. Gegen ihn hat der Vorserien-SE recht gut ausgesehen, von den Schnellpartien gewann er rund die Hälfte, wobei er taktisch schneller und positionell etwas fader als sein Gegner wirkte. Vielleicht könnte man seine Spielstärke in der Größenordnung von knapp unter 1900 Elo einstufen - fantastisch für 16 K.
 
==== Hauruck-Angriffe bringen nichts ====
Tatsächlich bedarf es auch für menschliche Gegner großer Anstrengung, ihn bis zum Aufleuchten der "Resign-LEDs" zu bringen; mit Hauruck-Angriffen ist bei ihm nichts zu erreichen. Offene Linien nutzt er positionell geschickt aus; wenn er giftig gestimmt ist, forciert er seine eigenen Angriffe auf der f-Linie. Das sonst häufige h6 (h3) zur Vertreibung gegnerischer Springer mag er nicht sonderlich, was ihn vor "Trojanern" schützt.
 
Kurzum - besonders in der Display-Version (aber auch als Star Chess) ist Enterprise sehr erstrebenswert, denn er hat alles, was die "Großen" auch haben, dazu eine gute Spielstärke und ein sehr ansprechendes Äußeres - alles Pluspunkte für den "Unternehmungslustigen".
 
==== Unglaubliche Kunststücke ====
''Beispielpartien von Kurt Utzinger''
 
Der Super Enterprise ist eine wirkliche Überraschungsmaschine. Wenn man seine Features berücksichtigt - ebenbürtig mit Spitzengeräten - und den Preis einbezieht, verdient er die Höchstnote. Spielstärkenmäßig mag er mit den Großen nicht ganz mitzuhalten, aber bei optimaler Einstellung gibt es regelmäßig Gewinnpartien gegen Turbostar, Excellence und sogar Mephisto. Wer hat schon gesehen, dass der Turbostar 432 KSO in nur neun Zügen mattgesetzt wird? Hier das unglaubliche Kunststück:
 
<pgn>
[White "Super Enterprise, CXG"]
[Black "Turbostar KSO, SciSys"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "17"]
 
1. e4 c6 2. Nc3 d5 3. Qf3 d4 {*} 4. Bc4 {*} dxc3 $6 5. Qxf7+ Kd7 6. dxc3 b6 7.
Bf4 $1 c5 8. Bb5+ Nc6 9. Rd1# 1-0
</pgn>
 
Auch sonst macht der SE gegen den Turbostar eine gute Figur. Die nächste Partie wurde komplett in der Einstellung "positionell", die darauf folgende "aggressiv" gespielt.
 
<pgn>
[White "Super Enterprise, CXG"]
[Black "Turbostar, SciSys"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "51"]
 
1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 d5 4. Bg5 Be7 5. e3 O-O 6. Nf3 h6 7. Bh4 b6 8. cxd5
Nxd5 9. Bxe7 Qxe7 10. Nxd5 {*} exd5 11. Bd3 Be6 12. Rc1 c5 {*} 13. O-O c4 14.
Bb1 Nc6 15. b3 Nb4 16. bxc4 dxc4 17. a3 Nd5 18. e4 Nf4 19. d5 Bg4 20. Rxc4 Qxa3
21. e5 Nh3+ 22. gxh3 Bxf3 23. Qc2 Rfe8 24. Rc7 Rxe5 25. Qh7+ Kf8 26. Qh8# 1-0
</pgn>
 
<pgn>
[White "Super Enterprise, CXG"]
[Black "Turbostar KSO, SciSys"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "59"]
 
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Bb4 {*} 4. Bd2 dxe4 5. Qg4 Qxd4 6. O-O-O f5 7. Qg3 Bd6
8. Bf4 Bxf4+ 9. Qxf4 Qb6 10. f3 $1 exf3 11. Nxf3 Nf6 12. h3 $6 Bd7 13. Ne5 O-O
14. Bc4 Bc8 15. Qxf5 a6 16. Rhf1 Ra7 $2 17. Rf3 g6 18. Qg5 Nbd7 19. Nxd7 Nxd7
20. Qe7 Rxf3 21. Bxe6+ Kh8 22. gxf3 Qe3+ 23. Kb1 Qxf3 24. Bxd7 Ra8 25. Bxc8
Rxc8 26. Rd7 Qf1+ 27. Nd1 Qxd1+ 28. Rxd1 h5 29. Rd7 c5 30. Qg7# 1-0
</pgn>
 
In der folgenden Partie gegen den Super Constellation wurde in der Einstellung "normal" begonnen, im 12. Zug auf "aggressiv" geschaltet und ab dem 25. Zug "positionell" gespielt.
<pgn>
[White "Super Enterprise, CXG"]
[Black "Turbostar KSO, SciSys"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "81"]
 
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 e6 6. g3 a6 7. Bg2 {*} Qc7 {*}
8. O-O Be7 9. Nb3 Nc6 10. f4 O-O 11. Be3 Rd8 12. Na4 Nd7 13. f5 exf5 14. exf5
Bf6 15. Qd2 Nc5 16. Nbxc5 dxc5 17. Bd5 Ne7 18. c4 Bxf5 19. Bxc5 Nxd5 20. cxd5
Bh3 21. Rxf6 gxf6 22. Bb6 Qc6 23. Bxd8 Rxd8 24. dxc6 Rxd2 25. cxb7 Rd8 26. Nc5
Rb8 27. Rc1 Kg7 28. b3 Be6 29. Rd1 Kg6 30. Rd6 a5 31. Ra6 Bd5 32. Rxa5 Bc6 33.
Ra6 Bd5 34. Rb6 Kg5 35. a4 f5 36. a5 Bxb7 37. a6 Bxa6 38. Rxb8 Be2 39. h4+ Kf6
40. Rb6+ Ke5 41. Nd7+ 1-0
</pgn>
 
Und hier noch ein Sieg gegen seinen Landsmann aus Hongkong, diesmal "normal" bis zum 13. Zug, dann "aggressiv" und der Schluss (ab dem 39. Zug) "positionell".
<pgn>
[White "Super Enterprise, CXG"]
[Black "Super Constellation, Novag"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "107"]
 
1. d4 Nf6 2. c4 g6 3. Nc3 Bg7 4. e4 d6 5. Nf3 O-O 6. Be2 Nc6 7. O-O e5 8. d5
Ne7 9. Ne1 Nd7 10. f3 f5 11. Bg5 h6 12. Be3 Kh7 13. Nd3 f4 14. Bf2 c6 15. c5
dxc5 16. d6 Ng8 17. Nxc5 Nxc5 18. Bxc5 Nf6 19. d7 Bxd7 20. Bxf8 Qb6+ 21. Kh1
Rxf8 22. Qd2 Rd8 23. Rfd1 Ne8 24. Na4 Qf2 25. Bc4 Qxd2 26. Rxd2 Nf6 27. Be6 b6
28. b3 Nd5 29. Bxd7 Ne3 30. Rc1 c5 31. Nb2 Bf8 32. Nc4 Nxc4 33. Rxc4 a6 34. Rc1
b5 35. Rcd1 Kg7 36. Rd5 Kf6 37. Bh3 Rxd5 38. exd5 Bd6 39. Kg1 c4 40. bxc4 bxc4
41. Rc1 e4 42. fxe4 Bc5+ 43. Kf1 Ke5 44. Rxc4 Bd6 45. Kf2 g5 46. Bf5 a5 47. Rc1
g4 48. a4 h5 49. Rc6 Bb8 50. Rh6 Bc7 51. d6 Bd8 52. d7 f3 53. gxf3 Kf4 54. fxg4
1-0
</pgn>
 
Die folgende Partie gegen den Excellence wurde gleich "aggressiv" begonnen und ab dem 28. Zug "positionell" zu Ende geführt.
 
<pgn>
[White "Excellence 6 MHz, Fidelity"]
[Black "Super Enterprise, CXG"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "90"]
 
1. c4 e5 2. Nc3 Nf6 3. Nf3 Nc6 4. d4 e4 5. Nd2 Nxd4 6. Ndxe4 Nxe4 7. Qxd4 Nxc3
8. Qxc3 d6 9. e4 Qh4 10. Bd3 Qe7 11. O-O Qe5 12. Qxe5+ dxe5 13. Be3 Be7 14. f4
exf4 15. Bxf4 Bc5+ 16. Kh1 c6 17. Bc7 O-O 18. Rab1 Re8 19. b4 Bd4 20. c5 Be6
21. a4 Ba2 22. Rbc1 Bb3 23. a5 Rac8 24. Bd6 Rcd8 25. Bc4 Bxc4 26. Rxc4 Rxe4 27.
Rd1 {Weiß hatte sich offenbar auf diese Fesselung verlassen, doch der Super
Enterprise zeigt den größeren Durchblick.} Rde8 $1 28. Bg3 Bf6 $1 {Schwarz
kümmert sich rechtzeitig um seine schwache Grundreihe und deckt das
Einbruchsfeld d8.} 29. Rxe4 Rxe4 30. Be1 Kf8 31. h3 Be5 32. Kg1 Rd4 33. Rxd4
Bxd4+ 34. Kf1 Ke7 35. Ke2 Be5 36. Kf3 Bb2 37. Bd2 Ke6 38. g4 Kd5 39. h4 Kc4 40.
Ke4 Ba3 41. a6 bxa6 42. Ke5 Bxb4 43. Bxb4 Kxb4 44. Kd6 Kb5 45. Ke5 Kxc5 {
abgebrochen.} 0-1
</pgn>
 
In der nächsten Partie ging dem Enterprise ein großer Fisch ins Netz. Mit viel Mühe konnte er ein zwar gewonnenes, aber für Computer sicher nicht einfaches Endspiel zum Sieg führen. Die Einstellung: Zug 1 bis 5 normal, 6 bis 18 aggressiv und ab Zug 19 positionell.
<pgn>
[White "Super Enterprise, CXG"]
[Black "Amsterdam, Mephisto"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "187"]
 
1. e4 e5 2. Nf3 d6 3. d4 Nf6 4. dxe5 Nxe4 {*} 5. Qd5 {*} Nc5 6. Bg5 Be7 7. exd6
cxd6 $2 8. b4 Ne6 9. Bxe7 Qxe7 10. Bb5+ Bd7 11. O-O Bxb5 12. Qxb5+ Nc6 13. Nc3
a6 14. Qb6 Ne5 15. Nd2 Rc8 16. Nd5 Qd8 17. Qxb7 Qd7 18. Qxd7+ Nxd7 19. Ne4 Rc6
20. Rfe1 h5 21. c4 Kf8 22. Nd2 Ne5 23. f4 Nd3 24. Re4 h4 25. Rf1 Rh5 26. Rf3
Nb2 27. Nc3 Rc8 28. Rh3 Rh6 29. Rhe3 Rh5 30. f5 Rxf5 31. Rxh4 Ke8 32. Rh8+ Kd7
33. Rxc8 Kxc8 34. a4 Rf4 35. Re4 Kd7 36. Rxf4 Nxf4 37. a5 Ke6 38. b5 $2 axb5
39. cxb5 $6 Kd7 40. a6 Kc7 41. g3 Nfd3 42. Nd5+ Kb8 43. b6 Na4 44. a7+ Kb7 45.
Ne4 Nxb6 46. Nxb6 Kxa7 47. Nc8+ Ka6 48. Ncxd6 Ne5 49. Kf2 Kb6 50. Ke3 $6 Kc6
51. h3 Kd5 52. Nf5 g6 53. Ne7+ Ke6 54. Ng8 f5 55. Ng5+ Kd6 56. Nf6 Nc6 57. Kf4
Nd4 58. g4 $2 Ne2+ 59. Ke3 Nc3 60. gxf5 Ke5 61. Ng4+ Kxf5 62. Nf3 Nd5+ 63. Kd4
Nc7 64. Nh4+ Kg5 65. Ng2 Ne6+ 66. Ke5 Nd8 67. Nf4 $2 Nf7+ 68. Ke4 Nd6+ 69. Kf3
Nc4 70. Ne6+ Kh4 71. Kg2 Nd6 72. Ne5 Kh5 73. Nf4+ Kg5 74. Nfxg6 Kf5 75. Kf3 Nb5
76. h4 Nd4+ 77. Ke3 Ne6 78. Kd3 Ng7 79. Kd4 Ne6+ 80. Kd5 Ng7 81. Ne7+ Kf4 82.
N5g6+ Kg3 83. Ke4 Kg4 84. Nd5 Ne8 85. Ke5 Kh5 86. Ndf4+ Kg4 87. h5 Kg5 88. Nh8
Kh6 89. Nf7+ Kg7 90. Ke6 Nc7+ 91. Ke7 Kg8 92. h6 Kh7 93. Nh5 Nd5+ 94. Kd6 {und
Mephisto gibt auf.} 1-0
</pgn>
 
Im letzten Beispiel findet ein Springer, der voreilig auf Bauernfang gegangen war, nicht mehr nach Hause. Alles sieht nach einem klaren Sieg Mephistos aus, doch dann wird der große Meister doch noch beschwindelt...
<pgn>
[White "Amterdam, Mephisto"]
[Black "Super Enterprise, CXG"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "102"]
 
1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. d4 exd4 4. e5 Ne4 5. Qxd4 d5 {*} 6. exd6 Nxd6 7. Nc3 Nc6
8. Qf4 Bf5 9. Bd3 Bxd3 10. cxd3 Be7 11. O-O O-O 12. Bd2 Ne8 13. d4 Nf6 14. Rfe1
Re8 15. Rad1 Bd6 16. Qg5 Rxe1+ 17. Rxe1 Nb4 18. a3 Nd3 19. Re3 Nxb2 $2 20. Qb5
Bxa3 21. Nb1 a6 22. Qb3 Nc4 23. Qxc4 Bd6 24. Re1 Qf8 25. Nc3 Re8 26. Rb1 b5 27.
Qa2 Ra8 28. Re1 c6 29. Ne5 Qe8 30. Ng4 Qd8 31. Bg5 Be7 32. Ne5 Qe8 33. Nxf7
Qxf7 34. Rxe7 Qxa2 35. Nxa2 Nd5 36. Re6 Rc8 37. f3 a5 38. Kf2 b4 39. Nc1 a4 40.
Rd6 b3 41. Nd3 b2 42. Nxb2 a3 43. Re6 axb2 44. Re1 Nc3 45. h3 b1=Q 46. Rxb1
Nxb1 47. Bf4 Nc3 48. Be5 c5 49. dxc5 Rxc5 50. Bd4 Rc4 51. Ke3 Nb5 {abgebrochen}
0-1
</pgn>
 
==== Optimale Einstellung ====
 
So stellt man den Super Enterprise ein, um optimale Ergebnisse zu erzielen:
 
* Eröffnung bis zum Abschluss der Entwicklung auf Stil 1 ( = normal);
* hiernach sofort Umstellung auf Stil 3 (= aggressiv);
* ab Materialwert 70 bis 68 Stil 1(= normal);
* ab Materialwert 50 bis 48 Stil 4(= positionell).
 
Die sture Anwendung dieses Prinzips führt natürlich nicht immer zum Erfolg, weshalb noch einige wichtige Feinheiten zu berücksichtigen sind, wenn man an noch besseren Ergebnissen interessiert ist:
 
1. Ergibt sich in der Eröffnung eine scharfe Stellung mit eventuell ungleichem Materialverhältnis oder verpfuschter gegnerischer Rochadestellung, so ist sofortige Umstellung auf aggressiv angezeigt.
 
2. Eine eindeutige strategische Stellung, geschlossen, mit Spiel am Damenflügel für den SE, darf nicht aggressiv verlaufen, falls SE einen Bauern auf f4 (Weiß) oder f5 (Schwarz) hat. Hier wäre normal/aktiv anzuraten, da sonst fast immer ein Turmausflug (z.B. Tf8-f6-h6 usw.) folgt, mit Zersplitterung der Figurenharmonie.
 
3. Gibt der Gegner im Mittelspiel dem SE auf Stil aggressiv ein Schach, und der SE könnte beispielsweise zwischen Kf1 und Kh1 wählen, so ist sofortige Umstellung auf positionell nötig, damit SE nicht auf dumme Ideen kommt und den König in die ungeschützte Mitte stellt. Nach dem Königszug sollte man natürlich sofort wieder auf aggressiv zurückstellen.
 
''(Kurt Utzinger)''
 
<br style="clear:both;" />
==Inside the Chess Computer==
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[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Schachcomputer]]
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[[Kategorie:HD6301Y]]
[[Kategorie:Reiseschach]]
[[Kategorie:Danielsen, Kaare]]

Aktuelle Version vom 10. Februar 2024, 19:28 Uhr

CXG Advanced Star Chess (Art.211)
Hersteller CXG
Markteinführung 1986
CElo 1647
Programmierer Kaare Danielsen
Prozessor HD6301Y0 (rom A14)
Prozessortyp 8 Bit, Singlechip
Takt 8 MHz (2 MHz internal)
RAM 2 KB + 256 Bytes
ROM 16 KB
Bibliothek >6.000 Halbzüge
Einführungspreis 279 DM (140 €)
Rechentiefe
BT-2450
BT-2630
Colditz 1809
Verwandt CXG Super Enterprise
Zugeingabe Stecksensorbrett
Zugausgabe 16 Rand LEDs
Display ---
Stromversorgung Batterie = 9V Block; Netz = 9V, z.B. HGN 5001
Spielstufen 44 und 4 Spielstile (normal, aggressiv, desperado, positionell)
Maße 19 x 10,5 x 4 (incl. Deckel) cm; Spielfeld = 8 x 8 cm
Sonstiges
programmierbare Eröffnungsbibliothek
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug A7
30 Min. / Partie C8
60 Sek. / Zug B1
60 Min. / Partie D2
Turnier B4
Analyse F3

Abgesehen vom Gehäuse, identisch mit dem CXG Super Enterprise. Ungewöhnlich ist die Anordung der Rand-LEDs, nämlich rechts und oben, was aber nicht sonderlich praktisch war, da die oberen LEDs bei Schrägansicht leicht von den relativ großen Figuren verdeckt wurden. Und die rechts befindlichen LEDs werden von Rechtshändern beim Ziehen verdeckt; also nicht allzu ergonomisch das ganze...

Eine unternehmungslustige Familie

Super Enterprise und Advanced Star Chess

Bernd Schneider (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1986)


Bei der Computerschach-Weltmeisterschaft in Köln machte ein gerade taschenbuchgroßer Schachcomputer vielen Großrechnerprogrammen - so z.B. "Dutch" (350 K, 32 Bit-Rechner) und "Awit" (750 K, ebenfalls 32 Bit) - ordentlich zu schaffen. Die Rede ist von "Enterprise", einem 16K-Programm des Dänen Kaare Danielsen, das in Geräten der Firma Newcrest Technology (Hong Kong) untergebracht ist. Bernd Schneider hat sich mit ihnen beschäftigt.

"Enterprise" heißt "Unternehmung", erinnert aber auch an Flugzeugträger, Raumschiffe und Spaceshuttles. So ganz kommt man auf jeden Fall nicht umhin, etwas Gewaltiges zu assoziieren... Dennoch gefällt mir eher das harmlosere "unternehmungslustig", da das auch die Reiselust des kleineren der beiden programmgleichen Brüder mit einbezieht, dessen Gerätename "Advanced Star Chess" ist: Ein Reise-Steckschachcomputer in den Abmessungen 19 auf 10,5 cm. Dieses putzige Ding, das bequem in eine Damenhandtasche passt, demonstriert eindringlich, mit wie wenig Platz die moderne Elektronik auskommen kann. Es ginge sicher noch kleiner, aber dann bräuchte man für die Figuren eine Pinzette.

Ganz neu: Mit Display

In einer zweiten Version kommt das Enterprise-Programm in Form des Drucksensorbrettes "Super Enterprise" einher: Das Spielfeld hat hier 29,5 cm Kantenlänge und ist von einem nur knapp einen Zentimeter breiten Rand eingefasst, der auch die LEDs beherbergt (die Anzeige erfolgt nach der Koordinatenmethode). Seitlich an das Spielbrett ist die Tastatur mit weiteren acht LEDs angesetzt; in der neuesten Version, die mir als Vorserienmodell zur Verfügung stand, befinden sich hier noch zwei kleine Displays.

Der Importeur der Geräte, Lorenz Siwek in Fürth, nahm an, diese Displays (die noch ohne Funktion waren) würden lediglich die Zugzeiten beider Seiten angeben. Doch weit gefehlt: Nach einem kurzentschlossenen Vorstoß ins Innere des Gerätes (der auch den Prozessor 6301Y und den 8-MHz-Quartz enthüllte, wie beim bisherigen Modell) fand sich ein trickreiches Schallerchen, dessen Betätigung den Displays Leben einhauchte. Und siehe da, was diese beiden kleinen Anzeigen so von sich zu geben vermögen, stellt etliche andere Geräte in den Schatten.

Stylingfragen und Displaykünste

Man erhält auf ihnen nämlich Informationen nicht nur über Zug- und Summenzeiten, sondern auch eine Stellungsbewertung (vierstellig im unteren Display, während das obere weiter die Zeit angibt) sowie die aktuelle Zugliste. Schließlich liefern die Displays in der Bereitschaftsphase die Zugzahl, und sie verbinden sich mit der Wahl der Spielstile - doch davon später. Ebenso wie die Zugliste, kommen auch die eingestellten Spielstufen alphanumerisch zum Ausdruck; in den Grundstufen werden außerdem die Durchschnitts-Rechenzeiten im unteren Display dargestellt.

Das Design des neuen Gerätes ist besser geglückt als beim bisherigen Super Enterprise: Wo früher eine etwas gewöhnungsbedürftige Braun-Grau-Schwarz-Mischung vorherrschte, zeigt sich nun ganz stilvoll nur noch schwarz-graue Zweifarbigkeit. Jeder Felder-Eckpunkt trägt einen roten Punkt; Hier durfte sich wohl ein Stylist austoben (oder handelt es sich um Baugenehmigungen?). Beim früheren Gerät waren diese Punkte übrigens gelb.

Der Rest indes ist gleich geblieben, von der erstaunlichen Melodie beim Einschalten des Gerätes - diese klingt fast mittelalterlich - bis zu dem einmaligen Umstand, dass Enterprise-Käufer vier Damen mitgeliefert bekommen - für allfällige Bauernumwandlungen. Das Styling der Figuren ist ein wenig seltsam; lang und spindeldürr sind Dame und König - wohl, um die Aufstandsfläche aller Figuren gleich groß zu halten. Brett und Figurensockel sind magnetisch aneinander interessiert, so dass die langen Dürren recht standfest sind, trotz ihrer optischen Instabilität.

Desperado

Hat man sich genügend an den Äußerlichkeiten geweidet und mit dem Spiel selbst begonnen, fällt auf, dass die Bedienung des Geräts sehr klar und einfach ist. Die auch am Star Chess vorhandenen 16 Tasten gestatten schnelle und sichere Stellungseingabe, Abruf von (Display-) Informationen und Eingaben zum Spielverlauf (Level, Multi Move, Enter Position), ferner Speicherung von Eröffnungen und Partien. Eine Besonderheit bieten die beiden Geräte bezüglich der Möglichkeit, vier verschiedene Spielstile anzuwählen. Beim alten SE so-wie beim Star Chess stellt man diese kommentarlos ein; der neue SE jedoch bestätigt sie im oberen Display. Hier liest man AGGR für den entfesselten und POSI für den verhaltenen Stil. Wer richtig kämpfen will, der sollte indes denjenigen Stil wählen, der durch DESP gekennzeichnet ist - und mit einem "Desperado" die Klingen kreuzen.

Im Übrigen ist zur Kritik von SE und Star Chess noch anzumerken, dass die LEDs beim ersteren zu klein und beim zweiten an den falschen Brettkanten untergebracht sind. Die Tasten beim SE bleiben mitunter hängen, wenn sie verkantet werden; beim "Kleinen" muss man sie recht brutal per Fingernageldruck aktivieren. Die Figurensymbole sind beim SE etwas undeutlich und (damit komme ich zum Ende der Kritik-Liste...) die Betriebsanleitung könnte eine teutonische Aufbesserung (siehe letzte Seite in CSS 4/86) gebrauchen.

  • Die Anzeigemöglichkeiten des Super Enterprise:
- Rechenphase Rechenphase zuende, Zug noch nicht ausgeführt Bedenkphase Spieler
Erstes Display Summenzeit Computer, Zugzeit Computer Zugnummer Summenzeit Computer, Bedenkzeit Spieler, Spielstil
Zweites Display Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Zugliste errechneter Zug alphanumerisch Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Spielstufe
Zweites Display Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Zugliste errechneter Zug alphanumerisch Summenzeit Spieler, Stellungsbewertung, Spielstufe
Brett Hauptvariante, Suchtiefe, Mattankündigung errechneter Zug Hauptvariante nach Zugvorschlag
  • Gerätevergleich:
  + / -   Super Enterprise Advanced Starchess
+

Gefälliges Äußeres
Informative Displays
Batteriebetrieb möglich
Spielstile wählbar
Gute Spielstärke
Ganze Hauptvariante abrufbar
Zusätzliche Eröffnungen und Partien können programmiert werden

Gutes Styling
praktisches Figurenfach
Spielstile wählbar
Gute Spielstärke
Ganze Hauptvariante abrufbar, Stellungsbewertung und Zeit (in LED)
Zusätzliche Eröffnungen und Partien können programmiert werden

-

Figuren etwas eigenwillig gestylt
Figurensymbole undeutlich
Tasten bleiben manchmal hängen

LEDs an der falschen Stelle (rechts oben anstelle links unten)
Tasten schwer zu bedienen
Zugausführung etwas mühsam

Enterprise als Gegner

Ob man nun den unbeschwerten Star Chess im Zug mithat oder im Wohnzimmer auf dem eleganten SE spielt - das Programm von Kaare Danielsen kann beeindrucken. Es erwies sich in der Praxis als taktisch fix und positionell gesund - auch in der DESP-Einstellung. Überhaupt ist der Einfluss dieser mutmaßlichen verschiedenen Stellungs-bewertungen -sowas gab es auch mal bei Mephisto 1 - nur gering, wenngleich spürbar.

Im Vergleich mit anderen Geräten zeigt sich folgendes: Enterprise ist in Taktiktests (siehe auch Colditz-Tabelle) genauso gut wie Mephisto MM II, positionell spielt er besser. Dennoch ging ein von mir durchgeführtes Schnellschach-Turnier (12 Partien mit Bedenkzeiten von 30 Sek. und 1 Min.) mit großem Vorteil für MM II zuende: Dieser überblickt die Lage stets einen Halbzug tiefer als der SE und kann somit dessen positionellen Vorteil anscheinend mehr als wettmachen.

Brute-Force-Unarten haben beide Geräte, der SE jedoch in geringerem Maße als MM II - und in höherem als sein 16K-Kollege Excellence, der zu insgesamt ausgewogenerem Spiel fähig ist. Dem bei gleichem Prozessor und ROM-Umfang schnelleren, jedoch selektiv suchenden Turbo 16 hingegen zeigt sich der SE/SC in Spiel und Tests weit überlegen. Und an einem weiteren Gegner mit 16 K durfte SE seine Kräfte messen: Am Elegance, der bekanntlich das Elite Glasgow-Programm von einem 6502 mit 3.6 MHz abarbeiten lässt. Gegen ihn hat der Vorserien-SE recht gut ausgesehen, von den Schnellpartien gewann er rund die Hälfte, wobei er taktisch schneller und positionell etwas fader als sein Gegner wirkte. Vielleicht könnte man seine Spielstärke in der Größenordnung von knapp unter 1900 Elo einstufen - fantastisch für 16 K.

Hauruck-Angriffe bringen nichts

Tatsächlich bedarf es auch für menschliche Gegner großer Anstrengung, ihn bis zum Aufleuchten der "Resign-LEDs" zu bringen; mit Hauruck-Angriffen ist bei ihm nichts zu erreichen. Offene Linien nutzt er positionell geschickt aus; wenn er giftig gestimmt ist, forciert er seine eigenen Angriffe auf der f-Linie. Das sonst häufige h6 (h3) zur Vertreibung gegnerischer Springer mag er nicht sonderlich, was ihn vor "Trojanern" schützt.

Kurzum - besonders in der Display-Version (aber auch als Star Chess) ist Enterprise sehr erstrebenswert, denn er hat alles, was die "Großen" auch haben, dazu eine gute Spielstärke und ein sehr ansprechendes Äußeres - alles Pluspunkte für den "Unternehmungslustigen".

Unglaubliche Kunststücke

Beispielpartien von Kurt Utzinger

Der Super Enterprise ist eine wirkliche Überraschungsmaschine. Wenn man seine Features berücksichtigt - ebenbürtig mit Spitzengeräten - und den Preis einbezieht, verdient er die Höchstnote. Spielstärkenmäßig mag er mit den Großen nicht ganz mitzuhalten, aber bei optimaler Einstellung gibt es regelmäßig Gewinnpartien gegen Turbostar, Excellence und sogar Mephisto. Wer hat schon gesehen, dass der Turbostar 432 KSO in nur neun Zügen mattgesetzt wird? Hier das unglaubliche Kunststück:

Auch sonst macht der SE gegen den Turbostar eine gute Figur. Die nächste Partie wurde komplett in der Einstellung "positionell", die darauf folgende "aggressiv" gespielt.

In der folgenden Partie gegen den Super Constellation wurde in der Einstellung "normal" begonnen, im 12. Zug auf "aggressiv" geschaltet und ab dem 25. Zug "positionell" gespielt.

Und hier noch ein Sieg gegen seinen Landsmann aus Hongkong, diesmal "normal" bis zum 13. Zug, dann "aggressiv" und der Schluss (ab dem 39. Zug) "positionell".

Die folgende Partie gegen den Excellence wurde gleich "aggressiv" begonnen und ab dem 28. Zug "positionell" zu Ende geführt.

In der nächsten Partie ging dem Enterprise ein großer Fisch ins Netz. Mit viel Mühe konnte er ein zwar gewonnenes, aber für Computer sicher nicht einfaches Endspiel zum Sieg führen. Die Einstellung: Zug 1 bis 5 normal, 6 bis 18 aggressiv und ab Zug 19 positionell.

Im letzten Beispiel findet ein Springer, der voreilig auf Bauernfang gegangen war, nicht mehr nach Hause. Alles sieht nach einem klaren Sieg Mephistos aus, doch dann wird der große Meister doch noch beschwindelt...

Optimale Einstellung

So stellt man den Super Enterprise ein, um optimale Ergebnisse zu erzielen:

  • Eröffnung bis zum Abschluss der Entwicklung auf Stil 1 ( = normal);
  • hiernach sofort Umstellung auf Stil 3 (= aggressiv);
  • ab Materialwert 70 bis 68 Stil 1(= normal);
  • ab Materialwert 50 bis 48 Stil 4(= positionell).

Die sture Anwendung dieses Prinzips führt natürlich nicht immer zum Erfolg, weshalb noch einige wichtige Feinheiten zu berücksichtigen sind, wenn man an noch besseren Ergebnissen interessiert ist:

1. Ergibt sich in der Eröffnung eine scharfe Stellung mit eventuell ungleichem Materialverhältnis oder verpfuschter gegnerischer Rochadestellung, so ist sofortige Umstellung auf aggressiv angezeigt.

2. Eine eindeutige strategische Stellung, geschlossen, mit Spiel am Damenflügel für den SE, darf nicht aggressiv verlaufen, falls SE einen Bauern auf f4 (Weiß) oder f5 (Schwarz) hat. Hier wäre normal/aktiv anzuraten, da sonst fast immer ein Turmausflug (z.B. Tf8-f6-h6 usw.) folgt, mit Zersplitterung der Figurenharmonie.

3. Gibt der Gegner im Mittelspiel dem SE auf Stil aggressiv ein Schach, und der SE könnte beispielsweise zwischen Kf1 und Kh1 wählen, so ist sofortige Umstellung auf positionell nötig, damit SE nicht auf dumme Ideen kommt und den König in die ungeschützte Mitte stellt. Nach dem Königszug sollte man natürlich sofort wieder auf aggressiv zurückstellen.

(Kurt Utzinger)


Inside the Chess Computer

Interior
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