Chafitz Boris
Applied Concepts INC. Boris | ||
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Hersteller | Chafitz / Applied Concepts (in Deutschland Sandy) | |
Markteinführung | 1978 | |
CElo | Aktivschach 979 / SSDF 1267 | |
Programmierer | Lindsay, David | |
Prozessor | F8 (MK3850) | |
Prozessortyp | 8 Bit | |
Takt | 1 MHz (Quarz = 2,07 MHz) | |
RAM | 256 Byte | |
ROM | 2.5 KB | |
Bibliothek | nicht vorhanden | |
Einführungspreis | ~250 €; in Deutschland 425 bis 450 € es gab mehrere Anbieter für den Boris | |
Rechentiefe | 4 Züge für jede Seite | |
BT-2450 | ||
BT-2630 | ||
Colditz | 250,5 | |
Verwandt | Chafitz Boris Master / Chafitz Boris Diplomat | |
Zugeingabe | Tastatur | |
Zugausgabe | Display | |
Display | 8-stellige 16-Segment LED Anzeige | |
Stromversorgung | "Boris operates on only 8 watts of 117VAC Voltage." Wurde in Deutschland mit 220V 1A Netzteil geliefert | |
Spielstufen | Zeitvorgabe von 1 sec .. 100 h; unendlich durch erneute Zeiterhöhung; 5 empfohlene Stufen ( A - E / s.h. Bild) | |
Maße | 25 x 20 x 8 cm | |
Sonstiges | ||
80 Zufallsgesteuerte Kommentare wie z. B. "IS THIS A TRAP?"; oder "GIVE ME MORE TIME" |
Boris erschien im Februar 1978, entworfen und hergestellt von Applied Concepts und vermarktet vom Hauptvertreiber Chafitz. Boris lief auf einem Fairchild F8 8-Bit-Mikroprozessor mit nur 2,5 KB ROM und 256 Byte RAM. David Lindsay wurde eingestellt, um die Maschine zu programmieren. Zwei weitere Boris-Modelle mit Lindsay-Programmen erschienen 1979, der erste Reiseschachcomputer Boris Diplomat, bei dem Lindsay ein Patent auf den Schachfiguren-Font hält, und der Boris Master.
"Sind Sie ein Computer?"
(aus Computerschach und Spiele / Heft 4/86 von Bernd Schneider)
Boris präsentierte sich in einem schönen Holzgehäuse (böse Zungen behaupteten, das sei das Wertvollste an ihm gewesen), das, innen unterteilt, links den eigentlichen Computer mit Drucktasten und Display und rechts ein Figurenfach enthielt. Die Tasten waren alphanumerisch, dazu gab's einen Timer, der die stets konstante Antwortzeit Boris' einzustellen gestattete. Über eine besondere Taste (Rank) konnte man das Brett reihenweise abrufen, dies sogar während des Denkprozesses, was recht lustig war, da man dann die Figurensymbole auf dem Display herumwieseln sah. Boris war von konservativer Gesinnung, er spielte stets nur mit Schwarz, doch war er immerhin bereit, ängstlichen Gegnern während der Partie die Zugentscheidungen auch einmal abzunehmen.
Das Schönste jedoch - und wie sehr vermissen wir so etwas bei den heutigen Geräten - war seine Fähigkeit zur Kommunikation mit dem menschlichen Gegner. Diesen fragte er per Laufschrift auf dem Display, ob Damen anwesend seien („Are there ladies present?"), um solche nicht durch allzu rauhes Spiel zu erschrecken. Ferner warnte er davor, manche Züge Sir David Levy zu zeigen („Don't show David Levy") oder er erging sich in allerlei Drohgebärden und Ankündigungen von Unheil („Now for the kill", „Hooray!", „Ready to resign?"). Bisweilen beanstandete er, dass es zu laut hergehe („I need less noise") und als ergötzlichste Frage richtete er die folgende an seinen Kontrahenten: „Are you another computer?".
Die Gefahr, dass dies zutraf, war zu Boris' Zeiten noch nicht sehr groß. Daher durfte er auch mit einer Spielstärke glänzen, die in ELO schwer zu beschreiben sein dürfte. Ich habe ihn gegen Elegance eine Damenvorgabepartie (Elegance spielte ohne Dame) spielen lassen, die Boris vernichtend verlor. Ich vermute, Elegance hätte noch beide Türme zusätzlich abtreten müssen, damit Boris' Kommentar „Do I have a chance?" zutreffen konnte.
Um ehrlich zu sein: Schachlich blieben die rund 80 Kommentare das Erfreulichste an Boris. Das übrige erschien deutlich zufallsgesteuert und von taktischen oder gar positionellen Erwägungen fast völlig unberührt. Sorry, Boris, wir lieben dich dennoch („1 expected that").
Die "inneren" Werte
Mitunter weist die Platine des Boris eine schlampige Verarbeitung auf. Diversen Lötstellen mangelt es an ausreichend Lötzinn, die Verdrahtung von Display und Tastatur ist wenig Vertrauen erweckend, die platinenseitige Verdrahtung des Adapterkabels ist katastrophal:
Es droht Kurzschlussgefahr, wenn das nicht gegen mechanische Überlastung gesicherte Adapterkabel (ein einfacher Knoten hätte schon genügt) zu sehr beansprucht wird!
Ferner ist festzustellen, dass der interne Spannungsregler eine enorme Hitze entwickelt. Sollte ein Boris jemals zerlegt werden müssen, ist dieser Regler vom kühlenden Rahmen abzuschrauben.
Beim Wiedereinbau ist zwingend auf eine perfekte Wärmeableitung des Reglers zu achten!
Möglicherweise hatte mein Vorredner ein Montagsgerät meine beiden Boris laufen oft tagelang. Aussetzer gabe es noch keine auch ohne Währmeableitung.
Wenn man das Gerät zerlegt, wird man feststellen das sich das Schaumgummi zwischen Tasten und Sensorplatine wegen Materialermüdung auflöst, was aber keinerlei Auswirkung auf den Gebrauch hat.
Bilder
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Prospekt der Firma ELSY
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Bedienung und Stellungseingabe
Mit der Taste Rank werden 8 Spielfelder mit darauf befindlichen Spielsteinen reihenweise angezeigt. So lassen sich leicht andere Figuren platzieren. B/W dient zur Umschaltung der Spielfarbe.