Fidelity Designer 2265 Master

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Fidelity Designer 2265 Master
Designer 2265
Designer 2265

C Theodor Heinze

Hersteller Fidelity
Markteinführung 1990
CElo 2043
Programmierer Spracklen, Dan & Kathe
Prozessor Takt RAM ROM
68000 16 MHz 80 KB 64 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
24 Halbzüge 1957 - -
Bibliothek 28.000 Halbzüge
Display 4-stellige 7-Segment Anzeige
Spielstufen 41
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 16 Rand LEDs
Einführungspreis 998 DM (500 €)
Prozessortyp 16 Bit
Stromversorgung 8,5V- / 300 mA / Plus innen - 4 Mignonzellen (Typ AA)
Maße 29,5 x 29,5 x 2,6 cm / Spielfeld 20 x 20 cm / Königshöhe 5 cm
Verwandt Fidelity Elite V2, Fidelity Excel Mach III
Sonstiges
Fidelity Mach III Programm und Technik



Infos


Supertaktiker mit zwei Fehlern

Detlef Köhlers berichtet über den Fidelity Designer 2265 (aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dezember 1989)

Wer die üblichen schwarz-grauen Fidelity-Kästen kennt, wird vom Aussehen des Designer 2265 angenehm überrascht. Sein 29,5 x 29,5 x 2,6 cm großes Kunststoffgehäuse mit den neckisch hochgezogenen Ecken katapultiert ihn zwar nicht in die Luxus-Höhen eines Saitek Renaissance, ist aber auf jeden Fall ordentlich anzuschauen und übersichtlich genug, um Partien auf ihm zu spielen. Das eigentliche Spielfeld, 20 x 20 cm groß, ist mit Drucksensoren ausgestattet, die auch auf leichten Druck recht gut ansprechen. Seitlich befinden sich die 16 LEDs, mit denen der Designer seinem Benutzer die Züge übermittelt. Leider sind die LEDs unterhalb der eigentlichen Oberfläche des Designer eingebaut und nur durch relativ winzige Sichtfenster zu sehen. Das wirkt im ersten Moment zwar eleganter, geht aber auf Kosten der Übersichtlichkeit.

Strom für 16 Bit

Auf der Unterseite des Gehäuses ist das Batteriefach angebracht, an das man vier Mignonzellen verfüttern muss, wenn man ohne Netzadapter spielen möchte. Die mir vorliegende englische Anleitung schweigt sich leider darüber aus, wie lange eine Ladung Batterien hält. Der Kauf eines Netzadapters dürfte sicher ratsam sein, schließlich hat der Designer echte 16-Bit-Technologie eingebaut, die eine anständige Strommenge nun einmal benötigt.

Mittig unterhalb des Spielfeldes befindet sich die gut ablesbare, vierstellige 7-Segment-LCD-Anzeige, auf der man sich all die Dinge ansehen kann, die heutzutage zum Standard eines jeden Schachcomputers gehören (sollten) - doch dazu später mehr. Insgesamt macht das Gehäuse und die Verarbeitung des Designer einen guten Eindruck, allerdings mit einer Ausnahme: Das LCD-Display ist nur durch eine dünne Plastikfolie von der Außenwelt abgeschirmt, was auf Dauer nicht gerade vertrauenserweckend wirkt. Hier hat Fidelity eindeutig am falschen Ende gespart.

Die Bedienung des Designer erfolgt im Wesentlichen über acht Folientasten, die links und rechts vom Display angeordnet sind. Diese lassen sich in sechs Funktions- und zwei Sondertasten (SHIFT und CLEAR) unterteilen. Die Funktionstasten sind jeweils doppelt belegt, wobei die zweite Funktion durch voriges Drücken der SHIFT-Taste aktiviert wird. Dabei ist zu beachten, dass die SHIFT-Taste beim Drücken „einrastet", was durch eine in die Taste eingebaute Leuchtdiode angezeigt wird, d.h. man bleibt so lange in der zweiten Ebene, bis man entweder erneut SHIFT oder CLEAR drückt.

Bedienfeld Designer 2265

Besondere Funktionen

Die Features, die der Designer zur Verfügung stellt, entsprechen zum großen Teil dem, was bei Schachcomputern Usus ist. Man findet die üblichen Modi zum Eingeben und Überprüfen von Stellungen, Anwählen einer Spielstufe, Nachspielen einer Partie, Zurücknahme eines Zuges (natürlich beliebig oft möglich), Zeigen eines Zugvorschlags, Starten bzw. Unterbrechen des Rechenvorgangs - nichts also, was man nicht schon mal irgendwo gesehen hätte. Lediglich drei Funktionen verdienen eine besondere Betrachtung. Mittels der OPTION-Taste kann man zwischen zwei verschiedenen Sätzen von Optionen hin- und herschalten. Der erste Satz gibt dem Benutzer die Möglichkeit, verschiedene Spielparameter über die Felder A1-H1 zu aktivieren bzw. deaktivieren, wobei die vorgenommenen Einstellungen auch nach Drücken von NEW GAME erhalten bleiben. Folgende Parameter lassen sich beeinflussen: Permanent Brain, Signalton, Monitor-Modus, internes Brett drehen, Zugrecht wechseln, gesamte Eröffnungsbibliothek verwenden, Brett löschen, Countdown-Uhr. Letztere bedeutet, dass der Computer zunächst zu schätzen versucht, wie lange er denn wohl an seinem nächsten Zug rechnen wird, diese Zeit im Display anzeigt und dann herunterzählt. Merkt der Computer, dass die Stellung doch schwieriger ist als zunächst angenommen, kann sich die angezeigte Zeit plötzlich erhöhen. Genauso gut kann sie aber auch geringer werden - ich habe schon mehrfach gesehen, dass der Designer seinen Zug ausspielte, obwohl die Uhr noch nicht bis 0:00 abgelaufen war. Kurz und gut: Der Sinn dieses Features ist mehr als fragwürdig, und kaum jemand wird es wohl je benutzen. Verzichtet man auf die Count-Down-Uhr, zeigt der Designer denn auch ganz brav die Rechenzeit für seinen aktuellen Zug vorwärtslaufend an.


Zwölf Halbzüge angezeigt

Der zweite OPTION-Satz lässt den Benutzer - ganz nach Gusto - den Rolliermodus zusammenstellen, mit dem der Computer während der Rechenphase Auskunft über seinen Denkvorgang gibt. Die einzelnen Optionen werden über die Felder A2-H2 angewählt, wobei folgende Möglichkeiten zur Auswahl stehen: aktuelle Zugzeit, Rechentiefe, Stellungsbewertung, aktueller Ast und 1.-4. Halb-zug der Hauptvariante.

Die Anzeige der vorausberechneten Hauptvariante ist während der Rechenphase zwar auf nur vier Halbzüge beschränkt, beim nachträglichen Abrufen über die INFO-Taste wird sie aber auch wesentlich tiefer angezeigt (die längste Variante, die ich bisher sah, war immerhin zwölf Halbzüge lang). Zusätzlich kommen hier die verbrauchte Zeit, die Bewertung und die Zugnummer hinzu.

Der Rolliermodus, ebenso wie fast alle anderen Parameter, sogar die Spielstufe, lässt sich auch während der Rechenphase beliebig neu einstellen. Gleichzeitig ist er aber auch die einzige Möglichkeit, in der Rechenphase an Informationen heran-zukommen, was sich als etwas umständlich herausstellt, wenn man z.B. „nur mal eben schnell" einen Blick auf die Stellungsbewertung werfen möchte.

Bliebe als letztes noch die ALTERNATE-Funktion übrig. Drückt man diese Taste, nachdem der Computer seinen Zug angezeigt - aber bevor man ihn ausgeführt - hat, so kann man mit ihr entweder die Eröffnungsbibliothek nach alternativen Zügen durchsehen (solange der Designer noch aus dieser spielt), oder sich zum angezeigten Zug die nächst-beste Alternative errechnen lassen. In der Mattstufe wäre diese logischerweise die Nebenlösung.

Der Designer stellt insgesamt 33 Spielstufen zur Verfügung, die unterteilt sind in acht Stufen mit durchschnittlicher Bedenkzeit pro Zug (5 s bis 3,5 min), acht Stufen mit fester Suchtiefe (1-8 Halbzüge), acht Mattsuchstufen (1-8), acht Stufen mit vorgegebener Zeit für die gesamte Partie (5 min bis 3 h) und eine Analysestufe. Zusätzlich gibt es noch eine programmierbare Stufe, bei der man (über die Schachbrettfelder) bis zu drei Zeitkontrollen für eine Partie im Voraus beliebig einstellen kann.

Rotating Display Options

Kleine Programmfehler

Bei den Countdown-Levels ist übrigens Vorsicht geboten: Hat man eine dieser Stufen angewählt, darf man während der Partie nicht die ALTERNATE-Funktion anwählen, sonst stürzt der Computer total ab und ist nur durch drastische Maßnahmen (Aus und Einschalten) wieder zum Leben zu erwecken, was natürlich den Verlust der aktuellen Partie zur Folge hat. Dies ist einer von zwei Programmfehlern, die leider noch im Designer 2265 stecken. Die CSS-Redaktion hat sie inzwischen an die Programm-Autoren Dan und Kathe Spracklen weitergeleitet, und es ist anzunehmen, dass sie bei künftigen Exemplaren ausgemerzt sein werden. Der zweite Programmfehler, ein recht unterhaltsamer, hat sich im KLSK-Endspiel eingenistet. Dieses Endspiel beherrscht der Rechner normalerweise problemlos (siehe auch den Bericht über den Mach III in CSS 2/89), jedoch nicht, wenn eine der beiden Leichtfiguren durch Bauernumwandlung entstanden ist! Sie können das mit folgender Teststellung selbst überprüfen:



Der Designer spielt mit den schwarzen Steinen 1...f1S+ 2.Ke1 Sxg3 3.Kf2. Alle schwarzen Figuren sind jetzt angegriffen, und natürlich rettet der Computer den wichtigen Läufer: 3...Ld5. Und nun haben Sie die Wahl:

4.Kxg3?? ein schwerer Fehler, denn der Designer weiß, wie man mit Läufer und Springer mattsetzt: 4...Kxh7 S.Kf4 Sf3 6.Ke3 Kg6 7.Kf4 Kf6 8.Ke3 Ke5 9.Kd3 Sd4 10.Kc3 Ke4 11.Kd2 Sb5 12.Kc2 Ke3 13. Kb2 Kd2 14.Kb1 Kc3 (Bewertung: +9,99) 15.Ka1 Sd4 16.Kb1 Sc2 17.Kc1 La2 und gewinnt; oder

4.Kxg1!! richtig, denn mit einem Umwandlungsspringer kann er's nicht! 4...Kxh7 S.Kf2 Sf5 6.Ke2 Kg6 7.Kd3 Kf6 8.Kc3 Ke5 9.Kd3 Sd4 10.Kc3 Sb3 11.Kd3 Sc5+ 12.Kc3 Ke4 13.Kc2 Ke3 14.Kc3 Sd3 15.Kc2 Sb4+ 16.Kc3 Sa2+ 17.Kc2 Ke2 18.Kb2 Kd3 19.Kb1 Kc3 20.Ka1 Kb3 21.Kb1 Lf3 22.Ka1 Lc6 23.Kb1 Ld5 24.Ka1 Lf3 - hoffnungslos. Wenn man jetzt im Eingabemodus den Umwandlungsspringer durch einen „richtigen" ersetzt, klappt es tadellos: 25.Kb1 Ld5 26.Ka1 Kc3 (+9,99) 27.Kb1 Sb4 28.Ka1 Sc2+ 29.Kb1 Le6 30.Kc1 La2 und gewinnt.

Zusammenfassend lässt sich zur Ausstattung sagen, dass es hier Licht und Schatten gibt. Mit der (gravierenden) Ausnahme eines Stellungsspeichers ist zwar alles Wichtige vorhanden, jedoch ist die Bedienung teilweise ein wenig umständlich. Als Beispiel möchte ich nur das Eingeben einer beliebigen Stellung schildern:

Zunächst muss natürlich das interne Brett abgeräumt werden, wozu man in den OPTION-Modus 1 geht, das Feld G1 drückt (= "Brett löschen") und diesen Modus verlässt (CLEAR-Taste). Dann aktiviert man den PROBLEM-Modus (dabei die SHIFT-Taste nicht vergessen!) und kann nun die neue Stellung eingeben. Einfacher wäre es hier sicher gewesen, die Brett-Lösch-Funktion in den PROBLEM-Modus zu integrieren. Da der Rechner aber auf spielerischem Gebiet teilweise Herausragendes leistet, kann man über diese Schwächen noch hinwegsehen.

Level Übersicht

Zuschaltbare Bibliothek

Wenden wir uns nun den eigentlichen schachlichen Fähigkeiten, und hier zunächst der Eröffnungsbibliothek, zu. Diese umfasst beim Mach III/Designer ca. 28.000 Halbzüge, was zwar nicht überwältigend groß, aber ausreichend ist. Normalerweise benutzt das Programm nur eine spezielle Turnierbibliothek, die in ihren Variationen doch stark eingeschränkt ist, aber recht gut zu ihm passt und auch von der Tiefe der Varianten her zufriedenstellend ist.

Möchte man aber mehr Abwechslung, so muss man über OPTION die komplette Bibliothek zuschalten. Hier überrascht der Designer dann auch mal mit so seltenen Eröffnungen wie Larsen (1.b3) oder gar Sokolski (1.b4). Allerdings sind die Varianten bei weitem nicht so tief und breit gefächert wie bei der Turnierbibliothek. Antwortet man auf 1.b4 z.B. mit dem völlig normalen Zug 1...e5, fliegt der Designer schon aus seinen Varianten und beginnt zu rechnen.

Leider findet man in der Bibliothek des Designer auch einige wenig überzeugende Abspiele, wie z.B. dieses: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d4 exd4 5.e5 d5 6.Lb5 Se4 7.Sxd4. Bis jetzt handelt es sich noch um eine ganz normale Variante des Zweispringerspiels. Die Theorie empfiehlt an dieser Stelle nun den ruhigen Zug 7...Ld7, den der Designer überhaupt nicht kennt! Stattdessen spielt er, der die bisherigen Schwarzzüge auch aus der Turnierbibliothek holte, den sehr scharfen Zug 7...Lc5!?, was an sich schon äußerst zweischneidig ist. Hinzu kommt noch, dass er als Antwort darauf ausschließlich 8.0-0 kennt, nicht jedoch 8.Sxc6. Zwar gilt dieses Schlagen als eindeutig schlecht für Weiß, jedoch kann man von einem Computer wohl kaum erwarten, dass er die Variante ohne Theoriekenntnisse widerlegt.

Sicherlich trägt es zur Spannung und Abwechslung bei, wenn ein Computer auch mal etwas unsolide und zweischneidige Eröffnungen spielt (z.B. auch das Traxler-Gegengambit!), in einer speziellen Turnierbibliothek haben solche Varianten aber sicher nichts verloren.

Taktische Bombe

Kommen wir nun zur Schachpraxis. Da es in den letzten CSS-Ausgaben genügend Turnierpartien (und -erfolge) des Mach III/Designer zu bestaunen gab und das Gerät außerdem auch in der schwedischen Elo-Liste permanent einen der vorderen Plätze belegt, ist es wohl nicht notwendig, hier weiter Wettkampfpartien oder Ergebnisse zu zitieren. Ich möchte Ihnen aber die hervorragenden analytischen Fähigkeiten des Designer anhand einiger Studien und Stellungen demonstrieren, bei denen insbesondere die Hash-Tables deutlich machen, wozu sie gut sind.

Beginnen wir den bunten Reigen mit drei aus mehreren CSS-Ausgaben bekannten Computertests:

  • 1. Bratko-Kopec-Test: insg. 12 Aufgaben gelöst
  • 2. Botwinnik-Capablanca-Test: 70 Punkte (45,2%)
  • 3. Colditz-Test: 1898,5 Punkte = 2200 Taktik-Elo!

Während die Ergebnisse 1 und 2 eigentlich etwas enttäuschend sind, zeigt der Designer beim Colditz-Test, was für eine taktische Bombe er ist. Der einzige Ausrutscher war hier Aufgabe 117, für die er ca. 4-5 Stunden brauchte, um die erzwungene Bauernumwandlung zu entdecken. Dass der Designer für Kombinationen, bei denen eine Bauernumwandlung erzwungen wird, relativ lange braucht, ist übrigens ein Phänomen, das man häufiger beobachten kann. Mattkombinationen sind ihm lieber! Schauen wir uns nun an, was er mit den „Aufgaben für Mensch und Computer" aus CSS 4/89 anstellt:

Runau-Mestrovic



Hier verschwendet der Designer keinen Gedanken an 1.Kxh4 (was nur zum Remis führt). Von Anfang an ist 1.Kh3!! bei ihm erste Wahl, zunächst mit einer Bewertung von + 1.77, die sich nach knapp einer Minute auf 3.39 steigert. Nach 3 min 53 s springt die Bewertung dann auf +6.99 und der Computer gibt folgende Variante an (bei 14 Halbzügen Rechentiefe): 1.Kh3 Kf5 2.Kxh4 Ke6 3.Kg5 Kf7 4.e6+ Kg7 5.e7 und Weiß gewinnt.

J. Behting



Frederic Friedel schrieb zu dieser Stellung: „Vermutlich fällt dem Computer auf der Turnierstufe nichts Besseres als 1.Ke4? ein". Nun, der Designer benötigt ganze 7 (in Worten: sieben) Sekunden, um den Gewinnzug 1.Kf3!! zu finden. 2.Kf4! findet er nach sechs Sekunden, alle folgenden Züge spielt er quasi sofort, nur für 6.Kxc5 braucht er noch fünf Sekunden.

J. Louma



Der richtige Zug, 1.g4!, taucht schon nach wenigen Sekunden zum ersten Mal im Display auf, allerdings nur mit einer sehr niedrigen Bewertung, und er wird wieder verworfen. Nach 3 min 28 s wird 1.g4 kontinuierlich angezeigt, und nach 3 min 45 s kommt auch die passende Bewertung hinzu: +5.32! Folgende Hauptvariante zeigt der Designer nach Abbrechen der Rechenphase an: 1.g4 a5 2.g5 hxg5 3.h5! Kb1 4.h6 a4 5.h7 a3 6.h8D a2 und Weiß gewinnt mühelos.

G. Kasparjan, 1937
Weiß am Zug hält Remis



Diese Studie (sie wurde bereits in CSS 4/87 veröffentlicht) gipfelt in einem sensationellen Patt. Die schier unglaubliche Lösung lautet: 1.Kd7!! h5 2.Kc7 h4 (nach 2...b6?? 3.a4! gewinnt sogar Weiß 3.Kb6 h3 4.Ka5 h2 5.b6 h1D 6.b5 und nun kann Schwarz - obwohl er noch zwei Züge Zeit hat - nicht mehr verhindern, dass Weiß sich durch a2-a4 und b2-b4 selbst pattsetzt.

Den Schlüsselzug 1.Kd7!! zeigt der Designer nach 23 Minuten und 30 Sekunden zum ersten Mal an nach 29 min 12 s springt seine Bewertung auf -0.26 (bei angezeigten 16 Halbzügen Rechentiefe). E hat in diesem Moment klar erkannt, dass die Umwandlung in eine Dame zum Remis führt, und bewertet die Stellung nur deshalb negativ, weil er den h-Bauern in seiner Hauptvariante in einen Läufer umwandelt, womit Schwarz das Patt (aber natürlich nicht das Remis) vermeidet: S...h1L 6.b5 Ld5 7.a4 Lb3 usw.

Hier noch ein sehr schönes Bauernendspiel, dessen Hauptvariante mit trickreichen Oppositionsmanövern gespickt ist:

Autor unbekannt
Weiß am Zug hält Remis



Schauen Sie sich an, mit was für phantastischen Zeiten der Designer diese Studie abfertigt: 1.g4! (nach 6 Sekunden) hxg4 2.Kg3 (sofort) Kh7 3.Kh4! (3 Sek. Falsch ist hier 3.Kxg4? wegen 3...Kh6 4.Kf3 Kg5 5.Ke4 Kf6 -+, oder 4.Kh4 e4 5.Kg4 e3 6.Kf3 Kg5 -+).

3...Kh8 (wenn hier 3...Kh6 4.Kxg4 remis, z.B. 4...e4 S.Kf4 e3 6.Kxe3 Kg5 7.Ke4), 4.Kxg4 (der Designer spielt hier 4.Kg3 mit Wiederholungsremis) 4...Kg8 5.Kh4!! (ganze 18 Sek. dafür! Nach 5.Kh5 gewinnt 5...Kf8!! z.B. 6.Kg5 Kf7 oder 6.Kg4 Ke7 7.Kf3 Kd7! 8.Ke3 Kc6 -+) 5...Kf8 6.Kh5 (wird nach 8 Sek. gespielt, nach 24 Sek. lautet die Bewertung 0.00 und der Rechner gibt die restlichen Züge schon als Hauptvariante an) 6...Kf1 7.Kg5! Ke7 8.Kg6! Kf8 9.Kh5! remis.

Vielleicht probieren Sie diese Studie mit Ihrem Computer aus, dann können Sie die Leistung des Designer 2265 erst richtig einschätzen.

Natürlich sind die Hash-Tables nicht nur bei reinen Bauernendspielen effektiv, wie folgende zwei Studien zeigen:

Autor unbekannt
Weiß am Zug gewinnt



Natürlich darf Weiß den schwarzen König nicht in die Ecke h8 lassen, sonst ist die Partie theoretisch remis („falscher Läufer"). Die einzige Möglichkeit, dies zu vermeiden, ist 1.Ld7!! Ke3 2.h4 Ke4 3.h5 Ke5 4.h6 Kf6 5.Le8! und Weiß gewinnt. In CSS 2/85 berichtete Frederic Friedel, wie der ehemalige Weltmeister Michail Botwinnik 17 Minuten, die (damals acht und siebenjährigen) Polgar-Schwestern Zsofi und Judit etwa 15 Minuten und der amtierende Computerweltmeister Cray Blitz 13 Sekunden brauchten, um den Schlüsselzug zu finden. Für 1.Ld7!! braucht der Designer 4 min 23 s. Wie lange braucht ihr Computer?

A.V. und K.V. Sarychev, Shakhmatny Listok 1928
Weiß am Zug hält remis



getunte 20 MHz Platine von Thorsten Czub

Bereits in Computerschach International Vorläufer der CSS-Zeitschrift, wurde in den Ausgaben 2 und 3/1983 mit dieser Studie experimentiert. Friedrich Wolfenter berichtete damals, dass keiner der ihm bekannten Schachcomputer die Aufgabe löste, später hat der gute alte Superconny es mit Ach und Krach in 48 Stunden geschafft. Der Designer indes meldet sich bereits nach 2 Stunden 12 Minuten mit 1.Kc8!! b5 2.Kd7 b4 3.Kd6 Bf5 4.Ke5 Kg4 S.Kd4 b3 6.Kc3 Be6 7.c8Q Bxc8 8.Kxb3= remis (oder 2...Bf5+ 3.Kd6 b4 4.Ke5 Kg4 5.Kd4 remis). Auch hier wären die Werte für die heutigen Spitzengeräte interessant.

Fazit

Der Fidelity Designer Mach III Master präsentiert sich also als äußerst spielstarkes Gerät mit hervorragenden Fähigkeiten im taktischen Bereich und bei figurenarmen Endspielen, bei leichten Schwächen auf den Gebieten Ausstattung und Bedienungskomfort (wobei hier besonders der fehlende Stellungsspeicher zu Buche schlägt). Obwohl der Rechner zwingende Kombinationen meist verblüffend schnell findet, liegt seine Stärke nicht unbedingt beim Blitzen, sondern mehr bei längeren Bedenkzeiten (so ungefähr ab Turnierstufe). Er braucht halt gewisse Zeit, um seine taktischen Schlingen auszulegen, mit denen er den Gegner zu fangen gedenkt.

Spielerisch gibt es eigentlich nur eines, was man ihm noch beibringen sollte: positionelle Opfer, wie sie z.B. die Novag-Geräte spielen, um die Rochadestellung des Gegners zu zerstören und Angriffsmarken zu schaffen. Der Designer 2265 hingegen opfert grundsätzlich nur dann, wenn er wirklich etwas Konkretes „gesehen" hat, was allerdings auch verflixt oft vorkommt...

Partiebeispiele

Bilder - C Theodor Heinze