Mephisto Atlanta: Unterschied zwischen den Versionen

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• [[Laptop-Design]]
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• beherrscht Mattführung mit König, Läufer und Springer
• beherrscht Mattführung mit König, Läufer und Springer
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Der '''Mephisto Atlanta''' erschien im Herbst [[1997]] auf dem Markt. Das mit einem Programm (Fritz) von [[Frans Morsch]] ausgestattete Gerät wurde seinerzeit als Flaggschiff der [[Mephisto]]-Flotte angekündigt. Das Kunststoffgehäuse misst 34 x 26 x 3,5 cm und zählt damit zu den so genannten [[Laptop-Design|Laptop-Geräten]]. Der '''Atlanta''' kann über einen Adapter mit Netzstrom aber auch mit Batterien betrieben werden. Einzelfelddioden erleichtern die Zugausführung erheblich, da die lästige Schnittpunktbildung entfällt. Die Eröffnungsbibliothek umfasst 50.000 Züge, wobei zwischen 4 verschiedenen Stilen (Vollständige -, Passive-, Aktive- & Turnier-Bibliothek) ausgewählt werden kann. 64 Spielstufen sind kein Hinweis auf die Qualität des Gerätes, bieten aber viel Abwechslung. Bei den Spielstilen kann zwischen "Selektive" und "Brute Force" gewählt werden. Das mit einem [[32 Bit]]-Prozessor ([[SH7034]] - 20 [[MIPS]]) ausgestattete Gerät besitzt 512KB RAM für [[Hash Tables]] + 4KB Arbeits-, sowie 64KB ROM Programmspeicher. Der '''Atlanta''' hat einen sehenswerten Stil. Druckvoll, präzise und aggressiv wird versucht auf Gewinn zu spielen. Die Spielanlage des '''Atlanta''' ist dabei stark taktisch orientiert, jedoch werden auch positionelle Partien nicht grundsätzlich schlecht behandelt. Wenn der '''Atlanta''' erst einmal in Fahrt gekommen ist und Angriffspunkte gefunden hat, haben selbst Geräte wie der [[Tasc R30|R30]] so ihre Probleme. Die Schwachstelle ist, wie bei allen [[Frans Morsch|Morsch]] Kreationen, das Endspiel. Kenntnisse sind sicherlich vorhanden und die [[Hash Tables]] richten so manches, aber einige Abwicklungen sind dermaßen schwach, dass Zweifel bestehen bleiben. Wenn es sich nicht um reine Bauernendspiele (s.h. [[Bauernendspiel Test]]) handelt, verschenkt der '''Atlanta''' so manche(n) Partie bzw. Punkt. Trotzdem ist das Endspielverhalten nicht so schlecht, wie von schwächeren [[Frans Morsch|Morsch]] Geräten (z.B. [[Saitek President]] oder [[Saitek Brute Force]] ) bekannt. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.
| Turnier = Ja
| Analyse = Ja
| Infos = Der '''Mephisto Atlanta''' erschien im Herbst [[1997]] auf dem Markt. Das mit einem Programm (Fritz) von [[Frans Morsch]] ausgestattete Gerät wurde seinerzeit als Flaggschiff der [[Mephisto]]-Flotte angekündigt. Das Kunststoffgehäuse misst 34 x 26 x 3,5 cm und zählt damit zu den so genannten [[Laptop-Design|Laptop-Geräten]]. Der '''Atlanta''' kann über einen Adapter mit Netzstrom aber auch mit Batterien betrieben werden. Einzelfelddioden erleichtern die Zugausführung erheblich, da die lästige Schnittpunktbildung entfällt. Die Eröffnungsbibliothek umfasst 50.000 Züge, wobei zwischen 4 verschiedenen Stilen (Vollständige -, Passive-, Aktive- & Turnier-Bibliothek) ausgewählt werden kann. 64 Spielstufen sind kein Hinweis auf die Qualität des Gerätes, bieten aber viel Abwechslung. Bei den Spielstilen kann zwischen "Selektive" und "Brute Force" gewählt werden. Das mit einem [[32 Bit]]-Prozessor ([[SH7034]] - 20 [[MIPS]]) ausgestattete Gerät besitzt 512KB RAM für [[Hash Tables]] + 4KB Arbeits-, sowie 64KB ROM Programmspeicher. Der '''Atlanta''' hat einen sehenswerten Stil. Druckvoll, präzise und aggressiv wird versucht auf Gewinn zu spielen. Die Spielanlage des '''Atlanta''' ist dabei stark taktisch orientiert, jedoch werden auch positionelle Partien nicht grundsätzlich schlecht behandelt. Wenn der '''Atlanta''' erst einmal in Fahrt gekommen ist und Angriffspunkte gefunden hat, haben selbst Geräte wie der [[Tasc R30|R30]] so ihre Probleme. Die Schwachstelle ist, wie bei allen [[Frans Morsch|Morsch]] Kreationen, das Endspiel. Kenntnisse sind sicherlich vorhanden und die [[Hash Tables]] richten so manches, aber einige Abwicklungen sind dermaßen schwach, dass Zweifel bestehen bleiben. Wenn es sich nicht um reine Bauernendspiele (s.h. [[Bauernendspiel Test]]) handelt, verschenkt der '''Atlanta''' so manche(n) Partie bzw. Punkt. Trotzdem ist das Endspielverhalten nicht so schlecht, wie von schwächeren [[Frans Morsch|Morsch]] Geräten (z.B. [[Saitek President]] oder [[Saitek Brute Force]] ) bekannt. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.


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Motiv : Opposition der schwächeren Seite. Weiß kann nicht gewinnen - der schwarze König steht in Opposition, der weiße König muss jedoch vorziehen, was dem Nachziehenden erlaubt, immer wieder die passive Opposition, die zum Remis reicht, herzustellen. Der '''Atlanta''' sieht die Position nach wenigen Sekunden bis zu 15 Minuten mit ausgeglichener Bewertung  und spielt die sinnvollen Zugversuche für Weiß.
Motiv : Opposition der schwächeren Seite. Weiß kann nicht gewinnen - der schwarze König steht in Opposition, der weiße König muss jedoch vorziehen, was dem Nachziehenden erlaubt, immer wieder die passive Opposition, die zum Remis reicht, herzustellen. Der '''Atlanta''' sieht die Position nach wenigen Sekunden bis zu 15 Minuten mit ausgeglichener Bewertung  und spielt die sinnvollen Zugversuche für Weiß.
}}
|}<br style="clear:both;" />
== Wirklich rekordverdächtig? ==
'''Mephistos neues Flaggschiff »Atlanta«'''<br>
''(Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dezember 1997) ''
'''Kann Mephistos neues Spitzenmodell »Atlanta« den Kampf um das blaue Band der Brettcomputer aufnehmen? Im April dieses Jahres durften wir während des AEGON-Turniers in Den Haag einen ersten Blick auf das neue Spitzengerät aus dem Haus Hegener & Glaser (Saitek) werfen. Im Heft 4/97 wurden seine sechs Partien besprochen. Die im Mensch-Computerturnier erreichten 50 Prozent (Turnierperformance 2288 Elo) sowie die von Frans Morsch angekündigten Nachbesserungen bei den Bewertungsfunktionen und im Endspielbereich ließen hoffen, dass die vom Hersteller propagierten 2300 Elo vom Programm des »Atlanta« zu erreichen waren.'''
Einige Monate sind bis zur Marktreife des Gerätes ins Land gegangen. Lassen Sie uns überprüfen, ob die Zeit dazu genutzt wurde, das neue Flaggschiff der Mephisto-Flotte voll seetauglich zu machen.
=== Wie ein Ei dem anderen ===
Sie könnten eineiige Zwillinge sein, der Atlanta und sein kleinerer Bruder Milano Pro. Neben der abweichenden Gerätebezeichnung und der zusätzlichen Angabe »Hash Tables« sind es im Wesentlichen die 64 Einzelfelddioden, die die beiden Geräte unterscheiden. Sie verhelfen zweifelsohne zu einer erheblich einfacheren Zugausführung, ist doch die lästige Schnittpunktbildung, wie sie beim Milano vorzunehmen ist, hier nicht erforderlich.
Die Abmessungen von 34 x 26 x 2,4 cm und der Abschlussdeckel verleihen dem Drucksensorgerät ein laptopartiges Aussehen. Da das Gerät sowohl für den Adapter- wie auch für den Batteriebetrieb ausgerüstet ist, eignet es sich uneingeschränkt für die Mitnahme auf Reisen. Um beim ÃâC“ffnen kein Aufsehen bei den Mitreisenden zu erregen, sollten Sie allerdings vorher den vom Haus Hegener & Glaser noch einzurichtenden mehrtägigen Lehrgang »ÃâC“ffnen von Mephisto-Laptopgeräten für technisch Unbegabte« besuchen.
Das Spielbrett (198 x 198 mm) in Schwarz/Silber gewährt in Verbindung mit den farblich gut zu unterscheidenden Figuren auch bei »Vollbesetzung« jederzeit einen ausreichenden Überblick über das Spielgeschehen. Doch Gestaltung und Informationsmöglichkeiten des in der Werbung als »übersichtlich« angepriesenen Displays müssen als Rückfall in die Urzeiten des Brettcomputerschachs angesehen werden. Übersichtlich ja " aber Übersicht worüber?
=== Technik und Programm ===
Der mit 20 MHz getaktete neue Chip »H 7000« ist eine Weiterentwicklung des beim MM VI verwendeten H8 in 32 Bit-Architektur. Der Hersteller hofft, dem Programm damit die zu einer Spitzenspielstärke erforderlichen »Kräfte« verliehen zu haben. 512 KByte stehen für die Hash-Tables zur Verfügung. Die Eröffnungsbibliothek umfasst 50.000 Halbzüge.
Der Niederländer Frans Morsch, der zur Elite der Profi-Programmierer zählt, hat nun das Zepter im Hause Hegener & Glaser auch bei der Spitzentechnologie in die Hand genommen. Kein leichtes Erbe, waren doch Richard Langs Qualitäten auf-grund der Vielzahl der errungenen Weltmeisterschaftstitel wie auch der von ihm programmierten Spitzengeräte belegt.
=== Let's test again! ===
Lassen Sie uns zu Beginn in zwei ausführlich kommentierten Partien (60 Min./Partie) sehen, wie sich der »Atlanta« gegen seinen kleineren Bruder »MM VI« schlägt:
<pgn>
[Event "CSS 6/97-46 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997.??.??"]
[Round "?"]
[White "Mephisto Atlanta"]
[Black "Mephisto MM VI"]
[Result "1-0"]
[ECO "C73"]
[PlyCount "83"]
[EventDate "1997.??.??"]
[SourceTitle "Inf 06"]
{6/97} 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 d6 5. O-O Nf6 {Ein in früheren
Zeiten viel gespielter Zug. Heute sind 5...Ld7 oder Lg4 gebräuchlicher.} 6.
Bxc6+ bxc6 7. d4 exd4 {Interessant ist} (7... Nxe4 {z.B.} 8. Re1 f5 9. dxe5 d5
10. Nd4 Bc5 11. c3 O-O 12. f3 {In der Partie Torres-Aljechin, Sevilla 1922,
folgte} (12. f4 Qe8 13. Be3 Bb6 14. Nd2 Bb7 15. N2f3 Rd8 16. Qc2 c5) 12... Ng5
13. Kh1 (13. Be3 f4 14. Bf2 Bb6 15. Nd2 (15. Nxc6 Nh3+ 16. gxh3 Qg5+ 17. Kh1
Bxf2 18. Qxd5+ Kh8 $13) 15... c5 {Rabinovich-Romanovsky, Leningrad 1938}) 13...
Bxd4 14. cxd4 Ne6 {(Flamberg-Salwe, Lodz 1906) In allen Partien erhielt
Schwarz das bessere Spiel.}) 8. Qxd4 {oder} (8. Nxd4 {z.B.} c5 9. Nf3 Be7 10.
Nc3 O-O 11. Re1 Bb7 12. Bg5 h6 13. Bh4 Re8 14. e5 $1 {Smyslow-Botwinnik,
Moskau 1954.}) 8... c5 9. Qd1 {Nach der Eröffnungstheorie hätte hier 9.Dd3
folgen sollen.} Bb7 10. Re1 Nxe4 $2 {Ein schrecklicher Fehler, der Schwarz den
Se4 und damit die Partie kostet. Richtig war 10...Le7.} 11. Nfd2 d5 (11... Qh4
{scheitert an} 12. Nxe4 Bxe4 13. Qd5 $1) 12. f3 f5 13. c4 c6 14. fxe4 dxe4 (
14... fxe4 15. Qh5+ Kd7 16. Nxe4 $1 dxe4 17. Rd1+ Bd6 18. Bf4 $18) 15. Nxe4 $1
Qxd1 16. Nd6+ Kd7 17. Rxd1 Bxd6 18. Bf4 Rad8 19. Rxd6+ {Die restlichen Züge
bedürfen keiner Kommentierung.} Kc8 20. Nc3 Rhe8 21. Rxd8+ Rxd8 22. Na4 Rd4 23.
Be5 Re4 24. Bxg7 h5 25. Rf1 f4 26. Bh6 Re6 27. Bxf4 Re2 28. Bg3 Kd8 29. Rf7 h4
30. Bxh4+ Ke8 31. Rxb7 Re4 32. Bf6 Rxc4 33. Re7+ Kf8 34. Nb6 Rc1+ 35. Kf2 Rc2+
36. Ke3 Rxg2 37. Nd7+ Kg8 38. Ne5 Kf8 39. Ra7 Re2+ 40. Kxe2 Kg8 41. Ra8+ Kh7
42. Rh8# 1-0
</pgn>
<pgn>
[Event "6/97-46 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997.??.??"]
[Round "?"]
[White "Mephisto MM VI"]
[Black "Mephisto Atlanta"]
[Result "0-1"]
[ECO "C56"]
[PlyCount "88"]
[EventDate "1997.??.??"]
[SourceTitle "Inf 06"]
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Nf6 {Eine gute Alternative zu 3...Lc5.} 4. d4 {
Hier kommen auch das ruhigere 4.d3 und der scharfe Springerzug nach g5 in
Betracht.} exd4 5. O-O (5. e5 d5 6. Bb5 Ne4 7. Nxd4 Bd7 {oder} (7... Bc5 {
führt zu kompliziertem Spiel.})) 5... Nxe4 6. Re1 d5 7. Bxd5 Qxd5 8. Nc3 Qa5 9.
Nxe4 Be6 10. Neg5 {Eine andere Fortsetzung wäre} (10. Bd2 {z.B.} Bb4 11. Nxd4
Nxd4 12. c3 Be7 13. cxd4 Qd5 14. Bb4 Bxb4 15. Qa4+ Qc6 16. Qxb4 O-O-O {mit
gleichen Aussichten, Filipowicz-Kostro, Polanica Zdroj, 1973)}) 10... O-O-O 11.
Nxe6 fxe6 12. Rxe6 Bd6 13. b3 $2 {Ein schwacher Zug!} (13. Bg5 Rde8 14. Qe1
Qxe1+ 15. Raxe1 Kd7 16. Rxe8 Rxe8 17. Rxe8 Kxe8 18. Kf1 Kd7 {
(Brzozka-Grabczewski, Polanica Zdroj, 1965)}) 13... Bb4 14. a4 {Jetzt gerät
Weiß schnell in Nachteil. Vozuziehen war} (14. Bb2 Bc3 15. Bxc3 Qxc3 16. Rc1
Qb2 17. a4 {mit etwas schlechterer Stellung.}) 14... Qf5 $1 15. Qe2 Bc3 16. Rb1
(16. Ra2 Nb4 $19) (16. Ra3 d3 17. cxd3 Qxd3 18. Qxd3 Rxd3 $19) 16... d3 $1 17.
cxd3 Rxd3 18. Nh4 Rd1+ 19. Qxd1 Qxb1 $19 20. Re3 Rd8 21. Qf1 Qc2 22. Rxc3 {
Den technischen Teil bewältigt "Atlanta" mühelos.} Qxc3 {nebst Matt in wenigen
Zügen.} 23. Bg5 Rd5 24. Nf3 Qxb3 25. Bd2 Ne5 26. Qe1 Qxa4 27. Kh1 (27. Nxe5
Rxd2) 27... Nxf3 28. gxf3 Qd7 29. Qe3 Rxd2 30. Qxa7 Qc6 31. Qa3 Rd1+ 32. Kg2
Qg6+ 33. Kh3 Rg1 34. Qa8+ Kd7 35. Qa4+ b5 36. Qg4+ (36. Qxb5+ Kc8 {Schneller
ist}) 36... Rxg4 37. fxg4 b4 38. f4 Qd3+ 39. Kh4 Ke6 40. h3 Qc3 {6/97} (40...
Qe3 41. f5+ (41. Kg5 Qxh3 42. f5+ Ke5 43. f6 gxf6#) 41... Kf6 42. g5+ Qxg5#)
41. f5+ Kf6 42. g5+ Kxf5 43. g6 Qe1+ 44. Kh5 hxg6# 0-1
</pgn>
Um den Atlanta in einem Bereich zu prüfen, der annähernd der vom Hersteller angestrebten Spielstärke entspricht, musste ich zunächst einmal Möbelumstellungen in meinem Arbeitszimmer vor-nehmen. Aus der äußersten Ecke wurde der schon fast antike 486er hervorgekramt, entstaubt und startklar gemacht. Aufgerufen wurde Kittingers WChess, dass sich in der SSDF-Liste bei Elo 2.302 (486/50-66 MHz), also haarscharf im Zielbereich des Atlanta befindet.
<pgn>
[Event "CSS 6/97 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997.??.??"]
[Round "?"]
[White "WChess"]
[Black "Mephisto Atlanta"]
[Result "1-0"]
[ECO "B97"]
[PlyCount "85"]
[EventDate "1997.??.??"]
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6
5. Nc3 a6 6. Bg5 e6 7. f4 Qb6 8. Qd2 Qxb2 9. Rb1 Qa3 10. Bxf6 gxf6 11. Be2 Bg7
12. O-O f5 13. Rfd1 Nc6 14. Nxc6 $1 {zielt auf Sd4 ab. B97: Sizilianisch
(Najdorf-Variante)} bxc6 (14... Bxc3 15. Qe3 bxc6 16. Rb3 Qc5 17. Rxc3 Qxe3+
18. Rxe3 Kd7 19. exf5 exf5 20. Red3 d5 21. c4 Ke7 22. cxd5 cxd5 23. Rxd5 {
1/2-1/2 (85) Velimirovic,D (2485)-Ftacnik,L (2560) Banja Luka 1983}) 15. Rb3 $1
{[%cal Rb3a3]} Qc5+ 16. Kf1 $146 {Weiß steht besser.} ({Vorgänger:} 16. Kh1 O-O
17. Na4 Qf2 18. Rf3 Qh4 19. exf5 exf5 20. Nb6 Rb8 21. Nxc8 Rfxc8 22. Bxa6 Re8
23. Bf1 d5 24. Qd3 {1/2-1/2 (24) Barthel,B-Krahn,R Germany 1990}) 16... d5 $1
17. Na4 $1 $40 {[%cal Ra4c5][%mdl 128] Weiss startet einen Angriff.} Qa7 (17...
Qd6 $14) 18. Rg3 $2 (18. exd5 $18 cxd5 19. Nb6) 18... Rg8 (18... Bf6 $11 19.
exf5 exf5) 19. exf5 $16 exf5 20. Rb1 Qc7 $2 (20... a5 $16 {war einen Versuch
wert.}) 21. Rgb3 {Droht Sb6 und aus.} ({Viel schwächer ist} 21. Bh5 $6 Ra7 $18)
21... Ra7 22. Rb8 {Und weiter mit De3+ wäre nett.} Bf6 (22... Rh8 $142 23. Qe3+
Kd8) 23. Nc5 Ke7 24. Qe3+ Kd6 25. Qa3 Ke7 ({Nur nicht} 25... Bd4 $2 26. Nb3+
Kd7 27. Nxd4 $18) 26. g3 {Und Ld3 würde nun gewinnen.} Kd8 $2 (26... Bh8 27.
Nb7+ (27. Bxa6 Kf6 $18) 27... Kf6) 27. Bd3 $18 Be5 $2 (27... Ke7 28. Nb7+ c5
29. Nxc5 Bd4 30. Nb3+ {[%mdl 64] Abzugsangriff} Qd6) 28. fxe5 {Weiß steht klar
auf Gewinn.} Qxe5 29. Qa5+ Qc7 30. Qc3 d4 31. Qxd4+ Ke7 {[#]} 32. Re1+ (32.
Rxc8 $142 $1 Qxc8 33. Qe5+ Kf8 34. Rb8 Qxb8 35. Qxb8+ Kg7 36. Qxa7 Kf6 37. Nd7+
Ke6 38. Qd4) 32... Be6 33. Nxe6 (33. Rxg8 $142 Qa5 {[#]} 34. Rxe6+ $1 {[%mdl
512]} fxe6 35. Qe5 Qxa2 36. Rg7+ {[%mdl 64] Doppelangriff} Kf8 37. Qf6+ Ke8 38.
Rg8#) 33... fxe6 34. Rxg8 {Weiss will mit Dg7+ Matt setzen.} Qd7 35. Qg7+ {
Weiß kündigt ein Matt in 14 Zügen an!!!} Kd6 36. Qe5+ Ke7 37. Bc4 {
Beabsichtigt Dc5+ und Matt.} Ra8 38. Qg7+ {[%mdl 64] Doppelangriff} Kd6 39.
Qd4+ Kc7 40. Qe5+ {[%mdl 64] Doppelangriff} Qd6 41. Rg7+ {[%mdl 64]
Doppelangriff} Kc8 42. Qxd6 {[%cal Rc4e6]} e5 43. Be6# {Matt! Genauigkeit:
Weiß = 69% (13/4/21), Schwarz = 45% (8/5/19).} 1-0
</pgn>
In der Revanche holte sich der Atlanta ebenfalls eine klare Niederlage. Ähnlich negativ sah es in den vier Partien gegen den bei 2223 Elo liegenden Berlin Professional 68020 aus. Gegen Richard Langs Genius 3 gelangen Frans Morschs Programm demgegenüber zwei ausgeglichene Partien. Hier die Ergebnisse auf einen Blick:
Atlanta " Mephisto MM VI         4,0 : 0,0
Atlanta " Novag WChess                 0,0 : 2,0
Atlanta " Mephisto Berlin Prof. 68020 0,5 : 3,5
Atlanta " Genius 3                 1,0 : 1,0
Atlanta " Novag Sapphire II         0,5 : 0,5
Lassen Sie mich vor dem Versuch einer Abschlussbewertung kurz das Ergebnis des hauseigenen Tests (Jahresdiskette 1992) aufzeigen, das nicht zur Gesamtbewertung beitragen, sondern lediglich einzelne Stärken und Schwächen des jeweils abgeprüften Programms aufzeigen soll:
{| class="wikitable sortable"
|-
! Programm !! Atlanta !! Vancouver !! Berlin Pro !! Sparc
|-
| Taktik || 42 || 61 || 67 || 57
|-
| Strategie || 73 || 101 || 96 || 74
|-
| Endspiel || 37 || 57 || 37 || 52
|-
| '''Gesamt''' || '''152''' || '''219''' || '''200''' || '''183'''
|}
=== Die Abschlussbewertung ===
Testpartien wie auch die Ergebnisse einzelner Teststellungen geben Anlass, daran zu zweifeln, dass der Mephisto Atlanta das von mir nach dem Aegon-Turnier prognostizierte und vom Hersteller angestrebte Ziel Elo 2300 erreichen kann. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird sich das Gerät in der SSDF-Liste knapp unter der 2200er-Marke einordnen. In Mensch-Computer-Turnieren kann Frans Morschs Programm aufgrund seiner für diese Gegnerschaft ausreichenden taktischen Fähigkeiten auch in der Zukunft durchaus darüber liegende Turnierperformancen erreichen. Wie erfreulich, wird doch der durchschnittliche Mitteleuropäer mit einem derartigen Programm auf jeden Fall »in Schach gehalten«. Beruhigen darf eine derartige Feststellung dennoch nicht. Im strategischen Bereich zeigt das Programm zufriedenstellende Leistungen. Taktisch spielt es nicht mit der von Frans Morsch gewohnten Stärke auf. Hier bleiben einige erstaunliche Löcher festzustellen. Über die Endspielfähigkeiten schweigt des Sängers Höflichkeit.
Besitzer eines Gerätes aus der Mephisto 68000er-oder 68020er-Reihe oder gar eines TASC R30 beziehungsweise Genius 68030 haben angesichts der Leistungen des Atlanta keinerlei Anlass, ihr Gerät auf den Müllberg der Wegwerfgesellschaft zu schleudern. Der Mephisto Atlanta ist das geeignete Gerät für den Einsteiger mit einigem Spielniveau. Eine Alternative ist er auch für den Schachfreund, der sich in der Billigklasse ausgetobt hat und nun nach leicht stärkeren Anforderungen Ausschau hält. Bei der Entwicklung eines Spitzengerätes kann sich der Blick aber doch nicht auf diese Käuferschicht richten " das Flaggschiff eines Topproduzenten wendet sich an eine Klientel, die es gewohnt ist, weitaus höhere Ansprüche zu stellen. Die bleiben unerfüllt.
»Atlanta steht für Spitzenleistungen aus dem Hause Mephisto. Er verfügt über eine rekordverdächtige Spielstärke von 2300 Elo«, lautet der Spruch der Werbung. Rekordverdächtig? In Bezug worauf? Selbst mit der hier propagierten Elozahl wäre der TASC R30 (Elo 2373) nicht in Gefahr, seine Spitzenposition im Brettcomputerbereich einzubüßen. Es bleibt festzustellen, dass der Atlanta einem Vergleich mit der modularen Serie vergangener Tage weder von der Spielstärke noch von der Ausstattung her standhalten kann.
So richtet sich der Blick schon beinahe verzweifelt auf die seit Jahren angekündigten Module »Boston« und »New York«. Allein, Neuigkeiten oder gar »amtliche Stellungnahmen« hinsichtlich eines Erscheinungszeitpunkts sind nicht zu vernehmen. In diesem Zusammenhang stellt sich fast automatisch die Frage nach der Modellpolitik des Hauses Hegener & Glaser. Aus Fachkreisen ist zu hören, dass der Ausbau der modularen Serie wohl überhaupt nicht mehr zu erwarten sei. Derart unklare Aussagen in Verbindung mit fast als halbherzig zu betrachtenden Geräteentwicklungen müssen Befürchtungen hervorrufen, dass auch der Spitzenbereich sich in Richtung Massenmarkt bewegt. Fest steht, dass der Abstand zum PC-Markt beispielsweise mit dem hier vorgestellten Atlanta nicht verringert werden kann.
Als Resümee bleibt festzustellen, dass das »Blaue Band« für das Flaggschiff der Mephisto-Flotte im Bereich des Unerreichbaren bleiben wird. Dies sollte gleichzeitig als Aufruf an den Hersteller gesehen werden, Bemühungen in Richtung der modularen Serie wieder aufzunehmen. Nur eine unter voller Ausreizung der Technologie mit Spitzenprogrammen ausgerüstete Modellreihe scheint geeignet, Boden in Richtung PC-Bereich gutzumachen.
Der Listenpreis von DM 990,- ist aus der Sicht des Preis-Leistungsverhältnisses gerade noch mit »befriedigend« zu bezeichnen.
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== Beispielpartien ==
== Beispielpartien ==
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[[Kategorie:Saitek]]
[[Kategorie:Saitek]]
[[Kategorie:SH7034]]
[[Kategorie:SH7034]]
[[Kategorie:Prospekt]]

Version vom 18. Januar 2020, 19:35 Uhr

Mephisto Atlanta
Test
Test
Hersteller Saitek
Markteinführung 1997
CElo 2270
Programmierer Morsch, Frans
Prozessor Takt RAM ROM
SH7034 20 MHz (Tuning bis 40 MHz) 4 KB + 512 KB Hash 64 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
23 Halbzüge - 2244 -
Bibliothek 50.000 Halbzüge
Display 5-stellige 7-Segment Anzeige
Spielstufen 64
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe LC-Display und 64 Feld LEDs
Einführungspreis 795 DM (400 €)
Prozessortyp 32 Bit
Stromversorgung HGN 5001 / Batterie 6x AA
Maße 34 x 26 x 3,5 cm
Spielfeld 19,5 x 19,5 cm
Verwandt Mephisto Magellan
Sonstiges
• Laptop-Design

• beherrscht Mattführung mit König, Läufer und Springer




Level Infobox
30 Sek / Zug 30 Min / Partie 60 Sek / Zug 60 Min / Partie Turnier Analyse
Ja Ja Ja Ja Ja Ja


Infos
Der Mephisto Atlanta erschien im Herbst 1997 auf dem Markt. Das mit einem Programm (Fritz) von Frans Morsch ausgestattete Gerät wurde seinerzeit als Flaggschiff der Mephisto-Flotte angekündigt. Das Kunststoffgehäuse misst 34 x 26 x 3,5 cm und zählt damit zu den so genannten Laptop-Geräten. Der Atlanta kann über einen Adapter mit Netzstrom aber auch mit Batterien betrieben werden. Einzelfelddioden erleichtern die Zugausführung erheblich, da die lästige Schnittpunktbildung entfällt. Die Eröffnungsbibliothek umfasst 50.000 Züge, wobei zwischen 4 verschiedenen Stilen (Vollständige -, Passive-, Aktive- & Turnier-Bibliothek) ausgewählt werden kann. 64 Spielstufen sind kein Hinweis auf die Qualität des Gerätes, bieten aber viel Abwechslung. Bei den Spielstilen kann zwischen "Selektive" und "Brute Force" gewählt werden. Das mit einem 32 Bit-Prozessor (SH7034 - 20 MIPS) ausgestattete Gerät besitzt 512KB RAM für Hash Tables + 4KB Arbeits-, sowie 64KB ROM Programmspeicher. Der Atlanta hat einen sehenswerten Stil. Druckvoll, präzise und aggressiv wird versucht auf Gewinn zu spielen. Die Spielanlage des Atlanta ist dabei stark taktisch orientiert, jedoch werden auch positionelle Partien nicht grundsätzlich schlecht behandelt. Wenn der Atlanta erst einmal in Fahrt gekommen ist und Angriffspunkte gefunden hat, haben selbst Geräte wie der R30 so ihre Probleme. Die Schwachstelle ist, wie bei allen Morsch Kreationen, das Endspiel. Kenntnisse sind sicherlich vorhanden und die Hash Tables richten so manches, aber einige Abwicklungen sind dermaßen schwach, dass Zweifel bestehen bleiben. Wenn es sich nicht um reine Bauernendspiele (s.h. Bauernendspiel Test) handelt, verschenkt der Atlanta so manche(n) Partie bzw. Punkt. Trotzdem ist das Endspielverhalten nicht so schlecht, wie von schwächeren Morsch Geräten (z.B. Saitek President oder Saitek Brute Force ) bekannt. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.



Beispiel 1:

Die Stellung hat nach der Endspiellehre Remischarakter; es gibt jedoch eine Besonderheit, die Weiß zum Sieg führen kann, wenn er sich korrekt verhält. Auf keinen Fall darf hier der Bauer geschlagen werden, da sonst Schwarz Remis halten kann. MIT dem Bauern verliert er aber das Endspiel bei optimaler Verteidigung binnen 14 Zügen. Einzig sinnvoller Zug - 1. Kg5...und in der Folge verliert Schwarz tatsächlich. Der Atlanta spielt diesen einzig korrekten Zug a tempo mit hoher Bewertung und ziemlich hoher Suchtiefe und behält auch im weiteren Verlauf den Überblick.




Beispiel 2:

Motiv : Opposition der schwächeren Seite. Weiß kann nicht gewinnen - der schwarze König steht in Opposition, der weiße König muss jedoch vorziehen, was dem Nachziehenden erlaubt, immer wieder die passive Opposition, die zum Remis reicht, herzustellen. Der Atlanta sieht die Position nach wenigen Sekunden bis zu 15 Minuten mit ausgeglichener Bewertung und spielt die sinnvollen Zugversuche für Weiß.


Wirklich rekordverdächtig?

Mephistos neues Flaggschiff »Atlanta«
(Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dezember 1997)

Kann Mephistos neues Spitzenmodell »Atlanta« den Kampf um das blaue Band der Brettcomputer aufnehmen? Im April dieses Jahres durften wir während des AEGON-Turniers in Den Haag einen ersten Blick auf das neue Spitzengerät aus dem Haus Hegener & Glaser (Saitek) werfen. Im Heft 4/97 wurden seine sechs Partien besprochen. Die im Mensch-Computerturnier erreichten 50 Prozent (Turnierperformance 2288 Elo) sowie die von Frans Morsch angekündigten Nachbesserungen bei den Bewertungsfunktionen und im Endspielbereich ließen hoffen, dass die vom Hersteller propagierten 2300 Elo vom Programm des »Atlanta« zu erreichen waren.

Einige Monate sind bis zur Marktreife des Gerätes ins Land gegangen. Lassen Sie uns überprüfen, ob die Zeit dazu genutzt wurde, das neue Flaggschiff der Mephisto-Flotte voll seetauglich zu machen.

Wie ein Ei dem anderen

Sie könnten eineiige Zwillinge sein, der Atlanta und sein kleinerer Bruder Milano Pro. Neben der abweichenden Gerätebezeichnung und der zusätzlichen Angabe »Hash Tables« sind es im Wesentlichen die 64 Einzelfelddioden, die die beiden Geräte unterscheiden. Sie verhelfen zweifelsohne zu einer erheblich einfacheren Zugausführung, ist doch die lästige Schnittpunktbildung, wie sie beim Milano vorzunehmen ist, hier nicht erforderlich.

Die Abmessungen von 34 x 26 x 2,4 cm und der Abschlussdeckel verleihen dem Drucksensorgerät ein laptopartiges Aussehen. Da das Gerät sowohl für den Adapter- wie auch für den Batteriebetrieb ausgerüstet ist, eignet es sich uneingeschränkt für die Mitnahme auf Reisen. Um beim ÃâC“ffnen kein Aufsehen bei den Mitreisenden zu erregen, sollten Sie allerdings vorher den vom Haus Hegener & Glaser noch einzurichtenden mehrtägigen Lehrgang »ÃâC“ffnen von Mephisto-Laptopgeräten für technisch Unbegabte« besuchen.

Das Spielbrett (198 x 198 mm) in Schwarz/Silber gewährt in Verbindung mit den farblich gut zu unterscheidenden Figuren auch bei »Vollbesetzung« jederzeit einen ausreichenden Überblick über das Spielgeschehen. Doch Gestaltung und Informationsmöglichkeiten des in der Werbung als »übersichtlich« angepriesenen Displays müssen als Rückfall in die Urzeiten des Brettcomputerschachs angesehen werden. Übersichtlich ja " aber Übersicht worüber?

Technik und Programm

Der mit 20 MHz getaktete neue Chip »H 7000« ist eine Weiterentwicklung des beim MM VI verwendeten H8 in 32 Bit-Architektur. Der Hersteller hofft, dem Programm damit die zu einer Spitzenspielstärke erforderlichen »Kräfte« verliehen zu haben. 512 KByte stehen für die Hash-Tables zur Verfügung. Die Eröffnungsbibliothek umfasst 50.000 Halbzüge.

Der Niederländer Frans Morsch, der zur Elite der Profi-Programmierer zählt, hat nun das Zepter im Hause Hegener & Glaser auch bei der Spitzentechnologie in die Hand genommen. Kein leichtes Erbe, waren doch Richard Langs Qualitäten auf-grund der Vielzahl der errungenen Weltmeisterschaftstitel wie auch der von ihm programmierten Spitzengeräte belegt.

Let's test again!

Lassen Sie uns zu Beginn in zwei ausführlich kommentierten Partien (60 Min./Partie) sehen, wie sich der »Atlanta« gegen seinen kleineren Bruder »MM VI« schlägt:

Um den Atlanta in einem Bereich zu prüfen, der annähernd der vom Hersteller angestrebten Spielstärke entspricht, musste ich zunächst einmal Möbelumstellungen in meinem Arbeitszimmer vor-nehmen. Aus der äußersten Ecke wurde der schon fast antike 486er hervorgekramt, entstaubt und startklar gemacht. Aufgerufen wurde Kittingers WChess, dass sich in der SSDF-Liste bei Elo 2.302 (486/50-66 MHz), also haarscharf im Zielbereich des Atlanta befindet. In der Revanche holte sich der Atlanta ebenfalls eine klare Niederlage. Ähnlich negativ sah es in den vier Partien gegen den bei 2223 Elo liegenden Berlin Professional 68020 aus. Gegen Richard Langs Genius 3 gelangen Frans Morschs Programm demgegenüber zwei ausgeglichene Partien. Hier die Ergebnisse auf einen Blick:

Atlanta " Mephisto MM VI	        4,0 : 0,0
Atlanta " Novag WChess	                0,0 : 2,0
Atlanta " Mephisto Berlin Prof. 68020	0,5 : 3,5
Atlanta " Genius 3	                1,0 : 1,0
Atlanta " Novag Sapphire II	        0,5 : 0,5

Lassen Sie mich vor dem Versuch einer Abschlussbewertung kurz das Ergebnis des hauseigenen Tests (Jahresdiskette 1992) aufzeigen, das nicht zur Gesamtbewertung beitragen, sondern lediglich einzelne Stärken und Schwächen des jeweils abgeprüften Programms aufzeigen soll:

Programm Atlanta Vancouver Berlin Pro Sparc
Taktik 42 61 67 57
Strategie 73 101 96 74
Endspiel 37 57 37 52
Gesamt 152 219 200 183

Die Abschlussbewertung

Testpartien wie auch die Ergebnisse einzelner Teststellungen geben Anlass, daran zu zweifeln, dass der Mephisto Atlanta das von mir nach dem Aegon-Turnier prognostizierte und vom Hersteller angestrebte Ziel Elo 2300 erreichen kann. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird sich das Gerät in der SSDF-Liste knapp unter der 2200er-Marke einordnen. In Mensch-Computer-Turnieren kann Frans Morschs Programm aufgrund seiner für diese Gegnerschaft ausreichenden taktischen Fähigkeiten auch in der Zukunft durchaus darüber liegende Turnierperformancen erreichen. Wie erfreulich, wird doch der durchschnittliche Mitteleuropäer mit einem derartigen Programm auf jeden Fall »in Schach gehalten«. Beruhigen darf eine derartige Feststellung dennoch nicht. Im strategischen Bereich zeigt das Programm zufriedenstellende Leistungen. Taktisch spielt es nicht mit der von Frans Morsch gewohnten Stärke auf. Hier bleiben einige erstaunliche Löcher festzustellen. Über die Endspielfähigkeiten schweigt des Sängers Höflichkeit.

Besitzer eines Gerätes aus der Mephisto 68000er-oder 68020er-Reihe oder gar eines TASC R30 beziehungsweise Genius 68030 haben angesichts der Leistungen des Atlanta keinerlei Anlass, ihr Gerät auf den Müllberg der Wegwerfgesellschaft zu schleudern. Der Mephisto Atlanta ist das geeignete Gerät für den Einsteiger mit einigem Spielniveau. Eine Alternative ist er auch für den Schachfreund, der sich in der Billigklasse ausgetobt hat und nun nach leicht stärkeren Anforderungen Ausschau hält. Bei der Entwicklung eines Spitzengerätes kann sich der Blick aber doch nicht auf diese Käuferschicht richten " das Flaggschiff eines Topproduzenten wendet sich an eine Klientel, die es gewohnt ist, weitaus höhere Ansprüche zu stellen. Die bleiben unerfüllt.

»Atlanta steht für Spitzenleistungen aus dem Hause Mephisto. Er verfügt über eine rekordverdächtige Spielstärke von 2300 Elo«, lautet der Spruch der Werbung. Rekordverdächtig? In Bezug worauf? Selbst mit der hier propagierten Elozahl wäre der TASC R30 (Elo 2373) nicht in Gefahr, seine Spitzenposition im Brettcomputerbereich einzubüßen. Es bleibt festzustellen, dass der Atlanta einem Vergleich mit der modularen Serie vergangener Tage weder von der Spielstärke noch von der Ausstattung her standhalten kann.

So richtet sich der Blick schon beinahe verzweifelt auf die seit Jahren angekündigten Module »Boston« und »New York«. Allein, Neuigkeiten oder gar »amtliche Stellungnahmen« hinsichtlich eines Erscheinungszeitpunkts sind nicht zu vernehmen. In diesem Zusammenhang stellt sich fast automatisch die Frage nach der Modellpolitik des Hauses Hegener & Glaser. Aus Fachkreisen ist zu hören, dass der Ausbau der modularen Serie wohl überhaupt nicht mehr zu erwarten sei. Derart unklare Aussagen in Verbindung mit fast als halbherzig zu betrachtenden Geräteentwicklungen müssen Befürchtungen hervorrufen, dass auch der Spitzenbereich sich in Richtung Massenmarkt bewegt. Fest steht, dass der Abstand zum PC-Markt beispielsweise mit dem hier vorgestellten Atlanta nicht verringert werden kann.

Als Resümee bleibt festzustellen, dass das »Blaue Band« für das Flaggschiff der Mephisto-Flotte im Bereich des Unerreichbaren bleiben wird. Dies sollte gleichzeitig als Aufruf an den Hersteller gesehen werden, Bemühungen in Richtung der modularen Serie wieder aufzunehmen. Nur eine unter voller Ausreizung der Technologie mit Spitzenprogrammen ausgerüstete Modellreihe scheint geeignet, Boden in Richtung PC-Bereich gutzumachen.

Der Listenpreis von DM 990,- ist aus der Sicht des Preis-Leistungsverhältnisses gerade noch mit »befriedigend« zu bezeichnen.



Prospekt
Ist der Atlanta in der Lage auch dieses Problem zu lösen?

Die Auflösung hier: Endspielposition


Beispielpartien




C Pictures by Michael Watters - Chess Computer UK / Website

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