Mephisto Genius 68030

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Mephisto Genius 68030
Hersteller Mephisto
Markteinführung 1993
CElo 2296
Programmierer Richard Lang
Prozessor 68030
Prozessortyp 32 Bit
Takt 33 MHz
RAM 756 KB (512 KB Hash)
ROM 256 KB
Bibliothek ~ 20.000 Varianten mit über 180.000 Halbzüge
Einführungspreis 1798 DM (900 €)
Rechentiefe
BT-2450 2222
BT-2630 2227
Colditz -
Verwandt Mephisto London 68030
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe 64 Feld-LEDs
Display 2 x 16-stellige Punktmatrix Anzeige
Stromversorgung HGN 5030
Spielstufen frei programmierbar
Maße abhängig vom verwendeten Brett
Sonstiges
funktioniert im Bavaria Brett mit Figurenerkennung

Damals das erste relativ preiswerte 32 Bit Modulset mit einem Programm von Richard Lang. Die deutlich langsameren 68020 Vorgänger Module kosteten über 2000 Euro. Das Programm war auch als EPROM zum Aufrüsten einiger älterer Modelle erhältlich.

Das Genius 2.0 Programm des nach Ansicht vieler Experten besten Schachprogrammierers Richard Lang konnte im November 1993 den Weltmeistertitel erringen. Ursprünglich als reines PC-Programm konzipiert, entschloss sich der deutsche Hersteller Hegener + Glaser, dieses Spitzenprogramm auch den Besitzern der modularen Bretter zugänglich zu machen. Die Bedienung des Computers wird über ein vorbildliches Cursorsystem gesteuert, insgesamt nur sechs Tasten.

Nach einer kurzen Einarbeitungszeit macht dieses logische und gut durchdachte System das Handbuch vollkommen überflüssig. Das Programm wird von einer sehr leistungsfähigen Hardware unterstützt, einem 68030 Prozessor von Motorola, der mit schnellen 33 MHz getaktet ist. Für Hashtables stehen 512 KByte RAM zur Verfügung. Berücksichtigt man die Tatsache, daß die Vorgängerprogramme von Richard Lang auf der gleichen Hardware zuvor noch um die 15.000 DM kosteten, so war der neue Preis von deutlich unter 2000 DM eine Sensation. Die früheren 68030 Versionen mußten noch von Ventilatoren vor Überhitzung geschützt werden, die Entwickler lösten auch dieses Problem hervorragend. Das Gerät läßt sich anstandlos im Dauerbetrieb einsetzen, die befürchteten thermischen Probleme traten nicht auf!

Das Genius-Modul sollte allerdings nur in den Holzbrettern der modularen Serie eingesetzt werden, das Kunststoffbrett Modular ist nicht für den Betrieb mit dem Modul geeignet.

Das Programm besitzt eine riesige Eröffnungsbibliothek mit über 180.000 Zügen, die von mehreren Eröffnungsexperten erstellt wurde und optimal auf das Programm abgestimmt ist. Die komplette Bibliothek wurde in sechs verschiedene Stile untergliedert: Normal, Mensch, Gambit, Klassisch, Modern und Blitz. Jede dieser Bibliotheken kann in eine Turnierbibliothek oder Zufallsbibliothek unterteilt werden. In der Einstellung Turnierbibliothek wählt der Genius 68030 ausschließlich Varianten, die das Programm besonders gut behandelt. Wenn die Zufallsbibliothek angewählt wird, spielt der Rechner auch riskantere, seltene Varianten und bietet so deutlich mehr Abwechslung im Spiel. Zusätzlich kann der Spieler eine eigene Bibliothek erstellen, 1000 Züge selbst eingeben und abspeichern, bestimmte Züge sperren oder die Häufigkeit festlegen, mit der Züge ausgespielt werden sollen. Der Genius 68030 behandelt das Mittelspiel aktiv und druckvoll. Richard Lang hat das Programm mit viel Wissen über Bauernstrukturen und die Behandlung geschlossener Stellungen versehen. Das Programm bietet hier immer wieder beeindruckende positionelle Leistungen, denn gerade die Behandlung geschlossener Stellungen ist immer noch die Schwachstelle vieler anderer Computer.

Taktisch ist dieser Computer absolut sicher, obwohl das Programm hochselektiv ausgelegt ist. Gestützt auf einem Brute-Force-Sockel von 4-6 Halbzügen erreicht das Gerät auf Turnierstufe eine selektive Suchtiefe von 16-18 Halbzügen. Das Endspiel wird vom Genius 68030 ebenfalls ausgezeichnet behandelt. Auch hier wurde das Programm mit umfangreichen Algorithmen versehen. Hier wird klar, warum Richard Lang von vielen Experten als der beste Programmierer eingeschätzt wird. Keinem anderen Autor ist es bisher gelungen, diese besonders schwierige Phase des Schachspiels auf solch hohem Niveau zu behandeln, der Genius 68030 zählt im Endspiel zu den stärksten Geräten!

Die Ausstattung des Gerätes ist vorbildlich und läßt fast keine Wünsche offen. Neben üblichen Features wie der vor- und zurückspielbaren Partie, kompletten Anzeige sämtlicher Recheninformationen, Sechs-Zeiten-Schachuhr oder beliebig einstellbarer Spielstufen besitzt der Rechner eine Reihe sehr sinnvoller Funktionen, die kein anderer Schachcomputer anbietet. Alle Parameter, die das Spiel beeinflussen, können beliebig ein- oder ausgeschaltet werden, z. B. Zufallsgenerator, Schachlehrer, Hash Tables, Eröffnungsbibliotheken, Ton, Informationsanzeigen usw. Drei Spielstile können gewählt werden: Aktiv, Solide und Risiko. Zusätzlich kann ein Remisvermeidungsfaktor eingestellt werden und so das Spielverhalten beeinflußt werden. Ist dieser Faktor mit einem hohen Wert eingestellt, spielt der Genius 68030 auf Biegen und Brechen auf Gewinn, ein niedriger Wert läßt den Rechner bedeutend friedfertiger werden.

Im eingebauten Partienspeicher, können insgesamt 50 Partien abgespeichert werden, davon 20 Partien mit allen Einstellungen und Zeiten, die bei der Partie benutzt wurden. So kann der Besitzer verschiedene Partieeinstellungen (z. B. Blitzstufe, Zufallsbibliothek und Risikostil) definieren, im Partienspeicher ablegen und bei Bedarf laden. Lediglich eine Schnittstelle zu einem PC fehlt. Der Genius 68030 ist die beste Wahl für den Interessenten, der gutes Positionsspiel zu schätzen weiß.

Quelle: Eurochess 1995


Bavaria Brett mit Genius 68030
Programmmodul-Platine
Genius 68030 mit London Update