Mephisto London 68030: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Mephisto_London.jpg|left|thumb|400px|London Schriftzug]]
Das Programmmodul '''London''' von [[Richard Lang]] war nie offiziell erhältlich. Es handelt sich bei diesem Programm um ein nachträgliches Update für die [[Mephisto]] Geräte [[Mephisto Almeria|Almeria]], [[Mephisto Lyon|Lyon]], [[Mephisto Portorose|Portorose]], [[Mephisto Vancouver|Vancouver]], [[Mephisto Genius 68030|Genius 68030]], [[Mephisto Berlin 68000|Berlin 68000]], [[Mephisto Berlin Pro|Berlin Pro]], welches 1996 auf das Programm '''London''' umgerüstet werden konnten. Das '''London'''-Programm ist vergleichbar mit dem PC-Programm '''Genius 3''', welches [[1994]] den damaligen Weltmeister Garry Kasparov beim Intel World Chess Grand Prix in zwei [[Lang, Richard|25 Minuten Partien mit 1,5 : 0,5]] schlug!
Das Programmmodul '''London''' von [[Richard Lang]] war nie offiziell erhältlich. Es handelt sich bei diesem Programm um ein nachträgliches Update für die [[Mephisto]] Geräte [[Mephisto Almeria|Almeria]], [[Mephisto Lyon|Lyon]], [[Mephisto Portorose|Portorose]], [[Mephisto Vancouver|Vancouver]], [[Mephisto Genius 68030|Genius 68030]], [[Mephisto Berlin 68000|Berlin 68000]], [[Mephisto Berlin Pro|Berlin Pro]], welches 1996 auf das Programm '''London''' umgerüstet werden konnten. Das '''London'''-Programm ist vergleichbar mit dem PC-Programm '''Genius 3''', welches [[1994]] den damaligen Weltmeister Garry Kasparov beim Intel World Chess Grand Prix in zwei [[Lang, Richard|25 Minuten Partien mit 1,5 : 0,5]] schlug!


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* [[Mephisto London 68000]]
* [[Mephisto London 68000]]
* [[Mephisto London 68020]]
* [[Mephisto London 68020]]
* [[Mephisto TM London]]
* [[Mephisto TM London]]
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[[Bild:Mephisto_London.jpg|left|thumb|400px|London Schriftzug]]
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== Genius 3 im Brett ==
=== Das London-Upgrade für die Mephisto-Module ===
'' (Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 1 / Februar-März 1997)''


Schon anlässlich der Vorstellung des Mephisto-Moduls „[[Mephisto MM VI|MM VI]]" wie auch des „[[Mephisto Milano Pro|Milano Pro]]" hatten wir konstatiert, dass sich die Hersteller hinsichtlich der Neu- und Weiterentwicklung von Brettgeräten offensichtlich Zurückhaltung auferlegt haben. Noch erheblich deutlicher zeichnet sich dieser Trend im Bereich der Spitzentechnologie dieses Sektors ab. Hier ist nicht nur Stagnation festzustellen, vielmehr werden auslaufende Geräte und Modulserien des Topbereiches nicht mehr neu aufgelegt. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfacher Natur. Eine der Hauptursachen dürfte darin zu suchen sein, dass die zwischenzeitlich bei den Personalcomputern erreichte Leistungsfähigkeit bei den Brettcomputern nicht mehr zu realisieren ist. Schon der Versuch, den Abstand zu verringern, würde riesige Investitionen erfordern. Der Preisverfall bei den Brettgeräten des Spitzenbereiches wird die Motivation der Hersteller, sich auf diesem Gebiet zu engagieren, ebenfalls nicht gerade angehoben haben. Zudem ist nicht zu leugnen, dass die Absatzmöglichkeiten im Bereich der Topgeräte gewaltig zurückgegangen sind.
Wurde mit der Anschaffung des Personalcomputers erst einmal der Grundstock gelegt, ist es für die PC-Anwender ein Leichtes, sich für relativ geringe Beträge sämtliche Spitzenprogramme zu beschaffen. Entsprechende Versuche, mehrere Programme ohne PC-Zuschaltung auf ein Brett zu bringen, sind bereits vor Jahren in den Kinderschuhen steckenge-blieben. Fazit: Hohe Investitionen bei zu erwarten-den geringen Absatzzahlen können einfach kein Anreiz für die Hersteller sein. Mögen wir es auch noch so bedauern, das Rad der Geschichte ist nicht zurückzudrehen. Da müssen von der Hegener & Glaser AG ausgehende Signale, mit dem „Atlanta" einen um Elo 2300 liegenden Bereich ansteuern zu wollen, bereits als mehr als erfreuliche Nachricht angesehen werden. Allein der Erscheinungszeitpunkt verschiebt sich leider immer wieder aufs Neue.
So war es für viele Besitzer eines Mephisto-Computers der modularen Reihe eine große Freude, als im Frühsommer 1996 ein neuer Programm-Chip auf den Markt kam. Mit ihm können die Module [[Mephisto Almeria]], [[Mephisto Portorose 68020|Portorose 32 Bit]], [[Mephisto Lyon|Lyon]] und [[Mephisto Vancouver|Vancouver]] 16/32 Bit wie auch die Geräte [[Mephisto Berlin 68000|Berlin 68000]], [[Mephisto Berlin Professional|Berlin Professional 68020]] und der [[Mephisto Genius 68030]] auf „Genius 3-Level" angehoben werden. Zur Umrüstung ist das Programm-Modul bzw. das komplette Gerät an den Händler einzusenden. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit dadurch die Spielstärke der genannten Geräte gesteigert werden kann.
=== „London" gegen die PC-Elite ===
Den bis vor kurzem noch zur „Creme de la Creme" zählenden PC-Programmen konnte ich leider nur einen 486/DX2 bieten. Auf der Brettcomputerseite musste ich mich ebenfalls etwas bescheiden, da mir lediglich ein Berlin Professional mit dem London Upgrade zur Verfügung stand. Meine Bewertungen beziehen sich daher ausschließlich auf einen mit 24 MHz getakteten Motorola-Prozessor 68020. Die Werte der Geräte und Module mit 68030-Prozessoren können lediglich hochgerechnet werden.
Um festzustellen, inwieweit das auf dieser Hardware eingesetzte „London"-Programm überhaupt in der Lage ist, zumindest noch mit der 486er PC-Technik mitzuhalten, habe ich die Testpartien auf „zwei Ebenen" durchgeführt. Zunächst wurde der 33 MHz-Takt angeschlagen, dann wurde mit der 66 MHz-Stufe für etwas schärfere Musik gesorgt. Zudem wurden die niedrig „getakteten" Partien mit abgesenkten Hash Tables gespielt, während die „66 MHz"-Games mit allem, was 8 MB-RAM an Hash Tables zu bieten haben, ausgetragen wurden. Für die Vergleichspartien habe ich jeweils die gleiche Eröffnung vorgegeben.
Gleich der Einstieg dürfte die Herzen der Anhänger des Brettcomputerschachs höher schlagen lassen. Zwei Aktivschachpartien (30 Minuten) unter den genannten Bedingungen gegen den Weltmeister von 1995 sollten den Auftakt bilden:
<pgn>
<pgn>
[Event "Turnierpartie"]
[Event "1/97-30 Rehburg"]
[Date "2006.02.21"]
[Site "CSS"]
[White "London 68030, Mephisto"]
[Date "1997"]
[Black "R30 V2.2, TASC."]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "MChess Pro 5.0"]
[Result "1-0"]
[Result "1-0"]
[ECO "D24"]
[ECO "C08"]
[PlyCount "95"]
[PlyCount "117"]
[EventDate "2006.02.??"]
 
[EventType "match"]
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. exd5 exd5 5. Bb5+ Bd7 6. Qe2+ Be7 7. dxc5 Nf6 8.
[EventRounds "13"]
Nb3 O-O 9. Nf3 Re8 10. Be3 a6 11. Bxd7 Nbxd7 12. O-O Nxc5 13. Nfd4 Na4 14. c3
[EventCountry "GER"]
Qd7 15. h3 Bd6 16. Qc2 Ne4 17. Rfe1 Rac8 18. f3 Nec5 19. Nf5 b5 20. Nxd6 Qxd6
[SourceDate "2005.01.01"]
21. Nxc5 Nxc5 22. Rad1 Na4 23. Bf2 Re6 24. Qd2 Rce8 25. Rxe6 fxe6 26. b3 Nc5
27. c4 {Mit relativ einfachen Mitteln wird der Mehrbauer erarbeitet.} bxc4
28. bxc4 Rd8 29. Qb4 Rc8 30. cxd5 a5 31. Qc3 Rc7 32. Qe1 e5 33. Qxa5 {Fünf
gegen drei - da müsste selbst ein Weltmeisterschaftsprogramm vergangener  Tage
Flügel bekommen.} Nd7 34. Qa8+ Kf7 35. Qd8 Rc4 36. Qg5 Nf6 37. Bg3 Qc5+ 38. Kh2
e4 39. fxe4 Rxe4 40. Be5 Qe7 41. Bxf6 gxf6 42. Qh5+ Kg7 43. d6 Qd7 44. Rd3 Re8
45. Rg3+ Kh8 46. Qh6 Qf7 47. Rf3 f5 48. Rc3 Qg7 49. Qxg7+ Kxg7 50. Rc7+ Kg6 {
"Hoch kann MChess Pro 5 hier nicht mehr gewinnen" würde der Reporter  anmerken.
} 51. d7 Rd8 52. a4 Kf6 53. a5 Ke7 54. a6 Kd6 55. Rc2 h5 {Turm oder König
schlägt d7 verbietet sich natürlich wegen des folgenden Td2+ mit
Turmabtausch und sofortigem Gewinn.} 56. a7 h4 57. Rc8 Kxd7 58. Rxd8+ Kxd8 59.
a8=Q+ 1-0
</pgn>
In seinem Wert vielleicht noch höher einzuschätzen ist das Ergebnis der folgenden Partie, darf MChess Pro 5.0 doch dieses Mal die ganze Kraft des 486/DX2 in Anspruch nehmen.
<pgn>
[Event "1/97-30 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "MChess Pro 5.0"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C08"]
[PlyCount "152"]
 
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. exd5 exd5 5. Bb5+ Bd7 6. Qe2+ Be7 7. dxc5 Nf6 8.
Nb3 O-O 9. Nf3 Re8 10. Be3 a6 11. Bxd7 Nbxd7 12. O-O Nxc5 13. Nfd4 Na4 14. c3
Qd7 15. h3 Bd6 16. Qc2 Ne4 17. Rfe1 Re7 18. f3 Ng3 19. Bf2 b6 20. Rxe7 Qxe7 21.
Re1 Qg5 22. Nc6 Nh5 23. h4 Qf4 24. Ne7+ Kh8 25. Kf1 Qh2 26. Nf5 Qh1+ 27. Bg1
Ng3+ 28. Nxg3 Bxg3 29. Re7 Bxh4 30. Rxf7 Re8 31. Qe2 Qxg2+ {Txe2 geht
natürlich nicht wegen Tf8 matt.} 32. Kxg2 Rxe2+ 33. Kf1 Re1+ 34. Kg2 g5 35.
Bd4+ Kg8 36. Rg7+ Kf8 37. Rxh7 Re2+ 38. Kf1 Rxb2 39. Rh8+ Kf7 40. Rh7+ Kg6 41.
Ra7 a5 42. Rd7 Rxa2 43. Rxd5 Bg3 44. Nc1 Ra1 45. Kg2 Bb8 46. Ne2 Ra2 47. Kf1
Rc2 48. Ke1 Bc7 49. Kd1 Ra2 50. Rd7 Bh2 51. Rd5 Nb2+ 52. Kc2 Nc4+ 53. Kd3 Ra4
54. Rb5 Bc7 55. Rd5 Bb8 56. Rb5 g4 57. fxg4 Bc7 58. Rf5 Bd6 59. Ng1 Ba3 60. Nh3
Bc1 61. Rb5 Bh6 62. Bxb6 Kf7 63. Bd4 Bf8 64. Ng5+ Kg6 65. Ne6 Bd6 66. Nc5 Bxc5
67. Rxc5 Na3 68. g5 Kh5 69. Be3 Rg4 70. Rc6 Rg3 71. Rh6+ Kg4 72. Ra6 Nb1 73.
Rxa5 Nxc3 74. g6 Kh4 75. Ra8 Rxg6 76. Kxc3 Kg4 1/2-1/2
</pgn>
Der Sieg in der ersten Partie muß als faustdicke Überraschung gesehen werden. Die zweite Partie lässt schon fast den Versuch einer ersten Einschätzung aufkommen. Zugegeben: Aktivschach ist nicht gerade die Stärke des MChess-Programms. Aber ein erstes Hinschielen zur SSDF-Liste muss dennoch erlaubt sein. Nein, Sie haben sich nicht verguckt MChess Pro 5.0 ist dort mit dieser Hardware tatsächlich bei Elo 2344 eingereiht.


1. d4 d5 2. c4 dxc4 3. Nf3 Nf6 4. Nc3 a6 5. e4 b5 6. e5 Nd5 7. a4 c6 8. axb5
Der nächste Versuch eines Anschlags über die Aktivschachdistanz gilt Mark Uniackes Hiarcs 4:
Nxc3 9. bxc3 cxb5 10. Bg5 h6 11. Bh4 g5 12. Bg3 Bg7 13. Be2 Bf5 14. O-O Qd7 15.
<pgn>
Ra2 O-O 16. h4 g4 17. Nh2 Nc6 18. Nxg4 b4 19. Bf4 bxc3 20. Nxh6+ Bxh6 21. Bxh6
[Event "1/97-30 Rehburg"]
Rfc8 22. Qc1 Kh7 23. Bf3 Bd3 24. Qg5 Rg8 25. Qf4 f6 26. exf6 exf6 27. Re1 Rae8
[Site "CSS"]
28. Rxe8 Rxe8 29. Rxa6 Re1+ 30. Kh2 Nxd4 31. Bg4 f5 32. Rd6 Qc7 33. Qxd4 fxg4
[Date "1997"]
34. Bf4 Qg7 35. Rh6+ Qxh6 36. Bxh6 Kxh6 37. Qxc3 Rb1 38. Qf6+ Kh7 39. Qe7+ Kg6
[White "Berlin Prof. London"]
40. Kg3 Kf5 41. h5 Rh1 42. Qc5+ Kf6 43. Kxg4 Be2+ 44. f3 Bd3 45. h6 Kf7 46. Kg5
[Black "Hiarcs 4"]
Re1 47. f4 Re2 48. g4 1-0
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C93"]
[PlyCount "152"]


[Event "Turnierpartie"]
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O Be7 6. Re1 b5 7. Bb3 O-O 8. c3
[Date "2004"]
d6 9. h3 Bb7 10. d4 Re8 11. Nbd2 Bf8 12. a3 h6 13. Bc2 Nb8 14. b4 Nbd7 15. Bb2
[Round "11"]
g6 16. c4 exd4 17. cxb5 axb5 18. Nxd4 c6 19. N2b3 Qb6 20. Na5 c5 21. Nxb7 Qxb7
[White "Elite 68060 V11, Fidelity"]
22. Nb3 Rac8 23. bxc5 dxc5 24. e5 Nd5 25. Be4 N7b6 26. Qf3 Rcd8 27. Red1 c4 28.
[Black "London 68030, Mephisto"]
Bd4 Qc7 29. Na5 Bg7 30. Rab1 Bxe5 31. Bxb6 Nxb6 32. Rxd8 Qxd8 33. Bc6 Re6 34.
[Result "1-0"]
Bxb5 c3 35. Qd3 Qa8 36. Nc4 Nxc4 37. Bxc4 Rf6 38. Rb5 Rd6 39. Qc2 Bd4 40. Rb3
[ECO "C33"]
Rf6 41. Qd3 Bxf2+ 42. Kh2 Bc5 43. Rxc3 Bd6+ 44. Kh1 Be5 45. Rb3 Qc6 46. Rb1 Qc7
[PlyCount "97"]
47. Qd5 Rd6 48. Qe4 Rc6 49. Rc1 Kg7 50. Rc2 f5 51. Qd5 Kf6 52. g4 Kg5 53. gxf5
[Source "Lauer, B"]
gxf5 54. Qd2+ f4 55. h4+ Kf6 56. Qe2 Qb7 57. Qe4 Rb6 58. Qxb7 Rxb7 59. a4 Kf5
60. Be2 Ke4 61. Bb5 Rf7 62. Re2+ Kd4 63. Rd2+ Kc5 64. Rc2+ Kb4 65. Rc4+ Ka5 66.
Be8 Re7 67. Bc6 Bd6 68. Kg2 Re3 69. Bf3 Ra3 70. Rc6 Ra2+ 71. Kf1 Rd2 72. Rc4
Rh2 73. Rd4 Bb8 74. h5 Ra2 75. Bd1 Bc7 76. Rd7 Ra1 {Hier habe ich die Partie
abgebrochen und mit einem Remis bewertet, da beide Parteien bereits seit
einigen Zügen keine "Gewinnabsichten" mehr erkennen ließen.} 1/2-1/2
</pgn>
Ein erneuter kurzer Blick in die SSDF-Liste sei uns gegönnt. Schade, Hiarcs 4.0 ist nicht mit der 486er-Hardware verzeichnet. Aber schon der Vorläufer konnte auf dem 486/DX2 über Elo 2300 für sich in Anspruch nehmen - und Mark Uniackes Nachfolgeprogramm war erheblich stärker einzuschätzen. Das lässt doch hoffen - oder? Die „66 MHz 7168 KByte"-Aktivschachpartie ging dann allerdings klar verloren. Man kann eben nicht alles haben.
Jetzt sollte unser Testkandidat mit den auf der 486er Hardware laufenden PC-Programmen seines eigenen Testautoren, eben Richard Lang, konfrontiert werden. Dazu habe ich mir zunächst einmal zwei Einstundenpartien gegen Genius 2 gegönnt. In der ersten Partie standen dem Genius 2 auf dem 486/33 lediglich 256 KByte Hash Tables zur Verfügung. Sie endete nach dreifacher Stellungswiederholung im 50. Zug mit einem Remis. Gleiches Programm, jetzt aber auf dem 486/66 MHz bei vollen 7 MByte Hash Tables - und eine klare Niederlage für das „London"-Upgrade nach 58 Zügen.
 
Es ist das zweite Mal, dass die angehobene Hardware den Ausschlag gegeben hat. Doch diese Niederlage soll uns in unserem Sturm Richtung Gipfel nicht aufhalten. Der Berlin-Professional London bittet jetzt Richard Langs Genius 4 zum Tanz:
<pgn>
[Event "1/97-31 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "Genius 4"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C93"]
[PlyCount "118"]


1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Bc4 Nf6 4. Nc3 c6 5. Qf3 d5 6. exd5 Bd6 7. d3 Bg4 8. Qf2
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O Be7 6. Re1 b5 7. Bb3 d6 8. c3
b5 9. Bb3 b4 10. Nce2 Nxd5 11. Bxd5 cxd5 12. Qd4 Bf8 13. Qe5+ Be6 14. Nxf4 Nc6
O-O 9. h3 Bb7 10. d4 Re8 11. Nbd2 Bf8 12. a3 h6 13. Bc2 Nb8 14. b4 Nbd7 15. Bb2
15. Qe3 Be7 16. Nxe6 fxe6 17. Ne2 e5 18. O-O Bf6 19. Qh3 Ne7 20. Be3 Rc8 21. c3
g6 16. c4 exd4 17. cxb5 axb5 18. Nxd4 c6 19. N2b3 Qb6 20. Na5 c5 21. Nxb7 Qxb7
bxc3 22. bxc3 Qa5 23. Qh5+ g6 24. Qg4 Rf8 25. Qe6 Rc6 26. Qh3 Qa6 27. Rab1 Rc8
22. Nb3 c4 23. Na5 Qc7 24. Qd2 Bg7 25. Bc3 Re6 26. f3 Ne5 27. Red1 d5 28. Qf4
28. Rf2 Qxd3 29. Rb7 Rd8 30. Kh1 d4 31. Rxf6 Rxf6 32. Qxh7 Rf7 33. Qh8+ Rf8 34.
dxe4 29. fxe4 Ne8 30. Rac1 Rf6 31. Qd2 Rfa6 32. Qf4 Re6 33. Qe3 Qb6 34. Bd4 Qd6
Qxe5 Qd1+ 35. Bg1 Rf7 36. Nf4 dxc3 37. Qb5+ Kf8 38. Ne6+ Kg8 39. Nxd8 c2 40.
35. Bc3 Qa6 36. Rf1 Nc6 37. Bxg7 Kxg7 38. Nxc6 Qxc6 39. Rf3 Qb6 40. Qxb6 Rxb6
Nxf7 Qxg1+ 41. Kxg1 c1=Q+ 42. Qf1 Qxf1+ 43. Kxf1 Kxf7 44. Rxa7 Ke6 45. a4 Nd5
41. Rcf1 Rf6 42. Ra1 Rxf3 43. gxf3 Nc7 44. a4 Ne6 45. a5 Nd4 46. Bd1 c3 47. Ra2
46. a5 Ne3+ 47. Kg1 Nd5 48. Ra6+ Kd7 49. Rxg6 1-0
Nc6 48. Ra3 Nxb4 49. Rxc3 Rxa5 50. Be2 Na6 51. Rc6 g5 52. Bxb5 Rxb5 53. Rxa6 h5
54. Kf2 h4 55. Rd6 Rb2+ 56. Kg1 Rc2 57. Rd5 f6 58. Rd6 Kf7 59. Ra6 Rb2 1/2-1/2
</pgn>
</pgn>
Auch als um Sachlichkeit bemühter Testautor kann ich nicht immer alle meine Taten rational begrün-den. Auf jeden Fall ließ ich das Genius 4-Programm bereits in der ersten Partie mit voller Hardware-Unterstützung aufspielen. Und dann ein Remis. Unfassbar, liegt dieses Programm doch in der SSDF-Liste bei Elo 2389. Nun gut, es war „nur" eine Aktivschachpartie (30 Minuten) - aber das ist eine Distanz, die das Lang-Genius 4-Programm nicht zu scheuen braucht.
Wohl schon mehr „aus Sorge" um Richard Langs 95er-Weltmeisterschaftsprogramm ließ ich es bei diesem Remis bewenden und ersparte mir und den Lang-Programmen die „33-MHz-Party".
=== Es darf wieder getestet werden... ===
Schon allein aufgrund der Rechenkraft, die nun einmal gegenüber den Personalcomputern erheblich geringer ausfällt, waren im bekanntlich lösungszeitabhängigen Bednorz-Tönissen-Test leicht schwächere Ergebnisse der Brettgeräte zu erwarten.
{| class="wikitable" border="1" cellspacing="0" cellpadding="4" rules="all" style="float:left; clear:left; border:solid 1px #aaaaaa; border-collapse:collapse; background-color:#F9F9F9; font-size:95%; empty-cells:show"
|-
! Programm
! style="width:170px;" align="center" | Berlin Pro London
! style="width:170px;" align="center" | Genius 3
! style="width:170px;" align="center" | Berlin Pro (ohne "L")
! style="width:170px;" align="center" | Genius 68030 (ohne "L")
! style="width:170px;" align="center" | Hiarcs 4
|-
| BT-Elo
|align=center| 2245
|align=center| 2362
|align=center| 2226
|align=center| 2227
|align=center| 2244
|-
| Hardware
|align=center| 68020
|align=center| 486/50
|align=center| 68020
|align=center| 68030
|align=center| 486/50
|-
| Hash
|align=center| 1024 KB
|align=center| 16 MB
|align=center| 1024 KB
|align=center| 512 KB
|align=center| 7424 KB
|}
<br style="clear:both;" />
<br>
Dennoch braucht sich das auf dem Motorola 68020 angetretene „London"-Upgrade nicht gegenüber den auf doch erheblich stärkerer Hardware laufenden PC-Programmen zu verstecken. Sicherlich, der Abstand zum Genius 3 ist erheblich, aber der Vergleich mit Mark Uniackes „Hiarcs 4" fällt demgegenüber sogar ganz leicht zugunsten des „London" aus. Der rund 20 Elo-Punkte betragende Abstand zum Berlin-Professional ohne „London"-Upgrade wie auch zum Genius 68030 ohne „London"-Zusatz darf als erster Hinweis einer abschließenden Einstufung betrachtet werden " auch wenn Test nur Test ist und sich eine darauf basierende Programmeinschätzung eigentlich verbietet.
=== Abschlussbewertung ===
Die doch relativ geringe Anzahl der Partien, die unser Testkandidat zudem fast ausschließlich mit den weißen Farben bestreiten durfte, wie auch die Ergebnisse des Bednorz-Tönissen-Tests lassen eine endgültige Einschätzung schwierig erscheinen. Selbst bei aller Vorsicht komme ich aber nicht um-hin, dem Mephisto Berlin 68000 und auch unserem Testkandidaten Mephisto Berlin Professional mit dem London-Upgrade eine Spielstärkesteigerung um rund 30 Elopunkte zuzugestehen. Zumindest die gleiche Aufwertung dürfte das Modul Genius 68030 erfahren. Damit liegt der Mephisto Berlin 68000 mit London-Upgrade bei Elo 2150, der Mephisto Berlin Professional 68020 bei 2250 und das Genius 68030-Modul in der Tat schon bei über Elo 2330.
Sicher, der Abstand zur absoluten Spitze der PC-Programme beträgt dann immer noch rund 150 Punkte " aber mitmischen können die Brettgeräte mit diesem Programm allemal. Die Aufwertung der älteren Mephisto-Module Almeria, Portorose, Lyon und Vancouver durch das London-Upgrade ist natürlich erheblich höher einzuschätzen.
Die mit dem London-Programm aufgerüsteten Komplettgeräte sind im Fachhandel weitgehend vergriffen. Mit einer Neuauflage ist nicht zu rechnen, da die Produktion der genannten Brettgeräte und Module zwischenzeitlich eingestellt wurde. Hier und da ist vielleicht noch ein Mephisto Professional 68020 mit „London-Upgrade" zum unter DM 1000,- liegenden Schnäppchen-Preis zu ergattern. Der Aufrüstungspreis für die genannten Module und Brettgeräte liegt einheitlich bei DM 299,-. Das ist gerade für die älteren Module fast geschenkt, wie mir überhaupt der Preis ausgesprochen moderat ausgefallen zu sein scheint.
Ganz sicher hat sich für Richard Lang die Mühe, seinen Genius 3 auf die Motorola-Prozessoren um-zusetzen, gelohnt. Für die Freunde der Brettcomputer dürfte es sich bei dem genannten Preis und der dargestellten Spielstärkeeinschätzung dennoch fast um ein Geschenk handeln.
=== Ausblick ===
Es gibt lediglich ein Brettgerät, das in der SSDF-Liste oberhalb der für das Genius 68030-Modul vorgenommenen Einschätzung von Elo 2330 rangiert: Der TASC R30 in der Version 2.5 beansprucht für sich Elo 2356. Im nächsten Heft werden wir prüfen, inwieweit dieser Abstand wirklich gerechtfertigt erscheint. Dann kommt es zum Wettkampf der Brettgiganten [[Tasc R30| R30 V2.5]] gegen Genius 68030 „London".


[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Schachcomputer]]

Version vom 14. Juli 2016, 18:02 Uhr

Mephisto London 68030
Hersteller Programmierer Markteinführung Elo
Mephisto Richard Lang 1996 2302
Prozessor Takt RAM ROM
68030 33 MHz 768 KB (256 KB + 512 KB Hash Tables) 256 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
30 Halbzüge, 34 selektiv - - -
Bibliothek 180.000 Halbzüge
Display 2 x 16-stellige Punktmatrix Anzeige
Spielstufen (fast) alle denkbaren
Einführungspreis 299 DM (150 €) - Eprom Update
Prozessortyp 32 Bit
Stromversorgung Netz = HGN 5030
Maße Modulset
Verwandt Mephisto London
Sonstiges
Eprom-Update für Schachcomputer der Marke Mephisto (s.h. Mephisto London)


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London Schriftzug

Das Programmmodul London von Richard Lang war nie offiziell erhältlich. Es handelt sich bei diesem Programm um ein nachträgliches Update für die Mephisto Geräte Almeria, Lyon, Portorose, Vancouver, Genius 68030, Berlin 68000, Berlin Pro, welches 1996 auf das Programm London umgerüstet werden konnten. Das London-Programm ist vergleichbar mit dem PC-Programm Genius 3, welches 1994 den damaligen Weltmeister Garry Kasparov beim Intel World Chess Grand Prix in zwei 25 Minuten Partien mit 1,5 : 0,5 schlug!


s.h.


Genius 3 im Brett

Das London-Upgrade für die Mephisto-Module

(Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 1 / Februar-März 1997)

Schon anlässlich der Vorstellung des Mephisto-Moduls „MM VI" wie auch des „Milano Pro" hatten wir konstatiert, dass sich die Hersteller hinsichtlich der Neu- und Weiterentwicklung von Brettgeräten offensichtlich Zurückhaltung auferlegt haben. Noch erheblich deutlicher zeichnet sich dieser Trend im Bereich der Spitzentechnologie dieses Sektors ab. Hier ist nicht nur Stagnation festzustellen, vielmehr werden auslaufende Geräte und Modulserien des Topbereiches nicht mehr neu aufgelegt. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfacher Natur. Eine der Hauptursachen dürfte darin zu suchen sein, dass die zwischenzeitlich bei den Personalcomputern erreichte Leistungsfähigkeit bei den Brettcomputern nicht mehr zu realisieren ist. Schon der Versuch, den Abstand zu verringern, würde riesige Investitionen erfordern. Der Preisverfall bei den Brettgeräten des Spitzenbereiches wird die Motivation der Hersteller, sich auf diesem Gebiet zu engagieren, ebenfalls nicht gerade angehoben haben. Zudem ist nicht zu leugnen, dass die Absatzmöglichkeiten im Bereich der Topgeräte gewaltig zurückgegangen sind.

Wurde mit der Anschaffung des Personalcomputers erst einmal der Grundstock gelegt, ist es für die PC-Anwender ein Leichtes, sich für relativ geringe Beträge sämtliche Spitzenprogramme zu beschaffen. Entsprechende Versuche, mehrere Programme ohne PC-Zuschaltung auf ein Brett zu bringen, sind bereits vor Jahren in den Kinderschuhen steckenge-blieben. Fazit: Hohe Investitionen bei zu erwarten-den geringen Absatzzahlen können einfach kein Anreiz für die Hersteller sein. Mögen wir es auch noch so bedauern, das Rad der Geschichte ist nicht zurückzudrehen. Da müssen von der Hegener & Glaser AG ausgehende Signale, mit dem „Atlanta" einen um Elo 2300 liegenden Bereich ansteuern zu wollen, bereits als mehr als erfreuliche Nachricht angesehen werden. Allein der Erscheinungszeitpunkt verschiebt sich leider immer wieder aufs Neue.

So war es für viele Besitzer eines Mephisto-Computers der modularen Reihe eine große Freude, als im Frühsommer 1996 ein neuer Programm-Chip auf den Markt kam. Mit ihm können die Module Mephisto Almeria, Portorose 32 Bit, Lyon und Vancouver 16/32 Bit wie auch die Geräte Berlin 68000, Berlin Professional 68020 und der Mephisto Genius 68030 auf „Genius 3-Level" angehoben werden. Zur Umrüstung ist das Programm-Modul bzw. das komplette Gerät an den Händler einzusenden. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit dadurch die Spielstärke der genannten Geräte gesteigert werden kann.

„London" gegen die PC-Elite

Den bis vor kurzem noch zur „Creme de la Creme" zählenden PC-Programmen konnte ich leider nur einen 486/DX2 bieten. Auf der Brettcomputerseite musste ich mich ebenfalls etwas bescheiden, da mir lediglich ein Berlin Professional mit dem London Upgrade zur Verfügung stand. Meine Bewertungen beziehen sich daher ausschließlich auf einen mit 24 MHz getakteten Motorola-Prozessor 68020. Die Werte der Geräte und Module mit 68030-Prozessoren können lediglich hochgerechnet werden.

Um festzustellen, inwieweit das auf dieser Hardware eingesetzte „London"-Programm überhaupt in der Lage ist, zumindest noch mit der 486er PC-Technik mitzuhalten, habe ich die Testpartien auf „zwei Ebenen" durchgeführt. Zunächst wurde der 33 MHz-Takt angeschlagen, dann wurde mit der 66 MHz-Stufe für etwas schärfere Musik gesorgt. Zudem wurden die niedrig „getakteten" Partien mit abgesenkten Hash Tables gespielt, während die „66 MHz"-Games mit allem, was 8 MB-RAM an Hash Tables zu bieten haben, ausgetragen wurden. Für die Vergleichspartien habe ich jeweils die gleiche Eröffnung vorgegeben.

Gleich der Einstieg dürfte die Herzen der Anhänger des Brettcomputerschachs höher schlagen lassen. Zwei Aktivschachpartien (30 Minuten) unter den genannten Bedingungen gegen den Weltmeister von 1995 sollten den Auftakt bilden: In seinem Wert vielleicht noch höher einzuschätzen ist das Ergebnis der folgenden Partie, darf MChess Pro 5.0 doch dieses Mal die ganze Kraft des 486/DX2 in Anspruch nehmen. Der Sieg in der ersten Partie muß als faustdicke Überraschung gesehen werden. Die zweite Partie lässt schon fast den Versuch einer ersten Einschätzung aufkommen. Zugegeben: Aktivschach ist nicht gerade die Stärke des MChess-Programms. Aber ein erstes Hinschielen zur SSDF-Liste muss dennoch erlaubt sein. Nein, Sie haben sich nicht verguckt MChess Pro 5.0 ist dort mit dieser Hardware tatsächlich bei Elo 2344 eingereiht.

Der nächste Versuch eines Anschlags über die Aktivschachdistanz gilt Mark Uniackes Hiarcs 4: Ein erneuter kurzer Blick in die SSDF-Liste sei uns gegönnt. Schade, Hiarcs 4.0 ist nicht mit der 486er-Hardware verzeichnet. Aber schon der Vorläufer konnte auf dem 486/DX2 über Elo 2300 für sich in Anspruch nehmen - und Mark Uniackes Nachfolgeprogramm war erheblich stärker einzuschätzen. Das lässt doch hoffen - oder? Die „66 MHz 7168 KByte"-Aktivschachpartie ging dann allerdings klar verloren. Man kann eben nicht alles haben. Jetzt sollte unser Testkandidat mit den auf der 486er Hardware laufenden PC-Programmen seines eigenen Testautoren, eben Richard Lang, konfrontiert werden. Dazu habe ich mir zunächst einmal zwei Einstundenpartien gegen Genius 2 gegönnt. In der ersten Partie standen dem Genius 2 auf dem 486/33 lediglich 256 KByte Hash Tables zur Verfügung. Sie endete nach dreifacher Stellungswiederholung im 50. Zug mit einem Remis. Gleiches Programm, jetzt aber auf dem 486/66 MHz bei vollen 7 MByte Hash Tables - und eine klare Niederlage für das „London"-Upgrade nach 58 Zügen.

Es ist das zweite Mal, dass die angehobene Hardware den Ausschlag gegeben hat. Doch diese Niederlage soll uns in unserem Sturm Richtung Gipfel nicht aufhalten. Der Berlin-Professional London bittet jetzt Richard Langs Genius 4 zum Tanz: Auch als um Sachlichkeit bemühter Testautor kann ich nicht immer alle meine Taten rational begrün-den. Auf jeden Fall ließ ich das Genius 4-Programm bereits in der ersten Partie mit voller Hardware-Unterstützung aufspielen. Und dann ein Remis. Unfassbar, liegt dieses Programm doch in der SSDF-Liste bei Elo 2389. Nun gut, es war „nur" eine Aktivschachpartie (30 Minuten) - aber das ist eine Distanz, die das Lang-Genius 4-Programm nicht zu scheuen braucht. Wohl schon mehr „aus Sorge" um Richard Langs 95er-Weltmeisterschaftsprogramm ließ ich es bei diesem Remis bewenden und ersparte mir und den Lang-Programmen die „33-MHz-Party".

Es darf wieder getestet werden...

Schon allein aufgrund der Rechenkraft, die nun einmal gegenüber den Personalcomputern erheblich geringer ausfällt, waren im bekanntlich lösungszeitabhängigen Bednorz-Tönissen-Test leicht schwächere Ergebnisse der Brettgeräte zu erwarten.

Programm Berlin Pro London Genius 3 Berlin Pro (ohne "L") Genius 68030 (ohne "L") Hiarcs 4
BT-Elo 2245 2362 2226 2227 2244
Hardware 68020 486/50 68020 68030 486/50
Hash 1024 KB 16 MB 1024 KB 512 KB 7424 KB



Dennoch braucht sich das auf dem Motorola 68020 angetretene „London"-Upgrade nicht gegenüber den auf doch erheblich stärkerer Hardware laufenden PC-Programmen zu verstecken. Sicherlich, der Abstand zum Genius 3 ist erheblich, aber der Vergleich mit Mark Uniackes „Hiarcs 4" fällt demgegenüber sogar ganz leicht zugunsten des „London" aus. Der rund 20 Elo-Punkte betragende Abstand zum Berlin-Professional ohne „London"-Upgrade wie auch zum Genius 68030 ohne „London"-Zusatz darf als erster Hinweis einer abschließenden Einstufung betrachtet werden " auch wenn Test nur Test ist und sich eine darauf basierende Programmeinschätzung eigentlich verbietet.

Abschlussbewertung

Die doch relativ geringe Anzahl der Partien, die unser Testkandidat zudem fast ausschließlich mit den weißen Farben bestreiten durfte, wie auch die Ergebnisse des Bednorz-Tönissen-Tests lassen eine endgültige Einschätzung schwierig erscheinen. Selbst bei aller Vorsicht komme ich aber nicht um-hin, dem Mephisto Berlin 68000 und auch unserem Testkandidaten Mephisto Berlin Professional mit dem London-Upgrade eine Spielstärkesteigerung um rund 30 Elopunkte zuzugestehen. Zumindest die gleiche Aufwertung dürfte das Modul Genius 68030 erfahren. Damit liegt der Mephisto Berlin 68000 mit London-Upgrade bei Elo 2150, der Mephisto Berlin Professional 68020 bei 2250 und das Genius 68030-Modul in der Tat schon bei über Elo 2330.

Sicher, der Abstand zur absoluten Spitze der PC-Programme beträgt dann immer noch rund 150 Punkte " aber mitmischen können die Brettgeräte mit diesem Programm allemal. Die Aufwertung der älteren Mephisto-Module Almeria, Portorose, Lyon und Vancouver durch das London-Upgrade ist natürlich erheblich höher einzuschätzen.

Die mit dem London-Programm aufgerüsteten Komplettgeräte sind im Fachhandel weitgehend vergriffen. Mit einer Neuauflage ist nicht zu rechnen, da die Produktion der genannten Brettgeräte und Module zwischenzeitlich eingestellt wurde. Hier und da ist vielleicht noch ein Mephisto Professional 68020 mit „London-Upgrade" zum unter DM 1000,- liegenden Schnäppchen-Preis zu ergattern. Der Aufrüstungspreis für die genannten Module und Brettgeräte liegt einheitlich bei DM 299,-. Das ist gerade für die älteren Module fast geschenkt, wie mir überhaupt der Preis ausgesprochen moderat ausgefallen zu sein scheint. Ganz sicher hat sich für Richard Lang die Mühe, seinen Genius 3 auf die Motorola-Prozessoren um-zusetzen, gelohnt. Für die Freunde der Brettcomputer dürfte es sich bei dem genannten Preis und der dargestellten Spielstärkeeinschätzung dennoch fast um ein Geschenk handeln.

Ausblick

Es gibt lediglich ein Brettgerät, das in der SSDF-Liste oberhalb der für das Genius 68030-Modul vorgenommenen Einschätzung von Elo 2330 rangiert: Der TASC R30 in der Version 2.5 beansprucht für sich Elo 2356. Im nächsten Heft werden wir prüfen, inwieweit dieser Abstand wirklich gerechtfertigt erscheint. Dann kommt es zum Wettkampf der Brettgiganten R30 V2.5 gegen Genius 68030 „London".