Mephisto London 68030: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Schachcomputer]] der Marke [[Mephisto]] aus dem Jahre [[1996]]. Ursprünglicher Verkaufspreis umgerechnet rund 1000 € für das Modulset. Genaue Typen Bezeichnung '''Mephisto Genius 68030 London'''.
{| valign="top"
{{Infobox_ohne_Bild
| Titel = Mephisto London 68030
| Hersteller = [[Lang, Richard]]
| Markteinführung = {{Erscheinungsjahr|1996}}
| Preis = 299 DM (150 €) - Eprom Update
| Prozessor = [[68030]]
| Prozessortyp = [[32 Bit]]
| Takt = 33 MHz
| RAM = 768 KB (256 KB + 512 KB [[Hash Tables]])
| ROM = 256 KB
| Bibliothek = 180.000 [[Halbzüge]]
| Programmierer = [[Lang, Richard]]
| Elo = [[Wiki-Elo-Liste|2337]]
| BT-2450 = -
| BT-2630 = -
| Colditz = -
| Rechentiefe = 30 Halbzüge, 34 selektiv
| Verwandt = [[Mephisto London 68000]], [[Mephisto London 68020]], [[Mephisto TM London]]
| Zugeingabe = [[Magnetsensoren]]
| Zugausgabe = 64 Feld LEDs
| Display = 2 x 16-stellige Punktmatrix Anzeige
| Stromversorgung = Netz = [[HGN 5030]]
| Spielstufen = (fast) alle denkbaren
| Maße = Modulset
| Sonstiges = Eprom-Update für [[Schachcomputer]] der Marke [[Mephisto]] (s.h. [[Mephisto London]])
| Infos = Das Programmmodul '''London''' von [[Richard Lang]] war nie offiziell erhältlich. Es handelt sich bei diesem Programm um ein nachträgliches Update für die [[Mephisto]] Geräte [[Mephisto Almeria|Almeria]], [[Mephisto Lyon|Lyon]], [[Mephisto Portorose|Portorose]], [[Mephisto Vancouver|Vancouver]], [[Mephisto Genius 68030|Genius 68030]], [[Mephisto Berlin 68000|Berlin 68000]], [[Mephisto Berlin Pro|Berlin Pro]], welches 1996 auf das Programm '''London''' umgerüstet werden konnten. Das '''London'''-Programm ist vergleichbar mit dem PC-Programm '''Genius 3''', welches [[1994]] den damaligen Weltmeister Garry Kasparov beim Intel World Chess Grand Prix in zwei [[Lang, Richard|25 Minuten Partien mit 1,5 : 0,5]] schlug!
}}
|}
<br style="clear:both;" />
{| border="0" cellpadding="0" cellspacing="0"
|-
| [[Bild:Mephisto_London.jpg|left|thumb|300px|London Schriftzug]]
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|}
<br style="clear:both;" />
== Genius 3 im Brett ==
=== Das London-Upgrade für die Mephisto-Module ===
'' (Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 1 / Februar-März 1997)''  


'''Technische Daten:'''
Schon anlässlich der Vorstellung des Mephisto-Moduls „[[Mephisto MM VI|MM VI]]" wie auch des „[[Mephisto Milano Pro|Milano Pro]]" hatten wir konstatiert, dass sich die Hersteller hinsichtlich der Neu- und Weiterentwicklung von Brettgeräten offensichtlich Zurückhaltung auferlegt haben. Noch erheblich deutlicher zeichnet sich dieser Trend im Bereich der Spitzentechnologie dieses Sektors ab. Hier ist nicht nur Stagnation festzustellen, vielmehr werden auslaufende Geräte und Modulserien des Topbereiches nicht mehr neu aufgelegt. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfacher Natur. Eine der Hauptursachen dürfte darin zu suchen sein, dass die zwischenzeitlich bei den Personalcomputern erreichte Leistungsfähigkeit bei den Brettcomputern nicht mehr zu realisieren ist. Schon der Versuch, den Abstand zu verringern, würde riesige Investitionen erfordern. Der Preisverfall bei den Brettgeräten des Spitzenbereiches wird die Motivation der Hersteller, sich auf diesem Gebiet zu engagieren, ebenfalls nicht gerade angehoben haben. Zudem ist nicht zu leugnen, dass die Absatzmöglichkeiten im Bereich der Topgeräte gewaltig zurückgegangen sind.


[[Prozessor]]:        [[68030]], 33 MHz, 32 Bit                     
Wurde mit der Anschaffung des Personalcomputers erst einmal der Grundstock gelegt, ist es für die PC-Anwender ein Leichtes, sich für relativ geringe Beträge sämtliche Spitzenprogramme zu beschaffen. Entsprechende Versuche, mehrere Programme ohne PC-Zuschaltung auf ein Brett zu bringen, sind bereits vor Jahren in den Kinderschuhen steckenge-blieben. Fazit: Hohe Investitionen bei zu erwarten-den geringen Absatzzahlen können einfach kein Anreiz für die Hersteller sein. Mögen wir es auch noch so bedauern, das Rad der Geschichte ist nicht zurückzudrehen. Da müssen von der Hegener & Glaser AG ausgehende Signale, mit dem „Atlanta" einen um Elo 2300 liegenden Bereich ansteuern zu wollen, bereits als mehr als erfreuliche Nachricht angesehen werden. Allein der Erscheinungszeitpunkt verschiebt sich leider immer wieder aufs Neue.
[[Speicher]]:        256 KB [[ROM]], 256 KB [[RAM]] + 512 KB [[RAM]] für [[Hashtables]]                   
[[Bibliothek]]:      > 100000 Varianten           
[[Programmierer]]:    [[Richard Lang]]                               
[[Elo]]:              [[Wiki-Elo-Liste|2302]]                                       
[[Stellungstests]]:   [[BT-2450]]               
Verwandt:        [[Mephisto Genius 68030]]
[[Rechentiefe]]:      30 [[Halbzüge]], 34 selektiv                   
[[Zugeingabe]]:      [[Magnetsensoren]]
[[Zugausgabe]]:      2 x 16-stellige Punktmatrix Anzeige, 64 Feld LEDs
[[Stromversorgung]]:  Netz = [[HGN 5030]]
[[Spielstufen]]:      (fast) alle denkbaren
Maße (BxTxH):    abhängig vom verwendeten Brett
Sonstiges:        besiegte als '''Genius 3''' Kasparov im Aktivschach in '''London'''


So war es für viele Besitzer eines Mephisto-Computers der modularen Reihe eine große Freude, als im Frühsommer 1996 ein neuer Programm-Chip auf den Markt kam. Mit ihm können die Module [[Mephisto Almeria]], [[Mephisto Portorose 68020|Portorose 32 Bit]], [[Mephisto Lyon|Lyon]] und [[Mephisto Vancouver|Vancouver]] 16/32 Bit wie auch die Geräte [[Mephisto Berlin 68000|Berlin 68000]], [[Mephisto Berlin Professional|Berlin Professional 68020]] und der [[Mephisto Genius 68030]] auf „Genius 3-Level" angehoben werden. Zur Umrüstung ist das Programm-Modul bzw. das komplette Gerät an den Händler einzusenden. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit dadurch die Spielstärke der genannten Geräte gesteigert werden kann.


[[Bild:GeniusLondonDisplay.jpg|thumb|left|400px]]
=== „London" gegen die PC-Elite ===
[[Bild:GenuisLondon.gif|thumb|left|400px]]
 
Den bis vor kurzem noch zur „Creme de la Creme" zählenden PC-Programmen konnte ich leider nur einen 486/DX2 bieten. Auf der Brettcomputerseite musste ich mich ebenfalls etwas bescheiden, da mir lediglich ein Berlin Professional mit dem London Upgrade zur Verfügung stand. Meine Bewertungen beziehen sich daher ausschließlich auf einen mit 24 MHz getakteten Motorola-Prozessor 68020. Die Werte der Geräte und Module mit 68030-Prozessoren können lediglich hochgerechnet werden.
 
Um festzustellen, inwieweit das auf dieser Hardware eingesetzte „London"-Programm überhaupt in der Lage ist, zumindest noch mit der 486er PC-Technik mitzuhalten, habe ich die Testpartien auf „zwei Ebenen" durchgeführt. Zunächst wurde der 33 MHz-Takt angeschlagen, dann wurde mit der 66 MHz-Stufe für etwas schärfere Musik gesorgt. Zudem wurden die niedrig „getakteten" Partien mit abgesenkten Hash Tables gespielt, während die „66 MHz"-Games mit allem, was 8 MB-RAM an Hash Tables zu bieten haben, ausgetragen wurden. Für die Vergleichspartien habe ich jeweils die gleiche Eröffnung vorgegeben.
 
Gleich der Einstieg dürfte die Herzen der Anhänger des Brettcomputerschachs höher schlagen lassen. Zwei Aktivschachpartien (30 Minuten) unter den genannten Bedingungen gegen den Weltmeister von 1995 sollten den Auftakt bilden:
<pgn>
[Event "1/97-30 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "MChess Pro 5.0"]
[Result "1-0"]
[ECO "C08"]
[PlyCount "117"]
 
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. exd5 exd5 5. Bb5+ Bd7 6. Qe2+ Be7 7. dxc5 Nf6 8.
Nb3 O-O 9. Nf3 Re8 10. Be3 a6 11. Bxd7 Nbxd7 12. O-O Nxc5 13. Nfd4 Na4 14. c3
Qd7 15. h3 Bd6 16. Qc2 Ne4 17. Rfe1 Rac8 18. f3 Nec5 19. Nf5 b5 20. Nxd6 Qxd6
21. Nxc5 Nxc5 22. Rad1 Na4 23. Bf2 Re6 24. Qd2 Rce8 25. Rxe6 fxe6 26. b3 Nc5
27. c4 {Mit relativ einfachen Mitteln wird der Mehrbauer erarbeitet.} bxc4
28. bxc4 Rd8 29. Qb4 Rc8 30. cxd5 a5 31. Qc3 Rc7 32. Qe1 e5 33. Qxa5 {Fünf
gegen drei - da müsste selbst ein Weltmeisterschaftsprogramm vergangener  Tage
Flügel bekommen.} Nd7 34. Qa8+ Kf7 35. Qd8 Rc4 36. Qg5 Nf6 37. Bg3 Qc5+ 38. Kh2
e4 39. fxe4 Rxe4 40. Be5 Qe7 41. Bxf6 gxf6 42. Qh5+ Kg7 43. d6 Qd7 44. Rd3 Re8
45. Rg3+ Kh8 46. Qh6 Qf7 47. Rf3 f5 48. Rc3 Qg7 49. Qxg7+ Kxg7 50. Rc7+ Kg6 {
"Hoch kann MChess Pro 5 hier nicht mehr gewinnen" würde der Reporter  anmerken.
} 51. d7 Rd8 52. a4 Kf6 53. a5 Ke7 54. a6 Kd6 55. Rc2 h5 {Turm oder König
schlägt d7 verbietet sich natürlich wegen des folgenden Td2+ mit
Turmabtausch und sofortigem Gewinn.} 56. a7 h4 57. Rc8 Kxd7 58. Rxd8+ Kxd8 59.
a8=Q+ 1-0
</pgn>
In seinem Wert vielleicht noch höher einzuschätzen ist das Ergebnis der folgenden Partie, darf MChess Pro 5.0 doch dieses Mal die ganze Kraft des 486/DX2 in Anspruch nehmen.
<pgn>
[Event "1/97-30 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "MChess Pro 5.0"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C08"]
[PlyCount "152"]
 
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. exd5 exd5 5. Bb5+ Bd7 6. Qe2+ Be7 7. dxc5 Nf6 8.
Nb3 O-O 9. Nf3 Re8 10. Be3 a6 11. Bxd7 Nbxd7 12. O-O Nxc5 13. Nfd4 Na4 14. c3
Qd7 15. h3 Bd6 16. Qc2 Ne4 17. Rfe1 Re7 18. f3 Ng3 19. Bf2 b6 20. Rxe7 Qxe7 21.
Re1 Qg5 22. Nc6 Nh5 23. h4 Qf4 24. Ne7+ Kh8 25. Kf1 Qh2 26. Nf5 Qh1+ 27. Bg1
Ng3+ 28. Nxg3 Bxg3 29. Re7 Bxh4 30. Rxf7 Re8 31. Qe2 Qxg2+ {Txe2 geht
natürlich nicht wegen Tf8 matt.} 32. Kxg2 Rxe2+ 33. Kf1 Re1+ 34. Kg2 g5 35.
Bd4+ Kg8 36. Rg7+ Kf8 37. Rxh7 Re2+ 38. Kf1 Rxb2 39. Rh8+ Kf7 40. Rh7+ Kg6 41.
Ra7 a5 42. Rd7 Rxa2 43. Rxd5 Bg3 44. Nc1 Ra1 45. Kg2 Bb8 46. Ne2 Ra2 47. Kf1
Rc2 48. Ke1 Bc7 49. Kd1 Ra2 50. Rd7 Bh2 51. Rd5 Nb2+ 52. Kc2 Nc4+ 53. Kd3 Ra4
54. Rb5 Bc7 55. Rd5 Bb8 56. Rb5 g4 57. fxg4 Bc7 58. Rf5 Bd6 59. Ng1 Ba3 60. Nh3
Bc1 61. Rb5 Bh6 62. Bxb6 Kf7 63. Bd4 Bf8 64. Ng5+ Kg6 65. Ne6 Bd6 66. Nc5 Bxc5
67. Rxc5 Na3 68. g5 Kh5 69. Be3 Rg4 70. Rc6 Rg3 71. Rh6+ Kg4 72. Ra6 Nb1 73.
Rxa5 Nxc3 74. g6 Kh4 75. Ra8 Rxg6 76. Kxc3 Kg4 1/2-1/2
</pgn>
Der Sieg in der ersten Partie muß als faustdicke Überraschung gesehen werden. Die zweite Partie lässt schon fast den Versuch einer ersten Einschätzung aufkommen. Zugegeben: Aktivschach ist nicht gerade die Stärke des MChess-Programms. Aber ein erstes Hinschielen zur SSDF-Liste muss dennoch erlaubt sein. Nein, Sie haben sich nicht verguckt MChess Pro 5.0 ist dort mit dieser Hardware tatsächlich bei Elo 2344 eingereiht.
 
Der nächste Versuch eines Anschlags über die Aktivschachdistanz gilt Mark Uniackes Hiarcs 4:
<pgn>
[Event "1/97-30 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "Hiarcs 4"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C93"]
[PlyCount "152"]
 
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O Be7 6. Re1 b5 7. Bb3 O-O 8. c3
d6 9. h3 Bb7 10. d4 Re8 11. Nbd2 Bf8 12. a3 h6 13. Bc2 Nb8 14. b4 Nbd7 15. Bb2
g6 16. c4 exd4 17. cxb5 axb5 18. Nxd4 c6 19. N2b3 Qb6 20. Na5 c5 21. Nxb7 Qxb7
22. Nb3 Rac8 23. bxc5 dxc5 24. e5 Nd5 25. Be4 N7b6 26. Qf3 Rcd8 27. Red1 c4 28.
Bd4 Qc7 29. Na5 Bg7 30. Rab1 Bxe5 31. Bxb6 Nxb6 32. Rxd8 Qxd8 33. Bc6 Re6 34.
Bxb5 c3 35. Qd3 Qa8 36. Nc4 Nxc4 37. Bxc4 Rf6 38. Rb5 Rd6 39. Qc2 Bd4 40. Rb3
Rf6 41. Qd3 Bxf2+ 42. Kh2 Bc5 43. Rxc3 Bd6+ 44. Kh1 Be5 45. Rb3 Qc6 46. Rb1 Qc7
47. Qd5 Rd6 48. Qe4 Rc6 49. Rc1 Kg7 50. Rc2 f5 51. Qd5 Kf6 52. g4 Kg5 53. gxf5
gxf5 54. Qd2+ f4 55. h4+ Kf6 56. Qe2 Qb7 57. Qe4 Rb6 58. Qxb7 Rxb7 59. a4 Kf5
60. Be2 Ke4 61. Bb5 Rf7 62. Re2+ Kd4 63. Rd2+ Kc5 64. Rc2+ Kb4 65. Rc4+ Ka5 66.
Be8 Re7 67. Bc6 Bd6 68. Kg2 Re3 69. Bf3 Ra3 70. Rc6 Ra2+ 71. Kf1 Rd2 72. Rc4
Rh2 73. Rd4 Bb8 74. h5 Ra2 75. Bd1 Bc7 76. Rd7 Ra1 {Hier habe ich die Partie
abgebrochen und mit einem Remis bewertet, da beide Parteien bereits seit
einigen Zügen keine "Gewinnabsichten" mehr erkennen ließen.} 1/2-1/2
</pgn>
Ein erneuter kurzer Blick in die SSDF-Liste sei uns gegönnt. Schade, Hiarcs 4.0 ist nicht mit der 486er-Hardware verzeichnet. Aber schon der Vorläufer konnte auf dem 486/DX2 über Elo 2300 für sich in Anspruch nehmen - und Mark Uniackes Nachfolgeprogramm war erheblich stärker einzuschätzen. Das lässt doch hoffen - oder? Die „66 MHz 7168 KByte"-Aktivschachpartie ging dann allerdings klar verloren. Man kann eben nicht alles haben.
Jetzt sollte unser Testkandidat mit den auf der 486er Hardware laufenden PC-Programmen seines eigenen Testautoren, eben Richard Lang, konfrontiert werden. Dazu habe ich mir zunächst einmal zwei Einstundenpartien gegen Genius 2 gegönnt. In der ersten Partie standen dem Genius 2 auf dem 486/33 lediglich 256 KByte Hash Tables zur Verfügung. Sie endete nach dreifacher Stellungswiederholung im 50. Zug mit einem Remis. Gleiches Programm, jetzt aber auf dem 486/66 MHz bei vollen 7 MByte Hash Tables - und eine klare Niederlage für das „London"-Upgrade nach 58 Zügen.
 
Es ist das zweite Mal, dass die angehobene Hardware den Ausschlag gegeben hat. Doch diese Niederlage soll uns in unserem Sturm Richtung Gipfel nicht aufhalten. Der Berlin-Professional London bittet jetzt Richard Langs Genius 4 zum Tanz:
<pgn>
[Event "1/97-31 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[White "Berlin Prof. London"]
[Black "Genius 4"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C93"]
[PlyCount "118"]
 
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O Be7 6. Re1 b5 7. Bb3 d6 8. c3
O-O 9. h3 Bb7 10. d4 Re8 11. Nbd2 Bf8 12. a3 h6 13. Bc2 Nb8 14. b4 Nbd7 15. Bb2
g6 16. c4 exd4 17. cxb5 axb5 18. Nxd4 c6 19. N2b3 Qb6 20. Na5 c5 21. Nxb7 Qxb7
22. Nb3 c4 23. Na5 Qc7 24. Qd2 Bg7 25. Bc3 Re6 26. f3 Ne5 27. Red1 d5 28. Qf4
dxe4 29. fxe4 Ne8 30. Rac1 Rf6 31. Qd2 Rfa6 32. Qf4 Re6 33. Qe3 Qb6 34. Bd4 Qd6
35. Bc3 Qa6 36. Rf1 Nc6 37. Bxg7 Kxg7 38. Nxc6 Qxc6 39. Rf3 Qb6 40. Qxb6 Rxb6
41. Rcf1 Rf6 42. Ra1 Rxf3 43. gxf3 Nc7 44. a4 Ne6 45. a5 Nd4 46. Bd1 c3 47. Ra2
Nc6 48. Ra3 Nxb4 49. Rxc3 Rxa5 50. Be2 Na6 51. Rc6 g5 52. Bxb5 Rxb5 53. Rxa6 h5
54. Kf2 h4 55. Rd6 Rb2+ 56. Kg1 Rc2 57. Rd5 f6 58. Rd6 Kf7 59. Ra6 Rb2 1/2-1/2
</pgn>
Auch als um Sachlichkeit bemühter Testautor kann ich nicht immer alle meine Taten rational begrün-den. Auf jeden Fall ließ ich das Genius 4-Programm bereits in der ersten Partie mit voller Hardware-Unterstützung aufspielen. Und dann ein Remis. Unfassbar, liegt dieses Programm doch in der SSDF-Liste bei Elo 2389. Nun gut, es war „nur" eine Aktivschachpartie (30 Minuten) - aber das ist eine Distanz, die das Lang-Genius 4-Programm nicht zu scheuen braucht.
Wohl schon mehr „aus Sorge" um Richard Langs 95er-Weltmeisterschaftsprogramm ließ ich es bei diesem Remis bewenden und ersparte mir und den Lang-Programmen die „33-MHz-Party".
 
=== Es darf wieder getestet werden... ===
 
Schon allein aufgrund der Rechenkraft, die nun einmal gegenüber den Personalcomputern erheblich geringer ausfällt, waren im bekanntlich lösungszeitabhängigen Bednorz-Tönissen-Test leicht schwächere Ergebnisse der Brettgeräte zu erwarten.
 
{| class="wikitable" border="1" cellspacing="0" cellpadding="4" rules="all" style="float:left; clear:left; border:solid 1px #aaaaaa; border-collapse:collapse; background-color:#F9F9F9; font-size:95%; empty-cells:show"
|-
! Programm
! style="width:170px;" align="center" | Berlin Pro London
! style="width:170px;" align="center" | Genius 3
! style="width:170px;" align="center" | Berlin Pro (ohne "L")
! style="width:170px;" align="center" | Genius 68030 (ohne "L")
! style="width:170px;" align="center" | Hiarcs 4
|-
| BT-Elo
|align=center| 2245
|align=center| 2362
|align=center| 2226
|align=center| 2227
|align=center| 2244
|-
| Hardware
|align=center| 68020
|align=center| 486/50
|align=center| 68020
|align=center| 68030
|align=center| 486/50
|-
| Hash
|align=center| 1024 KB
|align=center| 16 MB
|align=center| 1024 KB
|align=center| 512 KB
|align=center| 7424 KB
|}
 
<br style="clear:both;" />
<br>
Dennoch braucht sich das auf dem Motorola 68020 angetretene „London"-Upgrade nicht gegenüber den auf doch erheblich stärkerer Hardware laufenden PC-Programmen zu verstecken. Sicherlich, der Abstand zum Genius 3 ist erheblich, aber der Vergleich mit Mark Uniackes „Hiarcs 4" fällt demgegenüber sogar ganz leicht zugunsten des „London" aus. Der rund 20 Elo-Punkte betragende Abstand zum Berlin-Professional ohne „London"-Upgrade wie auch zum Genius 68030 ohne „London"-Zusatz darf als erster Hinweis einer abschließenden Einstufung betrachtet werden " auch wenn Test nur Test ist und sich eine darauf basierende Programmeinschätzung eigentlich verbietet.
 
=== Abschlussbewertung ===
 
Die doch relativ geringe Anzahl der Partien, die unser Testkandidat zudem fast ausschließlich mit den weißen Farben bestreiten durfte, wie auch die Ergebnisse des Bednorz-Tönissen-Tests lassen eine endgültige Einschätzung schwierig erscheinen. Selbst bei aller Vorsicht komme ich aber nicht um-hin, dem Mephisto Berlin 68000 und auch unserem Testkandidaten Mephisto Berlin Professional mit dem London-Upgrade eine Spielstärkesteigerung um rund 30 Elopunkte zuzugestehen. Zumindest die gleiche Aufwertung dürfte das Modul Genius 68030 erfahren. Damit liegt der Mephisto Berlin 68000 mit London-Upgrade bei Elo 2150, der Mephisto Berlin Professional 68020 bei 2250 und das Genius 68030-Modul in der Tat schon bei über Elo 2330.
 
Sicher, der Abstand zur absoluten Spitze der PC-Programme beträgt dann immer noch rund 150 Punkte " aber mitmischen können die Brettgeräte mit diesem Programm allemal. Die Aufwertung der älteren Mephisto-Module Almeria, Portorose, Lyon und Vancouver durch das London-Upgrade ist natürlich erheblich höher einzuschätzen.
 
Die mit dem London-Programm aufgerüsteten Komplettgeräte sind im Fachhandel weitgehend vergriffen. Mit einer Neuauflage ist nicht zu rechnen, da die Produktion der genannten Brettgeräte und Module zwischenzeitlich eingestellt wurde. Hier und da ist vielleicht noch ein Mephisto Professional 68020 mit „London-Upgrade" zum unter DM 1000,- liegenden Schnäppchen-Preis zu ergattern. Der Aufrüstungspreis für die genannten Module und Brettgeräte liegt einheitlich bei DM 299,-. Das ist gerade für die älteren Module fast geschenkt, wie mir überhaupt der Preis ausgesprochen moderat ausgefallen zu sein scheint.
Ganz sicher hat sich für Richard Lang die Mühe, seinen Genius 3 auf die Motorola-Prozessoren um-zusetzen, gelohnt. Für die Freunde der Brettcomputer dürfte es sich bei dem genannten Preis und der dargestellten Spielstärkeeinschätzung dennoch fast um ein Geschenk handeln.
 
=== Ausblick ===
 
Es gibt lediglich ein Brettgerät, das in der SSDF-Liste oberhalb der für das Genius 68030-Modul vorgenommenen Einschätzung von Elo 2330 rangiert: Der Tasc R30 in der Version 2.5 beansprucht für sich Elo 2356. Im nächsten Heft werden wir prüfen, inwieweit dieser Abstand wirklich gerechtfertigt erscheint. Dann kommt es zum Wettkampf der Brettgiganten [[Tasc R30| R30 V2.5]] gegen Genius 68030 „London".
 
 
== Der König und sein Nebenbuhler ==
=== Tasc R30 V.2.5 gegen Mephisto Genius 68030 London ===
'' (Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 2 / April-Mai 1997)''
Zwischenzeitlich haben beide Geräte eine nicht unwesentliche Aufwertung erfahren: Im Tasc R30 steckt seit gut eineinhalb Jahren die Version 2.5 des King-Programms von Johan de Koning, während der Zusatz »London« beim 68030 darauf hinweist, dass das Programm von Richard Lang auf Genius 3-Level angehoben wurde.
 
=== Die gute und die schlechte Nachricht ===
 
Welche darf es zuerst sein? Also gut, ich beginne mit der schlechten " das erhält die Vorfreude auf den positiven Teil: Das Mephisto-Modul 68030 ist nicht mehr lieferbar. Logische Folgerung: Auch ein Modul 68030 »London« ist im normalen Handel nicht mehr zu erhalten. Was bleibt, ist die Möglichkeit, sich durch Umrüstung eines vorhandenen Almeria-, Portorose-, Lyon- oder Vancouver-Moduls bzw. eines Berlin-Professional für 299,- DM mit der in der CSS 1/97 besprochenen 68020-Version zu begnügen; oder den Versuch zu unternehmen, doch noch ein hier oder dort lagerndes Reststück beziehungsweise ein Gebrauchtexemplar zu ergattern.
 
Zur guten Nachricht: Zeitweise aufgetretene Lieferschwierigkeiten des Tasc R30 gehören der Vergangenheit an. Das Gerät ist uneingeschränkt zum Listenpreis von DM 2.237,50 (inklusive Adapter) im Fachhandel zu erwerben. Bei vergleichender Nachfrage können sicherlich noch ein paar Mark gespart werden.
 
=== Kurze Produktbeschreibung ===
 
Für alle, die sich bislang noch nicht mit dem Tasc R30 beziehungsweise dem Genius 68030-Modul beschäftigt haben, hier eine " den Langzeitabonnenten sei es versprochen " ganz kurze Produktbeschreibung:
 
Beim R30 ist die Bedienungseinheit vom Schachbrett getrennt. Dadurch wurde eine Bretthöhe von lediglich 2,4 cm ermöglicht. Das von Tasc als »Operatormodul« bezeichnete Bedienteil ist mit einem für Brettcomputerverhältnisse fast riesigen 13 x 3,7 cm-Display ausgerüstet. Die dreigeteilte Anzeigefläche zeigt eine Vielfalt von gleichzeitigen Informationen, die selbst die überwiegende Zahl der PC-Programme in den Schatten stellen dürfte. Das Menü des in edlem Holz gehaltenen Operatormoduls steuert man in erster Linie mit vier Cursortasten an, die, wie auch beim 68030-Modul, weitgehend der PC-Technik nachempfunden sind.
 
Das Edelholzbrett misst 42 x 42 cm und ist mit 64 Felddioden ausgestattet, das heißt: jedes der 4,5 x 4,5 cm großen Felder ist mit einem kleinen roten »Lämpchen« versehen. Der Clou sind die Figuren (Königshöhe 85 mm). Brett und Figuren sind mit einer Elektronik ausgerüstet, die ein Erkennen des Figurentyps auf jedem Feld ermöglicht. Da gerät der Stellungsaufbau zum Vergnügen. Ich garantiere, Sie bauen mit dem Tasc R30 jede x-beliebige Stellung schneller auf als mit einem noch so hochgezüchteten Personalcomputer. Eine Tastenbedienung " Figuren aufstellen " eine Abschlussbedienung, und die Stellung ist gespeichert.
<br style="clear:both;" />
{| border="0" cellpadding="0" cellspacing="0"
|-
| [[Bild:Tasc_SB20_I.jpg|left|thumb|300px|[[Tasc R30]]]]
| Zur Technik des Tasc R30:
* 32 Bit-RISC-Prozessor, der mit 30 MHz getaktet ist und 24 MIPS (no wait states) leistet,
* Programmspeicher: 256 KByte ROM,
* Rechenspeicher: Insgesamt 640 KByte RAM, 512 KByte RAM (20 ns) und 128 KByte dauerhaftes RAM (batteriegepuffert).
|}
Das Programmodul Genius 68030 (mit und auch ohne »London«) war Bestandteil der modularen Serie der zwischenzeitlich von Saitek übernommenen Firma Hegener & Glaser. Die dreiteilige Moduleinheit findet Platz in einer aus dem Exclusive-Brett herausziehbaren Schublade. Das 40 x 40 cm lange und 4,8 cm hohe Edelholzbrett ist mit 61 Felddioden ausgerüstet. Die Königshöhe der ebenfalls aus edlem Holz gefertigten Figuren liegt bei 70 mm. Das Bedienfeld ähnelt in seinen Funktionen weitgehend der beim Tasc R30 abgegebenen Beschreibung. Die 32stellige Punktmatrixanzeige mit ihren Ausmaßen von lediglich 6 x 2 cm bietet vielfältige und umfangreiche Informationen, die allerdings nacheinander aufgeschaltet werden müssen. Ein Vergleich mit dem Tasc-Operatormodul verbietet sich hier, liegen doch Welten zwischen beiden Anzeigemöglichkeiten.
<br style="clear:both;" />
{| border="0" cellpadding="0" cellspacing="0"
|-
| [[Bild:Genius_68030_1.jpg|left|thumb|300px|[[Mephisto Genius 68030]]-Modulset]]
| Die Technik des Mephisto 68030-Moduls:
* Motorola-Mikroprozessor 68030 mit 33,333 MHz Taktfrequenz
* Programmspeicher: 256 KByte ROM, Rechenspeicher : 768 KByte RAM.
|}
 
=== Wettkampf statt Vergleichstest ===
 
Die Anregung zu diesem Beitrag habe ich dem schwedischen Schachcomputermagazin PLY entnommen. In der Ausgabe 3/1996 findet sich dort unter der Überschrift »The greatest Computer -Computer game?! London Pro " Tasc R30«, eine von Eric Hallsworth ausgetragene 60-Minuten Partie, die über fast fünf DIN-A5-Seiten, reichlich kommentiert und mit zahlreichen Diagrammen ausgestattet, wiedergegeben wird. Aus " fertig. Keine weitere Auswertung, keine Teststellungen, keine Beurteilung " einfach nur so zum Spaß. Herrlich -und dieses von unseren sonst so testfreudigen schwedischen Computerschachfreunden!
 
Wir sollten heute einmal ähnliches versuchen. Schließlich hat nicht jeder einen Tasc R30 und ein Genius 68030-London-Modul im Haus. Wer eines von beiden besitzt, darf gespannt bleiben. Aber auch andere Computerschachfreunde werden an den folgenden Partien ihre Freude haben. Selten habe ich in einem Wettkampf derartig spannungsgeladene Partieabläufe gesehen. Taktik-Freaks werden allemal auf ihre Kosten kommen. Natürlich finden Sie, wie gewohnt, alle Partien auf der Service-Diskette.
 
Die Distanz habe ich mit 40 Zügen in zwei Stunden gegenüber der »PLY-Partie« etwas reichlicher gewählt, dafür fallen die Kommentare etwas knapper aus. Der Tasc R30 Version 2.5 wurde wie folgt eingestellt: Selektive Suche, normaler Spielstil, Theorie: Normal, Theorie-Stil: Zufall. Ganz bewusst habe ich auf die im Heft 4/95 von Karsten Bauer-meister vorgeschlagene Einstellung hinsichtlich des Spielstils verzichtet; nicht aus blanker Opposition, sondern vielmehr, weil ich andernfalls mit dem London-Programm gerechterweise hätte ähnliche Versuche anstellen müssen. Bei den vielfältigen Möglichkeiten, die das Lang-Modul bietet, wäre es mehr als schwierig gewesen, dann noch zu einem einwandfreien Ergebnis zu kommen.
 
Die folgenden fünf habe ich aus dem über zehn Partien reichenden Wettkampf für Sie ausgewählt:
<pgn>
[Event "2/97-57 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[Round "1"]
[White "Tasc R30 V2.5"]
[Black "Genius 68030 London"]
[Result "0-1"]
[ECO "C42"]
[PlyCount "86"]
 
1. e4 e5 2. Nc3 Nf6 3. Nf3 Bb4 4. Nxe5 O-O 5. Be2 Re8 6. Nd3 Bxc3 7. dxc3 Nxe4
8. O-O d5 9. Bf4 c6 10. Re1 Nd7 11. Bf3 Ndf6 12. a4 Bf5 13. a5 Qd7 14. h3 {
(Das Damenmanöver über d7 - e7 - f8 kann nicht überzeugen.)} Qe7 15. g4 Bg6 16.
h4 {?! (Riskant, weil die weiße Königsstellung gelockert wird. Solider war 16.
Lg2)} h6 17. Bg2 Qf8 18. a6 b6 19. Ne5 Rac8 20. g5 {? (Zu voreilig! Die
ohnehin geschwächte Königsstellung wird weiter entblößt, zumal der Bauer auf
g5 verlorengeht. Besser ist die Vorbereitung des  Bauernvorstoßes mit 20.Lh3)}
hxg5 21. hxg5 Nh5 22. Bh2 Nxg5 23. Qg4 Ne4 24. Bh3 {? (Warum nicht 24.
Sxg6 fxg6 25.Lxe4 dxe4 26.Dxg6 mit Bauernrückgewinn und haltbarer Stellung?
Jetzt kommt Schwarz zum Gegenangriff.)} Qc5 25. Qh4 Rcd8 26. Bd7 Rxe5 {
!! Ein wahrer Hammerzug! Jetzt zeigt Genius seine taktische Stärke. Tasc wird
mit den eigenen Waffen geschlagen.} 27. Qxd8+ Kh7 28. Re2 (28. Bxe5 {??} Qxf2+
29. Kh1 Nhg3+ 30. Bxg3 Nxg3#) 28... Rg5+ 29. Kf1 (29. Kh1 {?} Nxf2+ 30. Rxf2
Be4+ {und Matt im nächsten Zug.}) 29... Nhf6 30. Bf4 Rh5 {(Gut sieht auch 30...
Lh5 aus.)} 31. Kg1 Nxf2 32. Rxf2 (32. Be3 Qc4 33. Rxf2 Qe4 $19 {!}) 32... Rh1+
33. Kg2 (33. Kxh1 Qxf2 34. Ra4 Bh5 35. Bf5+ g6 $19) 33... Be4+ 34. Rf3 Rxa1 35.
Bf5+ Bxf5 36. Be3 Qc4 37. Qc7 {(Die restlichen Züge bedürfen keines weiteren
Kommentars.)} (37. Rxf5 Qg4+ 38. Kh2 Qh4+ 39. Kg2 Qh1+ 40. Kg3 {(40.Kf2 Dh2+
41.Kf3 Tf1* 42.Lf2 Dxf2#)} Ne4+ 41. Kf4 {(41.Kg4 Dg2+ 42.Kh5 Th1+ 43.Dh4 g6#)}
Qh2+ 42. Kf3 Qg3+ 43. Ke2 Re1+ 44. Kd3 Qxe3#}) 37... Qe2+ 38. Bf2 Qf1+ 39.
Kg3 Nh5+ 40. Kh4 Qh1+ 41. Kg5 Qxf3 42. Qf4 Qxf4+ 43. Kxh5 g6# 0-1
</pgn>
Eine vom Genius 68030-London stark vorgetragene Angriffspartie, in der das Programm seine taktische Schlagkraft unter Beweis stellte. Tasc spielte mit zu großem Risiko und wurde dafür hart bestraft.
 
<pgn>
[Event "2/97-57 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[Round "2"]
[White "Tasc R30 V2.5"]
[Black "Genius 68030 London"]
[Result "1-0"]
[ECO "A28"]
[PlyCount "77"]
 
1. c4 e5 2. Nc3 Nf6 3. Nf3 Nc6 4. e3 Bb4 5. Nd5 e4 6. Ng1 O-O 7. Qc2 Re8 8. Ne2
Ba5 {Natürlicher sieht 8...Lf8 aus.} 9. a3 Nxd5 10. cxd5 Nb8 11. b4 Bb6 12. Bb2
Qg5 {Der verfrühte Damenausflug bringt Schwarz nur eine schlechte Stellung ein.
12...d6 lag auf der Hand.} 13. Nc3 d6 14. h4 Qg4 {Besser war 14...De7.} 15. d3
exd3 16. Bxd3 Qxg2 {Konsequent und schlecht! 16...h6 war erforderlich.} 17.
O-O-O {Jetzt kommt 17...h6 zu spät:} Qf3 (17... h6 18. Rdg1 Qf3 19. Be4 Qh5 {
(19...Txe4 20.Sxe4 Lg4 21.Sd2 Dxd5 22.Lxg7!)} 20. Ne2 {mit überwältigender
Angriffsstellung)}) 18. Bxh7+ Kf8 19. Na4 Bg4 20. Qc3 f6 21. Qc2 Bxe3+ {
?! Der Tausch von zwei Leichtfiguren gegen Turm und zwei Bauern verschafft
Schwarz nur kurzfristig Luft.} 22. fxe3 Qxe3+ 23. Kb1 Bxd1 24. Rxd1 Re7
25. Bxf6 {! Sehr wirkungsvoll! Der Bauernschutzwall vor dem schwarzen König
wird  eliminiert.} gxf6 26. Qg6 Rxh7 (26... Rf7 27. Qg8+ Ke7 28. Bg6 $18) 27.
Qxh7 Qe7 28. Qh8+ Kf7 29. Nc3 Qe3 30. Qh7+ Kf8 31. Rc1 b6 {Auch der Versuch 31.
..a5 hilft nicht mehr: 32.Sb5! Db3+ 33.Ka1 axb4 34.Dh8+ Ke7 (34...Kf7 35.Txc7+
Kg6 36.Dh7#) 35.Dg7+ Ke8 36.Sxd6+ cxd6 37.Tc8#. Der Rest ist Schweigen:} 32.
Na2 c5 33. dxc6 Qb3+ 34. Ka1 Nxc6 35. Qh8+ Qg8 36. Qxf6+ Qf7 37. Qh8+ Qg8 38.
Qxg8+ Kxg8 39. Rxc6 1-0
</pgn>
Das in der Anfangsphase verfehlte Spiel des Genius 68030 London wurde vom Tasc R30 im weiteren Partieverlauf konsequent genutzt.
 
Die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Programmautoren treten in der folgenden Partie besonders krass zutage. Das doch überwiegend von der Taktik geprägte Spiel des de Koning-Programms prallt auf die Verteidigungskünste der verhaltener anmutenden Spielanlage des Richard Lang.
<pgn>
[Event "2/97-58 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[Round "3"]
[White "Genius 68030 London"]
[Black "Tasc R30 V2.5"]
[Result "1-0"]
[ECO "A51"]
[PlyCount "131"]
 
1. d4 Nf6 2. c4 e5 3. dxe5 Ne4 4. Nf3 Bb4+ 5. Bd2 Bc5 6. e3 Nc6 7. Nc3 Nxd2 8.
Qxd2 O-O 9. Nd5 a5 10. Be2 Re8 11. Qc3 d6 (11... Bb4 12. Nxb4 axb4 13.
Qb3 Qe7 14. O-O Ra5 15. Rfd1 Nxe5 {konnte Schwarz den geopferten Bauern
zurückgewinnen.}) 12. exd6 Qxd6 13. O-O Bf5 14. Rad1 Ne7 15. Nd4 Be4 (15...
Nxd5 16. cxd5 Qxd5 {scheitert an Sb3}) 16. Bf3 Nxd5 17. cxd5 Bxd4 18. Rxd4 Bxf3
19. gxf3 Re5 20. Rfd1 Rh5 21. h4 {(schlecht wäre 21.f4 wegen Dg6+, z.B. 22.Kh1
Dh6 bzw. 22.Kf1 Txh2)} a4 22. Qb4 Qg6+ 23. Kf1 Qa6+ 24. Qc4 Qd6 25. Qb5 c5 26.
Rxa4 Rb8 27. Rc4 Rxd5 28. Rxd5 Qxd5 29. Qxc5 Qxc5 30. Rxc5 Kf8 31. a4 Ke8
32. Rc7 b6 33. Kg2 {(etwas besser wäre 33.Ke2)} Ra8 34. b3 Rd8 35. Rb7 Rd6 36.
f4 Rg6+ 37. Kf3 Rh6 38. Ke4 Rd6 39. b4 h6 40. Ke5 Rf6 41. f5 Rc6 42. e4 Rf6 43.
Kd5 Kd8 44. a5 bxa5 45. bxa5 Ra6 46. Rxf7 Rxa5+ 47. Kd4 Ra4+ 48. Ke5 Ra5+ 49.
Kf4 Ra2 50. Rxg7 Rxf2+ 51. Ke5 Ra2 52. f6 Ke8 53. Rh7 Kf8 54. Kf5 Kg8 55. Rb7
Rh2 56. e5 Rxh4 57. e6 Rh3 58. Rb8+ Kh7 59. e7 Rh5+ 60. Ke6 Ra5 61. e8=Q Ra6+
62. Ke5 Ra5+ 63. Kf4 Ra4+ 64. Qxa4 Kg6 65. Qd7 h5 66. Qg7# 1-0
</pgn>
Eine abgerundete Leistung des Mephisto Genius 68030 London-Programms, das in dieser Partie die taktischen Fähigkeiten des Tasc R30 V 2.5 nie zur Entfaltung kommen ließ.
 
<pgn>
[Event "2/97-58 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[Round "4"]
[White "Tasc R30 V2.5"]
[Black "Genius 68030 London"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C43"]
[PlyCount "120"]
 
1. e4 e5 2. Nf3 Nf6 3. d4 Nxe4 4. Bc4 {?! (Eine wenig vertrauenerweckende
Fortsetzung. Bekannt sind 4.Ld3, Sxe5 und dxe5)} d5 5. Bb3 exd4 6. Qxd4 Be6 7.
Ba4+ Nd7 8. O-O c6 9. c4 Qf6 10. cxd5 Bxd5 11. Nbd2 Nxd2 12. Bxd2 Bxf3 13.
Rfe1+ Be7 14. Qxf6 Nxf6 15. gxf3 Nd5 16. Bg5 f6 17. Be3 Kf7 18. Bb3 Rhd8
19. Rad1 Bb4 20. Re2 Kf8 {? (Danach gewinnt Weiß den Bauern zurück. 20...Td7
oder f5 waren bessere Fortsetzungen.)} 21. Bxd5 Rxd5 22. Rxd5 cxd5 23. a3 Bd6
24. Rd2 Rd8 25. Bxa7 Kf7 26. Bb6 Rd7 27. Be3 g5 28. h4 gxh4 29. Kg2 Be7 30. Kh3
f5 31. f4 Kg6 32. Bd4 Kh5 33. f3 Bd6 34. Be5 Bc5 35. Bd4 Bxd4 36. Rxd4 Rd8 37. a4 Rd6 38. a5 Rd7 39. b4 h6 40. b5 Rd6 41. Kg2 Kg6 42. Kh3 Kh5 43. Kg2
Rd8 44. a6 bxa6 45. bxa6 Kg6 46. a7 Ra8 47. Ra4 d4 48. Ra6+ Kg7 49. Ra2 d3 50.
Kh3 d2 51. Rxd2 Rxa7 52. Kxh4 Ra6 53. Kh5 Ra4 54. Rg2+ Kh7 55. Rg6 Rxf4 56.
Rxh6+ Kg7 57. Rg6+ Kf7 58. Kg5 Rxf3 59. Rf6+ Ke7 60. Rxf5 Ra3 1/2-1/2
</pgn>
Ein gerechtes Remis. Schließlich vermochte das Genius London-Programm seinen Vorteil nach der völlig verfehlten Eröffnungsbehandlung des Tasc R30 V2.5 nicht zu realisieren.
 
=== Endspurt ===
 
Noch eine letzte Partie, und schon ist der Parcours bewältigt. Wie im Fluge - oder sind Sie bereits ermüdet? Nun, dann will ich versuchen, Sie wieder munter zu machen. Die folgende Partie habe ich mit besonders vielen Diagrammen angereichert. Sie dürfen einmal erraten, wer den Sieg davongetragen hat. Ein bekannter, aber immer wieder schöner Abschluss wird es allemal, das sei versprochen.
 
<pgn>
[Event "2/97-59 Rehburg"]
[Site "CSS"]
[Date "1997"]
[Round "5"]
[White "Genius 68030 London"]
[Black "Tasc R30 V2.5"]
[Result "0-1"]
[ECO "C06"]
[PlyCount "64"]
 
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 Nf6 4. e5 Nfd7 5. Bd3 c5 6. c3 Nc6 7. Ne2 cxd4 8. cxd4
Qb6 9. Nf3 f6 10. exf6 Nxf6 11. O-O Bd6 12. Nc3 O-O 13. Re1 Bd7 {[#]} 14. Bc2 {
(bekannt sind 14.Lg5, Le3 und a3. Der Textzug sieht wenig erfolgversprechend
aus.)} Rae8 15. a3 e5 {[#]} 16. dxe5 Nxe5 17. Nxe5 {(Der Bauer d5 ist tabu:} (
17. Nxd5 {??} Nxf3+ 18. gxf3 Rxe1+ 19. Qxe1 Nxd5) 17... Bxe5 {[#]} 18. Rf1 {
(Ein passiver Zug. Auch jetzt verliert} (18. Nxd5 Nxd5 19. Qxd5+ Be6 20. Qd2
Rxf2 $19 {!Indes ist eine befriedigende Fortsetzung nicht zu sehen.}) 18... Ng4
(18... Bxc3) 19. Qxd5+ (19. Nxd5 Bxh2+ 20. Kh1 Nxf2+ 21. Rxf2 Qxf2 $19 {
und 22.Kxh2 scheitert an Dh4+ 23.Kg1 Te1+}) 19... Be6 20. Qd3 Rxf2 {!} 21.
Qxh7+ Kf8 22. Qh8+ Bg8 23. Be3 Qxe3 24. Kh1 Bf6 25. Ne2 {(25.Lh7 verliert nach
Txf1+ 26.Txf1 Sf2+ mit schnellem Matt)} Rxf1+ 26. Rxf1 Qxe2 27. Bd3 Qxd3 28.
Kg1 Qe3+ 29. Kh1 Nf2+ 30. Kg1 Nh3+ 31. Kh1 Qg1+ 32. Rxg1 Nf2# 0-1
</pgn>
So schwierig wird die Aufgabe für Sie nicht gewesen sein. Schließlich gaben die Kommentare bereits einige deutliche Hinweise. Aber auch ohne sie war das Ergebnis aus dem Partieverlauf unschwer abzulesen, wurde doch die Partie vom Tasc R30 in seiner Version 2.5 wie aus einem Guß gespielt.
 
Haben wir richtig mitgezählt, stand der Wettkampf zu diesem Zeitpunkt unentschieden. Jede Seite konnte 2,5 Punkte für sich verbuchen. Die Anhänger der Lang-Programme werden sich lächelnd zurücklehnen. Mit dem bisherigen Ergebnis können sie mehr als zufrieden sein. Schließlich liegt der Tasc R30 V2.5 in der SSDF-Liste bei Elo 2365. Selbst wenn wir dem Mephisto Genius 68030 London die 30 zusätzlichen Elo-Punkte, die ich ihm gegenüber dem 68030 ohne London-Upgrade im Heft 1/97 zugerechnet habe, im vollen Umfang zubilligen, bleibt der Zähler nach der neuesten Liste bei SSDF-Elo 2329 stehen.
 
Und doch muß ich die Lang-Fans enttäuschen. In den restlichen fünf Partien brachte es das Modul gerade noch auf einen halben Punkt, so daß der Wettkampf insgesamt mit 3:7 Punkten verloren ging. Dennoch kein Grund zur Trübsal. Nach mei-nen Eindrücken verstand es das London-Programm in einigen Partien nicht nur, mitzuhalten, sondern das Tasc R30-Programm geradezu zu beherrschen.
 
Zehn Partien können und sollen nicht zum Gradmesser werden. Wer wollte vorhersagen, welches Ergebnis die nächsten zehn Partien zeigen würden? Und " wollten wir uns nicht lediglich an ein paar schönen Computerschachpartien erfreuen?
 
=== Dienst für Statistiker ===
 
Für diejenigen unter den Lesern, denen Fakten und Zahlen alles bedeuten, hier, entgegen dem eigentlichen Vorsatz, noch einige Details und auch eine kurze Abschlussbewertung:
Zunächst habe ich noch einen über vier Partien laufenden Wettkampf im Aktivschach (30 Minuten je Partie) zwischen den beiden Kontrahenten ausgetragen. Den Spielstil hatte ich jetzt auf »aktiv« eingestellt, um das Programm auch einmal unter dieser Einstellung spielen zu sehen. Ergebnis:
 
{|
|-
| Tasc R30 V 2.5: || 2,5 Punkte
|-
| Genius 68030 London: || 1,5 Punkte
|}
 
Nun blieb noch Zeit für vier Blitzschachpartien (sieben Minuten je Partie). Nicht eine dieser Partien konnte der Tasc R30 V 2.5 für sich entscheiden, lediglich ein Remis durfte das de Koning-Programm für sich verbuchen. Das besitzt natürlich keinerlei Relevanz. Dennoch, vielleicht ein Hinweis auf die hohen Brute-Force-Anteile bei der Zugberechnung auch bei selektiv eingestelltem Spielstil, die dem Programm in Blitzpartien nicht genügend Zeit lassen, weit genug in die Tiefe zu gehen.
 
=== Stellungstests ===
 
Noch ein Wort für die Anhänger von Testprogrammen: Im Heft 4/95 hat Karsten Bauermeister sich die Mühe gemacht, für alle drei Spielstile des Tasc R30 V2.5 den BT-Test durchzuführen. Wohl doch einigermaßen überraschend, ergaben sich stark voneinander abweichende Ergebnisse, die ich hier nochmals wiedergebe:
 
{|
|-
| R30 V2.5 offensiv: || BT-Elo 2324
|-
| R30 V2.5 normal: || BT-Elo 2276
|-
| R30 V2.5 aktiv: || BT-Elo 2341
|}
 
Erfahrungsgemäß ergeben sich im BT-Test zwischen den Motorola-Prozessoren 68020 und 68030 kaum Unterschiede. Zum Beweis dieser These verweise ich hier auf die von mir ermittelten Zahlen für beide Prozessorversionen des Genius-Programms ohne London-Upgrade:
 
{|
|-
| Berlin Prof 68020: || BT-Elo 2226
|-
| Genius-Modul 68030: || BT-Elo 2227
|}
 
Aufgrund dieses fast bis auf ein Haar übereinstimmenden BT-Testergebnisses erlaube ich mir, hier lediglich auf das für den Berlin Profi 68020 mit London Upgrade ermittelte Ergebnis von BT-Elo 2245 zu verweisen. Summa summarum ergeben sich je nach Spielstil zum Tasc R30 V2.5 Unterschiede zuungunsten des Lang-Programms, die zwischen 50 und 100 BT-Elo liegen.
 
Vielleicht ist das de Koning Programm im Tasc R30 etwas stärker einzuschätzen. Auch wenn der Tasc strategisch gegenüber der Vorgängerversion leicht zugelegt hat, dürfte hier das Lang-Programm immer noch seine besonderen Stärken besitzen. Im Endspiel sind kaum gravierende Unterschiede auszumachen, wenngleich in einigen Partien gerade das Tasc-Programm auf diesem Sektor überzeugen konnte.
 
Sei es, wie es sei " angesichts der Wettkampf- und der BT-Testergebnisse wie auch der Einstufung in der SSDF-Liste scheint mir die Entscheidung für eines der beiden Geräte weitgehend eine Geschmacksfrage zu sein. Dazu liegen die Konkurrenten einfach zu dicht beieinander. Der König besitzt dank Richard Lang einen starken Nebenbuhler.


Das letzte und auch stärkste Programm von [[Richard Lang]] für einen Schachcomputer. War auch zum Aufrüsten einiger älterer Modelle erhältlich.


[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Mephisto]]
[[Kategorie:Modulares System]]
[[Kategorie:Lang, Richard]]
[[Kategorie:68030]]

Version vom 18. August 2019, 17:13 Uhr

Mephisto London 68030
Hersteller Programmierer Markteinführung Elo
Lang, Richard Lang, Richard 1996 2337
Prozessor Takt RAM ROM
68030 33 MHz 768 KB (256 KB + 512 KB Hash Tables) 256 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
30 Halbzüge, 34 selektiv - - -
Bibliothek 180.000 Halbzüge
Display 2 x 16-stellige Punktmatrix Anzeige
Spielstufen (fast) alle denkbaren
Einführungspreis 299 DM (150 €) - Eprom Update
Prozessortyp 32 Bit
Stromversorgung Netz = HGN 5030
Maße Modulset
Verwandt Mephisto London 68000, Mephisto London 68020, Mephisto TM London
Sonstiges
Eprom-Update für Schachcomputer der Marke Mephisto (s.h. Mephisto London)


Infos
Das Programmmodul London von Richard Lang war nie offiziell erhältlich. Es handelt sich bei diesem Programm um ein nachträgliches Update für die Mephisto Geräte Almeria, Lyon, Portorose, Vancouver, Genius 68030, Berlin 68000, Berlin Pro, welches 1996 auf das Programm London umgerüstet werden konnten. Das London-Programm ist vergleichbar mit dem PC-Programm Genius 3, welches 1994 den damaligen Weltmeister Garry Kasparov beim Intel World Chess Grand Prix in zwei 25 Minuten Partien mit 1,5 : 0,5 schlug!


London Schriftzug


Genius 3 im Brett

Das London-Upgrade für die Mephisto-Module

(Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 1 / Februar-März 1997)

Schon anlässlich der Vorstellung des Mephisto-Moduls „MM VI" wie auch des „Milano Pro" hatten wir konstatiert, dass sich die Hersteller hinsichtlich der Neu- und Weiterentwicklung von Brettgeräten offensichtlich Zurückhaltung auferlegt haben. Noch erheblich deutlicher zeichnet sich dieser Trend im Bereich der Spitzentechnologie dieses Sektors ab. Hier ist nicht nur Stagnation festzustellen, vielmehr werden auslaufende Geräte und Modulserien des Topbereiches nicht mehr neu aufgelegt. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfacher Natur. Eine der Hauptursachen dürfte darin zu suchen sein, dass die zwischenzeitlich bei den Personalcomputern erreichte Leistungsfähigkeit bei den Brettcomputern nicht mehr zu realisieren ist. Schon der Versuch, den Abstand zu verringern, würde riesige Investitionen erfordern. Der Preisverfall bei den Brettgeräten des Spitzenbereiches wird die Motivation der Hersteller, sich auf diesem Gebiet zu engagieren, ebenfalls nicht gerade angehoben haben. Zudem ist nicht zu leugnen, dass die Absatzmöglichkeiten im Bereich der Topgeräte gewaltig zurückgegangen sind.

Wurde mit der Anschaffung des Personalcomputers erst einmal der Grundstock gelegt, ist es für die PC-Anwender ein Leichtes, sich für relativ geringe Beträge sämtliche Spitzenprogramme zu beschaffen. Entsprechende Versuche, mehrere Programme ohne PC-Zuschaltung auf ein Brett zu bringen, sind bereits vor Jahren in den Kinderschuhen steckenge-blieben. Fazit: Hohe Investitionen bei zu erwarten-den geringen Absatzzahlen können einfach kein Anreiz für die Hersteller sein. Mögen wir es auch noch so bedauern, das Rad der Geschichte ist nicht zurückzudrehen. Da müssen von der Hegener & Glaser AG ausgehende Signale, mit dem „Atlanta" einen um Elo 2300 liegenden Bereich ansteuern zu wollen, bereits als mehr als erfreuliche Nachricht angesehen werden. Allein der Erscheinungszeitpunkt verschiebt sich leider immer wieder aufs Neue.

So war es für viele Besitzer eines Mephisto-Computers der modularen Reihe eine große Freude, als im Frühsommer 1996 ein neuer Programm-Chip auf den Markt kam. Mit ihm können die Module Mephisto Almeria, Portorose 32 Bit, Lyon und Vancouver 16/32 Bit wie auch die Geräte Berlin 68000, Berlin Professional 68020 und der Mephisto Genius 68030 auf „Genius 3-Level" angehoben werden. Zur Umrüstung ist das Programm-Modul bzw. das komplette Gerät an den Händler einzusenden. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit dadurch die Spielstärke der genannten Geräte gesteigert werden kann.

„London" gegen die PC-Elite

Den bis vor kurzem noch zur „Creme de la Creme" zählenden PC-Programmen konnte ich leider nur einen 486/DX2 bieten. Auf der Brettcomputerseite musste ich mich ebenfalls etwas bescheiden, da mir lediglich ein Berlin Professional mit dem London Upgrade zur Verfügung stand. Meine Bewertungen beziehen sich daher ausschließlich auf einen mit 24 MHz getakteten Motorola-Prozessor 68020. Die Werte der Geräte und Module mit 68030-Prozessoren können lediglich hochgerechnet werden.

Um festzustellen, inwieweit das auf dieser Hardware eingesetzte „London"-Programm überhaupt in der Lage ist, zumindest noch mit der 486er PC-Technik mitzuhalten, habe ich die Testpartien auf „zwei Ebenen" durchgeführt. Zunächst wurde der 33 MHz-Takt angeschlagen, dann wurde mit der 66 MHz-Stufe für etwas schärfere Musik gesorgt. Zudem wurden die niedrig „getakteten" Partien mit abgesenkten Hash Tables gespielt, während die „66 MHz"-Games mit allem, was 8 MB-RAM an Hash Tables zu bieten haben, ausgetragen wurden. Für die Vergleichspartien habe ich jeweils die gleiche Eröffnung vorgegeben.

Gleich der Einstieg dürfte die Herzen der Anhänger des Brettcomputerschachs höher schlagen lassen. Zwei Aktivschachpartien (30 Minuten) unter den genannten Bedingungen gegen den Weltmeister von 1995 sollten den Auftakt bilden: In seinem Wert vielleicht noch höher einzuschätzen ist das Ergebnis der folgenden Partie, darf MChess Pro 5.0 doch dieses Mal die ganze Kraft des 486/DX2 in Anspruch nehmen. Der Sieg in der ersten Partie muß als faustdicke Überraschung gesehen werden. Die zweite Partie lässt schon fast den Versuch einer ersten Einschätzung aufkommen. Zugegeben: Aktivschach ist nicht gerade die Stärke des MChess-Programms. Aber ein erstes Hinschielen zur SSDF-Liste muss dennoch erlaubt sein. Nein, Sie haben sich nicht verguckt MChess Pro 5.0 ist dort mit dieser Hardware tatsächlich bei Elo 2344 eingereiht.

Der nächste Versuch eines Anschlags über die Aktivschachdistanz gilt Mark Uniackes Hiarcs 4: Ein erneuter kurzer Blick in die SSDF-Liste sei uns gegönnt. Schade, Hiarcs 4.0 ist nicht mit der 486er-Hardware verzeichnet. Aber schon der Vorläufer konnte auf dem 486/DX2 über Elo 2300 für sich in Anspruch nehmen - und Mark Uniackes Nachfolgeprogramm war erheblich stärker einzuschätzen. Das lässt doch hoffen - oder? Die „66 MHz 7168 KByte"-Aktivschachpartie ging dann allerdings klar verloren. Man kann eben nicht alles haben. Jetzt sollte unser Testkandidat mit den auf der 486er Hardware laufenden PC-Programmen seines eigenen Testautoren, eben Richard Lang, konfrontiert werden. Dazu habe ich mir zunächst einmal zwei Einstundenpartien gegen Genius 2 gegönnt. In der ersten Partie standen dem Genius 2 auf dem 486/33 lediglich 256 KByte Hash Tables zur Verfügung. Sie endete nach dreifacher Stellungswiederholung im 50. Zug mit einem Remis. Gleiches Programm, jetzt aber auf dem 486/66 MHz bei vollen 7 MByte Hash Tables - und eine klare Niederlage für das „London"-Upgrade nach 58 Zügen.

Es ist das zweite Mal, dass die angehobene Hardware den Ausschlag gegeben hat. Doch diese Niederlage soll uns in unserem Sturm Richtung Gipfel nicht aufhalten. Der Berlin-Professional London bittet jetzt Richard Langs Genius 4 zum Tanz: Auch als um Sachlichkeit bemühter Testautor kann ich nicht immer alle meine Taten rational begrün-den. Auf jeden Fall ließ ich das Genius 4-Programm bereits in der ersten Partie mit voller Hardware-Unterstützung aufspielen. Und dann ein Remis. Unfassbar, liegt dieses Programm doch in der SSDF-Liste bei Elo 2389. Nun gut, es war „nur" eine Aktivschachpartie (30 Minuten) - aber das ist eine Distanz, die das Lang-Genius 4-Programm nicht zu scheuen braucht. Wohl schon mehr „aus Sorge" um Richard Langs 95er-Weltmeisterschaftsprogramm ließ ich es bei diesem Remis bewenden und ersparte mir und den Lang-Programmen die „33-MHz-Party".

Es darf wieder getestet werden...

Schon allein aufgrund der Rechenkraft, die nun einmal gegenüber den Personalcomputern erheblich geringer ausfällt, waren im bekanntlich lösungszeitabhängigen Bednorz-Tönissen-Test leicht schwächere Ergebnisse der Brettgeräte zu erwarten.

Programm Berlin Pro London Genius 3 Berlin Pro (ohne "L") Genius 68030 (ohne "L") Hiarcs 4
BT-Elo 2245 2362 2226 2227 2244
Hardware 68020 486/50 68020 68030 486/50
Hash 1024 KB 16 MB 1024 KB 512 KB 7424 KB



Dennoch braucht sich das auf dem Motorola 68020 angetretene „London"-Upgrade nicht gegenüber den auf doch erheblich stärkerer Hardware laufenden PC-Programmen zu verstecken. Sicherlich, der Abstand zum Genius 3 ist erheblich, aber der Vergleich mit Mark Uniackes „Hiarcs 4" fällt demgegenüber sogar ganz leicht zugunsten des „London" aus. Der rund 20 Elo-Punkte betragende Abstand zum Berlin-Professional ohne „London"-Upgrade wie auch zum Genius 68030 ohne „London"-Zusatz darf als erster Hinweis einer abschließenden Einstufung betrachtet werden " auch wenn Test nur Test ist und sich eine darauf basierende Programmeinschätzung eigentlich verbietet.

Abschlussbewertung

Die doch relativ geringe Anzahl der Partien, die unser Testkandidat zudem fast ausschließlich mit den weißen Farben bestreiten durfte, wie auch die Ergebnisse des Bednorz-Tönissen-Tests lassen eine endgültige Einschätzung schwierig erscheinen. Selbst bei aller Vorsicht komme ich aber nicht um-hin, dem Mephisto Berlin 68000 und auch unserem Testkandidaten Mephisto Berlin Professional mit dem London-Upgrade eine Spielstärkesteigerung um rund 30 Elopunkte zuzugestehen. Zumindest die gleiche Aufwertung dürfte das Modul Genius 68030 erfahren. Damit liegt der Mephisto Berlin 68000 mit London-Upgrade bei Elo 2150, der Mephisto Berlin Professional 68020 bei 2250 und das Genius 68030-Modul in der Tat schon bei über Elo 2330.

Sicher, der Abstand zur absoluten Spitze der PC-Programme beträgt dann immer noch rund 150 Punkte " aber mitmischen können die Brettgeräte mit diesem Programm allemal. Die Aufwertung der älteren Mephisto-Module Almeria, Portorose, Lyon und Vancouver durch das London-Upgrade ist natürlich erheblich höher einzuschätzen.

Die mit dem London-Programm aufgerüsteten Komplettgeräte sind im Fachhandel weitgehend vergriffen. Mit einer Neuauflage ist nicht zu rechnen, da die Produktion der genannten Brettgeräte und Module zwischenzeitlich eingestellt wurde. Hier und da ist vielleicht noch ein Mephisto Professional 68020 mit „London-Upgrade" zum unter DM 1000,- liegenden Schnäppchen-Preis zu ergattern. Der Aufrüstungspreis für die genannten Module und Brettgeräte liegt einheitlich bei DM 299,-. Das ist gerade für die älteren Module fast geschenkt, wie mir überhaupt der Preis ausgesprochen moderat ausgefallen zu sein scheint. Ganz sicher hat sich für Richard Lang die Mühe, seinen Genius 3 auf die Motorola-Prozessoren um-zusetzen, gelohnt. Für die Freunde der Brettcomputer dürfte es sich bei dem genannten Preis und der dargestellten Spielstärkeeinschätzung dennoch fast um ein Geschenk handeln.

Ausblick

Es gibt lediglich ein Brettgerät, das in der SSDF-Liste oberhalb der für das Genius 68030-Modul vorgenommenen Einschätzung von Elo 2330 rangiert: Der Tasc R30 in der Version 2.5 beansprucht für sich Elo 2356. Im nächsten Heft werden wir prüfen, inwieweit dieser Abstand wirklich gerechtfertigt erscheint. Dann kommt es zum Wettkampf der Brettgiganten R30 V2.5 gegen Genius 68030 „London".


Der König und sein Nebenbuhler

Tasc R30 V.2.5 gegen Mephisto Genius 68030 London

(Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 2 / April-Mai 1997)

Zwischenzeitlich haben beide Geräte eine nicht unwesentliche Aufwertung erfahren: Im Tasc R30 steckt seit gut eineinhalb Jahren die Version 2.5 des King-Programms von Johan de Koning, während der Zusatz »London« beim 68030 darauf hinweist, dass das Programm von Richard Lang auf Genius 3-Level angehoben wurde.

Die gute und die schlechte Nachricht

Welche darf es zuerst sein? Also gut, ich beginne mit der schlechten " das erhält die Vorfreude auf den positiven Teil: Das Mephisto-Modul 68030 ist nicht mehr lieferbar. Logische Folgerung: Auch ein Modul 68030 »London« ist im normalen Handel nicht mehr zu erhalten. Was bleibt, ist die Möglichkeit, sich durch Umrüstung eines vorhandenen Almeria-, Portorose-, Lyon- oder Vancouver-Moduls bzw. eines Berlin-Professional für 299,- DM mit der in der CSS 1/97 besprochenen 68020-Version zu begnügen; oder den Versuch zu unternehmen, doch noch ein hier oder dort lagerndes Reststück beziehungsweise ein Gebrauchtexemplar zu ergattern.

Zur guten Nachricht: Zeitweise aufgetretene Lieferschwierigkeiten des Tasc R30 gehören der Vergangenheit an. Das Gerät ist uneingeschränkt zum Listenpreis von DM 2.237,50 (inklusive Adapter) im Fachhandel zu erwerben. Bei vergleichender Nachfrage können sicherlich noch ein paar Mark gespart werden.

Kurze Produktbeschreibung

Für alle, die sich bislang noch nicht mit dem Tasc R30 beziehungsweise dem Genius 68030-Modul beschäftigt haben, hier eine " den Langzeitabonnenten sei es versprochen " ganz kurze Produktbeschreibung:

Beim R30 ist die Bedienungseinheit vom Schachbrett getrennt. Dadurch wurde eine Bretthöhe von lediglich 2,4 cm ermöglicht. Das von Tasc als »Operatormodul« bezeichnete Bedienteil ist mit einem für Brettcomputerverhältnisse fast riesigen 13 x 3,7 cm-Display ausgerüstet. Die dreigeteilte Anzeigefläche zeigt eine Vielfalt von gleichzeitigen Informationen, die selbst die überwiegende Zahl der PC-Programme in den Schatten stellen dürfte. Das Menü des in edlem Holz gehaltenen Operatormoduls steuert man in erster Linie mit vier Cursortasten an, die, wie auch beim 68030-Modul, weitgehend der PC-Technik nachempfunden sind.

Das Edelholzbrett misst 42 x 42 cm und ist mit 64 Felddioden ausgestattet, das heißt: jedes der 4,5 x 4,5 cm großen Felder ist mit einem kleinen roten »Lämpchen« versehen. Der Clou sind die Figuren (Königshöhe 85 mm). Brett und Figuren sind mit einer Elektronik ausgerüstet, die ein Erkennen des Figurentyps auf jedem Feld ermöglicht. Da gerät der Stellungsaufbau zum Vergnügen. Ich garantiere, Sie bauen mit dem Tasc R30 jede x-beliebige Stellung schneller auf als mit einem noch so hochgezüchteten Personalcomputer. Eine Tastenbedienung " Figuren aufstellen " eine Abschlussbedienung, und die Stellung ist gespeichert.

Tasc R30
Zur Technik des Tasc R30:
  • 32 Bit-RISC-Prozessor, der mit 30 MHz getaktet ist und 24 MIPS (no wait states) leistet,
  • Programmspeicher: 256 KByte ROM,
  • Rechenspeicher: Insgesamt 640 KByte RAM, 512 KByte RAM (20 ns) und 128 KByte dauerhaftes RAM (batteriegepuffert).

Das Programmodul Genius 68030 (mit und auch ohne »London«) war Bestandteil der modularen Serie der zwischenzeitlich von Saitek übernommenen Firma Hegener & Glaser. Die dreiteilige Moduleinheit findet Platz in einer aus dem Exclusive-Brett herausziehbaren Schublade. Das 40 x 40 cm lange und 4,8 cm hohe Edelholzbrett ist mit 61 Felddioden ausgerüstet. Die Königshöhe der ebenfalls aus edlem Holz gefertigten Figuren liegt bei 70 mm. Das Bedienfeld ähnelt in seinen Funktionen weitgehend der beim Tasc R30 abgegebenen Beschreibung. Die 32stellige Punktmatrixanzeige mit ihren Ausmaßen von lediglich 6 x 2 cm bietet vielfältige und umfangreiche Informationen, die allerdings nacheinander aufgeschaltet werden müssen. Ein Vergleich mit dem Tasc-Operatormodul verbietet sich hier, liegen doch Welten zwischen beiden Anzeigemöglichkeiten.

Mephisto Genius 68030-Modulset
Die Technik des Mephisto 68030-Moduls:
  • Motorola-Mikroprozessor 68030 mit 33,333 MHz Taktfrequenz
  • Programmspeicher: 256 KByte ROM, Rechenspeicher : 768 KByte RAM.

Wettkampf statt Vergleichstest

Die Anregung zu diesem Beitrag habe ich dem schwedischen Schachcomputermagazin PLY entnommen. In der Ausgabe 3/1996 findet sich dort unter der Überschrift »The greatest Computer -Computer game?! London Pro " Tasc R30«, eine von Eric Hallsworth ausgetragene 60-Minuten Partie, die über fast fünf DIN-A5-Seiten, reichlich kommentiert und mit zahlreichen Diagrammen ausgestattet, wiedergegeben wird. Aus " fertig. Keine weitere Auswertung, keine Teststellungen, keine Beurteilung " einfach nur so zum Spaß. Herrlich -und dieses von unseren sonst so testfreudigen schwedischen Computerschachfreunden!

Wir sollten heute einmal ähnliches versuchen. Schließlich hat nicht jeder einen Tasc R30 und ein Genius 68030-London-Modul im Haus. Wer eines von beiden besitzt, darf gespannt bleiben. Aber auch andere Computerschachfreunde werden an den folgenden Partien ihre Freude haben. Selten habe ich in einem Wettkampf derartig spannungsgeladene Partieabläufe gesehen. Taktik-Freaks werden allemal auf ihre Kosten kommen. Natürlich finden Sie, wie gewohnt, alle Partien auf der Service-Diskette.

Die Distanz habe ich mit 40 Zügen in zwei Stunden gegenüber der »PLY-Partie« etwas reichlicher gewählt, dafür fallen die Kommentare etwas knapper aus. Der Tasc R30 Version 2.5 wurde wie folgt eingestellt: Selektive Suche, normaler Spielstil, Theorie: Normal, Theorie-Stil: Zufall. Ganz bewusst habe ich auf die im Heft 4/95 von Karsten Bauer-meister vorgeschlagene Einstellung hinsichtlich des Spielstils verzichtet; nicht aus blanker Opposition, sondern vielmehr, weil ich andernfalls mit dem London-Programm gerechterweise hätte ähnliche Versuche anstellen müssen. Bei den vielfältigen Möglichkeiten, die das Lang-Modul bietet, wäre es mehr als schwierig gewesen, dann noch zu einem einwandfreien Ergebnis zu kommen.

Die folgenden fünf habe ich aus dem über zehn Partien reichenden Wettkampf für Sie ausgewählt: Eine vom Genius 68030-London stark vorgetragene Angriffspartie, in der das Programm seine taktische Schlagkraft unter Beweis stellte. Tasc spielte mit zu großem Risiko und wurde dafür hart bestraft.

Das in der Anfangsphase verfehlte Spiel des Genius 68030 London wurde vom Tasc R30 im weiteren Partieverlauf konsequent genutzt.

Die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Programmautoren treten in der folgenden Partie besonders krass zutage. Das doch überwiegend von der Taktik geprägte Spiel des de Koning-Programms prallt auf die Verteidigungskünste der verhaltener anmutenden Spielanlage des Richard Lang. Eine abgerundete Leistung des Mephisto Genius 68030 London-Programms, das in dieser Partie die taktischen Fähigkeiten des Tasc R30 V 2.5 nie zur Entfaltung kommen ließ.

Ein gerechtes Remis. Schließlich vermochte das Genius London-Programm seinen Vorteil nach der völlig verfehlten Eröffnungsbehandlung des Tasc R30 V2.5 nicht zu realisieren.

Endspurt

Noch eine letzte Partie, und schon ist der Parcours bewältigt. Wie im Fluge - oder sind Sie bereits ermüdet? Nun, dann will ich versuchen, Sie wieder munter zu machen. Die folgende Partie habe ich mit besonders vielen Diagrammen angereichert. Sie dürfen einmal erraten, wer den Sieg davongetragen hat. Ein bekannter, aber immer wieder schöner Abschluss wird es allemal, das sei versprochen.

So schwierig wird die Aufgabe für Sie nicht gewesen sein. Schließlich gaben die Kommentare bereits einige deutliche Hinweise. Aber auch ohne sie war das Ergebnis aus dem Partieverlauf unschwer abzulesen, wurde doch die Partie vom Tasc R30 in seiner Version 2.5 wie aus einem Guß gespielt.

Haben wir richtig mitgezählt, stand der Wettkampf zu diesem Zeitpunkt unentschieden. Jede Seite konnte 2,5 Punkte für sich verbuchen. Die Anhänger der Lang-Programme werden sich lächelnd zurücklehnen. Mit dem bisherigen Ergebnis können sie mehr als zufrieden sein. Schließlich liegt der Tasc R30 V2.5 in der SSDF-Liste bei Elo 2365. Selbst wenn wir dem Mephisto Genius 68030 London die 30 zusätzlichen Elo-Punkte, die ich ihm gegenüber dem 68030 ohne London-Upgrade im Heft 1/97 zugerechnet habe, im vollen Umfang zubilligen, bleibt der Zähler nach der neuesten Liste bei SSDF-Elo 2329 stehen.

Und doch muß ich die Lang-Fans enttäuschen. In den restlichen fünf Partien brachte es das Modul gerade noch auf einen halben Punkt, so daß der Wettkampf insgesamt mit 3:7 Punkten verloren ging. Dennoch kein Grund zur Trübsal. Nach mei-nen Eindrücken verstand es das London-Programm in einigen Partien nicht nur, mitzuhalten, sondern das Tasc R30-Programm geradezu zu beherrschen.

Zehn Partien können und sollen nicht zum Gradmesser werden. Wer wollte vorhersagen, welches Ergebnis die nächsten zehn Partien zeigen würden? Und " wollten wir uns nicht lediglich an ein paar schönen Computerschachpartien erfreuen?

Dienst für Statistiker

Für diejenigen unter den Lesern, denen Fakten und Zahlen alles bedeuten, hier, entgegen dem eigentlichen Vorsatz, noch einige Details und auch eine kurze Abschlussbewertung: Zunächst habe ich noch einen über vier Partien laufenden Wettkampf im Aktivschach (30 Minuten je Partie) zwischen den beiden Kontrahenten ausgetragen. Den Spielstil hatte ich jetzt auf »aktiv« eingestellt, um das Programm auch einmal unter dieser Einstellung spielen zu sehen. Ergebnis:

Tasc R30 V 2.5: 2,5 Punkte
Genius 68030 London: 1,5 Punkte

Nun blieb noch Zeit für vier Blitzschachpartien (sieben Minuten je Partie). Nicht eine dieser Partien konnte der Tasc R30 V 2.5 für sich entscheiden, lediglich ein Remis durfte das de Koning-Programm für sich verbuchen. Das besitzt natürlich keinerlei Relevanz. Dennoch, vielleicht ein Hinweis auf die hohen Brute-Force-Anteile bei der Zugberechnung auch bei selektiv eingestelltem Spielstil, die dem Programm in Blitzpartien nicht genügend Zeit lassen, weit genug in die Tiefe zu gehen.

Stellungstests

Noch ein Wort für die Anhänger von Testprogrammen: Im Heft 4/95 hat Karsten Bauermeister sich die Mühe gemacht, für alle drei Spielstile des Tasc R30 V2.5 den BT-Test durchzuführen. Wohl doch einigermaßen überraschend, ergaben sich stark voneinander abweichende Ergebnisse, die ich hier nochmals wiedergebe:

R30 V2.5 offensiv: BT-Elo 2324
R30 V2.5 normal: BT-Elo 2276
R30 V2.5 aktiv: BT-Elo 2341

Erfahrungsgemäß ergeben sich im BT-Test zwischen den Motorola-Prozessoren 68020 und 68030 kaum Unterschiede. Zum Beweis dieser These verweise ich hier auf die von mir ermittelten Zahlen für beide Prozessorversionen des Genius-Programms ohne London-Upgrade:

Berlin Prof 68020: BT-Elo 2226
Genius-Modul 68030: BT-Elo 2227

Aufgrund dieses fast bis auf ein Haar übereinstimmenden BT-Testergebnisses erlaube ich mir, hier lediglich auf das für den Berlin Profi 68020 mit London Upgrade ermittelte Ergebnis von BT-Elo 2245 zu verweisen. Summa summarum ergeben sich je nach Spielstil zum Tasc R30 V2.5 Unterschiede zuungunsten des Lang-Programms, die zwischen 50 und 100 BT-Elo liegen.

Vielleicht ist das de Koning Programm im Tasc R30 etwas stärker einzuschätzen. Auch wenn der Tasc strategisch gegenüber der Vorgängerversion leicht zugelegt hat, dürfte hier das Lang-Programm immer noch seine besonderen Stärken besitzen. Im Endspiel sind kaum gravierende Unterschiede auszumachen, wenngleich in einigen Partien gerade das Tasc-Programm auf diesem Sektor überzeugen konnte.

Sei es, wie es sei " angesichts der Wettkampf- und der BT-Testergebnisse wie auch der Einstufung in der SSDF-Liste scheint mir die Entscheidung für eines der beiden Geräte weitgehend eine Geschmacksfrage zu sein. Dazu liegen die Konkurrenten einfach zu dicht beieinander. Der König besitzt dank Richard Lang einen starken Nebenbuhler.