Mephisto Milano Pro: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Dezember 2017, 10:33 Uhr

Mephisto Milano Pro

C Theodor Heinze

Hersteller Saitek
Markteinführung 1996
CElo 2163
Programmierer Morsch, Frans
Prozessor Takt RAM ROM
SH7034 20 MHz 4 KB 64 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
23 Halbzüge 2126 2156 -
Bibliothek 50.000 Halbzüge
Display 48-Segment LCD
Spielstufen 64
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe LC-Display und 16 Rand-LEDs
Einführungspreis 170€
Prozessortyp 32 Bit
Stromversorgung HGN 5009 Batterie = 6x AA
Maße 34 x 26 x 2,4 cm / Königshöhe 4,8 cm / Brett 19,5 cm / Feld 2,5 cm
Verwandt Mephisto Master Chess, Pewatronic Master Chess, Mephisto Atlanta
Sonstiges
Lehrfunktion, Stellungsbewertung, Zugvorschläge, Handicapstufen, Partiespeicher



Infos
Der Milano Pro war 1997 bis zum Erscheinen des Mephisto Atlanta das Spitzengerät im Programm von Mephisto. Die Spielstärke kann sich durchaus mit den Top-Produkten der Konkurrenz messen und die Ausstattung ist traditionell gut. Das Programm ist ein Vorläufer des Mephisto Atlanta, muss allerdings ohne Hash Tables auskommen, weiterhin wurden offenbar mit dem Mephisto Atlanta diverse Bugs behoben und die Endspielkenntnisse erweitert. Ärgerliche Bugs beim Null Move-Pruning und Pondern führen gelegentlich zu kurzzügigen Figurenverlusten, nach einer Bauernumwandlung stellt er schon mal einzügig die Dame ein. Nichtsdestotrotz ist der Milano Pro ein taktisch starker Gegner, der, wenn's gut läuft, auch wesentlich stärkere Gegner zu schlagen in der Lage ist. Was die angesprochenen Bugs betrifft, so "leidet" der Milano Pro zwar nicht unter dem "H8 Bug", dafür erfüllen die Handicapstufen allerdings nicht ihren Zweck und führen nicht zur beabsichtigten Spielstärkereduzierung (nicht zu verwechseln mit dem "Funlevel-Bug"). Eine allerdings eher ungewollte Schwächung kommt oft dann zum tragen, wenn man vergisst, vor einer neuen Partie die Energiesparoption zu überprüfen. Der Milano Pro verfügt über eine gutgemeinte mehrstufige Energiespareinstellung (>PS:0 bis PS:3< PS steht für PowerSave), die für den Batteriebetrieb gedacht ist, hierbei wird die Prozessorleistung reduziert und führt damit zu einer längeren Betriebsdauer. Leider startet der Milano Pro, nachdem er eine gewisse Zeit ausgeschaltet war, mit der Grundeinstellung PS:2, spielt also nicht mit voller Leistung, von daher empfiehlt es sich nach Unterbrechungen, diese Einstellung zu überprüfen, um sicher zu gehen, dass das Gerät auch mit der stärksten Einstellung spielt.

Italienische Eleganz?

(Günter Rehburg aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dezember 1996)

Doch, doch " durchaus, nur schon etwas abgetragen. Genau gesagt, der Milano Pro bietet mit 34 cm x 26 cm die gleichen Längen- und Breitenmaße wie sein Vorgänger. In der Höhe wurden 11 mm eingespart. So verbleiben hier lediglich 24 mm, die dem Laptopgerät eine verbesserte Handlichkeit und zusätzliche Eleganz verleihen. Für das Spielbrett bleiben 20 x 20 cm, die dem geübten Anwender eine hinreichende Übersichtlichkeit gewähren. Drucksensoren und Seitendioden sind kein wesentlicher Grund, die Spielfreude des geübten Brettcomputerspielers einzuschränken.

Das 48-Segment-Display kommt trotz guter Ablesbarkeit einem technischen Rückschritt gleich. Sicher, der Platz im Gehäuse ist stark eingeschränkt, aber schon das Vorläufermodell war mit einer 32stelligen Punkt-matrixanzeige ausgestattet. Welchen Nutzen soll eine verbesserte Ablesbarkeit besitzen, wenn es " etwas übertrieben ausgedrückt " kaum etwas abzulesen gibt. Bei der Nutzung der unterhalb des Displays aufzufindenden 17 Funktionstasten braucht der künftige Milano Pro-Besitzer kein unnötiges Hirnschmalz zu verbraten. Ihre Anordnung ist übersichtlich und logisch " die leicht verständliche Bedienungsanleitung tut ein Übriges. Wie das Vorläufermodell ist der Milano Pro mit einem Stellungsspeicher und wahlweise für den Netz-und Batteriebetrieb ausgerüstet.

Der von Hitachi hergestellte 32-Bit-Prozessor „H 7000" ist eine Weiterentwicklung des zwischenzeitlich zu einiger Berühmtheit gelangten Single-Chips „H8". Er ist laut Herstellerangabe mit 20 MHz getaktet. 64 KByte ROM und 4 KByte RAM reißen heute niemanden mehr vom Hocker, zumal das Vorläufermodell einen um 100% umfangreicheren RAM-Speicher besaß.

...und das Programm?

64 Spielstufen, Lösung von Mattproblemen bis zu 8 Zügen, Zugrücknahme bis zu 200 Zügen und eine Trainings- und Lehrfunktion zählen heute bei einem Gerät dieser Preisklasse zu den Selbstverständlichkeiten. Die 4 Zeiten-Schachuhr kann in die Countdown-Funktion umgeschaltet und, will man Wettkampfatmosphäre verbreiten, zusätzlich zum Ticken gebracht werden.

Vom grundsätzlich eingestellten selektiven Spielstil aus besteht die Möglichkeit, in die „Brute-Force"-Berechnung zu wechseln, die in der Bedienungsanweisung sinnigerweise mit „Kraft-Algorithmus" bezeichnet wird. Diese Wortneuschöpfung ist offensichtlich eine Blüte der Übersetzung. 36.000 Züge umfasst der Eröffnungsbereich. Sie haben die Wahl zwischen der normalen, der passiven, der aktiven und einer Turnier-Eröffnungsbibliothek.

Jetzt heißt es „Kontra" sagen

Das Pro, die Vorzüge des neuen Modells, sind abgehandelt. Jetzt gilt es, sich gegen die ausgewählte Gegnerschaft durchzusetzen. Das erste Kontra wurde gewonnen: In vier Kurzpartien (20 Sekunden je Zug) wurde der kleinere Programm-bruder MM VI mit 3:1 besiegt (siehe Mephisto MM VI - Es darf wieder gekämpft werden!). Das vom gleichen Autor stammende PC-Programm Fritz2, zwischenzeitlich betagt, in der SSDF-Liste aber immerhin mit Elo 2138 (486/33 MHz) verzeichnet, war der zweite Gegner in zwei 30 Minuten-Aktivschachpartien. In der ersten schaffte es der Milano Pro, im Endspiel mit vier verbundenen Freibauern gegen eine Leichtfigur nur remis zu spielen. Schlimmer erging es dem Milano Pro in der zweiten Partie, die zur glatten Niederlage wurde.


Dennoch, es soll noch härteres Geschütz gegen unseren Testkandidaten aufgefahren werden. Die mit Elo 2196 in der SSDF-Liste zu Buche stehende Chess Machine Schröder 3.0, 512 K, 16 MHz soll dem Milano Pro in zwei Schnellpartien über 15 Minuten auf den Zahn fühlen. Kann das neue Programm gegen den „Oldtimer" noch einmal Kontra geben? Können kann er schon. Gewinnen konnte er allerdings nicht. Auch dieses Kurzgefecht ging mit 0,5:1,5 verloren.

Abschlussbewertung

Das noch handlicher gewordene Laptop-Gehäuse lässt eine vielseitige Verwendung des Gerätes zu. So kann es in der Tat auch zum Reisebegleiter werden. Die Ausstattung entspricht dem heutigen Standard, das Display bedarf der Verbesserung.

Im strategischen Bereich sind beispielsweise gegenüber Fritz drei spürbare Verbesserungen zu registrieren. Beinahe zwangsläufig scheint das Kombinations-vermögen darunter gelitten zu haben. Das Endspiel scheint keine weiteren Verbesserungen erfahren zu haben. Das bisherige, geringe Test- und Partienmaterial lässt noch keine endgültige Einstufung des Programms zu. Soviel kann aber gesagt werden: Der Milano Pro wird es nicht leicht haben, der vom Hersteller angepeilten Elo 2200-Einschätzung gerecht zu werden. Mit DM 498,- bietet der Milano Pro ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis.

Bilder - C Theodor Heinze