Mephisto Portorose 68030: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. November 2017, 19:56 Uhr

Mephisto Portorose 68030
Hersteller Programmierer Markteinführung Elo
Hegener & Glaser Lang, Richard 1989 2272
Prozessor Takt RAM ROM
68030 36 MHz in der Verkaufsversion, 50 bis 66 MHz in der WM-Version 2 MB in der Verkaufsversion, 8 MB in der WM-Version 128 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
31 Halbzüge 2084
Bibliothek ca. 80.000 Halbzüge / ~ 10.000 Varianten
Display 2 x 16-stellige Punktmatrix
Spielstufen beliebig programmierbare
Einführungspreis 15.000 DM (7669 €) für die sogenannte Turniermaschine in der Verkaufsversion bzw. 25.000 DM (12.782 €) in der WM-Version. Diese wurde nur in limitierter Auflage hergestellt.
Prozessortyp 32 Bit
Stromversorgung
Maße 50 x 50 x 9,5 cm / Brettgröße 40 cm / Feldgröße 5 cm / Königshöhe 92 cm
Verwandt Mephisto Portorose
Sonstiges
Weltmeister 1989


Infos

Allgemeines zum Mephisto Portorose-Programm:

Ein Jahr war seit der Micro-WM im Spanischen Almeria vergangen und der neue Kampfesort hieß Portorose (im heutigen Slowenien). Hegener & Glaser (Mephisto) hatte wie auch die Jahre zuvor auf das gleiche Erfolgsduo Richard Lang / Ossi Weiner gesetzt - zurecht wie sich zeigte. Alles sollte, und gemessen an den hohen Erwartungen, wurde es auch besser. Der "Neue" trat vor allem mit einer "kommerziellen Hardware" an, die es in sich hatte: ein Motorola 68030 mit 36 MHz, 2 Megabyte für Hash Tables, zu erhalten für "günstige" 15.000 DM. Normalsterbliche durften a.) ihre Almeria`s zur Umrüstung nach München senden oder b.) sich mit den "günstigen" 68020 (32 Bit) + 68000 (16 Bit) Modulsets eindecken.

Da auf der WM kein kommerzieller Gegner auf weiter Flur zu finden war, bekam Mephisto diesen Titel kampflos. Doch halt - in der Softwaregruppe durfte der verwöhnte Seriensieger doch die Klingen kreuzen und zeigen welche Verbesserung er gegenüber seinem Vorgänger aufzuweisen hatte. Es wird niemanden überraschen wenn man sagt, dass der Spielstiel des Portorose nach wie vor als Positionell-ruhig zu charakterisieren ist. Die ohnehin schon umfassende Eröffnungsbibliothek wurde nochmals erweitert (von ca. 60.000 auf ca. 85.000 Halbzüge). Auch die Ausstattung wurde abgerundet (einige "Ungeschliffenheiten" des Menü-Systems wurden verbessert, darunter vor allem die Stellungseingabe), 3 wählbare Spielstile eingeführt (Risiko, Aktive (Grundeinstellung) und Solide). Die restlichen Änderungen betrafen vor allem das Schachprogramm. Der Spielstil ist etwas druckvoller, wobei man von einem wilden Angreifer in jeder Spielstileinstellung noch weit entfernt ist. Interessant ist, dass der Portorose teilweise schon echte strategische Ansätze zu zeigen scheint und auch positionell / taktisch nicht ungeschickt agiert. Sicher - es gab zu dieser Zeit bestimmt stärkere Taktiker (Fidelity) die aber leider in positioneller Hinsicht spürbar abfielen (wenn auch auf hohem Niveau). Es scheint vor allem das Gesamtpaket zu sein, was den Portorose damals zu einem für Computer wie Menschen schwer zu schlagenden Gegner machte. In Simultanveranstaltungen wurden die Skalps von Karpov + Hübner erbeutet, auf der offenen Computer WM an der auch Deep Thought teilnahm, wurde dieser prompt besiegt. Wen wundert es da noch, das auch eine Auswahl des damals frisch gebackenen Deutschen Meisters im Schnellschach mit 7,5 zu 4,5 Punkten deklassiert wurde? Nein - um so was zu erreichen, muss der Portorose schon ein wenig Schachspielen können.


Die Mephisto-Turniermaschinen (nachfolgend als TM bezeichnet) waren Spezialanfertigungen und wurden anlässlich der Schachmicro-WM´s der WMCCC zwischen 1989 und 1992 vorwiegend von der Hobby Computer Centrale München verkauft. Das Holzgehäuse basierte auf dem bewährten ESB-Brett. Diese Spezialgeräte unterschieden sich merklich von den 32-Bit "Serienmodulen" (Motorola 68020 mit 12 Mhz und 1 MB RAM), welche gegenüber den TM deutlich langsamer rechneten. Schätzungsweise wurden von den TM in der "Verkaufsversion" (Portorose - Vancouver 68030 mit 36 Mhz) von 1989 bis 1992 zwischen 25 und 50 Geräte an zahlungskräftige Kunden verkauft. Für die entsprechende Kühlung sorgten zwei im Gerät eingebaute Ventilatoren.

Bei den Weltmeisterschaften 1989 bis 1992 traten wiederum speziell getunte WM-Geräte an. Die TM in der "WM-Version" unterschieden sich von den TM in der "Verkaufsversion" durch handverlesene 68030 CPU´s, einem Schnellwechsler für die EPROMS und die fehlende Abdeckung/Blende auf der Tastatur und dem Display. Offiziell gab es die 68030 CPU bis maximal 50 Mhz. Die Hardware wurde dann von den Mephisto-Ingenieuren in einem Auswahlprozess aufeinander abgestimmt und angepasst. Ab 1991 wurden zusätzlich die CPU´s übertaktet. Bei jedem Gerät handelte es sich somit um ein "Unikat". Für die entsprechende Kühlung sorgten drei eingebäute Ventilatoren. Um die Hash-Tables bei Turnierbedingungen optimal auszunutzen -insbesondere in langwierigen Endspielen- war der Arbeitsspeicher bei den "WM-Versionen" mit 8 MB RAM viermal (!) so groß und deutlich schneller als bei den TM in der "Verkaufsversion". Frühere Recherchen bei der Hobby Computer Centrale ergaben, dass von der TM in der "WM-Version" vermutlich insgesamt nur 6 bis 7 Stück in Handarbeit hergestellt wurden, und zwar

  • wahrscheinlich 2-3 Geräte mit 50 Mhz Taktfrequenz -> spielten mit dieser Hardware bei den WM in Portoroz 1989 und Lyon 1990
  • wahrscheinlich 2 Geräte mit 60 bis 62 Mhz Taktfreqzenz -> spielten mit dieser Hardware bei der WM in Vancouver 1991
  • wahrscheinlich 2 Geräte mit 66 Mhz Taktfrequenz -> spielten mit dieser Hardware bei der "offenen WM" in Madrid 1992


Fazit: Die TM stellten Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die "Krönung" im konventionellen Schachcomputerbau dar. Seinerzeit wurde das maximal technisch machbare mit diesen "Monstern" realisiert, angefangen von den eingebauten Lüftern, welche ein unnachahmliches "Säuseln" und einen eigenständigen Geruch im Raum verbreiteten bis zur imposanten Aussenerscheinung. Gleichzeitig markierten diese Boliden das Ende der Brettcomputer-Ära. Die TM üben insofern auch heute noch auf viele Schachcomputerliebhaber einen besonderen und unnachahmlichen Reiz aus und sind insofern begehrte Sammlerstücke.

Ein Jahr war seit der Micro-WM im Spanischen Almeria vergangen und der neue Kampfesort hieß Portorose (im heutigen Slowenien). Hegener & Glaser (Mephisto) hatte wie auch die Jahre zuvor auf das gleiche Erfolgsduo Richard Lang / Ossi Weiner gesetzt - zurecht wie sich zeigte. Alles sollte, und gemessen an den hohen Erwartungen, wurde es auch besser. Der "Neue" trat vor allem mit einer "kommerziellen Hardware" an, die es in sich hatte: ein Motorola 68030 mit 36 MHz, 2 Megabyte für Hash Tables, zu erhalten für "günstige" 15.000 DM. Normalsterbliche durften a.) ihre Almeria`s zur Umrüstung nach München senden oder b.) sich mit den "günstigen" 68020 (32 Bit) + 68000 (16 Bit) Modulsets eindecken.

Innenleben


Auf den Bildern ist eine Turniermaschine mit 60 MHz (!) zu erkennen. Bei den WM-Versionen der Mephisto TM wurde seitens der Mephisto-Ingenieure beim Quarz teilweise bewusst die MHz-Anzahl unkenntlich gemacht, um sich von der Konkurrenz nicht in die Karten schauen zu lassen.