Novag Robot Adversary: Unterschied zwischen den Versionen

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| Markteinführung = [[1982]]
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| Preis = 2.998 DM (1.500 €)
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| Prozessor = [[Z80]]
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| Prozessortyp = [[8 Bit]]
| Prozessortyp = [[8 Bit]]
| Takt = 7,5 MHz
| Takt = 6 MHz (Erste Einführung - September 1982)
7,5 MHz (Neue Ausführung - Spielwarenmesse 1984)
| RAM = 5 KB  
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| ROM = 32 KB
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| Sonstiges = selbstziehender Roboterarm, Programm '''Mychess''' auf 48 KB erweiterbar
| Sonstiges = selbstziehender Roboterarm, Programm '''Mychess''' auf 48 KB erweiterbar
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Der Robot hat das gleiche Programm wie der Savant II bzw. der Savant Royale, lediglich die Eröffnungsbibliothek wurde um ca. 1000 Halbzüge auf ca. 5500 erweitert. Die Zugeingabe erfolgt über Magnetsensoren unter den Feldern des Spielbretts. Das Außergewöhnliche am Robot - der Name sagt es bereits und auch äußerlich ist es nicht zu übersehen - ist die Zugausgabe über einen Roboterarm, der die Figuren selbständig greift, hochhebt und auf die jeweiligen Zielfelder stellt. Wenn eine Figur geschlagen wird, entfernt er sie vom Brett, und selbstverständlich baut er zu Beginn einer Partie die Grundstellung auf. Diese spektakulären Funktionen sind natürlich nicht jedermanns Sache. Im Schaufenster von diversen Spielwarengeschäfts nahmen sie sich jedenfalls sehr publikumswirksam aus.
Der Robot hat das gleiche Programm wie der Savant II bzw. der Savant Royale, lediglich die Eröffnungsbibliothek wurde um ca. 1000 Halbzüge auf ca. 5500 erweitert. Die Zugeingabe erfolgt über Magnetsensoren unter den Feldern des Spielbretts. Das Außergewöhnliche am Robot - der Name sagt es bereits und auch äußerlich ist es nicht zu übersehen - ist die Zugausgabe über einen Roboterarm, der die Figuren selbständig greift, hochhebt und auf die jeweiligen Zielfelder stellt. Wenn eine Figur geschlagen wird, entfernt er sie vom Brett, und selbstverständlich baut er zu Beginn einer Partie die Grundstellung auf. Diese spektakulären Funktionen sind natürlich nicht jedermanns Sache. Im Schaufenster von diversen Spielwarengeschäfts nahmen sie sich jedenfalls sehr publikumswirksam aus.
Der Robot war übrigens das erste Gerät, dass über einen Roboterarm verfügt. Zwar wurde im Herbst [[1980]] der Boris Handroid vorgestellt, der zwar gut funktionierte, es aber dennoch nie zur Serienreife brachte.
Der Robot war übrigens das erste Gerät, dass über einen Roboterarm verfügt. Zwar wurde im Herbst [[1980]] der Boris Handroid vorgestellt, der zwar gut funktionierte, es aber dennoch nie zur Serienreife brachte.


Der Arm des Robot funktioniert nicht nur einwandfrei, er bewegt sich sogar einigermaßen elegant. Zudem hat das Steuerungsprogramm noch einen besonderen Gag: Man kann »Emotionen« (s.h. Video) zuschalten, die sich dann in allerlei Psycho-Mätzchen auswirken, wie man sie zur Genüge bei menschlichen Schachspielern kennt.
Der Arm des Robot funktioniert nicht nur einwandfrei, er bewegt sich sogar einigermaßen elegant. Zudem hat das Steuerungsprogramm noch einen besonderen Gag: Man kann »Emotionen« (s.h. Video) zuschalten, die sich dann in allerlei Psycho-Mätzchen auswirken, wie man sie zur Genüge bei menschlichen Schachspielern kennt.
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===<br/ > Oldies but Goldies: Novag Robot ===
==== Ein Blick zurück auf einen Klassiker des Computerschachs ====
''Karsten Bauermeister (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1994)''


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'''Gehören Sie auch zu den Leuten, die sich angesichts immer neuer Geschwindigkeits- und Spielstärkenrekorde gelegentlich um ein paar Jahre zurücksehnen, als Rechentiefen um die sechs Halbzüge (ohne selektive Erweiterungen natürlich!) noch Weltspitze darstellten und die Computer noch keine 1800 Elo erreichten? Wahrscheinlich gehören Sie dann auch zu denjenigen, die mittlerweile regelmäßig von ihren Programmen in 20 Zügen überfahren werden und gar nicht wissen, warum sie letztlich eigentlich verloren haben und der Rechner schon im dreizehnten oder vierzehnten Zug eine Mehrfigur in der 20 Halbzüge tiefen Hauptvariante angezeigt hat. Oder Sie gehören zu denjenigen, die eine gewisse nostalgische Neigung haben, wie unser Mitarbeiter Karsten Bauermeister. In seiner neuen Rubrik stellt er in unregelmäßiger Folge klassische Schachcomputer vor, die heutzutage längst zu Sammlerstücken geworden sind.'''
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'''Video von Rüdiger Patommel - Novag Robot "Emotions"'''
Denken wir uns in das Jahr [[1981]] zurück: Der Spezialrechner Belle war mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit von ca. 150.000 Stellungen pro Sekunde der unbestrittene Star am Computerschach-Himmel. Die Kaufhausketten hatten große und gut sortierte Schachcomputer-Abteilungen, und Horten brachte sogar eine eigene Schachcomputerbroschüre mit einem Vergleich aller wichtigen Geräte heraus. 1981 fand denn auch die [[2. WMCCC Travemünde 1981|zweite Mikro-Computer-Weltmeisterschaft in Travemünde]] statt. Kurz gesagt: der Schachcomputer-Markt in Deutschland boomte.
 
Zu diesem Zeitpunkt beschloss [[Novag]]-Chef [[Peter Auge]], der bis dahin nur Kleingeräte gebaut hatte, in der Spitzenklasse der Schachcomputer mitzumischen. Er engagierte [[David Kittinger]], der sich mit seinem Schachprogramm Mychess schon einen Namen gemacht hatte, und ließ in Hongkong eine neue Schachcomputer-Linie entwerfen. Das Ergebnis konnte dann Anfang 1981 in einem farbigen Hochglanz-Faltblatt bestaunt werden: Da gab es den [[Novag Micro Chess|Micro-Chess]], den ersten Mini-Schachcomputer mit Druck-Sensorbrett, den vernünftigen [[Novag Super Sensor IV|Super Sensor IV]] mit einem 20x20 cm großen Druck-Sensorbrett, den revolutionären [[Novag Savant|Savant]] mit einem LCD-Brett, auf dem die Züge mittels Fingerberührung der Felder eingegeben wurden, und als Krönung den Robot Adversary, der seine eigenen Züge mittels eines Greifarme ausführte.


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<html><iframe width="640" height="390" src="https://www.youtube.com/embed/0FXR51yuvFc" frameborder="0" allowfullscreen></iframe></html>
==== Technik und Design vom Feinsten ====


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Die Technik umfasste diverse Kupplungen und eine ausgeklügelte Software, die den Arm des Robot erst die Felder zügig ansteuern und ein wenig darüber hinausfahren ließ, und ihn dann im Rückwärtsgang mit leichtem Schwung zurückführte. Sie erwies sich aber wohl doch als erheblich komplizierter als erwartet. Jedenfalls verzögerte sich die Auslieferung des Robot bis in den September 1982, und auch die ersten schließlich ausgelieferten Geräte hatten mit diversen Kinderkrankheiten zu kämpfen.


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Schon vordergründig bestach der Robot durch sein futuristisches Äußeres. Das brachte ihm im Januar [[1983]] den Governor's Award ein, einen Preis der Hongkonger Industrie für herausragendes Design und technische Leistungen. So ist der Robot beispielsweise das einzige Gerät, dessen 48x46 cm großes Gehäuse inklusive des Magnetsensorbrettes fast komplett aus Metall besteht. Weiter besitzt der Robot eine Anzeige aus 12 roten LEDs, die unter einer dunklen Plexiglasabdeckung rechts oben schlummert und so nicht ohne weiteres als solche zu erkennen ist. Mittels dieser LEDs kann der Robot Schach und Matt anzeigen, was im Spiel völlig ausreicht.


<pgn>
[Event "6. Oldie Turnier - Selbstzieherturnier"]
[Site "Klingenberg am Main"]
[Date "2010.04.17"]
[Round "5"]
[White "Phantom Force, Excalibur"]
[Black "Robot Adversary, Novag"]
[Result "0-1"]
[ECO "D35"]
[PlyCount "108"]


1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nc3 Nf6 4. cxd5 exd5 5. Bg5 Nc6 6. e3 Bb4 7. Bd3 h6 8. Bf4
==== Kein kommerzieller Erfolg ====
O-O 9. Qc2 Be6 10. O-O-O g5 11. Bg3 Bxc3 12. Qxc3 Ne4 13. Qc2 Nb4 14. Qb3 c5
15. Bb5 Qa5 16. a4 c4 17. Qa3 a6 18. Bxc4 dxc4 19. f3 Nd3+ 20. Rxd3 Nxg3 21.
hxg3 cxd3 22. Nh3 Qc7+ 23. Qc3 Qxg3 24. Qd2 Rac8+ 25. Kb1 Rc2 26. Qxd3 Qxg2 27.
Nf2 Rxf2 28. Qd1 Bb3 29. Qc1 Rxb2+ 30. Qxb2 Qxh1+ 31. Qc1 Qxf3 32. a5 Qd1 33.
Qxd1 Bxd1 34. Kc1 Ba4 35. Kb2 Rc8 36. Ka3 Rc4 37. Kb2 Bd1 38. d5 Rc5 39. d6
Rxa5 40. e4 Ra4 41. Kc1 Rd4 42. e5 Rd5 43. e6 Rxd6 44. e7 Ba4 45. Kb2 Rd3 46.
e8=Q+ Bxe8 47. Kc2 Bb5 48. Kb2 g4 49. Kc1 g3 50. Kb2 g2 51. Kc2 g1=Q 52. Kb2
Qg2+ 53. Kc1 f5 54. Kb1 Rd1# 0-1


Ein großer Erfolg war der Robot jedoch für Novag nie, was vermutlich nicht nur am hohen Preis von anfänglich 2700,- DM lag, sondern vielmehr an der Spielstärke, nach der Schachcomputer nun einmal überwiegend beurteilt werden. Das 32 KB-Programm stammte aus dem [[Novag Savant II|Savant II]], besaß jedoch eine auf ca. 5500 Halbzüge vergrößerte Eröffnungsbibliothek. Damit war der Robot 1982 ungefähr eine Klasse schlechter als die konkurrierenden Spitzengeräte von [[Fidelity]] ([[Fidelity CC Elite Champion|Elite Champion]] und [[Fidelity Prestige|Prestige]]) und [[Mephisto]] (Programm-Modul [[Mephisto II|ESB II]]). Zur Orientierung: Der Fidelity Prestige, das 1982 wohl stärkste Gerät, wird in der schwedischen Liste [[1994]] mit 1656 Elo-Punkten angegeben; der Robot dürfte noch 100 bis 150 Elo-Punkte darunter liegen. Hier eine kleine Kostprobe seiner Spielkünste:
<pgn>
[Event "Turnierpartie (40 Züge in 2 Stunden)"]
[White "Robot, Novag"]
[Black "CC MK VI / Philidor"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "96"]


1. f4 d5 2. Nf3 Nf6 3. e3 Bg4 4. Nc3 Nc6 5. Bb5 Qd7 6. O-O O-O-O 7. d4 e6 8. a4
Be7 9. a5 {Aggressiv, aber in der Folge nicht konsequent gespielt.} a6 10. Bxc6
Qxc6 11. h3 Bf5 12. Bd2 h5 {Der Gegenangriff rollt.} 13. Ne5 Qe8 14. Ne2 Ne4
15. Nc3 Nxd2 16. Qxd2 h4 17. Nf3 Rh5 18. Qf2 Rd6 19. Qe2 g6 20. Rad1 Qd8 21.
Ne5 Qf8 22. e4 {Der Robot sucht sein Glück in der ÃâC“ffnung des Zentrums.} Bxe4
23. Nxe4 dxe4 24. Qxe4 Rd5 25. Nc4 Bb4 26. c3 Bxa5 27. b4 Bb6 28. Nxb6+ cxb6
29. Rfe1 Qd6 30. c4 Rdf5 31. c5 bxc5 32. bxc5 Qxf4 33. Qe2 Rhg5 34. c6 Rg3 35.
Kh1 Kb8 36. Rb1 b5 37. Ra1 Qxd4 38. Rxa6 Qd5 39. Kh2 Rfg5 40. Rg1 Qc4 41. Qd2
Qd5 42. Qf2 Qc5 43. Qxf7 {Das Matt ist nur noch durch ein Damenopfer
hinauszuzögern.} Qxg1+ 44. Kxg1 Rxg2+ 45. Kf1 Rg1+ 46. Ke2 R5g2+ 47. Kd3 Rd1+
48. Kc3 b4+ {Abgebrochen.} 1-0
</pgn>


[Event "6. Oldie Turnier - Selbstzieherturnier"]
In anderen Partien zeigt sich aber eine gewisse Anfälligkeit:
[Site "Klingenberg am Main"]
<pgn>
[Date "2010.04.17"]
[Event "Turnierpartie (40 Züge in 2 Stunden)"]
[Round "4"]
[White "CC MK VI / Philidor"]
[White "Robot Adversary, Novag"]
[Black "Robot, Novag"]
[Black "2Robot, Novag"]
[Result "1-0"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "61"]
[ECO "A00"]
[PlyCount "76"]


1. e4 d5 2. Nc3 d4 3. Nd5 e6 4. Nf4 Nf6 5. d3 e5 6. Nfe2 Bg4 7. Nf3 Bxf3 8.
1. e4 c6 2. d4 d5 3. e5 Bf5 4. Bd3 Bxd3 5. Qxd3 e6 6. Nf3 Nd7 7. O-O Qb6 8. Nc3
gxf3 Nc6 9. c3 Bc5 10. Bh3 O-O 11. cxd4 Bb4+ 12. Bd2 Bxd2+ 13. Qxd2 Nxd4 14.
Bb4 9. Bg5 f6 10. exf6 gxf6 11. Bf4 Rd8 12. a3 Bxc3 13. Qxc3 Ne7 14. Rfe1 Kf7
Nxd4 Qxd4 15. O-O Rad8 16. Rad1 Rd6 17. Rfe1 Rfd8 18. Qc2 Rc6 19. Qb3 Rb6 20.
15. Qe3 Nf8 16. b4 Nf5 17. Qd2 Ng6 18. Bh6 Rhg8 19. Rad1 Qa6 20. Ra1 Ngh4 21.
Qc4 Qxc4 21. dxc4 Rbd6 22. Rxd6 Rxd6 23. Bc8 Rd2 24. b4 b6 25. Ra1 c6 26. Kg2
Nxh4 Nxh4 22. Qf4 Nxg2 23. Qc7+ Kg6 24. Kxg2 Kxh6+ 25. Kh3 Rde8 26. Qf7 Rgf8
h5 27. Bb7 c5 28. bxc5 bxc5 29. a3 g5 30. Rb1 a5 31. Rb6 Kg7 32. Rb5 h4 33.
27. Qc7 f5 28. Rg1 Qxa3+ {Zu spät wird die Bedrohung gesehen!} 29. Rxa3 Rg8
Rxc5 Rb2 34. Bc6 Rb6 35. Ba4 Nh5 36. Rxe5 Nf4+ 37. Kg1 Rb1+ 38. Bd1 Rxd1# 0-1
30. Qf4+ Kh5 31. Qh4# 1-0
</pgn>
</pgn>


==== Emotionen ====
Die interessanteste Eigenschaft neben der Technik fördert aber eine Taste mit der Bezeichnung "Emotions" zutage. Ist diese Funktion eingeschaltet, "freut" und "ärgert" sich der Computer während einer Partie lautstark! Bei einem Figurenverlust fährt beispielsweise der Arm des Robot unter lautem Sirenengeheul mehrfach quer über das Brett, und die LEDs fangen an, wild zu blinken. Ähnliches geschieht, wenn der Robot Matt setzt. Damit dürfte der Robot die Ehre haben, der lauteste Schachcomputer zu sein, der je gebaut wurde.
Die höchste Form computerschachlicher Arroganz erfährt man allerdings bei ausgeglichenem Materialstand: Dann fährt manchmal der Arm des Robot auf den gegnerischen König zu und berührt diesen leicht seitlich, bis er schräg steht. Die Geste ist eindeutig: "Gib endlich auf, Patzer", gibt der Computer seinem menschlichem Gegenüber hiermit zu verstehen! Allein diese Taste macht den Robot zum wohl faszinierendsten Stück meiner Schachcomputer-Sammlung.
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<center><html><object width="480" height="385"><param name="movie" value="https://www.youtube.com/v/2TOsdvr7GTQ?fs=1&amp;hl=de_DE"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="https://www.youtube.com/v/2TOsdvr7GTQ?fs=1&amp;hl=de_DE" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="480" height="385"></embed></object></html></center>
==== Video von Rüdiger Patommel - Novag Robot "Emotions" ====


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==== Sammlerglück mit 2000 Stück ====


Die Produktion des Robot wurde nach nur 2000 gebauten Exemplaren eingestellt, was ihn aber heutzutage bei Sammlern umso begehrter macht. Ich werde oft gefragt, was der Robot denn heute wert sei. Schwer zu sagen, da es keinen wirklichen Markt für "klassische" Schachcomputer gibt. Wenn in den letzten Jahren einmal ein Robot verkauft wurde, dann wechselte gewöhnlich eine vierstellige Stimme den Besitzer. Diesbezügliche Anfragen bei mir sind jedoch zwecklos. Mein Exemplar ist unverkäuflich und soll weiter meine eigene Sammlung zieren.
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[[bild:Robot_1.jpg|240px|left|thumb|Novag Robot Patent 1]]
[[bild:Robot_1.jpg|240px|left|thumb|Novag Robot Patent 1]]
[[bild:Robot_2.jpg|340px|right|thumb|Novag Robot Patent 2]]
[[bild:Robot_2.jpg|340px|left|thumb|Novag Robot Patent 2]]
 
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==Inside the Chess Computer==
<small>'''Pictures by''' [https://sites.google.com/site/proyectosdeberger Gerardo M. - Los Proyectos de Berger / Website]</small>
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|[[Bild:Novag_Robot_Adversary_KBD.jpg|thumb|350px|"Keyboard" (bottom side)]]
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|-
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|[[Bild:Novag_Robot_Adversary_ROM.jpg|thumb|350px|ROM PCB]]
|}
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==Weblinks==
* [http://www.chesscomputeruk.com/html/novag_robot_adversary.html Novag Robot Adversary] by [http://www.chesscomputeruk.com Chess Computer UK]
* [https://chessprogramming.wikispaces.com/Robot+Adversary Robot Adversary] by [http://www.chessprogramming.wikispaces.com Chess Programming Wiki]
* [http://kikuyumoja.com/2011/10/23/novag-robot-adversary-chess-computer Novag Robot Adversary chess computer] by [http://kikuyumoja.com/ Kikuyumoja]
* [https://www.flickr.com/photos/kikus/6272683530/in/photostream  Novag Chess Robot Adversary (1982) | Flickr - Fotosharing] by [http://kikuyumoja.com/ Kikuyumoja]
* [http://www.schaakcomputers.nl/hein_veldhuis/database/files/09-1982%20%5BL-0001%5D%20Novag%20-%20Chess%20Robot%20Adversary.pdf Novag - Chess Robot Adversary] aus der [http://www.schaakcomputers.nl/hein_veldhuis/database/ Datenbank  von Hein Veldhuis]


[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Schachcomputer]]

Version vom 27. Mai 2018, 21:12 Uhr

Novag Robot Adversary
Hersteller Novag
Markteinführung 1982
CElo 1462
Programmierer David Kittinger
Prozessor Takt RAM ROM
Z80B 6 MHz (Erste Einführung - September 1982)

7,5 MHz (Neue Ausführung - Spielwarenmesse 1984)

5 KB 32 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
14 Halbzüge
Bibliothek 5.500 Halbzüge
Display -
Spielstufen 10 (8 Spiel- + 2 Analysestufen)
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe Roboterarm + 12 LEDs (u.a. zur Anzeige von "Schach" und "Matt")
Einführungspreis 2.998 DM (1.500 €)
Prozessortyp 8 Bit
Stromversorgung Netz: 12V~ / 2.2A
Maße 46 x 48 x 25 cm / 8,9 Kg
Verwandt Novag Savant, Novag Savant II
Sonstiges
selbstziehender Roboterarm, Programm Mychess auf 48 KB erweiterbar



Infos

Der Robot hat das gleiche Programm wie der Savant II bzw. der Savant Royale, lediglich die Eröffnungsbibliothek wurde um ca. 1000 Halbzüge auf ca. 5500 erweitert. Die Zugeingabe erfolgt über Magnetsensoren unter den Feldern des Spielbretts. Das Außergewöhnliche am Robot - der Name sagt es bereits und auch äußerlich ist es nicht zu übersehen - ist die Zugausgabe über einen Roboterarm, der die Figuren selbständig greift, hochhebt und auf die jeweiligen Zielfelder stellt. Wenn eine Figur geschlagen wird, entfernt er sie vom Brett, und selbstverständlich baut er zu Beginn einer Partie die Grundstellung auf. Diese spektakulären Funktionen sind natürlich nicht jedermanns Sache. Im Schaufenster von diversen Spielwarengeschäfts nahmen sie sich jedenfalls sehr publikumswirksam aus. Der Robot war übrigens das erste Gerät, dass über einen Roboterarm verfügt. Zwar wurde im Herbst 1980 der Boris Handroid vorgestellt, der zwar gut funktionierte, es aber dennoch nie zur Serienreife brachte.

Der Arm des Robot funktioniert nicht nur einwandfrei, er bewegt sich sogar einigermaßen elegant. Zudem hat das Steuerungsprogramm noch einen besonderen Gag: Man kann »Emotionen« (s.h. Video) zuschalten, die sich dann in allerlei Psycho-Mätzchen auswirken, wie man sie zur Genüge bei menschlichen Schachspielern kennt.


Oldies but Goldies: Novag Robot

Ein Blick zurück auf einen Klassiker des Computerschachs

Karsten Bauermeister (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1994)

Gehören Sie auch zu den Leuten, die sich angesichts immer neuer Geschwindigkeits- und Spielstärkenrekorde gelegentlich um ein paar Jahre zurücksehnen, als Rechentiefen um die sechs Halbzüge (ohne selektive Erweiterungen natürlich!) noch Weltspitze darstellten und die Computer noch keine 1800 Elo erreichten? Wahrscheinlich gehören Sie dann auch zu denjenigen, die mittlerweile regelmäßig von ihren Programmen in 20 Zügen überfahren werden und gar nicht wissen, warum sie letztlich eigentlich verloren haben und der Rechner schon im dreizehnten oder vierzehnten Zug eine Mehrfigur in der 20 Halbzüge tiefen Hauptvariante angezeigt hat. Oder Sie gehören zu denjenigen, die eine gewisse nostalgische Neigung haben, wie unser Mitarbeiter Karsten Bauermeister. In seiner neuen Rubrik stellt er in unregelmäßiger Folge klassische Schachcomputer vor, die heutzutage längst zu Sammlerstücken geworden sind.

Denken wir uns in das Jahr 1981 zurück: Der Spezialrechner Belle war mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit von ca. 150.000 Stellungen pro Sekunde der unbestrittene Star am Computerschach-Himmel. Die Kaufhausketten hatten große und gut sortierte Schachcomputer-Abteilungen, und Horten brachte sogar eine eigene Schachcomputerbroschüre mit einem Vergleich aller wichtigen Geräte heraus. 1981 fand denn auch die zweite Mikro-Computer-Weltmeisterschaft in Travemünde statt. Kurz gesagt: der Schachcomputer-Markt in Deutschland boomte.

Zu diesem Zeitpunkt beschloss Novag-Chef Peter Auge, der bis dahin nur Kleingeräte gebaut hatte, in der Spitzenklasse der Schachcomputer mitzumischen. Er engagierte David Kittinger, der sich mit seinem Schachprogramm Mychess schon einen Namen gemacht hatte, und ließ in Hongkong eine neue Schachcomputer-Linie entwerfen. Das Ergebnis konnte dann Anfang 1981 in einem farbigen Hochglanz-Faltblatt bestaunt werden: Da gab es den Micro-Chess, den ersten Mini-Schachcomputer mit Druck-Sensorbrett, den vernünftigen Super Sensor IV mit einem 20x20 cm großen Druck-Sensorbrett, den revolutionären Savant mit einem LCD-Brett, auf dem die Züge mittels Fingerberührung der Felder eingegeben wurden, und als Krönung den Robot Adversary, der seine eigenen Züge mittels eines Greifarme ausführte.


Technik und Design vom Feinsten

Die Technik umfasste diverse Kupplungen und eine ausgeklügelte Software, die den Arm des Robot erst die Felder zügig ansteuern und ein wenig darüber hinausfahren ließ, und ihn dann im Rückwärtsgang mit leichtem Schwung zurückführte. Sie erwies sich aber wohl doch als erheblich komplizierter als erwartet. Jedenfalls verzögerte sich die Auslieferung des Robot bis in den September 1982, und auch die ersten schließlich ausgelieferten Geräte hatten mit diversen Kinderkrankheiten zu kämpfen.

Schon vordergründig bestach der Robot durch sein futuristisches Äußeres. Das brachte ihm im Januar 1983 den Governor's Award ein, einen Preis der Hongkonger Industrie für herausragendes Design und technische Leistungen. So ist der Robot beispielsweise das einzige Gerät, dessen 48x46 cm großes Gehäuse inklusive des Magnetsensorbrettes fast komplett aus Metall besteht. Weiter besitzt der Robot eine Anzeige aus 12 roten LEDs, die unter einer dunklen Plexiglasabdeckung rechts oben schlummert und so nicht ohne weiteres als solche zu erkennen ist. Mittels dieser LEDs kann der Robot Schach und Matt anzeigen, was im Spiel völlig ausreicht.


Kein kommerzieller Erfolg

Ein großer Erfolg war der Robot jedoch für Novag nie, was vermutlich nicht nur am hohen Preis von anfänglich 2700,- DM lag, sondern vielmehr an der Spielstärke, nach der Schachcomputer nun einmal überwiegend beurteilt werden. Das 32 KB-Programm stammte aus dem Savant II, besaß jedoch eine auf ca. 5500 Halbzüge vergrößerte Eröffnungsbibliothek. Damit war der Robot 1982 ungefähr eine Klasse schlechter als die konkurrierenden Spitzengeräte von Fidelity (Elite Champion und Prestige) und Mephisto (Programm-Modul ESB II). Zur Orientierung: Der Fidelity Prestige, das 1982 wohl stärkste Gerät, wird in der schwedischen Liste 1994 mit 1656 Elo-Punkten angegeben; der Robot dürfte noch 100 bis 150 Elo-Punkte darunter liegen. Hier eine kleine Kostprobe seiner Spielkünste:

In anderen Partien zeigt sich aber eine gewisse Anfälligkeit:

Emotionen

Die interessanteste Eigenschaft neben der Technik fördert aber eine Taste mit der Bezeichnung "Emotions" zutage. Ist diese Funktion eingeschaltet, "freut" und "ärgert" sich der Computer während einer Partie lautstark! Bei einem Figurenverlust fährt beispielsweise der Arm des Robot unter lautem Sirenengeheul mehrfach quer über das Brett, und die LEDs fangen an, wild zu blinken. Ähnliches geschieht, wenn der Robot Matt setzt. Damit dürfte der Robot die Ehre haben, der lauteste Schachcomputer zu sein, der je gebaut wurde. Die höchste Form computerschachlicher Arroganz erfährt man allerdings bei ausgeglichenem Materialstand: Dann fährt manchmal der Arm des Robot auf den gegnerischen König zu und berührt diesen leicht seitlich, bis er schräg steht. Die Geste ist eindeutig: "Gib endlich auf, Patzer", gibt der Computer seinem menschlichem Gegenüber hiermit zu verstehen! Allein diese Taste macht den Robot zum wohl faszinierendsten Stück meiner Schachcomputer-Sammlung.

Video von Rüdiger Patommel - Novag Robot "Emotions"



Sammlerglück mit 2000 Stück

Die Produktion des Robot wurde nach nur 2000 gebauten Exemplaren eingestellt, was ihn aber heutzutage bei Sammlern umso begehrter macht. Ich werde oft gefragt, was der Robot denn heute wert sei. Schwer zu sagen, da es keinen wirklichen Markt für "klassische" Schachcomputer gibt. Wenn in den letzten Jahren einmal ein Robot verkauft wurde, dann wechselte gewöhnlich eine vierstellige Stimme den Besitzer. Diesbezügliche Anfragen bei mir sind jedoch zwecklos. Mein Exemplar ist unverkäuflich und soll weiter meine eigene Sammlung zieren.



Novag Robot Patent 1
Novag Robot Patent 2


Inside the Chess Computer

Pictures by Gerardo M. - Los Proyectos de Berger / Website

"Keyboard" (bottom side)
Mainboard
Mainboard with component identification
CPU
RAM Bank
ROM PCB


Weblinks