Novag Super Expert C: Unterschied zwischen den Versionen

aus Schachcomputer.info Wiki, der freien Schachcomputer-Wissensdatenbank
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 4: Zeile 4:
| Bild = [[Bild:SEC01.jpg|center|250px]]
| Bild = [[Bild:SEC01.jpg|center|250px]]
| Hersteller = [[Novag]]
| Hersteller = [[Novag]]
| Markteinführung = [[1990]]
| Markteinführung = {{Erscheinungsjahr|1990}}
| Preis = 1498 DM (750 €)
| Preis = 1498 DM (750 €)
| Prozessor = [[65C02]]
| Prozessor = [[65C02]]

Version vom 3. April 2019, 14:55 Uhr

Novag Super Expert C
Hersteller Novag
Markteinführung 1990
CElo 2036
Programmierer Kittinger, David
Prozessor 65C02
Prozessortyp 8 Bit
Takt 5 und 6 MHz (Quarzoszillator 10 und 12 MHz)
RAM 8 KB
ROM 96 KB
Bibliothek 32.000 Halbzüge

+
ca. 700 programmierbare

Einführungspreis 1498 DM (750 €)
Rechentiefe 28 Halbzüge
BT-2450 1907
BT-2630 -
Colditz -
Verwandt Novag Super Forte C
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe 64 Feld-LEDs
Display 16 st. Punktmatrix
Stromversorgung Novag 8220, 8.5V / 0.8A AC
Spielstufen 64
Maße 47,3 x 40 x 4,9 cm

Spielfläche: 32 x 32 cm Königshöhe: 7,8 cm

Sonstiges
Zubehör
  • Tuning: 7 - 9 MHz vereinzelt möglich
  • bekannte Programmversionen: 1.2 / 3.6
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug A3
30 Min. / Partie C5
60 Sek. / Zug A4
60 Min. / Partie C6
Turnier A7
Analyse Infinite Level


Einführung

Die Geräte der Super Forte/Expert-Serie erschienen im Jahre 1987 mit der Programmversion A, 1989 erfolgte die Veröffentlichung der Version B. Die Entwicklung gipfelte schließlich in der Version C im Jahre 1990, gleichzeitig war dies auch das letzte 8-Bit Gerät der Firma Novag, danach stieg man auf 16Bit-Technik in Form der Motorola 68000 CPU um (Novag Diablo 68000 und Scorpio 68000). Der Novag Super Forte hatte quasi das Kunststoffgehäuse des Vorgängers Novag Forte (allerdings vollständig in Schwarz gehalten) während der Super Expert eine Neukreation aus Holz war, die sich am Novag Constellation Expert orientierte. Besonders das Holzgerät war eine Augenweide und zählt auch heute noch zu den schönsten Schachcomputern, die je gebaut wurden. Die Geräte waren quasi modular aufgebaut, ließen sie sich doch durch einfaches ÃâC“ffnen des Gehäuses und Austausch der EPROMs auf die jeweils neueste Version umrüsten. Die Taktfrequenz betrug zunächst 5 MHz, ab Version B wurde auch die Umrüstung auf 6 MHz angeboten.

Ausstattung

Austattungsmäßig hatte sich gegenüber der Forte-Generation u. a. das Display zum Positiven geändert, es zeigte jetzt die verbrauchte Zeit beider Seiten an und war auch deutlich besser zu lesen. Was die Funktionsvielfalt angeht, bleiben kaum Wünsche offen. Dies manifestiert sich auch in insgesamt 24 zum Teil doppelt belegten Funktionstasten, die eine schier unendliche Vielfalt von Bedien- und Einstellungsmöglichkeiten sowie Informationen bieten. Darüberhinaus wurde ab der C-Version erstmals das Novag Super System mit PC-Schnittstelle, Anschluss an ein externes Schachbrett sowie an ein TV-Gerät über eine sogenannte Distributor-Box angeboten. Die Eröffnungsbibliothek, unterteilt in eine Turnier- und eine Gambitbilbliothek, war inzwischen auf 32.000 Halbzüge angewachsen und im 8 KB großen, batteriegepufferten SRAM des Gerätes blieb auch noch Platz für die Eingabe von ca. 700 Halbzügen eigener Eröffnungen.

Spielweise

Die Tendenz des Novag-Programmierers Dave Kittinger, mehr und mehr positionelle Kriterien in seine Programme einzubauen, setzte sich zunächst mit Version A fort. Die nachfolgende B-Version war dagegen taktisch ein Monster, hatte aber in positioneller Hinsicht einige Schwachpunkte. Eine neue Meisterleistung Kittingers sollte aber schließlich der Super Expert in der C-Version werden, besonders in der 6 MHz Ausführung. Sie darf ohne Übertreibung als Krönung der 65C02-Schachcomputertechnik bezeichnet werden. Kittinger schaffte es fast, die für 8Bit-Geräte magische Grenze von 2000 ELO Punkten in der damaligen SSDF-Liste zu knacken, geführt wurde der Computer offiziell mit 1960 ELO (alt, neu ca. 1860). Die wahre Spielstärke dürfte sogar noch etwas höher liegen, er zählt damit sicherlich zu den stärksten 8Bit-Geräten aller Zeiten.

Was ist nun das Besondere am C-Programm Kittingers? Nun, der Amerikaner führte neben grundsätzlichen programmtechnischen Verbesserungen, sogenannte Selective Search Funktionen ein, die es dem Super Forte C ermöglichen, je nach Einstellung, bestimmte Stellungen in den Spitzen effektiv und vor allem tiefer zu untersuchen. Novag spricht hier von der "rekursiv reduzierten Überprüfung der Zugberechnung", die verhindern soll, daß vielversprechende Varianten zu früh abgebrochen bzw. übersehen werden.

Einige interessante Anmerkungen zu den beim Super Forte C vorgenommenen Programmänderungen finden sich auch in der Ausgabe 2/90 der amerikanischen Schachcomputer Magazins Computer Chess Reports[1]. Dort beschreibt der Mitherausgeber des Magazins und Co-Autor des PC-Schachprogramms RexChess, Larry Kaufman[[2]], Internationaler Meister und anerkannter Computerschachexperte, sein Mitwirken am Programm.

Eine zunächst vielleicht nicht allzu bekannte Tatsache ist, daß Kaufman offensichtlich viele Eröffnungsbücher für die Novag-Computer erstellt hat, so auch für den Novag Super Forte C. Darüberhinaus hat Novag aber beim C-Programm erstmals sogenannte „Figuren-Felder-Tabellen“ (engl. piece square tables) eingesetzt, wie sie später z. B. im PC-Programm Fritz3 verwendet und dem Benutzer zugänglich gemacht wurden. Diese Programmtechnik wurde von Don Daily[[3]] und Larry Kaufman[[4]] wohl erstmals in Rexchess vewendet, offenbar müssen die beiden irgendwelche Schutzrechte daran gehabt haben. Novag jedenfalls, so berichtet Kaufman, hat die dafür notwendigen Regelsätze und das von ihm einprogrammierte Schachwissen käuflich erworben und den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen angepaßt, d.h. im wesentlichen wurden Teile des eher spekulativen Novag Stils hinzugefügt.

Dies erklärt dann auch den offensichtlichen Spielstärkeunterschied zur Version B. Novag hatte bis dato immer sehr viel Wert auf die Bewertung der ersten Zuges gelegt, was häufig im Ausspielen von offensichtlich gut aussehenden Zügen gipfelte, ein zumeist taktischer Vorteil bei kurzen Bedenkzeiten. Mit der Einführung der C-Version und der „Figuren-Felder-Tabellen“ wurde der Schwerpunkt offensichtlich mehr in die Bewertung der Endstellung und die Plazierung der Figuren gelegt.

Insgesamt wurde das Programm so stärker positionell ausgerichtet, was aber durch die Wahl der sogenannten Selektivitätsstufe (Selective Search) beeinflußt werden konnte. Das Programm erlaubt die Einstellung von 8 verschiedenen Selective Search Stufen, über die spielstärkste Einstellung wird auch heute noch diskuitiert, in Schweden wurde z. B. Sel 5 verwendet. Der Super Forte C war taktisch sowie positionell gleichermaßen stark und auch spektakuläre PSH-Züge tauchten wieder auf, man fühlte sich in seelige "Super-Conny" Zeiten (auf höherem Niveau!) zurückversetzt.

Schließlich noch etwas für diejenigen, die am Tuning des Novag Super Forte C interessiert sind. In seinem oben zitierten Bericht erwähnt Kaufmann, daß es bei vielen Geräten offensichtlich ohne größere Umbaumaßnahmen möglich war, ein Tuning auf 8 oder sogar 9 Mhz vorzunehmen, vorausgestzt man setzt 8 Mhz CPUs ein. Solche Geräte sind zumindest in den USA und Canada auch in Turnieren eingesetzt worden. Eine sicherlich sehr interessante Aussage, die es zu prüfen gilt.

Novag änderte im Übrigen mit der Auflage der letzten Serie der Super Expert C (6 MHz), die Tastaturbeschriftung geringfügig ohne allerdings deren Funktion zu verändern:

a) die SOUND Taste ist unten anstelle von INFO mit DEPTH SEARCH gekennzeichnet

b) die BEST MOVE Taste ist unten mit CRITIQUE anstelle von REVIEW beschriftet

Mit Erscheinen der letzten Version gab es wohl auch noch einige kleine Programmverbesserungen bzw. Fehlerbreinigungen, die aber nicht veröffentlicht wurden, was damals leider gängige Praxis bei jedem Hersteller war. Die letzte Version hat die Revisionsnummer 3.6, vorhergehende Versionen trugen die Revision 1.2.

Bilder

Partiebeispiel

Ein ausgezeichnetes Beispiel zeigt die Turnierpartie zwischen dem Mephisto Milano und Novag Super Forte C 6 MHz. Mit dem 9.Zug Sxe4!! opfert der Novag Super Forte C 6 MHz seine Dame, um Angriff zu erlangen. Ein Zug, der selbst heute von den stärksten PC-Programmen nicht ohne weiteres gefunden wird.

Mephisto Milano - Novag Super Forte C 6 MHz








 

ScotchC45

Mephisto Milano
Novag Super Forte C 6 MHz

Turnierpartie


1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. d4 exd4 4. Sxd4 Lc5 5. Sb3 Lb6 6. Sc3 Letzter Zug aus Bibilothek 6... Sf6 7. Lg5 h6 8. Lh4 d6 Letzter Zug aus Bibilothek 9. a4 Sxe4!! 10. Lxd8 Lxf2+ 11. Ke2 Lg4+ 12. Kd3 Se5+ Der SFC setzt auch ohne Dame voll auf Angriff. 13. Kxe4 f5+ 14. Kd5 Txd8 Nach 14... Kd7?? rettet sich Weiß noch mit 15. Lxc7 Lxd1 16. Sxd1 Kxc7 17. Sxf2 15. Dxg4 Sxg4? Weiß gibt die Dame freiwillig zurück, Schwarz nimmt mit dem Springer zurück, damit das Feld e4 gedeckt bleibt. Anmerkung M.Völschow: 15... c6+ ist deutlich stärker, als der Textzug. Zwingt den weißen König ins gegnerische Lager. 16. Ke6 O-O! Mit der Drohung Matt in 3. Die Partie ist für Weiß verloren. Alle noch verbleibenden Züge für Weiß, führen zu großem Materialverlust. 17. Sd5 fxg4 18. Te1 Lxe1 19. Ld3 Tf7 20. Txe1 Te8+ 21. Kxd6 Td7+ 22. Kc5 Txd5+ 23. Kb4 Sxd3+ 24. cxd3 Txe1 16. Ke6?? 16. Sd1 c6+ 17. Kc4 Se5+ 18. Kb4 Lh4 19. Se3 O-O= 16... O-O 17. Sd5 Tde8+ 18. Se7+ Kh7 19. Lb5 c6 20. Ld3 Weiß sah sich seit dem Opfer leicht im Vorteil. Hier schwenkte er plötzlich um und sagte ein Matt in 4 Zügen an. 20... Lb6 21. Lxf5+ Kh8 22. Lxg4 Tf6+ 23. Kd7 Td8# 0-1 [Eckehard Kopp]

Game(s) in PGN


Welcher Schachcomputer findet diesen Zug auf Turnierstufe?

Mephisto Milano - Novag Super Forte C 6 MHz
9...Sxe4 !!

r1bqk2r/ppp2pp1/1bnp3p/8/P3n2B/1NN5/1PP2PPP/R2QKB1R w KQkq - 0 10



Weitere Bilder von Sascha Warnemünde

  • C Pictures by Sascha Warnemünde