Novag Super Expert C

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Schachcomputer der Marke Novag aus dem Jahre 1989.

Technische Daten:

Baujahr:          1989
Prozessor:        6502 8Bit
Programmspeicher: 96 KB (ROM)
Arbeitsspeicher:  8 KB (RAM)
Taktfrequenz:     5 und 6 MHz (Quarz: 10 bzw. 12 MHz)
Tuning:           7 - 9 MHz vereinzelt möglich
Programmierer:    Dave Kittinger
Zugeingabe:       Drucksensoren + 16 Rand-LEDs
Bibliothek:       32.000 Halbzüge + ca. 700 programmierbare Halbzüge
Elo:              1960
Stellungstests:   1907 BT-2450
Verwandt:         Novag Super Expert A Super Expert B 
Netzteil:         Novag 8220, 8,5V / 0.8A (Plus aussen)

Einführung

Die Geräte der Super Forte/Expert-Serie erschienen im Jahre 1987 mit der Programmversion A, 1988 erfolgte die Veröffentlichung der Version B. Die Entwicklung gipfelte schließlich in der Version C im Jahre 1989, gleichzeitig war dies auch das letzte 8-Bit Gerät der Firma Novag, danach stieg man auf 16Bit-Technik in Form der Motorola 68000 CPU um (Novag Diablo 68000 und Scorpio 68000). Der Novag Super Forte hatte quasi das Kunststoffgehäuse des Vorgängers Novag Forte (allerdings vollständig in Schwarz gehalten) während der Super Expert eine Neukreation aus Holz war, die sich am Novag Constellation Expert orientierte. Besonders das Holzgerät war eine Augenweide und zählt auch heute noch zu den schönsten Schachcomputern, die je gebaut wurden. Die Geräte waren quasi modular aufgebaut, ließen sie sich doch durch einfaches ÃâC“ffnen des Gehäuses und Austausch der EPROMs auf die jeweils neueste Version umrüsten. Die Taktfrequenz betrug zunächst 5 MHz, ab Version B wurde auch die Umrüstung auf 6 MHz angeboten.

Ausstattung

Austattungsmäßig hatte sich gegenüber der Forte-Generation u. a. das Display zum Positiven geändert, es zeigte jetzt die verbrauchte Zeit beider Seiten an und war auch deutlich besser zu lesen. Was die Funktionsvielfalt angeht, bleiben kaum Wünsche offen. Dies manifestiert sich auch in insgesamt 24 zum Teil doppelt belegten Funktionstasten, die eine schier unendliche Vielfalt von Bedien- und Einstellungsmöglichkeiten sowie Informationen bieten. Darüberhinaus wurde ab der C-Version erstmals das Novag Super System mit PC-Schnittstelle, Anschluss an ein externes Schachbrett sowie an ein TV-Gerät über eine sogenannte Distributor-Box angeboten. Die Eröffnugsbibliothek, unterteilt in eine Turnier- und eine Gambitbilbliothek, war inzwischen auf 32.000 Halbzüge angewachsen und im 8 K großen, batteriegepufferten SRAM des Gerätes blieb auch noch Platz für die Eingabe von ca. 700 Halbzügen eigener Eröffnungen.

Spielweise

Die Tendenz des Novag-Programmierers Dave Kittinger, mehr und mehr positionelle Kriterien in seine Programme einzubauen, setzte sich zunächst mit Version A fort. Die nachfolgende B-Version war dagegen taktisch ein Monster, hatte aber in positioneller Hinsicht einige Schwachpunkte. Eine neue Meisterleistung Kittingers sollte aber schließlich der Super Expert in der C-Version werden, besonders in der 6 MHz Ausführung. Sie darf ohne Übertreibung als Krönung der 6502-Schachcomputertechnik bezeichnet werden. Kittinger schaffte es fast, die für 8Bit-Geräte magische Grenze von 2000 ELO Punkten in der damaligen SSDF-Liste zu knacken, geführt wurde der Computer offiziell mit 1960 ELO (alt, neu ca. 1860). Die wahre Spielstärke dürfte sogar noch etwas höher liegen, er zählt damit sicherlich zu den stärksten 8Bit-Geräten aller Zeiten.

Was ist nun das Besondere am C-Programm Kittingers? Nun, der Amerikaner führte neben grundsätzlichen programmtechnischen Verbesserungen, sogenannte Selective Search Funktionen ein, die es dem Super Forte C ermöglichen, je nach Einstellung, bestimmte Stellungen in den Spitzen effektiv und vor allem tiefer zu untersuchen. Novag spricht hier von der "rekursiv reduzierten Überprüfung der Zugberechnung", die verhindern soll, daß vielversprechende Varianten zu früh abgebrochen bzw. übersehen werden.

Einige interessante Anmerkungen zu den beim Super Forte C vorgenommenen Programmänderungen finden sich auch in der Ausgabe 2/90 der amerikanischen Schachcomputer Magazins Computer Chess Reports. Dort beschreibt der Mitherausgeber des Magazins und Co-Autor des PC-Schachprogramms RexChess, Larry Kaufmann, Internationaler Meister und anerkannter Computerschachexperte, sein Mitwirken am Programm.

Eine zunächst vielleicht nicht allzu bekannte Tatsache ist, daß Kaufmann offensichtlich viele Eröffnungsbücher für die Novag-Computer erstellt hat, so auch für den Super Forte C. Darüberhinaus hat Novag aber beim C-Programm erstmals sogenannte „Figuren-Felder-Tabellen“ (engl. piece value tables) eingesetzt, wie sie später z. B. im PC-Programm Fritz3 verwendet und dem Benutzer zugänglich gemacht wurden. Diese Programmtechnik wurde von Don Daily und Larry Kaufmann wohl erstmals in Rexchess vewendet, offenbar müssen die beiden irgendwelche Schutzrechte daran gehabt haben. Novag jedenfalls, so berichtet Kaufmann, hat die dafür notwendigen Regelsätze und das von ihm einprogrammierte Schachwissen käuflich erworben und den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen angepaßt, d. h. im wesentlichen wurden Teile des eher spekulativen Novag Stils hinzugefügt.

Dies erklärt dann auch den offensichtlichen Spielstärkeunterschied zum Vorgänger Super Forte B. Novag hatte bis dato immer sehr viel Wert auf die Bewertung der ersten Zuges gelegt, was häufig im Ausspielen von offensichtlich gut aussehenden Zügen gipfelte, ein zumeist taktischer Vorteil bei kurzen Bedenkzeiten. Mit der Einführung der C-Version und der Figuren-Felder Tabellen wurde der Schwerpunkt offensichtlich mehr in die Bewertung der Endstellung und die Plazierung der Figuren gelegt.

Insgesamt wurde das Programm so stärker positionell ausgerichtet, was aber durch die Wahl der sogenannten Selektivitätsstufe (Selective Search) beeinflußt werden konnte. Das Programm erlaubt die Einstellung von 8 verschiedenen Selective Search Stufen, über die spielstärkste Einstellung wird auch heute noch diskuitiert, in Schweden wurde z. B. Sel 5 verwendet. Der Super Forte C war taktisch sowie positionell gleichermaßen stark und auch spektakuläre PSH-Züge tauchten wieder auf, man fühlte sich in seelige "Super-Conny" Zeiten (auf höherem Niveau!) zurückversetzt.

Schließlich noch etwas für diejenigen, die am Tuning des Super Forte C interessiert sind. In seinem oben zitierten Bericht erwähnt Kaufmann, daß es bei vielen Geräten offensichtlich ohne größere Umbaumaßnahmen möglich war, ein Tuning auf 8 oder sogar 9 Mhz vorzunehmen, vorausgestzt man setzt 8 Mhz CPUs ein. Solche Geräte sind zumindest in den USA und Canada auch in Turnieren eingesetzt worden. Eine sicherlich sehr interessante Aussage, die es zu prüfen gilt.

Novag änderte im Übrigen mit der Auflage der letzten Serie der Super Expert C (6 MHz), die Tastaturbeschriftung geringfügig ohne allerdings deren Funktion zu verändern:

a) die SOUND Taste ist unten anstelle von INFO mit DEPTH SEARCH gekennzeichnet b) die BEST MOVE Taste ist unten mit CRITIQUE anstelle von REVIEW beschriftet

Mit Erscheinen der letzten Version gab es wohl auch noch einige kleine Programmverbesserungen bzw. Fehlerbreinigungen, die aber nicht veröffentlciht wurden, was damals leider gängige Praxis bei jedem Hersteller war. Die letzte Version hat die Revisionsnummer 3.6, vorhergehende Versionen trugen die Revision 1.2.

Novag Super Expert C
Platine Super Expert C
Novag Super Forte C
Super Expert C 6 MHz, letzte Serie
Bedieneinheit Super Expert C 6 MHz, letzte Serie
LCD-Fenster Super Expert C 6 MHz, letzte Serie