Novag Super Nova

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Novag Super Nova
Hersteller Novag
Markteinführung 1990
CElo 1922
Programmierer Kittinger, David
Prozessor Takt RAM ROM
6303Y 4 MHz (16 MHz Quarz) 8 KB 32 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
16 Halbzüge
Bibliothek 15.000 Halbzüge
Display 4-stellige 7-Segment Anzeige
Spielstufen 48
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 4-stellige 7-Segment Anzeige, 16 Rand LEDs
Einführungspreis € 250,00
Prozessortyp 8 Bit, Singlechip
Stromversorgung Batterie = 6 x AA, Netz = 9V
Maße Spielfeldgröße 22 cm
Verwandt Novag Super VIP
Sonstiges
Anzeige von Zeit, Bewertung, Rechentiefe und 3 Halbzügen Variante, serielle Schnittstelle



Level Infobox
30 Sek / Zug 30 Min / Partie 60 Sek / Zug 60 Min / Partie Turnier Analyse
TR 2 SD 5 TR 3 SD 6 TR 7 AN 8


Infos
Novag Distributor Box
Novag Universalbrett


Durch die serielle RS 232 Schnittstelle kann der Super Nova in das Novag Super System integriert werden. PC-Schnittstelle, externes Schachbrett, Drucker sowie Anschluss an ein TV-Gerät über die Distributor Box ist möglich.

Der Super Nova hat eine interessante Eigenart (oder auch Programmfehler): Nach einem Kaltstart und auch nach einem Aus/Einschalten antwortet er auf 1.d4 immer mit 1.- b5 und auf 1.e4 mit 1.- Sc6. Überlässt man ihm Weiß, spielt er ausschließlich 1.g3.

Um seine (durchaus umfangreiche!) Bibliothek zu aktivieren, muss man ihn nach den obigen Zügen aus der Variante 'rauswerfen' (z. B. mit 2.h3 oder 1.- h6) und mit 'New Game' eine neue Partie beginnen. Wer weiß, wieviele SSDF-Testpartien er mit diesen Zügen begonnen hat...

Remark: The bug described above, is not present in all units. For example, the computer with serial number 34099, after several tests, has shown not to have that bug.


Tagebuch einer neuen Freundschaft

Erste Begegnungen mit dem Super Nova - von Thorsten Czub aus dem Jahr 1991

Mit einer auffallend reichhaltigen Ausstattung, einschließlich Anschlussmöglichkeit an Heimcomputer präsentiert sich der Super Nova , ein neues Mittelklasse-Gerät des Hongkonger Herstellers Novag. Doch kann ein Gerät unter DM 500.- spielstärkemäßig genug bieten?

Seit einigen Tagen geht es mir gar nicht gut, ist doch mein Wohnungsnachbar ausgezogen. Was werde ich nun an den Abenden machen, an denen ich sonst heiße Partien mit ihm zu spielen pflegte? Auch ist an seiner Stelle längst eine neue Mieterin eingezogen, eine gewisse Silke. Hm. Leider verstehen Frauen allzu wenig von Computern, und ich werde mich wohl nach neuen Freunden zur Teilnahme an meinem Hobby umsehen müssen.

18 Uhr: Meine neue Nachbarin steht vor der Tür. Ob ich einen Lötkolben hätte? Natürlich hab' ich keinen. Kann auch nicht löten. Meine Computer liefen ja auch so, meine ich. "Computer?" fragt sie daraufhin. "Das ist ja ein Zufall!", und es stellt sich heraus, daß sie, genau wie ich ein, Schachcomputerfan ist. 23 Uhr: Noch immer sitzen Silke und ich beisammen und erzählen über die "gute alte Zeit" eines Novag Robot und des Mephisto III. Zu meinem Leonardo meint sie, ich hätte da ein Exemplar mit einer ausgesprochen schönen Maserung erwischt.

Einige Tage später klingelt Silke wieder, ein kleines Etwas unter ihrer Achsel. "Sieht ein wenig aus wie ein Ladyshaver" scherze ich. Silke sagt "pöh", schiebt mich lässig zur Seite und stöpselt das kleine Gerät, einen Novag Super Nova, gleich an.

Das Ding hat ein enervierendes Brett (die weißen Felder sind mit waagerechten Streifen geziert Uff) und ist ansonsten in den Grundfarben Schwarz, Weiß und leuchtend Grün gehalten. Im Gegensatz zum Kasparov Blitz, der in der letzten CSS vorgestellt wurde, hat der Super Nova nur 2x8 Rand-LEDs, kleine runde grüne Winzlinge; und wie einst Superconny eine Frontzierleiste. Nur ist diese nicht aus Alu, sondern zeitgemäß (na ja) aus Plastik und in selbigem merkwürdigem Grün.

Der Super Nova ist ein Bruder des Supremo und Super Vip. Sozusagen ein Super Vip mit Sensorbrett. Alle drei Geräte basieren auf demselben Programm und verfügen über ein gut ablesbares LC-Display. Was mich (als fleißigen Hausmann) beim Super Nova stört ist, dass das LCD im "Keller" des Gerätes sitzt, also von oben ungeschützt Staub hereinregnen wird. Na ja, vielleicht bietet Novag in seinem "Super-System" demnächst ein Schachcomputerreinigungsset mit elektrischem Kleinststaubsauger an.

Während sich das Brett im Hochformat darstellt (H+G läßt grüßen!) und sich das LCD unten links befindet, sind die Funktions-Tasten direkt daneben. Davon gibt es zweierlei: Folientasten und kleine "Gummistöpsel", von denen wiederum die beiden äußeren (NEWGAME und GO) in diesem merkwürdigen Grün schimmern. Beim Supernova verbinden sich Design, Logik und Komfort zu einem (bereits vom Dominator bekannten) "weiblichen Charme" sagt Silke mir doch frech ins Gesicht. Tatsächlich. Der Super Nova macht auf mich einen weiblichen Eindruck. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Ich blättere in der Bedienungsanleitung. Allein das Inhaltsverzeichnis fasst 3 1/2 Seiten. Mir wird bewusst, dass in diesem kleinen Taschenrechner mehr stecken könnte, als seine Größe vermuten lässt.

Genau wie der Super Vip wird auch der Super Nova von Mini-Batterien betrieben. Auch bei den Spielstufen hat sich nicht viel Neues getan. Schön sortiert nach Anwendung stehen 8 Turnierstufen, 8 "Fix-spielstufen" mit Angabe der Rechenzeit pro Zug, 8 Blitzstufen für 3 Min.- bis 2 Std. Blitzpartie, 16 Analysestufen und 8 Handicapstufen (für Anfänger, mit verringerter Spielstärke) zur Verfügung. Schließlich noch 8 Matt-Lösestufen.

Wie alle Novag-Programme glänzt auch der Super Nova mit etlichen Features, die man von den Großen kennt. Automatisches Spiel, Abfragen der Partiezüge (vom Anfang an) ohne das Spiel zu stören, Alternativzug, Partiespeicher (hört hört !), Permanentes Rechnen abschalten. Silke weist jedoch auf einen Hauptgrund für die Anschaffung dieses Gerätes hin: "Natürlich kann der Super Nova auch mit einem Personal Computer verbunden werden, wie alle Geräte von Novag mit dem SUPER-Vorsatz". Natürlich, davon hatte ich gehört. Das Novag'sche Super-System-III, wie einst beim Oldie Super-System-III.

"Darf ich mal an deinen Computer?" Ehe ich es verhindern kann, beugt sie sich über meinen Atari, schließt ein kleines Kästchen an - "das ist der Distributor" - und erklärt mir, dieses kleine Teil sei die "Kreuzung", an der sich alle intelligenten Hardwareerweiterungen Novags träfen.

Nachdem sie alles verstöpselt hat, fragt sie: "Na - mit welchem Gerät forderst du mich nun heraus?" Ihr Blick geht in Richtung Leonardo. "Wieso nicht dieser?" Bitte, wenn du denn unbedingt willst. Ich erkläre ihr, dass es ein Analyst D sei, mit immerhin 8 MHz Taktfrequenz. "Okay, hast du für deinen Personal-Computer ein Terminalprogramm?" Dumme Frage, hab` ich doch seit Urzeiten für den Leonardo der ja auch per Schnittstelle an einen Computer anzuschließen ist.

Silke setzt sich vor den Bildschirm und gibt ein: "h". Was soll das denn? Doch ehe ich fragen kann, steht da schon als Antwort zu lesen: "human (conversational) mode". Silke erklärt mir, der Nova antworte nun über den Computer ohne irgendwelche abkürzenden Zeichen, er antworte menschlich. "h" wäre von ihr aus Bequemlichkeit für "Human" eingetippt. Und schon tippt sie ein "i" ein. Nun, "i" stehe für Identify (=Identifizierung). Tatsächlich, prompt meldet sich der Kleine als: "NOVAG Super Nova v1.05". "Damit man weiß, um welche Version es sich handelt!"

Silke hat noch den Informationsmodus s4 eingeschaltet, der gebe die meisten Informationen. Und dann tippt sie GO auf dem Super Nova, und auf dem Bildschirm erscheint:

Aha! Ich bediene meinen Analyst, und wir spielen, während der NOVA protokolliert:

Jetzt fängt der kleine grüne Computer zu rechnen an und zeigt bei jeder Veränderung eine Information (der Übersichtlichkeit halber ein wenig gestaucht):

Man sieht ganz links die Zeit, daneben die Stellungsbewertung (der Super Nova hat die Bewertung bis zum eigentlichen Zug Db3 auf bis zu 0.18 Bauern heraufgeschraubt), dann die Rechentiefe in Halbzügen, also hier sieben an der Zahl ("d7"). Dann, von allen Novag-Computern bekannt, die Astnummer sowie, rechts vom Schrägstrich, die Anzahl der Äste in der Stellung, und schließlich die Hauptvariante.

Man kann an dem Beispiel gut erkennen, daß der Super Nova den Damenzug nach b3 erstmalig nach l2`20" erwog, während er die ganze Zeit vorher die Dame nach c2 stellen wollte. Man sieht auch, dass ihn dieser (seiner Meinung nach) bessere Zug um 0.04 Bauerneinheiten nach oben befördert. Schließlich führt der Super Nova den Damenzug nach l3`24" durch und zieht ihn auch folgerichtig von der Hauptvariante ab.

So zeigt sich uns die gesamte Partie. Alles hübsch aufgelistet. Was das soll? Na - die nachfolgende Partienotation stammt auch vom Super Nova, man braucht nämlich nichts mehr handschriftlich zu notieren, und die Aufzeichnung ist natürlich computerhaft fehlerfrei.

Über die Verbindung mit dem PC lassen sich Funktionen ansprechen, die, wenn man sie über die Tastatur abrufbar gemacht hätte, einen 5mal geshifteten, 32 Tasten umfassenden Tastaturblock erfordert hätten. Außerdem eignet sich die Informationsanzeige herrlich für Übernachtanalysen im Automatikmodus, oder für Lösezeitentests. Man schaltet die Computer ein, legt sich schlafen, und am nächsten Tag, wenn man von der Arbeit kommt, liegt das Ergebnis vor. Sauber auf Diskette, Drucker, oder auf dem Monitor.

Zum Beispiel sieht so die Karpov-Chandler Stellung (CSS 5/90, S. 10) aus der Sicht des Super Nova aus:



Nach 27`29" wird der Schlüsselzug erstmalig erwogen, wie die Auflistung der Hauptvarianten zeigt. Damit liegt der Super Nova ganz gut im Rennen. Und das Matt in 5 aus dem Colditz-Test (CSS 6/90, Seite 17 links unten):




Und nach 2` 12" hat der Super Nova das Matt bereits gefunden (man erinnere sich, der Porto brauchte 3'9").

Das Duell

1. Partie: Super Nova-Analyst D 8 MHz

Wir brachen das Ganze ab. Für heute. Trafen uns aber jeden Tag wieder. Am Samstag spielten wir dann die folgende Partie. die sich durch eine feine Eröffnungsvorbereitung des Schwarzen auszeichnet. (Mir war es bis dahin nicht gut ergangen. Immerhin hatte mein "Schlachtschiff", wie Silke meinen Analyst nannte, aus 5 Partien nur 2.5 Punkte geholt. Die Partien 2 bis 4 gingen Remis aus, die fünfte gewann der Analyst. Naja. hatte ich so gedacht, schlimmer kann es nicht kommen, oder?)

6. Partie: Analyst D 8 MHz-Super Nova 7. Partie: Super Nova-Analyst D 8 MHz Vielleicht hätte Schwarz besser mehr Zeit verschwendet. So aber war das ersparte Guthaben am Ende zerronnen. Silke meinte: "Hat Spaß gemacht!" Es ist schon peinlich, von einem Mann geschlagen zu werden. Schlimmer noch: von einem Computer.

Aber von einer Frau mit einem Taschengerät?! So stand es dann 4,5:2.5 für den Super Nova. Warum machte ich bloß immer noch weiter? Nach acht geschehenen Partien hatte mein D-Programm 3:5 verloren, wobei von den drei Punkten vier Partien remis waren, d.h. der große Holzkasten nur eine Gegenpartie punkten konnte...

9. Partie: Super Nova-Analyst D

1.g3 d5. Huch, der Super Nova und seine Eröffnungsbibliothek. Auch diese Partie gewann der Super Nova. Es stand 6:3 für Silkes Computer.


10. Partie: Analyst D-Super Nova Es ist schon merkwürdig mit den Programmen Dave Kittingers. Sie sind irgendwie sehr schwer einzuschätzen. Das war auch schon beim Super Vip so. Irgendwie ist der Super Nova wie Silke. Aus den Augen meiner Nachbarin glänzt es wie Sushi. Kalt und unberechenbar... Aber: Warum stehen die 6301-Programme von Kittinger in der schwedischen Eloliste so tief?