Saitek Prisma

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Saitek Prisma
Hersteller Saitek
Markteinführung 1990
CElo 1779
Programmierer Kaplan, Julio & Barnes, Craig
Prozessor H8
Prozessortyp 8 Bit
Takt 10 MHz
RAM 1 KB
ROM 32 KB
Bibliothek 17.000 Halbzüge
Einführungspreis 498 DM (250 €)
Rechentiefe 16 Halbzüge
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt Saitek Kasparov Blitz
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 16 Rand-LEDs
Display LCD Schachbrett
Stromversorgung Batterie = 6 Babyzellen (Typ C), Netz = 9V / 300 mA (Plus innen)
Spielstufen 64
Maße 41,7 x 28,2 x 3,5 cm; Spielfeld = 20,2 x 20,2 cm
Sonstiges
LCD Schachbrett
  • 4-Zeiten-Schachuhr
  • Anzeige der Hauptvariante (8 Halbzüge)
  • Stellungsbewertung
  • Positionskontrolle, -speicher und -eingabe
  • Brett-Dreh-Funktion
  • Rücknahme von 100 Halbzügen

Nicht für Fetischisten

Detlef Köhlers berichtet über den Saitek Kasparov Prisma (aus Computer Schach & Spiele / Heft 1 / Februar-März 1991)

Die Firma Saitek gilt als der weltweit umsatzstärkste Hersteller von Schachcomputern, was nicht zuletzt auf die breite, meist auf den etwas schmaleren Geldbeutel abgestimmte Produktpalette zurückzuführen ist. In diese Rubrik fällt auch das neueste Gerät des unter Schweizer Führung stehenden Konzerns, der Saitek Kasparov Prisma, von dem CSS kürzlich ein Testgerät ergattern konnte. Detlef Köhlers hat sich mit ihm beschäftigt.

Rein äußerlich sieht er seinem großen Bruder, dem Kasparov Simultano, zum Verwechseln ähnlich. Lediglich die silbergraue Farbe des Gehäuses sowie der „Prisma"-Schriftzug rechts neben dem LCD-Display klären darüber auf, dass wir es hier mit einem brandneuen, bisher noch nicht getesteten Gerät zu tun haben. Allerdings hören die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Geräten bei diesen Äußerlichkeiten auch fast schon wieder auf, denn was die technischen Features und die Spielstärke betrifft, ist der Prisma doch ziemlich abgespeckt worden. Doch der Reihe nach.

LCD-Bildschirm

Wie schon beim Simultano, so fällt auch beim Prisma das große LCD-Schachbrett oberhalb des Tastenfeldes als erstes ins Auge. Hier zieht der Prisma brav während einer Partie die Steine mit, so dass man prinzipiell die Figuren auf dem Sensorbrett nebenan gar nicht zu benutzen braucht. Aber wirklich nur „prinzipiell", da das LCD-Brett doch ein wenig unübersichtlich und " trotz Schiebeschalters für den Kontrast " auch nicht immer gut abzulesen ist. Da ein LCD-Display von Natur aus nun mal nicht leuchtet, ist die Spielfläche manchmal einfach zu dunkel, so dass es schwerfällt, die gesamte Stellung voll zu erfassen. Ich erinnere mich da an ein Uraltgerät von Novag " das Chess Champion Super System III " an das man ein ähnliches LCD-Brett als Zusatzgerät anschließen konnte. Dort war eine kleine Birne eingebaut, so dass man es auf Wunsch von innen heraus beleuchten und durch diesen kleinen Trick ganz hervorragend ablesen konnte. Es wäre vielleicht ein Vorschlag an Saitek, dies für die eigenen Geräte zu übernehmen. Sicher sorgen auch die etwas stark stilisierten Figuren beim ersten Hinschauen für Heiterkeit ("Was? Das soll ein Springer sein??"), doch ist der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier, und nach einer kurzen Anfangsphase gehen einem die Figuren dann in Fleisch und Blut über.

Von diesen kleinen Beeinträchtigungen mal abgesehen, ist das LCD-Brett natürlich schon eine feine Sache. Man kann sich zum Beispiel die aktuell vom Rechner favorisierte Hauptvariante nicht einfach nur per Notation anzeigen lassen, um sie im Kopf nachzuspielen, nein, man kann sie sich direkt auf dem LCD-Brett vorführen lassen und sieht so mit höchster optischer Deutlichkeit, was der Rechner gerade für Gemeinheiten plant. Natürlich hilft das Brett auch bei der schnöden Stellungskontrolle ungemein, ein mühsames Abklappern der einzelnen Figurenarten, um zu überprüfen, wo welche Figur steht, kann man beim Prisma durch einen simplen Blick aufs Display ersetzen. Auch beim Vor- und Zurückspielen der Partie kann man sich das lästige Ziehen der Figuren schenken, und sein gespieltes Werk ungestört auf dem Bildschirm genießen. Da wir gerade beim Zurücknehmen von Zügen sind: Die Anleitung des Prisma beharrt darauf, dass sich der Computer lediglich die letzten 50 Züge merkt. Umso überraschter war ich, als ich nach einer Seeschlange von 104 Zügen gegen den Designer 2265 bemerkte, dass ich 100 (!) Züge problemlos zurücknehmen konnte.

Neben dem LCD-Brett verfügt der Prisma natürlich auch über eine gewöhnliche Zeilenanzeige (11-stellig), die den Spieler mit Informationen aus den tiefsten Tiefen der Elektronik versorgt: laufende Uhr, Restzeit (für Spielstufen mit Zeitkontrolle), Hauptvariante, Stellungsbewertung, Suchtiefe, Anzahl der untersuchten Positionen und laufende Zeit für den aktuellen Zug fehlen ebenso wenig wie die Möglichkeit, die durchrollende Hauptvariante einzufrieren und Zug für Zug durchzuspielen. Dankenswerterweise hat man dem Prisma auch die Möglichkeit gelassen, Stellungen während des Spielens mittels FUNCTION SETUP zu markieren, die man dann später mittels FUNCTION + oder FUNCTION " wieder anspringen kann, um sie z.B. einer ausführlicheren Analyse zu unterziehen.

Keine Nebenlösungen

Die 64 Spielstufen des Prisma sind direkt vom Simultano übernommen und lassen eigentlich keine Wünsche offen " es sei denn, man ist zufällig ein großer Problemschachfreund. Der Prisma hat nämlich nur eine einzige Problemschachstufe, auf der er nacheinander Matts in 1-16 Zügen sucht und die Suche abbricht, sobald er fündig wird. Leider " und das ist für einen modernen Schachcomputer wirklich unverständlich " kann der Prisma nicht zur Suche von Nebenlösungen veranlasst werden, so dass Problemfreunde sicher das Lesen dieses Artikels hier beenden werden. Von diesem Manko abgesehen, kann man mit dem Prisma aber alles machen: blitzen, normale und Aktivschach-Turniere spielen. Sogar speziell abgeschwächte Spielstufen für Kinder sind vorhanden. Dem Rotstift zum Opfer gefallen ist leider der große Partie- bzw. Eröffnungsspeicher, der bei den zuletzt vorgestellten Saitek-Geräten für viel Kritikerlob sorgte. Beim Prisma ist lediglich die Möglichkeit geblieben, die gerade laufende Partie durch Drücken auf die STOP-Taste einzufrieren und später wieder aufzunehmen, was für ein Hobbygerät (und als solches muss man den Prisma wohl ansehen) aber sicher auch genügt.

Denkpause

Zum Ausgleich dafür kennt der Prisma zwei verschiedene Arten der Zeitnahme: Bei der Einstellung „Computerstyle" wird die Uhr des Computers gestoppt, sobald er seinen Zug im Display anzeigt, und die Uhr des Gegners wird erst in dem Moment in Gang gesetzt, in dem der Benutzer diesen Zug auf dem Sensorbrett ausgeführt hat. Diese Einstellung ist in erster Linie für reine Computerturniere gedacht, bei denen das Übertragen der Züge von einem Computer auf den anderen nicht in die Zeitrechnung einfließen soll. Die andere Einstellung, „Tournament style", ist für Turnierpartien gegen Menschen gedacht. Hier läuft die Uhr des Rechners so lange, bis der angezeigte Zug vom Benutzer quittiert wird; anschließend beginnt dann die Zeit des Gegners zu laufen.

Bei den spielerischen Eigenschaften des Prisma lassen die Ähnlichkeiten zum Simultano dann leider nach. Schon die Eröffnungsbibliothek ist mit etwa 17.000 Halbzügen deutlich kleiner als die seines entfernten Verwandten (100.000 Halbzüge!). Auch ist bei den Varianten ein gewisser Hang zur Monotonie und Passivität zu vermerken, was einige der Lieblingsvarianten des Prisma verdeutlichen mögen: mit Weiß 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.Lxc6, mit Schwarz 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 oder 3...Sf6 4.Lg5 dxe4. Auch nach Verlassen der Bibliothek strotzt der Prisma nicht gerade vor Tatendrang, er spielt recht verhalten und ruhig, häufig leider auch etwas planlos. Seine taktischen Fähigkeiten sind ebenfalls nicht gerade berauschend, ein auf diesem Gebiet versierter Gegner (egal, ob Mensch oder Computer) kann ihn schnell in die Schranken weisen, was folgendes Beispiel belegen mag: Gelegentlich pflegt der Prisma auch mit seinem König ein wenig sorglos umzugehen, wovon folgende Partie zu berichten weiß: Sicher sollte man diese Partien nicht überbewerten der Designer ist einfach ein bis zwei Nummern zu groß für den Prisma, er kostet schließlich auch zweieinhalbmal so viel. Es ist aber wohl deutlich geworden, dass dieser Rechner für einen starken Vereinsspieler nicht der richtige Partner ist, auch wenn die Anleitung voller Stolz (und völlig korrekt) behauptet, dass weniger als 5% aller (menschlichen) Schachspieler den Saitek Prisma schlagen können. Der Saitek Prisma ist eben ein recht preisgünstiges Einsteiger- und Hobbygerät (DM 398,-) mit zweifellos sehr guter technischer Ausstattung und einer (jedenfalls für Anfänger bei weitem) ausreichenden Spielstärke. Als solches wird er gewiss seine Freunde unter den vielen Gelegenheitsschachspielern finden. Spielstärkefetischisten (der Autor schließt sich da ein) werden jedoch weiterhin gespannt auf die ersten Früchte der Zusammenarbeit zwischen Saitek und den Spracklens warten müssen. }} |}

Bilder

C Pictures by Theodor Heinze

Saitek Prisma
Saitek Prisma - Display
Saitek Prisma - Verpackung
Saitek Prisma - Verpackung Rückseite


Partiebeispiele