Saitek Travel Champion 2080

aus Schachcomputer.info Wiki, der freien Schachcomputer-Wissensdatenbank
Saitek Travel Champion 2080

Art. Nr. 146

Hersteller Saitek
Markteinführung 1992
CElo 1870
Programmierer Frans Morsch
Prozessor Takt RAM ROM
H8 7 MHz 0,5 KB 16 KB
Rechentiefe BT-2450 BT-2630 Colditz
16 Halbzüge
Bibliothek 2000 Halbzüge
Display 5-stellige 7-Segment Anzeige
Spielstufen 64
Zugeingabe Stecksensorbrett
Zugausgabe 5-stellige 7-Segment Anzeige, 16 Rand LEDs
Einführungspreis 125 €
Prozessortyp 8 Bit Singlechip
Stromversorgung Batterie 3 x AA
Maße 23 x 30,7 x 3,1 cm
Verwandt siehe Frans Morsch
Sonstiges
programmierbare Rollanzeige von Zeit, Bewertung, Rechentiefe, Ast Nr., Stellungen pro Sekunde und 4 HZ Hauptvariante. kein Netzbetrieb



Infos
 
  • Einige Spielstufen:
    • 30 Sekunden = H1
    • 30 Minuten = E4
    • 60 Sekunden = B2
    • 60 Minuten = E6
    • Turnier = E3
    • Analyse = H2


Gut Ding will Weile haben

Der neue Kasparov Travel Champion
(aus Computer Schach & Spiele / Heft 4 / August-September 1992)

Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg wurde er bereits angekündigt, jetzt ist der erste Prototyp da. Günter Niggemann schildert seine Eindrücke vom Travel Champion.

Berücksichtigt man die wechselvolle Vergangenheit der Frans-Morsch-Software für den H8-Chip, die über die Planung des Mephisto Traveller, die Produktion für Fidelity und das vorläufige Aus infolge der Pleite des Herstellers CXG reicht, so hat das Programm nach Übernahme der Rechte durch Saitek als Wanderer zwischen den Firmenwelten zweifelsohne seinen Namen verdient. Da dieser Reiseschachcomputer erst nach den Sommerferien im Handel verfügbar sein wird, ist auch die Sache mit der „Weile" nicht in Zweifel zu ziehen. Bleibt daher die Frage, ob die Vorschusslorbeeren, mit denen der kleine Champ bedacht wurde, berechtigt sind und auch die Bezeichnung „Gut Ding" bejaht werden kann.

Was das Äußere anbelangt, so wird (da sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt) der kantige Reisebegleiter mit den Maßen 11,5 x 3,7 x 18,5 (BHT), dem Gewicht von 390g (inkl. drei Mignonzellen für vom Hersteller angegebene 70 Stunden Spielzeit), seinem braunen Gehäuse und dem Rauchglasdeckel sowohl auf Befürwortung als auch Ablehnung stoßen. Ein " bei Reisegeräten wohl nicht zu lösendes " Dilemma ist allerdings die hohe Anforderung an die Geschicklichkeit des Benutzers, die das Gerät wegen der kleinen Figuren für schachspielende Uhrmacher und Feinmechaniker als besonders geeignet erscheinen lässt.

Informationen satt

Weniger geteilt fällt da schon das Urteil über Ausstattung und Einstellmöglichkeiten aus, die als äußerst reichhaltig für einen Schachcomputer dieser Preis-/Leistungsklasse angesehen werden können und dem guten Image der Firma Saitek auf diesem Gebiete Rechnung tragen: Insgesamt vierundsechzig Level, mit u.a. vorprogrammierten Turnier- und Blitzschachstufen lassen keine Wünsche offen.

Das großformatige, leicht ablesbare Display bietet Informationen satt: Hauptvariante bis zum vierten Halbzug, Stellungsbewertung, Suchtiefe, Knoten, Nummer des Zuges und Fünfzeiten-Schachuhr (in den 8 Blitz- und Schnellschachstufen im sogenannten Count-down-Modus), sowie eindeutige Figurensymbole, die ich gern auch beim Renaissance auf dem LCD-Brett sähe. Wie bei den großen Mephisto-WM-Geräten ist die Anzeige programmierbar, so dass zum Beispiel Stellungsbewertung und erster Zug der Hauptvariante sich im Display ein Stelldichein geben.

Dem Benutzer wird die Qual der Wahl zwischen selektivem Algorithmus und Brute-Force-Spielstil sowie unter vier möglichen Eröffnungsspeichern (aktiv, passiv, Turnier- und Gesamtbibliothek) auferlegt. Wer hier noch das i-Tüpfelchen vermisst, kann " man höre und staune " durch das wohl mehr als Gag gedachte, elektronisch erzeugte Ticken der Schachuhr eine „realistische Turnieratmosphäre im eigenen Wohnzimmer" erleben.

Da der Travel Champion erst kurz vor Redaktionsschluss eintraf, konnte natürlich keine erschöpfende Spielstärkebewertung erfolgen; dank den Schachfreunden Bednorz und Tönissen sowie M. Buscher ließen sich jedoch wenigstens noch einige Überprüfungen durchführen.

Das Programm des Travel Champion, das im Wesentlichen auch in den neuen Geräten Turbo Advanced Trainer, GK 2000 etc. läuft, lässt eine sehr enge Verwandtschaft zu der Version des Fidelity Travel Master erkennen. In der April-Ausgabe seiner Rangliste führt der englische „Computerpapst" Eric Hallsworth letzteren nur einen Punkt unterhalb der 2000er Elo-Schallmauer auf, womit er gerade mal lumpige 55 Elo Abstand zum dort mit 2054 Elo notierten 16-Bitter Roma 68000 aufweist. Mit über 80 Punkten Abstand verweist er Programmgrößen der jüngeren Vergangenheit wie Novag Forte und Rebell 5.0 auf die Plätze und rangiert nur ca. 20 Elo hinter dem Maestro D 10 und Fidelity Mach II B 68000.

Im bewährten Bednorz-Tönissen Test schneidet der Bakelit-Kasparov ähnlich ab. Mit einer Bewertung von 1831 Elo liegt er wesentlich näher an der Wirklichkeit und z.B. nur 15 Punkte hinter Polgar, wenngleich grundsätzlich für die bundesrepublikanische Turnierwirklichkeit nach meinem Dafürhalten weitere Abstriche (100 bis 150 Elo) auch an den BT-Zahlen unschädlich wären.

Der im nächsten Heft folgende ausführliche Testbericht wird eine genauere Analyse der bisher auf unterschiedlichen Niveaus gespielten Partien enthalten, die z.B. Schwächen bei Bedenkzeiten bis zu ca. 1 Minute aufzeigten. Aus dieser Serie nachfolgend eine kleine, recht einseitig verlaufende Kostprobe gegen den von der Ziel- und Preisgruppe vergleichbaren Novag Super Vip: Als vorläufiges Fazit ergibt sich, dass Sie zwar nicht unbedingt Ihren Urlaub verschieben sollten, um den neuen Saitek Travel Champion als Reisebegleiter mitzuführen, aber doch für schlappe zweieinhalb Hunderter auf Paella oder Pasta verzichten könnten, um sich nach Ihrer Rückkehr ein interessantes Zweitgerät zuzulegen.

Weblinks