Schachcomputer: Unterschied zwischen den Versionen

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==Schachcomputer== sind Computer, die speziell zum Spielen von [[Schach]] gebaut wurden. Siehe auch [[Schachprogramm]]e, [[Computerschach]]. (Dieser Artikel wurde _vorerst_ zum Teil aus der allgemeinen dt. Wikipedia übernommen)
[[Bild:Schachcomputer.jpg|right]]'''Schachcomputer''' sind Computer, die speziell zum Spielen von Schach gebaut wurden. Siehe auch Schachprogramme, Computerschach und den Beitrag in der deutschen [http://de.wikipedia.org/wiki/Schachcomputer Wikipedia].


Der erste Automat, der angeblich Schach spielen konnte, war der "[[Schachtürke]]" von [[Wolfgang von Kempelen]] (1734-1804).  
 
== Geschichte ==
[[Bild:SchachTuerke.jpg|180px|right]]
Der erste Automat, der angeblich Schach spielen konnte, war der "[http://www.hnf.de/Schachtuerke/index.html Schachtürke]" von Wolfgang von Kempelen (1734-1804).  
Dieser war aber "getürkt", der Apparat konnte nicht selbstständig Schach spielen, es war vielmehr ein (kleingewachsener) Schachspieler im Inneren versteckt und führte über eine komplizierte Mechanik die Züge durch.  
Dieser war aber "getürkt", der Apparat konnte nicht selbstständig Schach spielen, es war vielmehr ein (kleingewachsener) Schachspieler im Inneren versteckt und führte über eine komplizierte Mechanik die Züge durch.  


Mit dem [[Fidelity Chess Challenger 1]] erschien [[Timeline|1976]] der erste kommerzielle Schachcomputer. Dies war der Startschuss zu einer stürmischen Entwicklung von immer neuen und leistungsfähigeren Schachcomputern in den 1980ern.
Mit dem [[Fidelity Chess Challenger 1]] erschien [[Timeline|1977]] der erste kommerzielle Schachcomputer. Dies war der Startschuss zu einer stürmischen Entwicklung von immer neuen und leistungsfähigeren Schachcomputern in den 1980ern.


Bei frühen Schachcomputern musste man noch seinen Zug per Tastatur eingeben. Heutige Schachcomputer haben meist die Form eines [[Schachbrett]]s und erkennen die Bewegung der Figuren - z.B. durch kleine Magneten im Fuß der Figur.
Bei frühen Schachcomputern musste man noch seinen Zug per Tastatur eingeben. Heutige Schachcomputer haben meist die Form eines Schachbretts und erkennen die Bewegung der Figuren - z.B. durch kleine Magneten im Fuß der Figur.


Um den Interessen der [[Hersteller]] Rechnung zu tragen, wurde seit Anfang der 80er Jahre eine jährliche [[Weltmeisterschaft]] ([[WMCCC]]) der "Micro-Schachcomputer" ausgetragen. Häufig traten dabei die Teilnehmer mit speziell für das Turnier [[Tuning|getunten]] Geräten an. Die [[Programmierer]] der erfolgreichsten WM-Schachcomputer waren [[Dan und Kathe Spracklen]] ([[Fidelity]], CPU [[6502]], Ursprung [[Sargon]]) und [[Richard Lang]] ([[Mephisto]], CPU [[68000]], Ursprung [[Psion]]).
Um den Interessen der '''[[Hersteller]]''' Rechnung zu tragen, wurde seit Anfang der 80er Jahre eine jährliche [[Weltmeisterschaft]] ([[WMCCC]]) der "Micro-Schachcomputer" ausgetragen. Häufig traten dabei die Teilnehmer mit speziell für das Turnier [[Tuning|getunten]] Geräten an. Die '''[[Programmierer]]''' der erfolgreichsten WM-Schachcomputer waren [[Spracklen, Dan & Kate|Dan und Kathe Spracklen]] ([[Fidelity]], [[CPU]] [[6502]], Ursprung [[Sargon]]) und [[Richard Lang]] ([[Mephisto]], [[CPU]] [[68000]], Ursprung [[Psion]]).


Bei der für alle Hardwareplattformen offenen 7. Computerschach-Weltmeisterschaft gelang es im Jahr 1992 in Madrid erstmals einem Micro, der ChessMachine Gideon 3.1 von [[Ed Schröder]] (auch als [[Mephisto Risc 2]] Schachcomputer vermarktet), die Groß- und Spezialrechner zu distanzieren.  
Bei der für alle Hardwareplattformen offenen 7. Computerschach-Weltmeisterschaft gelang es im Jahr 1992 in Madrid erstmals einem Micro, der ChessMachine Gideon 3.1 von [[Ed Schröder]] (auch als [[Mephisto Risc 2]] Schachcomputer vermarktet), die Groß- und Spezialrechner zu distanzieren.  


Ab Anfang der 1990er wurde für Schachprogramme verstärkt der Personalcomputer eingesetzt, der ab diesem Zeitpunkt die leistungsfähigere und portablere Plattform darstellte.  
Ab Anfang der 1990er wurde für Schachprogramme verstärkt der Personalcomputer eingesetzt, der ab diesem Zeitpunkt die leistungsfähigere und portablere Plattform darstellte.  
Der Markt für hochpreisige Schachcomputer brach zusammen. Es begann die Dominanz der PC-[[Schachprogramm]]e (z.B. HIARCS, Rebel, Fritz, Genius, MChess). Die Micros nahmen ab 1994 nicht mehr an ihrer eigenen Weltmeisterschaft teil, die noch bis 2001 fortgeführt wurde. Heutzutage werden Schachcomputer hauptsächlich im Niedrigpreis-/Leistungssegment verkauft.
Der Markt für hochpreisige Schachcomputer brach zusammen. Es begann die Dominanz der PC-Schachprogramme (z.B. HIARCS, Rebel, Fritz, Genius, MChess). Die Micros nahmen ab 1994 nicht mehr an ihrer eigenen Weltmeisterschaft teil, die noch bis 2001 fortgeführt wurde. Heutzutage werden Schachcomputer hauptsächlich im Niedrigpreis-/Leistungssegment verkauft.


== Spielstärke ==
Um die Spielstärke von Schachcomputern und PC-Programmen zu vergleichen, erhalten diese für ihre Spiele untereinander eine [[ELO-Zahl]], die hier auf der [[Wiki-Elo-Liste]] und von der [[SSDF]] gepflegt wird. Auch über das Feststellen der benötigten Zeit bei der Lösung von Testaufgaben ([[Stellungstests]]) wird versucht die Spielstärke der Probanden zu ermitteln.  
Um die Spielstärke von Schachcomputern und PC-Programmen zu vergleichen, erhalten diese für ihre Spiele untereinander eine [[ELO-Zahl]], die hier auf der [[Wiki-Elo-Liste]] und von der [[SSDF]] gepflegt wird. Auch über das Feststellen der benötigten Zeit bei der Lösung von Testaufgaben ([[Stellungstests]]) wird versucht die Spielstärke der Probanden zu ermitteln.  


Da PC-Schachprogramme heutzutage (2005) 99,9% der Schachspieler mühelos schlagen, ist auch das Interesse an schachspielenden Groß- und Spezialrechnern zurückgegangen, die bekanntesten sind [[Belle]], [[Cray Blitz]], [[Hitech]], IBM's [[Deep Blue]] und neuerdings [[Hydra]].
Da PC-Schachprogramme heutzutage (2005) 99,9% der Schachspieler mühelos schlagen, ist auch das Interesse an schachspielenden Groß- und Spezialrechnern zurückgegangen, die bekanntesten sind Belle, Cray Blitz, Hitech, IBM's Deep Blue und neuerdings Hydra.


== Spielstärkeentwicklung ==
{| style="float:left; background:transparent; padding:0px; margin:0px;"
der zum jeweiligen Jahresende stärksten kommerziell erhätlichen Schachcomputer.
|[[Bild:ARB-1.jpg|thumb|485px|[[Chafitz ARB Sargon 2.5|ARB Brett von 1981]]]]
|[[Bild:Sargon.gif|thumb|300px|First Steps in Computer Chess Programming]]
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{{Absatz}}
=== Spielstärkeentwicklung im Laufe der Jahre ===
an Hand des zum jeweiligen Jahresende stärksten Schachcomputers. '''Turbokits''' und die extrem teueren (~15000 DM) getunten Geräte [[Fidelity Elite V10]] sowie [[Mephisto TM Vancouver|Mephisto Turniermaschinen]] wurden nicht berücksichtigt.


'''Jahr''' '''Gerät'''                                       [[ELO]]   '''Delta'''
Die Geräte '''[[Chafitz ARB Sargon 2.5]]''' und '''[[Mephisto Amsterdam]]''' vollzogen dabei die größten Sprünge. Beide waren ohne Zweifel Meilensteine in der Entwicklung spielstarker Schachprogramme. Dagegen stagnierte [[Mephisto Roma II|Mephisto Roma]] gegenüber dem Vorjahresmodell aus der Feder des gleichen Programmierers.
  [[1977]] [[Chafitz Boris]] F8 1 MHz                      1267  
<br style="clear:both;" />
  [[1978]] [[Fidelity Chess Challenger 10]] Z80 4 MHz     1300  33
'''Tabelle: Spielstärkeentwicklung'''<br />
  [[1979]] [[Fidelity CC Sensory Voice]] Z80 4 MHz        1394   94
  '''Jahr''' '''Gerät'''                                          [[ELO]]  '''Delta'''
  [[1980]] [[Chafitz ARB Sargon 2.5]] 6502 2 MHz           1500  106
  [[1978]] [[Fidelity Chess Challenger 10]] Z80 4 MHz         1300   
  [[1981]] [[Fidelity CC Elite Champion]] 6502 4 MHz       1600  100
  [[1979]] [[Novag Chess Champion Super System MK III]] 6502  1375   75
  [[1982]] [[Fidelity Prestige]] 6502 4 MHz               1661  61
  [[1980]] '''[[Chafitz ARB Sargon 2.5]]''' 6502 2 MHz             1500  '''125'''
  [[1983]] [[Fidelity Elite A/S Budapest]] 6502 3.6 MHz   1700  39
  [[1981]] [[Fidelity CC Elite Champion]] 6502 4 MHz         1600  100
  [[1984]] [[Scisys Turbostar 432]] 6502 4 MHz             1765   65
  [[1982]] [[Fidelity Prestige]] 6502 4 MHz                   1661  61
  [[1985]] [[Mephisto Amsterdam]] 68000 12 MHz             1927  '''162'''
  [[1983]] [[Fidelity Elite A/S Budapest]] 6502 3.6 MHz       1700  39
  [[1986]] [[Mephisto Dallas]] 68020 14 MHz               2023  96
  [[1984]] [[Fidelity Elegance]] 6502 3.6 MHz                 1781   81
  [[1987]] [[Mephisto Roma]] 68020 14 MHz                 2030    7
  [[1985]] '''[[Mephisto Amsterdam]]''' 68000 12 MHz               1927  '''146'''
  [[1988]] [[Fidelity Mach IV]] 68020 20 MHz               2074   44
  [[1986]] [[Mephisto Dallas 68020]] 14 MHz                   2023  96
  [[1989]] [[Mephisto Portorose]] 68020 12 MHz             2127   53
  [[1987]] [[Mephisto Roma II|Mephisto Roma]] 68020 14 MHz                     2030    '''''7'''''
  [[1990]] [[Mephisto Lyon]] 68020 12 MHz                 2150  23
  [[1988]] [[Mephisto TM Almeria|Mephisto Almeria]] 68020 12 MHz                 2073   43
  [[1991]] [[Mephisto Vancouver]] 68020 12 MHz             2161   11
  [[1989]] [[Fidelity Elite V9]] 68030 32 MHz                 2121   48
  [[1992]] [[Mephisto Risc 1MB]] ARM2 14 MHz               2203   42
  [[1990]] [[Mephisto Lyon 68020]] 12 MHz                     2150  29
  [[1993]] [[Tasc R30 Version 2.2]] ARM2 30 MHz           2300  97
  [[1991]] [[Mephisto Risc 1MB]] ARM2 14 MHz                 2203   53
  [[1994]] [[Tasc R40 Version 2.5]] ARM2 40 MHz           2400 100
  [[1992]] [[Mephisto Risc 2]] ARM2 14 MHz                   2227   24
  1995 - 2003 keine spielstärkeren Neuerscheinungen
  [[1993]] [[Tasc R30]] Version 2.2 ARM2 30 MHz               2300  73
  [[2004]] [[Resurrection Ruffian]] StrongARM 200 MHz     2430  30
  [[1994]] [[Tasc R40]] Version 2.2 ARM2 40 MHz              2325  25
  [[2005]] [[Resurrection Fruit'05]] StrongARM 200 MHz     2530 100
[[1995]] [[Tasc R40]] Version 2.5 ARM2 40 MHz               2400   75
  1996 - 2003 keine spielstärkeren Neuerscheinungen
  [[2004]] [[Resurrection]] Ruffian StrongARM 200 MHz         2430  30
  [[2005]] [[Resurrection]] Fruit'05 StrongARM 200 MHz       2500 100
[[2009]] [[Revelation]] Shredder 1.0 Xscale 500 MHz        2700  200
   
   
In der Tabelle sind die '''Turbokits''' und die extrem teueren Geräte (~15000 DM)
In der Tabelle sind '''Turbokits''' und die extrem teueren (~15000 DM) getunten Geräte [[Fidelity Elite V10]], [[Fidelity Elite V11 68060]] sowie [[Mephisto TM Vancouver|Mephisto Turniermaschinen]] nicht berücksichtigt.
[[Fidelity Elite V10]] und die '''Mephisto Turniermaschinen''' nicht berücksichtigt.  
 
In den Jahren 1978 bis 1995 steigerte sich die Spielstärke der Geräte um rund 1100 [[ELO]] Punkte. Davon sind etwa '''die Hälfte auf verbesserte Hardware''' zurückzuführen. An den beiden letzten Tabelleneinträgen erkennt man, dass Spielstärkeverbesserungen auf dem Niveau des [[Tasc R40]] danach kaum noch stattfanden.


== Literatur ==
== Literatur ==
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*Ketterling, Schwenkel, Weiner (1983). ''Schach dem Computer''. Goldmann Ratgeber. ISBN 3-442-10861-6.
*Ketterling, Schwenkel, Weiner (1983). ''Schach dem Computer''. Goldmann Ratgeber. ISBN 3-442-10861-6.
*Frickenschmidt, Dirk (1985). ''Schach mit dem Computer''. Falken Verlag. ISBN 3-8068-0747-7.
*Frickenschmidt, Dirk (1985). ''Schach mit dem Computer''. Falken Verlag. ISBN 3-8068-0747-7.
*Harding, T.D. (1985). [[http://membres.lycos.fr/albillo/book0104.htm ''The New Chess Computer Book'']]. Pergamon Press. ISBN 0-08-029768-4.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
[[Kategorie:Schach]]
*[http://www.schachcomputer.at/oldies.htm Schachcomputer Oldies bei Kurt Kispert]
*[[http://www.schachcomputer.at/oldies.htm Schachcomputer Oldies bei Kurt Kispert]]
*[http://www.schachcomputer.at/gesch1.htm Schachcomputer Geschichte von Karsten Bauermeister]
*[[http://www.schachcomputer.at/gesch1.htm Schachcomputer Geschichte von Karsten Bauermeister]]
*[https://www.schachcomputer.info/forum/portal.php Schachcomputer.info Portal]
*[[https://www.schachcomputer.info/forum/portal.php Schachcomputer.info Portal]]
*[http://www.computerhistory.org/chess/index.php A history of computer chess]
*[[http://www.computerhistory.org/chess/index.php A history of computer chess]]
*[http://www.zanchetta.net/echecs/documentations.aspx Schachcomputer Anleitungen bei Alain Zanchetta]
*[[http://www.zanchetta.net/echecs/documentations.aspx Schachcomputer Anleitungen bei Alain Zanchetta]]
*[http://www.flickr.com/photos/10261668@N05/sets/ Steve Blincoe's Photoalbum]
*[[http://www.alte-schachcomputer.de Willi's Alte Schachcomputer (Sammlung, Anleitungen und Tips)]]
*[http://www.meca-web.es M.E.C.A. - MUSEO ESPAÃâC˜OL DE COMPUTADORAS DE AJEDREZ]
*[[http://pg.photos.yahoo.com/ph/cpaa2@sbcglobal.net/my_photos Steve Blincoe's Photoalbum]]
*[http://overtom.pcintelligence.nl/homepage/chescom/Engintro.html Het Overtom's Schachcomputer Sammlung (Englisch)]
*[[http://home.hetnet.nl/~timman/index.html Timman's Schachcomputer Seite (Holländisch)]]
*[http://ismenio.com/chess_computers.html Ismenio's Chess Computers & Forum (Englisch)]
*[[http://overtom.pcintelligence.nl/homepage/chescom/Engintro.html Het Overtom's Schachcomputer Sammlung (Englisch)]]
*[http://ssdf.bosjo.net/ Aktuelle SSDF-Liste]
*[[http://ismenio.com/chess_computers.html Ismenio's Chess Computers & Forum (Englisch)]]
*[http://www.computerschaak.nl Computerschaak Vereniging Nederland (CSVN)]
*[[http://web.telia.com/~u85924109/ssdf/list.htm Aktuelle SSDF-Liste]]
*[http://www.pi.infn.it/%7Ecarosi/chess/shannon.txt Literatur Online: Claude E. Shannon (1950). Programming a Computer for Playing Chess]
*[[http://www.pi.infn.it/%7Ecarosi/chess/shannon.txt Literatur Online: Claude E. Shannon (1950). Programming a Computer for Playing Chess]]
*[http://madscientistroom.org/chm/Sargon.html Literatur Online: Spracklen, Dan & Kathe (1978). Sargon, A Computer Chess Program]
*[[http://madscientistroom.org/chm/Sargon.html Literatur Online: Spracklen, Dan & Kathe (1978). Sargon, A Computer Chess Program]]
*[http://www.archive.org/movies/details-db.php?collection=computerchronicles&collectionid=203 Video Online: 1985, Kathe Spracklen präsentiert im Fernsehen Sargon III auf dem Mac]
*[[http://www.archive.org/movies/details-db.php?collection=computerchronicles&collectionid=203 Video Online: 1985, Kathe Spracklen präsentiert im Fernsehen Sargon III auf dem Mac]]
*[http://www.thorstenczub.de/scw.html Schachcomputerwelt - Interessante Seite des Schachcomputerpioniers Thorsten Czub]
*[http://www.chesscomputeruk.com/ Chess Computer UK by Mike Watters]
*[http://www.spacious-mind.com Spacious-Mind.com by Nick]
 
[[Kategorie:Glossar]]

Version vom 7. März 2019, 23:37 Uhr

Schachcomputer sind Computer, die speziell zum Spielen von Schach gebaut wurden. Siehe auch Schachprogramme, Computerschach und den Beitrag in der deutschen Wikipedia.


Geschichte

Der erste Automat, der angeblich Schach spielen konnte, war der "Schachtürke" von Wolfgang von Kempelen (1734-1804). Dieser war aber "getürkt", der Apparat konnte nicht selbstständig Schach spielen, es war vielmehr ein (kleingewachsener) Schachspieler im Inneren versteckt und führte über eine komplizierte Mechanik die Züge durch.

Mit dem Fidelity Chess Challenger 1 erschien 1977 der erste kommerzielle Schachcomputer. Dies war der Startschuss zu einer stürmischen Entwicklung von immer neuen und leistungsfähigeren Schachcomputern in den 1980ern.

Bei frühen Schachcomputern musste man noch seinen Zug per Tastatur eingeben. Heutige Schachcomputer haben meist die Form eines Schachbretts und erkennen die Bewegung der Figuren - z.B. durch kleine Magneten im Fuß der Figur.

Um den Interessen der Hersteller Rechnung zu tragen, wurde seit Anfang der 80er Jahre eine jährliche Weltmeisterschaft (WMCCC) der "Micro-Schachcomputer" ausgetragen. Häufig traten dabei die Teilnehmer mit speziell für das Turnier getunten Geräten an. Die Programmierer der erfolgreichsten WM-Schachcomputer waren Dan und Kathe Spracklen (Fidelity, CPU 6502, Ursprung Sargon) und Richard Lang (Mephisto, CPU 68000, Ursprung Psion).

Bei der für alle Hardwareplattformen offenen 7. Computerschach-Weltmeisterschaft gelang es im Jahr 1992 in Madrid erstmals einem Micro, der ChessMachine Gideon 3.1 von Ed Schröder (auch als Mephisto Risc 2 Schachcomputer vermarktet), die Groß- und Spezialrechner zu distanzieren.

Ab Anfang der 1990er wurde für Schachprogramme verstärkt der Personalcomputer eingesetzt, der ab diesem Zeitpunkt die leistungsfähigere und portablere Plattform darstellte. Der Markt für hochpreisige Schachcomputer brach zusammen. Es begann die Dominanz der PC-Schachprogramme (z.B. HIARCS, Rebel, Fritz, Genius, MChess). Die Micros nahmen ab 1994 nicht mehr an ihrer eigenen Weltmeisterschaft teil, die noch bis 2001 fortgeführt wurde. Heutzutage werden Schachcomputer hauptsächlich im Niedrigpreis-/Leistungssegment verkauft.

Spielstärke

Um die Spielstärke von Schachcomputern und PC-Programmen zu vergleichen, erhalten diese für ihre Spiele untereinander eine ELO-Zahl, die hier auf der Wiki-Elo-Liste und von der SSDF gepflegt wird. Auch über das Feststellen der benötigten Zeit bei der Lösung von Testaufgaben (Stellungstests) wird versucht die Spielstärke der Probanden zu ermitteln.

Da PC-Schachprogramme heutzutage (2005) 99,9% der Schachspieler mühelos schlagen, ist auch das Interesse an schachspielenden Groß- und Spezialrechnern zurückgegangen, die bekanntesten sind Belle, Cray Blitz, Hitech, IBM's Deep Blue und neuerdings Hydra.

ARB Brett von 1981
First Steps in Computer Chess Programming

Spielstärkeentwicklung im Laufe der Jahre

an Hand des zum jeweiligen Jahresende stärksten Schachcomputers. Turbokits und die extrem teueren (~15000 DM) getunten Geräte Fidelity Elite V10 sowie Mephisto Turniermaschinen wurden nicht berücksichtigt.

Die Geräte Chafitz ARB Sargon 2.5 und Mephisto Amsterdam vollzogen dabei die größten Sprünge. Beide waren ohne Zweifel Meilensteine in der Entwicklung spielstarker Schachprogramme. Dagegen stagnierte Mephisto Roma gegenüber dem Vorjahresmodell aus der Feder des gleichen Programmierers.

Tabelle: Spielstärkeentwicklung
Jahr Gerät ELO Delta 1978 Fidelity Chess Challenger 10 Z80 4 MHz 1300 1979 Novag Chess Champion Super System MK III 6502 1375 75 1980 Chafitz ARB Sargon 2.5 6502 2 MHz 1500 125 1981 Fidelity CC Elite Champion 6502 4 MHz 1600 100 1982 Fidelity Prestige 6502 4 MHz 1661 61 1983 Fidelity Elite A/S Budapest 6502 3.6 MHz 1700 39 1984 Fidelity Elegance 6502 3.6 MHz 1781 81 1985 Mephisto Amsterdam 68000 12 MHz 1927 146 1986 Mephisto Dallas 68020 14 MHz 2023 96 1987 Mephisto Roma 68020 14 MHz 2030 7 1988 Mephisto Almeria 68020 12 MHz 2073 43 1989 Fidelity Elite V9 68030 32 MHz 2121 48 1990 Mephisto Lyon 68020 12 MHz 2150 29 1991 Mephisto Risc 1MB ARM2 14 MHz 2203 53 1992 Mephisto Risc 2 ARM2 14 MHz 2227 24 1993 Tasc R30 Version 2.2 ARM2 30 MHz 2300 73 1994 Tasc R40 Version 2.2 ARM2 40 MHz 2325 25 1995 Tasc R40 Version 2.5 ARM2 40 MHz 2400 75 1996 - 2003 keine spielstärkeren Neuerscheinungen 2004 Resurrection Ruffian StrongARM 200 MHz 2430 30 2005 Resurrection Fruit'05 StrongARM 200 MHz 2500 100 2009 Revelation Shredder 1.0 Xscale 500 MHz 2700 200

In der Tabelle sind Turbokits und die extrem teueren (~15000 DM) getunten Geräte Fidelity Elite V10, Fidelity Elite V11 68060 sowie Mephisto Turniermaschinen nicht berücksichtigt.

In den Jahren 1978 bis 1995 steigerte sich die Spielstärke der Geräte um rund 1100 ELO Punkte. Davon sind etwa die Hälfte auf verbesserte Hardware zurückzuführen. An den beiden letzten Tabelleneinträgen erkennt man, dass Spielstärkeverbesserungen auf dem Niveau des Tasc R40 danach kaum noch stattfanden.

Literatur

  • Spracklen, Dan & Kathe (1978). Sargon: A Computer Chess Program. Hayden Book Company. ISBN 0-8104-51554.
  • Ketterling, Schwenkel, Weiner (1983). Schach dem Computer. Goldmann Ratgeber. ISBN 3-442-10861-6.
  • Frickenschmidt, Dirk (1985). Schach mit dem Computer. Falken Verlag. ISBN 3-8068-0747-7.
  • Harding, T.D. (1985). [The New Chess Computer Book]. Pergamon Press. ISBN 0-08-029768-4.

Weblinks