Schachcomputer

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==Schachcomputer== sind Computer, die speziell zum Spielen von Schach gebaut wurden. Siehe auch Schachprogramme, Computerschach und den Beitrag in der deutschen [Wikipedia].

Der erste Automat, der angeblich Schach spielen konnte, war der "[Schachtürke]" von Wolfgang von Kempelen (1734-1804). Dieser war aber "getürkt", der Apparat konnte nicht selbstständig Schach spielen, es war vielmehr ein (kleingewachsener) Schachspieler im Inneren versteckt und führte über eine komplizierte Mechanik die Züge durch.

Mit dem Fidelity Chess Challenger 1 erschien 1977 der erste kommerzielle Schachcomputer. Dies war der Startschuss zu einer stürmischen Entwicklung von immer neuen und leistungsfähigeren Schachcomputern in den 1980ern.

Bei frühen Schachcomputern musste man noch seinen Zug per Tastatur eingeben. Heutige Schachcomputer haben meist die Form eines Schachbretts und erkennen die Bewegung der Figuren - z.B. durch kleine Magneten im Fuß der Figur.

Um den Interessen der Hersteller Rechnung zu tragen, wurde seit Anfang der 80er Jahre eine jährliche Weltmeisterschaft (WMCCC) der "Micro-Schachcomputer" ausgetragen. Häufig traten dabei die Teilnehmer mit speziell für das Turnier getunten Geräten an. Die Programmierer der erfolgreichsten WM-Schachcomputer waren Dan und Kathe Spracklen (Fidelity, CPU 6502, Ursprung Sargon) und Richard Lang (Mephisto, CPU 68000, Ursprung Psion).

Bei der für alle Hardwareplattformen offenen 7. Computerschach-Weltmeisterschaft gelang es im Jahr 1992 in Madrid erstmals einem Micro, der ChessMachine Gideon 3.1 von Ed Schröder (auch als Mephisto Risc 2 Schachcomputer vermarktet), die Groß- und Spezialrechner zu distanzieren.

Ab Anfang der 1990er wurde für Schachprogramme verstärkt der Personalcomputer eingesetzt, der ab diesem Zeitpunkt die leistungsfähigere und portablere Plattform darstellte. Der Markt für hochpreisige Schachcomputer brach zusammen. Es begann die Dominanz der PC-Schachprogramme (z.B. HIARCS, Rebel, Fritz, Genius, MChess). Die Micros nahmen ab 1994 nicht mehr an ihrer eigenen Weltmeisterschaft teil, die noch bis 2001 fortgeführt wurde. Heutzutage werden Schachcomputer hauptsächlich im Niedrigpreis-/Leistungssegment verkauft.

Um die Spielstärke von Schachcomputern und PC-Programmen zu vergleichen, erhalten diese für ihre Spiele untereinander eine ELO-Zahl, die hier auf der Wiki-Elo-Liste und von der SSDF gepflegt wird. Auch über das Feststellen der benötigten Zeit bei der Lösung von Testaufgaben (Stellungstests) wird versucht die Spielstärke der Probanden zu ermitteln.

Da PC-Schachprogramme heutzutage (2005) 99,9% der Schachspieler mühelos schlagen, ist auch das Interesse an schachspielenden Groß- und Spezialrechnern zurückgegangen, die bekanntesten sind Belle, Cray Blitz, Hitech, IBM's Deep Blue und neuerdings Hydra.

Spielstärkeentwicklung im Laufe der Jahre

an Hand des zum jeweiligen Jahresende stärksten Schachcomputers. Turbokits und die extrem teueren (~15000 DM) getunten Geräte Fidelity Elite V10 sowie Mephisto Turniermaschinen wurden nicht berücksichtigt.

Die Geräte Chafitz ARB Sargon 2.5 und Mephisto Amsterdam vollzogen dabei die größten Sprünge. Beide waren ohne Zweifel Meilensteine in der Entwicklung spielstarker Schachprogramme. Dagegen stagnierte Mephisto Roma gegenüber dem Vorjahresmodell aus der Feder des gleichen Programmierers.

Tabelle: Spielstärkeentwicklung
Jahr Gerät                                       ELO  Delta
1978 Fidelity Chess Challenger 10 Z80 4 MHz      1300   
1979 Novag Chess Champion Super System III 6502  1375   75
1980 Chafitz ARB Sargon 2.5 6502 2 MHz           1500  125
1981 Fidelity CC Elite Champion 6502 4 MHz       1600  100
1982 Fidelity Prestige 6502 4 MHz                1661   61
1983 Fidelity Elite A/S Budapest 6502 3.6 MHz    1700   39
1984 Fidelity Elegance 6502 3.6 MHz              1781   81
1985 Mephisto Amsterdam 68000 12 MHz             1927  146
1986 Mephisto Dallas 68020 14 MHz                2023   96
1987 Mephisto Roma 68020 14 MHz                  2030    7
1988 Mephisto Almeria 68020 12 MHz               2073   43
1989 Fidelity Elite V9 68030 32 MHz              2121   48
1990 Mephisto Lyon 68020 12 MHz                  2150   29
1991 Mephisto Risc 1MB ARM2 14 MHz               2203   53
1992 Mephisto Risc 2 ARM2 14 MHz                 2227   24
1993 Tasc R30 Version 2.2 ARM2 30 MHz            2300   73
1994 Tasc R40 Version 2.2 ARM2 40 MHz            2325   25
1995 Tasc R40 Version 2.5 ARM2 40 MHz            2400   75
1996 - 2003 keine spielstärkeren Neuerscheinungen
2004 Resurrection Ruffian StrongARM 200 MHz      2430   30
2005 Resurrection Fruit'05 StrongARM 200 MHz     2530  100

In der Tabelle sind Turbokits und die extrem teueren (~15000 DM) getunten Geräte 
Fidelity Elite V10 sowie Mephisto Turniermaschinen nicht berücksichtigt.

In den Jahren 1978 bis 1995 steigerte sich die Spielstärke der Geräte um rund 1100 ELO Punkte. Davon sind etwa die Hälfte auf verbesserte Hardware zurückzuführen. An den beiden letzten Tabelleneinträgen erkennt man, dass Spielstärkeverbesserungen auf dem Niveau des Tasc R40 danach kaum noch stattfanden.

Literatur

  • Spracklen, Dan & Kathe (1978). Sargon: A Computer Chess Program. Hayden Book Company. ISBN 0-8104-51554.
  • Ketterling, Schwenkel, Weiner (1983). Schach dem Computer. Goldmann Ratgeber. ISBN 3-442-10861-6.
  • Frickenschmidt, Dirk (1985). Schach mit dem Computer. Falken Verlag. ISBN 3-8068-0747-7.
  • Harding, T.D. (1985). [The New Chess Computer Book]. Pergamon Press. ISBN 0-08-029768-4.

Weblinks

www.schachboerse.de - Steffens Marktplatz für Sammler von Schachcomputern