SciSys Chess Champion Mark VI: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Infobox
| Titel = SciSys Chess Champion Mark VI
| Titel = SciSys Chess Champion Mark VI - Philidor Modul
| Bild = [[Bild:MarkVI-Module.jpg|center|400px]]
| Bild = [[Datei:SciSys Philidor Modul.jpg|280px]]
Mark VI Philidor Modul
Philidor Modul<br>Pictures by [http://www.chesscomputeruk.com/ Michael Watters - chesscomputeruk.com]
| Bild2 = [[Bild:MarkVI-Board.jpg|center|250px]]
Sensor Brett
| Hersteller = [[SciSys]]
| Hersteller = [[SciSys]]
| Markteinführung = [[1983]]
| Markteinführung = Philidor-Modul {{Erscheinungsjahr|1982}}
| Preis = 300 DM (150 €)
| Preis = 298 DM (Philidor Modul)
| Prozessor = [[6502]]
| Prozessor = [[6502]]
| Prozessortyp = [[8 Bit]]
| Prozessortyp = [[8 Bit]]
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| RAM = 16 KB
| RAM = 16 KB
| ROM = 32 KB
| ROM = 32 KB
| Bibliothek = ''umfangreich''
| Bibliothek = 3.500 Züge
| Programmierer = [[Broughton, David|David Broughton]] und [[Taylor, Mark|Mark Taylor]]
| Programmierer = [[Broughton, David]] und [[Taylor, Mark]]
| Elo = [[Wiki-Elo-Liste|1386]]
| Elo = 1500
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| BT-2450 =  
| BT-2630 =
| BT-2630 =
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| Spielstufen = viele vordefinierte und frei programmierbar  
| Spielstufen = viele vordefinierte und frei programmierbar  
| Maße = 34.2 x 25.4 x 4.5 cm
| Maße = 34.2 x 25.4 x 4.5 cm
| Sonstiges = Simultanspiel von 12 Partien, erweiterbar
| Sonstiges = Simultanspiel von 12 Partien möglich, erweiterbar mit [[SciSys Chess Champion Sensory Board]], leicht verbessertes Erweiterungsmodul für den [[SciSys Chess Champion Mark V|Mark V]], vergrößerte Eröffnungsbibliothek
| Infos = - leicht verbesserter Nachfolger des [[SciSys Chess Champion Mark V|Mark V]] mit auswechselbarem Modul
<br style="clear:both;" />
[[Datei:SciSys_Mark_IV.jpg|thumb|450px|left|Prospektauszug]]
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Ein verbessertes Programm für den [[SciSys Chess Champion Mark V]] unter dem Namen Mark VI Philidor Modul war Ende 1982 erhältlich. Es kostete 298 DM und galt ausdrücklich als Erweiterung und nicht als das verbesserte Mark V-Programm.
Die Zugeingabe erfolgte entweder über eine alphanumerische Koordinateneingabe per Tastatur oder über eine sogenannte Cursorsteuerung, die über eine große Zentraltaste ähnlich wie der Steuerknüppel eines Telespiels funktionierte. Diese Art der Zugeingabe war natürlich etwas gewöhnungsbedürftig, vermittelte dann aber das vom normalen Schachspiel her gewohnte Gefühl, man würde mit der Hand nach einem Stein tasten.
[[Bild:SciSys Chess Champion Mark VI.jpg|280px|left|thumb|SciSys Chess Champion Mark V - Pictures by<br>[http://www.chesscomputeruk.com/ Michael Watters - chesscomputeruk.com]]]
Eine Besonderheit war die Möglichkeit, bis zu zwölf Partien gleichzeitig zu spielen bzw. zu speichern. Das ist dann sinnvoll, wenn man eine längere Partie abbrechen muss und in der Zwischenzeit ein anderer oder man selbst eine Kurzpartie spielen möchte. Der Mark V speicherte alle laufenden Partien wochenlang, selbst dann, wenn man ihn vom Netz trennte. Als Zubehör gab es ein Sensorbrett ([[SciSys Chess Champion Sensory Board]]), dass einschließlich Figuren etwa DM 498,00 kostet.
Zum neuen Programm schrieb der Hersteller: ''"Mit ihm bekommt den Computer eine erweiterte Eröffnungsbibliothek und erhebliche taktische und positionelle Verbesserungen im Mittel- und Endspiel. Der Unterschied zu Mark V wird schon beim Einschalten ersichtlich, das Gerät meldet sich mit "Chess Champion 6" startklar."''
Die Eröffnungsbibliothek wurde in der Tat enorm vergrößert. Zwar fehlten einige Exoten (z.B. Orang-Utan), doch dafür beobachtet man bei allen wichtigen Eröffnungssystemen eine beachtliche Variantenbreite. Die Tiefe lag meist bei 7 bis 9 Zügen, in Einzelfällen spuckte der Computer auch noch den 11. Zug für Weiß aus. Insgesamt sollen es 3500 Züge gewesen sein. Mark VI bevorzugte zwar bestimmte Eröffnungen (z.B. Sizilianisch auf 1.e4), spielt jedoch in der Anfangsphase deutlich abwechslungsreicher als sein Vorgänger.
Im Mittelspiel sah es weniger rosig aus. Ein Wermutstropfen für damalige MK V-Freunde: Der große Bruder Mark VI verhielt sich in allen Modi gleich, sowohl in Normal- (durchschnittliche Zeit/Zug), Speed- (feste Zeit/Zug), als auch in Turniereinstellung (X Züge in Y Zeiteinheiten). Dabei rechnete er etwas selektiver als Mark V (in Turniereinst.). Dies führt einerseits dazu, dass gewisse Zugzwang-Kombinationen früher gefunden wurden, andererseits übersah der Computer durch das gröbere Raster auch so manches.
Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass MK VI schon im Mittelspiel ein Auge auf weit vorgerückte Freibauern warf und diese seinerseits auch recht geschickt einzusetzen wusste. Taktisch war er nicht ganz so stark wie z.B. [[Fidelity Sensory Chess Challenger 9]] oder [[Novag Constellation]], jedoch wurden praktisch alle dreizügigen (Matt-Kombinationen) bei 3 Minuten pro Zug gefunden.
Tiefer liegende Abspiele fielen sehr oft der Vorselektion zum Opfer, so konnte MK VI Ketterlings klassischen Vierzüger erst nach 48:14 lösen (MK V schaffte es in 7:37). Gab man aber den ersten Zug vor, fand er den verbleibenden Dreizüger nach 0:14!
{{Schachbrett|=
| tleft
| H.P. Ketterling - Rochade 209 / Dez. 1981
|=
8 |bq|  |  |  |  |br|bk|  |=
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6 |  |br|bn|  |wp|bp|  |  |=
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    a  b  c  d  e  f  g  h
| Lösung: 1. Dxh7+ Kxh7 2. Th3+ Kg8 3. Sg6 nebst Th8#
Verführung: 1. Sd5 Ta6 2. Sc7 nebst Sxa6 und Qualitätsgewinn
}}<br style="clear:both;" />
Das Initiativverhalten wurde etwas gebremst, das Mark Vl Philidor-Programm machte öfters unverständliche Figuren-(rück-)züge, das Spiel wirkte dann konzeptlos und erinnerte an das "Maschinenschach" vergangener Tage.
Im Endspiel bot die neue Software keine nennenswerten Verbesserungen. Zwar achtete MK VI mehr auf gefährliche Freibauern, ein Zuwachs an Schachtheorie (wie z.B. Quadratregel, Durchbringen eines Freibauern gegen den feindlichen König etc.) konnte nicht registriert werden. Die Bauernmajorität auf einem Flügel wurde oft ungeschickt postiert und man konnte dem Programm teils in Verluststellung noch das Fell über die Ohren ziehen.
In Turniereinstellung teilte sich das neue Modul seine Bedenkzeit viel besser ein als Oldie MK V, mitunter wurden die Zeitreserven (aus der Eröffnung) zu schnell aufgebracht. Im Normalmodus überzog MK VI in komplizierten Stellungen die durchschnittliche Bedenkzeit gewaltig, machte dafür aber in einfachen Endspiel-Stellungen wieder Boden gut. Der Problemmodus des alten Programms wurde unverändert übernommen und lieferte gute Lösezeiten (2-Züger innerhalb 0:10, 3-Züger nach spätestens 2:00), man kann bis Mat in 7 einschließlich Nebenlösungen suchen lassen.
Letztendlich erspielte sich das neue Programm einen deutlich Elo-Zugewinn auf Aktivschach Level, im Bereich des Turnierschachs hingegen veränderte sich nichts im Vergleich zum Vorgänger Mark V.
== Prospektauszüge ==
<gallery widths="180" heights="180" mode="packed">
Bild:MarkVI-Module.jpg
Datei:SciSys_Mark_IV.jpg
</gallery>
== Partiebeispiele ==
<pgn>
[Event "Aktivschach"]
[Date "2022.06.06"]
[Round "10"]
[White "SciSys Mark VI Philidor"]
[Black "SciSys Mark V"]
[Result "1-0"]
[ECO "C67"]
[PlyCount "75"]
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 Nf6 4. O-O Nxe4 5. d4 Nd6 6. Bxc6 dxc6 7. dxe5 {C67: Spanische Partie (Berliner Verteidigung).} Ne4 {0.63/21 [#]} (7... Nf5 $1 $11 {0.12/27}) 8. Be3 $146 {-0.26/22} (8. Qe2 $1 $14 {0.63/21} Bf5 9. Rd1) ({Vorgänger:} 8. Qxd8+ Kxd8 9. Re1 Nc5 10. Nc3 Bf5 11. Nd4 Bg6 12. Nce2 Ne6 13. Be3 Nxd4 14. Nxd4 c5 15. Ne2 Kd7 16. Nf4 Re8 17. Rad1+ {½-½ Vachier Lagrave,M (2795)-Xiong,J (2652) chess.com Speed 5m+2spm 2017 Chess.com INT blitz (1.4)}) 8... Bb4 {0.82/23 [#]} (8... Qxd1 $11 {-0.26/22} 9. Rxd1 Be7) 9. Qxd8+ {0.40/5} ({Vorzuziehen ist} 9. Qe2 $1 $16 {0.82/23 Und Dc4 würde nun gewinnen.} a5 10. Rd1) 9... Kxd8 $14 10. Rd1+ Ke7 11. Rd4 Nxf2 $2 {4.20/24 Führt Schwarz ins Verderben.} 12. Rxb4 $18 a5 13. Bg5+ Kf8 14. Rd4 {[#]} Bf5 15. Kxf2 Bxc2 16. Na3 c5 17. Rc4 h6 18. Bxh6 Bd3 19. Rc3 Be4 20. Bf4 b6 21. Ng5 Bd5 22. Nb5 c6 23. Nd6 Rh4 24. Nh3 Rd8 25. Bg5 Rxd6 26. exd6 {Weiss droht d7! und Matt.} Re4 27. d7 Re8 28. d8=Q {12.07/19} (28. Re1 $142 {#58/22} Ra8 29. d8=Q+ (29. d8=R+ Rxd8 30. Bxd8 b5 $18) 29... Rxd8 30. Bxd8 f6 31. Bxb6 g5 32. Rxc5 (32. Bxa5 c4 $18) (32. Bxc5+ Kf7 $18) 32... a4 33. Ra5) 28... Rxd8 29. Bxd8 b5 30. Bxa5 c4 31. Bb4+ {Weiß setzt Matt.} Kg8 32. Re1 Kh7 33. Rg3 f5 34. Re7 f4 35. Nxf4 Bf7 36. Rxf7 Kh6 37. Rfxg7 c3 38. R3g6# {Gewichteter Fehlerwert: Weiß=0.29 (präzise) / Schwarz=0.74} 1-0
[Event "Aktivschach"]
[Round "6.1"]
[White "SciSys Mark VI Philidor"]
[Black "Mephisto II"]
[Result "0-1"]
[ECO "C68"]
[PlyCount "70"]
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Bxc6 dxc6 5. d3 Bg4 6. O-O Bd6 7. Be3 Nf6 {C68: Spanische Partie (Abtauschvariante).} 8. Nc3 {-0.34/27} (8. h3 $11 {0.29/28} Be6 9. Nbd2) 8... O-O {0.37/22} (8... Qe7 $15 {-0.34/27}) 9. h3 $14 Be6 {Weiß steht etwas besser.} 10. Qd2 {[#]} Qd7 $146 ({Vorgänger:} 10... Qe7 11. Ng5 Rfd8 12. Nxe6 Qxe6 13. f4 c5 14. fxe5 Qxe5 15. Bf4 Qe6 16. Qe3 Bxf4 17. Qxf4 {1-0 Wang,A (970)-Li,R (951) NZL-ch Major op Wellington 2012 (8)}) 11. Ng5 (11. d4 {hält die Spannung aufrecht.} exd4 12. Bxd4 Bxh3 13. Qg5) 11... Rfd8 12. a3 Rac8 13. b4 b6 14. Rae1 c5 {0.70/24} (14... h6 $11 {0.27/22} 15. Nxe6 Qxe6) 15. Nxe6 {0.04/25} ({Vorzuziehen ist} 15. bxc5 $14 {0.70/24} bxc5 16. f4 exf4 17. Bxf4) 15... Qxe6 $11 16. bxc5 Bxc5 17. Bxc5 bxc5 18. f3 c4 19. Re3 Qe7 20. a4 cxd3 21. cxd3 {-0.39/28} (21. Rxd3 $11 {0.00/28 ist eher angebracht.} Rxd3 22. Qxd3) 21... Qc5 22. Rc1 Qd4 23. Rb1 c5 24. Rb6 $2 {-4.22/22 [#]} (24. Kh2 $15 {-0.42/26}) 24... c4 $19 25. Rb4 {-5.81/26} (25. a5 {-4.01/26 kämpft weiter.} h6 (25... cxd3 $2 26. Nd1 $19) 26. Ne2) 25... a5 26. Rb5 cxd3 27. Nd1 Qxa4 $2 {-1.18/28 [#]} (27... Nh5 $19 {-4.78/23 ist viel giftiger.} 28. Rd5 Rxd5 (28... Qxa4 29. Rexd3 Rxd5 30. Rxd5 $11) 29. exd5 Nf4 (29... Qxa4 $2 30. Rxd3 Nf4 31. Rc3 $19)) 28. Rxa5 {-2.58/23} (28. Rxd3 $17 {-1.18/28} Rxd3 29. Qxd3) 28... Rc2 29. Rxa4 Rxd2 30. Ra1 Nh5 31. Nf2 Nf4 32. Ra6 {-5.08/19} (32. Kf1 $142 {-3.23/21} Re2 33. Re1) 32... Ne2+ 33. Kh2 f6 {Schwarz steht klar auf Gewinn.} 34. Ra7 Nf4 35. Kg3 g5 {Gewichteter Fehlerwert: Weiß=0.68 / Schwarz=0.52} 0-1
</pgn>
== Weblinks ==
* [http://www.chesscomputeruk.com/html/chess_champion_mark_vi_-_sensor_board.html Chess Champion Mark VI + Sensor Board] by [http://www.chesscomputeruk.com Chess Computer UK]
* [https://www.schaakcomputers.nl/hein_veldhuis/database/files/11-1982%20%5bB-3461%5d%20SciSys%20-%20Chess%20Champion%20MK%20VI%20Philidor%20(with%20sensorboard).pdf SciSys - Chess Champion MK VI Philidor (with sensorboard)] aus der [http://www.schaakcomputers.nl/hein_veldhuis/database/ Datenbank  von Hein Veldhuis]


[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Schachcomputer]]
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[[Kategorie:6502]]
[[Kategorie:6502]]
[[Kategorie:Prospekt]]
[[Kategorie:Prospekt]]
[[Kategorie:Broughton, David|David Broughton]]
[[Kategorie:Taylor, Mark]]

Aktuelle Version vom 23. Januar 2024, 23:57 Uhr

SciSys Chess Champion Mark VI - Philidor Modul

Philidor Modul
Pictures by Michael Watters - chesscomputeruk.com

Hersteller SciSys
Markteinführung Philidor-Modul 1982
CElo 1500
Programmierer Broughton, David und Taylor, Mark
Prozessor 6502
Prozessortyp 8 Bit
Takt 2 MHz
RAM 16 KB
ROM 32 KB
Bibliothek 3.500 Züge
Einführungspreis 298 DM (Philidor Modul)
Rechentiefe
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt SciSys Chess Champion Mark V
Zugeingabe Tastatur, optionales Magnet Sensorbrett
Zugausgabe LCD Schachbrett, 16-stellige Kommentar-Anzeige
Display 16-stellige Kommentar-Anzeige
Stromversorgung DC 8-Volt / 7,5 Watt
Spielstufen viele vordefinierte und frei programmierbar
Maße 34.2 x 25.4 x 4.5 cm
Sonstiges
Simultanspiel von 12 Partien möglich, erweiterbar mit SciSys Chess Champion Sensory Board, leicht verbessertes Erweiterungsmodul für den Mark V, vergrößerte Eröffnungsbibliothek

Ein verbessertes Programm für den SciSys Chess Champion Mark V unter dem Namen Mark VI Philidor Modul war Ende 1982 erhältlich. Es kostete 298 DM und galt ausdrücklich als Erweiterung und nicht als das verbesserte Mark V-Programm. Die Zugeingabe erfolgte entweder über eine alphanumerische Koordinateneingabe per Tastatur oder über eine sogenannte Cursorsteuerung, die über eine große Zentraltaste ähnlich wie der Steuerknüppel eines Telespiels funktionierte. Diese Art der Zugeingabe war natürlich etwas gewöhnungsbedürftig, vermittelte dann aber das vom normalen Schachspiel her gewohnte Gefühl, man würde mit der Hand nach einem Stein tasten.

SciSys Chess Champion Mark V - Pictures by
Michael Watters - chesscomputeruk.com

Eine Besonderheit war die Möglichkeit, bis zu zwölf Partien gleichzeitig zu spielen bzw. zu speichern. Das ist dann sinnvoll, wenn man eine längere Partie abbrechen muss und in der Zwischenzeit ein anderer oder man selbst eine Kurzpartie spielen möchte. Der Mark V speicherte alle laufenden Partien wochenlang, selbst dann, wenn man ihn vom Netz trennte. Als Zubehör gab es ein Sensorbrett (SciSys Chess Champion Sensory Board), dass einschließlich Figuren etwa DM 498,00 kostet.

Zum neuen Programm schrieb der Hersteller: "Mit ihm bekommt den Computer eine erweiterte Eröffnungsbibliothek und erhebliche taktische und positionelle Verbesserungen im Mittel- und Endspiel. Der Unterschied zu Mark V wird schon beim Einschalten ersichtlich, das Gerät meldet sich mit "Chess Champion 6" startklar."

Die Eröffnungsbibliothek wurde in der Tat enorm vergrößert. Zwar fehlten einige Exoten (z.B. Orang-Utan), doch dafür beobachtet man bei allen wichtigen Eröffnungssystemen eine beachtliche Variantenbreite. Die Tiefe lag meist bei 7 bis 9 Zügen, in Einzelfällen spuckte der Computer auch noch den 11. Zug für Weiß aus. Insgesamt sollen es 3500 Züge gewesen sein. Mark VI bevorzugte zwar bestimmte Eröffnungen (z.B. Sizilianisch auf 1.e4), spielt jedoch in der Anfangsphase deutlich abwechslungsreicher als sein Vorgänger.

Im Mittelspiel sah es weniger rosig aus. Ein Wermutstropfen für damalige MK V-Freunde: Der große Bruder Mark VI verhielt sich in allen Modi gleich, sowohl in Normal- (durchschnittliche Zeit/Zug), Speed- (feste Zeit/Zug), als auch in Turniereinstellung (X Züge in Y Zeiteinheiten). Dabei rechnete er etwas selektiver als Mark V (in Turniereinst.). Dies führt einerseits dazu, dass gewisse Zugzwang-Kombinationen früher gefunden wurden, andererseits übersah der Computer durch das gröbere Raster auch so manches.

Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass MK VI schon im Mittelspiel ein Auge auf weit vorgerückte Freibauern warf und diese seinerseits auch recht geschickt einzusetzen wusste. Taktisch war er nicht ganz so stark wie z.B. Fidelity Sensory Chess Challenger 9 oder Novag Constellation, jedoch wurden praktisch alle dreizügigen (Matt-Kombinationen) bei 3 Minuten pro Zug gefunden.

Tiefer liegende Abspiele fielen sehr oft der Vorselektion zum Opfer, so konnte MK VI Ketterlings klassischen Vierzüger erst nach 48:14 lösen (MK V schaffte es in 7:37). Gab man aber den ersten Zug vor, fand er den verbleibenden Dreizüger nach 0:14!

H.P. Ketterling - Rochade 209 / Dez. 1981
Lösung: 1. Dxh7+ Kxh7 2. Th3+ Kg8 3. Sg6 nebst Th8#

Verführung: 1. Sd5 Ta6 2. Sc7 nebst Sxa6 und Qualitätsgewinn


Das Initiativverhalten wurde etwas gebremst, das Mark Vl Philidor-Programm machte öfters unverständliche Figuren-(rück-)züge, das Spiel wirkte dann konzeptlos und erinnerte an das "Maschinenschach" vergangener Tage.

Im Endspiel bot die neue Software keine nennenswerten Verbesserungen. Zwar achtete MK VI mehr auf gefährliche Freibauern, ein Zuwachs an Schachtheorie (wie z.B. Quadratregel, Durchbringen eines Freibauern gegen den feindlichen König etc.) konnte nicht registriert werden. Die Bauernmajorität auf einem Flügel wurde oft ungeschickt postiert und man konnte dem Programm teils in Verluststellung noch das Fell über die Ohren ziehen.

In Turniereinstellung teilte sich das neue Modul seine Bedenkzeit viel besser ein als Oldie MK V, mitunter wurden die Zeitreserven (aus der Eröffnung) zu schnell aufgebracht. Im Normalmodus überzog MK VI in komplizierten Stellungen die durchschnittliche Bedenkzeit gewaltig, machte dafür aber in einfachen Endspiel-Stellungen wieder Boden gut. Der Problemmodus des alten Programms wurde unverändert übernommen und lieferte gute Lösezeiten (2-Züger innerhalb 0:10, 3-Züger nach spätestens 2:00), man kann bis Mat in 7 einschließlich Nebenlösungen suchen lassen.

Letztendlich erspielte sich das neue Programm einen deutlich Elo-Zugewinn auf Aktivschach Level, im Bereich des Turnierschachs hingegen veränderte sich nichts im Vergleich zum Vorgänger Mark V.

Prospektauszüge

Partiebeispiele

Weblinks