SciSys Turbo King

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SciSys / Saitek Turbo King
Turbo King

C Pictures by Theodor Heinze

Hersteller SciSys
Markteinführung 1987
CElo 1883
Programmierer Kaplan, Julio & Barnes, Craig
Prozessor 65C02
Prozessortyp 8 Bit
Takt 5 MHz
RAM 16 KB
ROM 64...96 KB
Bibliothek 100.000 Halbzüge
Einführungspreis 498 DM (250 €)
Rechentiefe 20 Halbzüge
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt SciSys Stratos, Saitek Simultano
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 16 Rand LEDs
Display 2-zeilige LCD Anzeige
Stromversorgung Batterie = 6 x Baby, Netz = z.B. HGN 5001
Spielstufen 64
Maße 37 x 24 x 3.5 cm
Sonstiges
Es existieren verschiedene Programmversionen. Anzeige von Zeit, Bewertung, Rechentiefe, Ast, Stellungen und 8 HZ.

Der SciSys Turbo King erschien im Oktober 1987 für 498 DM und löste den Turbostar 432 ab. Der Turbo King hatte 64 Spielstufen, war mit einem Drucksensorbrett ausgestattet, versehen mit einer zehnstelligen, zweizeiligen LCD-Anzeige, welche vielfältige Einblicke in den Rechenvorgang bot. Als Programm enthielt der Turbo King eine Maestro B Variante. Das Gerät lief auf einer 65C02 CPU, die mit 5 MHz befeuert wurde, versehen mit einem Arbeitsspeicher (RAM) von 16 KByte. Der Programmumfang betrug 64 KByte und war bis auf das Doppelte erweiterbar. Der Computer war auch für Batteriebetrieb geeignet und spielte bis zu 150 Stunden mit einem Batteriesatz. Sein Eröffnungsrepertoire umfasste 100.000 Halbzüge und konnte eigenständig erweitert werden, es basierte auf dem erweiterten KSO-Repertoire. Ein ROM-Schacht für auswechselbare ROM-Module war ebenfalls vorhanden.

Für 99 DM konnte zusätzlich ein Endspiel-ROM erworben werden, welches alle KBK-Endspiele in einer 32 KByte umfassenden Datenbank gespeichert hatte, sodass der Computer beim Auftreten dieses Endspiels nicht rechnen musste, sondern sofort auf das gespeicherte Wissen über dieses Endspiel zurückgreifen konnte.

1991 wurde eine neue Programmversion (MA 3.1 - Version D+) von Julio Kaplan zum Preis von 149 DM angeboten. Allerdings war diese Version nicht mehr kompatibel zum ursprünglichen EGR und musste durch das EGR II (Endgame ROM II) ersetzt werden.

Turbo King

(Christian Schulze aus Computer Schach & Spiele / Heft 2 / 1988)

So spielt das neue Saitek-Programm

Über Bedienungskomfort und Ausstattung der neuen Saitek-Geräte war in CSS schon die Rede. Doch wie steht es mit der Spielstärke? Christian Schulze berichtet über seine Erfahrungen mit dem Turbo King. Als Besitzer vieler Schachcomputer der verschiedensten Firmen glaube ich, mir ein ausgewogenes fachliches Urteil über das Spielverhalten des Turbo King erlauben zu können. Da das Programm dieses Gerätes auch im Leonardo Analyst und SciSys Stratos steckt, dürfte es für einen großen Teil der Schachcomputer-Freunde von Interesse sein.

Eröffnung

In der Tat hat man die Eröffnungsbibliothek des Turbo King immens groß gestaltet - zudem auch ohne ernste Ausrutscher wie z.B. beim Forte. Außerdem findet sich das Gerät in den Stellungen, in die es ins Mittelspiel entlassen wird, sehr gut zurecht. Etwas ungünstiger ist allerdings die Tatsache, dass sich jene 100.000 Halbzüge (!) doch mehr auf die Tiefe als auf die Breite beziehen. So ist es wohl lobenswert, wenn der Rechner Damengambit-Varianten bis zum 30. Halbzug kennt. Andererseits fliegt er in so manchen Eröffnungen sehr früh aus seiner Bibliothek. Hier die krassesten Beispiele:

  • 1.d4 d5 2.e4 Ende.
  • 1.e4 e5 2.f4 d5 Ende.
  • 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Le7 Ende.
  • 1.g4 Ende.

Die Liste ließe sich noch ein ganzes Stückchen fortführen und endet mit der Forderung, dass diese Abspiele wenigstens passiv bekannt sein sollten. Ein Trostpflaster: Die Eröffnungsbibliothek lässt sich manuell erweitern, so dass man nicht völlig aufgeschmissen ist.

Mittelspiel

Wie von vornherein vermutet, ist das Saitek-Programm ein toller Positionsspieler. Da stimmt einfach jeder Bauernvorstoß, und schwache Felder entgehen ihm nicht. Ebenso nutzt er offene Linien schon früh im Kampf als Einbruchspforte ins feindliche Lager - und nicht erst, wenn die Partie zum Turmendspiel ausartet.

Ziemlich düster sieht es dagegen im taktischen Bereich aus: Turbo King führt eine hervorragende Partie, die Positionsvorteile bringen irgendwann einen Plusbauern, und... und dann kündigt sein Gegenüber im großen Trubel ein Matt in vier an! Der Colditz-Test wird dementsprechend mit 1666 Punkten (=1880 Elo) abgeschlossen, was heutzutage so manches Mal zu wenig ist. Bratko-Kopec lässt 11 Punkte springen, wobei ich allerdings der Meinung bin, dass dieser Test allein schon auf Grund seines geringen Umfangs ungeeignet ist, irgendwelche Tendenzen zu bestimmen. Um das allgemeine Spielverhalten des Neuen besser kennenzulernen, habe ich ein Turnier unter fünf vergleichbaren Geräten durchgeführt (allerdings nur mit 1 min/Zug). Das Ergebnis:

Auch außerhalb dieses Vergleiches tut sich der King schwer, sobald ihm der Novag Forte gegenübertritt. So steht es z.B. nach vier Turnierpartien gerade mal 3,5:0,5 für das "Blitzmonster". Die Verlustspiele waren nie länger als 30 Züge " jedes Mal wurde der Saitek-Rechner das Opfer irgendwelcher Sticheleien.

Der Par Excellence liegt ihm dagegen so gut wie kaum eine andere Maschine: Die Fidelity-Kiste bekommt kein Bein auf den Boden. So hat dieser in fünf Partien lediglich ein Remis erzielt. Hier ein Beispiel für das teilweise einfach brillante Spiel des Turbo Kings gegen ihn:

Fidelity Par Excellence - SciSys Turbo King


Der Saitek-Rechner ist als schwarzer Spieler dran. In nur zwei Sekunden findet er einen Zug, den er in seinem gesamten Umfang und wohl kaum durchgerechnet haben kann. Dennoch spielt er ihn, und die weiße Stellung ist in allen Varianten nicht mehr zu retten: So macht Schach Spaß!

Alles in allem: Der Turbo King ist ein durchwachsenes Gerät, das fast spielend eine überlegene Stellung aus dem Hut zaubert, aber hin und wieder zu kurzsichtig betreffs Kombinationen ist. Letzteres hält sich aber in Grenzen, so dass der Rechner wohl in der Lage sein dürfte, jedem Kontrahenten unter 1000 DM das Wasser zu reichen. Jedenfalls macht er Schach fürs Herz!

Endspiel

Immer noch können in dieser Sparte menschliche Maßstäbe nicht eingesetzt werden. Obwohl der Turbo King das Endspiel allgemein ordentlich behandelt, sollte man speziell im Turmendspiel besser wegschauen. Hier scheint es nämlich fast ein Glücksfall zu sein, ob die Tarrasch-Regel "Ein Turm gehört hinter die Bauern!" angewendet wird.

Aber auch hier gilt: Das Gerät hält sich mindestens auf dem Durchschnitt, und Partien werden wohl kaum in dieser Phase noch zum Verlust gekorkst. Im Übrigen gibt es ja noch das Endspiel-ROM, welches schon einmal König-Bauer-König perfekt beherrscht.

Gesamteindruck

Das Kind ist äußerlich wie innerlich gelungen, wobei das Preis/Leistungsverhältnis so ziemlich alles in den Schatten stellt, was es auf dem Markt gibt. Etwas unglücklich untergebracht ist das zu tief im Gehäuse eingelassene Display, man muss also schon ziemlich direkt von oben auf das Display schauen, um die Anzeige problemlos zu erkennen.


Bilder

C Pictures by Theodor Heinze

Turbo King
Verpackung
Figuren
Eprom-Plätze


Innenleben

Mainboard des Turbo King mit Endspiel ROM (EGR I)