Mephisto Amsterdam

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Mephisto Amsterdam
Hersteller Hegener & Glaser
Markteinführung 1985
CElo 1936
Programmierer Lang, Richard
Prozessor 68000
Prozessortyp 16 Bit
Takt 12 MHz
RAM 16 KB
ROM 64 KB
Bibliothek 24.000 Halbzüge, 3.000 Varianten
Einführungspreis Modulset 2398 DM / + Exclusive S 2998 DM
Rechentiefe 14 Halbzüge (Brute Force)
BT-2450 1731
BT-2630
Colditz 1798
Verwandt Psion
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe Feld LEDs + Display
Display 4-stellige 7-Segment Anzeige
Stromversorgung Netz = HGN 5004A, manchmal funktioniert auch HGN 5001
Spielstufen 6 x Durchschnitt + Turnier + Programmierbar + Analyse + Mattsuche
Maße Modulset
Sonstiges
Weltmeister 1985
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug 3
30 Min. / Partie 7 prog.
60 Sek. / Zug 4
60 Min. / Partie 7 prog.
Turnier 6
Analyse 9

Modulset der Firma Hegener & Glaser für die modulare Serie von Mephisto aus dem Jahr 1985 mit einem auf Psion basierenden Programm von Richard Lang. Das Amsterdam-Programm war das erste Weltmeisterprogramm von Richard Lang.

Auf der 1985er Weltmeisterschaft beherrschte der Mephisto Amsterdam das Turnier und gewann deutlich mit 22:2 Punkten vor der chancenlosen Konkurrenz. Die drei angetretenen Geräte belegten die ersten drei Plätze. Die beim WM-Gewinn benutze Hardware fand Einzug in die spätere Serienproduktion der 68000er Modulsets.

Im Gegensatz zu den Nachfolgern, gibt es vom Amsterdam keine (offizielle) 32 Bit Version mit 68020 CPU.

Ist er denn wirklich so gut?

Erste Stimmen zum Weltmeistergerät Mephisto Amsterdam (aus CSS Heft 6 / Dez.1985-Jan.1986)

Bei der Mikro-WM im September hat Mephisto Amsterdam die gesamte Konkurrenz deklassiert (92% der möglichen Mannschaftspunkte!). Das 16-Bit-System ist inzwischen bereits auf dem Markt und wir erfuhren von ersten privaten Testergebnissen. Als erster meldete sich Reno de Caro, ein Deutsch-Amerikaner, der zurzeit in Augsburg lebt. De Caro gehörte bislang eher zu den Kritikern von Hegener + Glaser und wollte das Ergebnis von Amsterdam nicht glauben, bis er sich mit eigenen Augen überzeugen konnte. Hier sein Bericht.

Als alter Schachcomputer-Fanatiker, der seine 3000-Mark-Erfahrung mit dem Weltmeister 1984 Mephisto Exclusive S noch nicht ganz verdaut hat, las ich mit großer Skepsis die Reklame von Hegener + Glaser über ihren neuen Weltmeister. Trotzdem war ich neugierig genug, das neue Programm bei einem Versandhaus zu bestellen, machte allerdings die endgültige Kaufentscheidung vom Ausgang eines Wettkampfes zwischen dem Mephisto Amsterdam und meinem Elite Glasgow 5.0 MHz abhängig. Das Fidelity-Gerät, der eindeutig stärkste Computer meiner Sammlung, war bei der Weltmeisterschaft ja nicht zur Stelle, was dem Match zusätzlich noch eine besondere Pikanterie verlieh.

Ich begann mit 20 Blitzpartien zwischen den bei-den Geräten - und traute meinen Augen nicht. Eine einzige (die 18.) Partie konnte der Elite Glasgow für sich entscheiden und vier (davon drei in verlorener Position sehr glücklich) zum Remis führen. Fünfzehn gewann der Mephisto Amsterdam souverän, so dass das Schlußresultat 17:3 lautete!

Auf Turnierstufe überlegen

Danach wurde es ernst. Aber auch auf der Turnierstufe war mein Elite völlig chancenlos und verlor alle zehn Partien! Das Ergebnis von 10:0 für den Mephisto Amsterdam würde ich für völlig unglaubwürdig halten, hätte ich nicht selbst die Partien durchgeführt und aufgeschrieben. überraschenderweise kam das Mephisto-Programm meist schon mit Vorteilen aus dem Mittelspiel, hatte es also gar nicht nötig, verlorene Stellungen im Endspiel noch herumzureißen (wie einige Gerüchte aus Amsterdam behaupteten). Im Stile Karpows schaffte sich das Programm kleine positionelle Vorteile und bestrafte jede Ungenauigkeit des Gegners erbarmungslos.

Jetzt wird es interessant zu sehen, wie sich dieser Stil gegen Super Constellation bewährt, der mit seinen oft brillianten Kombinationen und Figurenopfern mehr an Kasparow erinnert. Aus diesem Grund, und um mich zu vergewissern, dass es sich beim Mephisto Amsterdam nicht um ein "Killer"-Programm handelt, das auf Fidelity-Geräte abgestimmt ist, werde ich meine Tests weiterführen und als nächstes 20 Blitzspiele sowie 10 Turnierpartien gegen den Super Conny austragen. Danach das gleiche noch einmal gegen Mephisto B + P 5,2 MHz und, falls es mir gelingt, das Mobile-Programm von Fidelity in die Hände zu bekommen, auch gegen dieses Gerät. Sollten die Ergebnisse ähnlich ausfallen, ist mir diesmal das Hegener-und-Glaser-Gerät die DM 3000,- wert, die man für den amtierenden Weltmeister hinblättern muss.

Eindruck positiv

Dr. H. E. Fritsch ist Physiker beim Deutschen Patentamt in München. Auch er hat den Mephisto Amsterdam gegen den Elite Glasgow 3,6 MHz spielen lassen, allerdings im Gegensatz zu Reno de Caro mit dem CB 16 Eröffnungsmodul. Offenbar macht das einen großen Unterschied, wie der folgende Bericht von Dr. Fritsch beweist.

Nach dem beispiellosen WM-Sieg, des Mephisto Amsterdam war es interessant zu testen, wie er gegen den Elite Glasgow ausschauen würde. In einem Wettkampf über sechs Turnierpartien hat sich der Elite (mit CB 16 Eröffnungsmodul) halbwegs anständig aus der Affäre gezogen und bewiesen, dass der große Mephisto durchaus nicht konkurrenzlos ist. Schlußergebnis: 3,5:2,5 zugunsten von Mephisto. Angesichts der beiderseitigen sehr großen Eröffnungsbibliotheken kann ein Wettkampf über sechs Partien jedoch zu keinem endgültigen Ergebnis führen.

Mein Eindruck von der Spielweise des neuen Weltmeisters war insgesamt sehr positiv: Mephisto hat einen "Blick" für positionell angemessene Spielweise in allen Partiephasen, er achtet auf harmonisches Figurenspiel und schnelle Entwicklung, hält seine Königsstellung geschlossen und verändert seine Bauernformation sehr behutsam. Er versteht es im Mittelspiel, insbesondere in der Übergangsphase zum Endspiel, meisterhaft, Material zu gewinnen und den Materialvorsprung im Endspiel zum Gewinn zu nutzen. Endlich macht der Mephisto seinem Namen alle Ehre, nach dem Motto: Wenn man dem Teufel den kleinen Finger reicht, nimmt er gleich die ganze Hand!

Schwächen im Blitz

Im Blitzschach ist der Eindruck nicht so positiv. Es zeigt sich deutlich, dass der Mephisto Amsterdam mit seiner selektiven Strategie erst ab Bedenkzeiten von durchschnittlich 20 - 40 Sekunden pro Zug profitiert. Als echter "Blitzer" auf Level 7 (5 Minuten je Spieler und Partie) ist er nicht besser als andere und hat sogar gegen den Elite den Kürzeren gezogen (Ergebnis: 3,5:6,5). Wesentlich stärker spielt er auf Level 1, lässt sich aber hier im Durchschnitt fast 10 Sekunden pro Zug!

Wie anfällig der Mephisto Amsterdam im Blitz-schach (Stufe 7) bisweilen sein kann, zeigt die folgende hübsche Kurzpartie, die mir (mit Weiß) gegen ihn geglückt ist: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 d6 5.0-0 Lg4 6.c3 b5 7.Lc2 d5 8.h3 Lh5 9.d3 Sf6 10.Sbd2 Le7 11.Tel 0-0 12.Sfl Dd7 13.Sg3 Lxf3 14.Dxf3 dxe4 15.dxe4 Lc5 16.Lg5 Dd6? 17.Tad1 De6 18.Lb3 De7 19.Sf5 De8 20.Lxf6 Db8 21.Dg4 Lxf2 + 22.g6 23.Sh6 matt.

Neben den reinen Partieversuchen habe ich den Mephisto Amsterdam auch dem Colditz- und dem Bratko-Kopec-Test unterzogen. Im reinen Taktiktest erreichte er ein für selektive Programme beachtliches Ergebnis von 1667.5 ( = ca. 1885 Elo) und damit fast das Niveau des Elite Glasgow (1900 Elo). Im Bratko-Kopec-Test wurden 13 Aufgaben gelöst, ein ausgezeichnetes Ergebnis, das fast an den führenden Elite Glasgow reicht (14 Punkte; zum Vergleich: Elite Budapest 10, Conchess T 9 Punkte).

Hardwareversionen




Partiebeispiel

YouTube Video by Vince Gum