Mephisto Vancouver 68030

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Mephisto Vancouver 68030 (Turniermaschine)

C Sascha Warnemünde

Hersteller Hegener & Glaser
Markteinführung 1991
CElo 2334
Programmierer Lang, Richard
Prozessor 68030
Prozessortyp 32 Bit
Takt 36 MHz in der Verkaufsversion, 50 bis 66 Mhz in der WM-Version
RAM 2 MB in der Verkaufsversion, 8 MB in der WM-Version
ROM 256 KB
Bibliothek ~ 17.000 Varianten mit über 150.000 Halbzüge
Einführungspreis 15.000 DM (7.669 €) in der Verkaufsversion, 25.000 DM (12.782 €) in der WM-Version
Rechentiefe
BT-2450 2217
BT-2630 -
Colditz -
Verwandt Mephisto Vancouver
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe 64 Feld LEDs
Display 2 x 16-stellige Punktmatrix Anzeige
Stromversorgung Netz = HGN 5015
Spielstufen (fast) alle denkbaren
Maße 50 x 50 x 9,5 cm / Brettgröße 40 cm / Feldgröße 5 cm / Königshöhe 92 cm
Sonstiges
Schublade, Lüfter, Weltmeister 1991 kampflos in der Herstellergruppe

Der siebte Titel von Richard Lang unter der Ägide von Mephisto. Bei der WMCCC 1991 in Vancouver in der Gruppe der Hersteller war allerdings kampflos, da es keine anderen Teilnehmer gab. In der Software-Gruppe wurde Mephisto X alias Vancouver nur Dritter. Lange Zeit, seit der WMCCC 1983, gewann kein Lang- oder Mephisto-Programm den Mikrocomputer-Titel in der Software- oder kommerziellen Gruppe - es war Ed Schröders Gideon auf einer ARM2-Steckkarte, gefolgt von Marty Hirschs M-Chess auf einem PC, was das Ende einer Ära einläutete.

Das Vancouver Programm stellt eine nochmals überarbeitete Version des eingesetzten WM-Programms dar, insbesondere die Eröffnungsbibliothek wurde wesentlich erweitert. Hierzu wurde der holländische Computerschach-Experte Jeroen Noomen hinzugezogen, welcher die ohnehin schon üppige Bibliothek auf insgesamt 150000 Züge in 17000 Varianten aufpeppte und um eine Reihe von aggressiven Varianten anreicherte. Es gibt also mittlerweile kaum noch etwas, was der Vancouver nicht kennt, der Übersicht halber ist das Eröffnungsbuch unterteilt in die Bereiche Normal, Mensch, Gambit, Klassisch, Modern und Blitz und das ganze jeweils noch als Turnier- oder Zufallsvariante wählbar, insgesamt stehen dem Anwender somit 12 unterschiedliche Bibliothekseinstellungen zur Auswahl.

Die erweiterte Bibliothek und der neu hinzu gekommene Partienspeicher für bis zu 50 Partien mit durchschnittlich 35 Zügen ist auch der Hauptgrund für die Erweiterung des ROM-Speichers von 128 KB auf 256 KB. Es lassen sich übrigens nicht nur Partien, sondern auch Stellungen abspeichern, den noch verfügbaren freien Speicherplatz in % zeigt der Vancouver selbstverständlich an.

Eine weitere Neuerung gegenüber dem Vorgänger ist die verfeinerte Möglichkeit, die Figurenwerte für alle Figuren in 10% Schritten verstellen und zwar im Bereich zwischen 50% und 150%.

Ansonsten bietet der Vancouver, wie auch schon seine Vorgänger, so gut wie alle erdenklichen Einstellmöglichkeiten und Optionen. Neben allen üblichen Stufen auch individuell frei einstellbare Spielstufen, verschiedene Spielstile (solid, aktiv, risiko), wählbare Selektivität, programmierbare Eröffnungsbibliothek, Schachlehrerfunktion, frei programmierbare Anzeige mit bis zu 12 wechselnden Anzeigen sowohl für die Rechen- als auch Permanent Brain Phase und einiges mehr.

Hinsichtlich der Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger Mephisto Lyon kann man sagen, von Allem ein bisschen, das Programm spielt sehr ausgewogen in allen Partiephasen und wirkt vom Stil her nicht unbedingt wie ein typisches Computerprogramm, sondern eher wie ein ruhig und umsichtig agierender Spieler, der jedoch Schwächen beim Gegner sofort erkennt und entsprechend reagiert. Gelegentliche Schwächen im taktischen Bereich, besonders spürbar bei der "langsamen" 16-Bit Version, lassen sich durch Tuning auf z. B. 18-MHz reduzieren.

Mehr Wissen mehr Macht

Ein erster Blick auf den neuen Mephisto Vancouver

(von Frederic Friedel (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1991)

Trotz des enttäuschenden dritten Platzes bei der 11. Mikro-WM wollte die Firma Hegener+Glaser das Jahr '91 nicht verstreichen lassen, ohne eine Stadt dieser Welt mit dem Namen ihres Spitzenprogramms zu beehren. Wer möchte, kann nun ab Mitte Oktober seinen Lyon oder Portorose in einen funkelnagelneuen Mephisto Vancouver verwandeln.

In der offenen Gruppe der Mikrocomputer-Weltmeisterschaft hatte die siegesgewohnte Mephisto-Mannschaft im Mai dieses Jahres das Nachsehen: Die RISC-bestückte ChessMachine und das auf einem 486er-Computer laufende M-Chess verdrängten das nur leicht verbesserte Lyon-Programm vom Siegespodest. Aber noch war das Jahr jung, noch war Vancouver nicht verloren.

Ergebnis der Krisensitzung bei H+G: Man beschloss, auf das gleiche Pferd zu setzen, und bat den Engländer Richard Lang, zum Herbst 1991 eine neue Programmversion zu entwickeln. Allerdings wurde ihm ein neuer Partner an die Seite gestellt. Nicht der seit Jahren zum „bewährten Mephisto-Team" gehörende Ossi Weiner wurde beauftragt, Richard bei der Entwicklungsarbeit zu unterstützen, sondern der hausinterne Computerschach-Experte Jeroen Noomen. Der seit Anfang 1990 bei H+G in München tätige holländische Ligaspieler (Elo ca. 2150) sollte vor allem das schachliche Know-how beisteuern, um weitere Rating-Punkte aus dem Mephisto herauszukitzeln.

Noomen est omen

Mit dem Segen des Vorstandes ging Noomen flott ans Werk. Zunächst einmal wurde die alte Mephisto-Bibliothek um glatte 50% erweitert - auf satte 150.000 Züge in 17.000 Varianten. Als exzellenter Theoretiker und versierter ChessBase-Anwender fügte Noomen dem (nicht nur) seines Erachtens viel zu spezialisierten Repertoire der alten Mephistos viele neue, zum Teil ultrascharfe Varianten hinzu. Eine Auswahl:

  • Russisch: Cochrane-Gambit (4.Sxf7).
  • Lettisches Gambit.
  • Budapester Gambit, Froms Gambit (als Schwarzer).
  • Sizilianisch Najdorf: Vergifteter Bauer, moderne Abweichungen der Hauptvariante (7...Dc7, 7...Sc6, 7...Sbd7), Browne-System, 6.Le2.
  • Sizilianisch Drachenvariante: System ohne Lc4.
  • Sizilianisch Rauser-Variante, Paulsen-Variante, Morra- und Flügelgambit.
  • Spanisch: Marshall-Gambit und Anti-Marshall; Offener Spanier: Dilworth-Variante.
  • Damengambit: Wiener Variante
  • Tartakower mit Ld3.
  • Nimzo-Indisch: 4.Dc2.
  • Königsindisch: Hauptvariante mit Sd2.

Damit die Fetzen fliegen! Um bei diesem gewaltigen Eröffnungswissen trotzdem den unterschiedlichen Bedürfnissen der Anwender Rechnung zu tragen, hat man nun für die Bibliothek neben der Standard-Einstellung „NORMAL" auch die Einstellungen „MENSCH", „GAMBIT", „KLASS.", „MODERN" und „BLITZ" zur Auswahl. Eine Erläuterung erübrigt sich. Jede Bibliothek hat eine „TURN"- und eine „zuFALL"-Einstellung, so dass man unter insgesamt zwölf verschiedenen Möglichkeiten wählen kann.

Es handelt sich nicht um einen abrupten Themenwechsel, wenn wir an dieser Stelle eine Partie vorführen:

Programmierung gefällig?

Wer einen kleinen Einstieg in die Programmierung wagen will, kann auch weitere Parameter verstellen. Für die Selektivität gibt man Werte zwischen Null und 12 Halbzügen ein - Default ist 12. Endlich kann man nun auch die Figurenwerte einzeln verstellen: Dame, Turm, Läufer, Springer, Bauer und Bauernstrukturen. Die Werte sind zwischen 50% und 150% variierbar. Es leuchtet ein, dass man damit die Möglichkeit hat, bei der Bewältigung von „unlösbaren" Aufgaben von außen her zu assistieren. Wenn der Vancouver eine Stellung partout nicht bewältigen kann (kommt selten genug vor), so kann Herrchen nach weiser schachlicher Beschau dem Programm flüstern, dass hier der Springer viel wertvoller ist als der eingekesselte Läufer, den es - wahrscheinlich auf Kosten des Gewinns - mit allen Mitteln verteidigen wollte.

Weiter geht's mit der „Programmierung" - einiges allerdings schon beim Lyon dagewesen: SPRACHE (jetzt DEUTSCH, ENGLISH, FRANCAIS, ITALIANO und NEDERLANDS); HASH (-Tables ein/aus); STIL (AKTIV, RISIKO, SOLID); und REM.FAKT (auch Geringschätzungsfaktor genannt). Hier teilt man dem Rechner mit, bei welchem Vor- oder Nachteil er ins Remis einlenken soll: erst ab -0.75 Bauerneinheiten bei einem Patzer, oder schon mit +0.75, wenn der Gegner einen GM-Titel trägt. Die Tüftler unter den Mephisto-Kunden werden über Langeweile bestimmt nicht zu klagen haben.

Solche Bedienungs-Feinheiten interessieren indes eine ganze Reihe von Anwendern nur in zweiter Linie. Für sie gibt es nur die eine wirklich brennende Frage: Ist er nun stärker geworden oder nicht? Leider haben wir in der Kürze der Zeit keine systematische Recherche zu diesem Thema durchführen können. Das Eprom (übrigens jetzt 256 KB statt der 128 KB beim Lyon) schickte uns Richard Lang zwei Wochen vor Redaktionsschluss per Express aus England. Immerhin war es möglich, einige Experimente mit einem sehr starken Spieler (siehe Bericht über Fritz), und einige mit einem Klubmeister durchzuführen. Und da gibt es noch den Bednorz-Tönissen Test... Aber gehen wir der Reihe nach vor.

Der starke Klubspieler hatte sich kampfeslustig angeboten, dem Vancouver zu zeigen, wo's langgeht. Nur: Es ging leider doch nicht dort lang. Nach dem Kurztest bat er uns, seinen Namen nicht im Bericht zu erwähnen. Alle drei Partien wurden mit 40 Zügen in zwei Stunden gespielt, keine der „Fabrikeinstellungen" des Geräts wurde vor den Partien geändert.

Mit 2665 Sachen gegen den Mephisto

Man sieht, dass auch ein recht erfahrener Spieler auf keinen Fall mit Hochmut oder Geringschätzung gegen den Vancouver antreten sollte - das darf höchstens jemand, der im Schweiße seines Angesichts 2665 Elo-Punkte erworben und es nun nicht mehr nötig hat, sich der Sache respektvoll zu nähern.

Mit diesem und anderen ähnlich frechen „Gambits" setzte sich der Super-GM laufend gegen den Mephisto durch. Auf der anderen Seite verbrachte er viele nächtliche Stunden damit, das gleiche mit Damenvorgabe (Dh5, Dxf7) zu versuchen - vergebens. Genug ist genug, Freundchen, hörte man förmlich aus den Schaltkreisen summen. Zum Schluss hatte der Vancouver immer den vollen Punkt. Damit es nicht bei solchen Anekdoten bleibt, haben wir noch Herrn Hubert Bednorz gebeten, sein Wochenende für die Durchführung des BT-2450-Tests mit dem Vancouver zu opfern. Seine per Fax übermittelten Ergebnisse (für Vancouver 32-Bit, 68020) waren wie folgt:

01. ----   11. 2.15   21. 1.30
02. 1.03   12. ----   22. 0.39
03. 0.06   13. 0.09   23. 0.01
04. ----   14. 2.37   24. ----
05. ----   15. 0.01   25. 3.45
06. 0.35   16. 0.09   26. ----
07. 0.06   17. 0.21   27. ----
08. 0.10   18. 1.10   28. 0.02
09. ----   19. 1.32   29. ----
10. 14.00  20. ----   30. 4.33

Gesamtzeit = 184,73 min., BT-Zahl = 2081, Ingo = 95. Das hört sich nicht gewaltig an, und liegt nur ganz wenig über dem Niveau des Lyon 68020 (BT = 2076). Aber einige Stellungen lassen nach Meinung von Herrn Bednorz aufhorchen. So wird beispielsweise die Stellung BT-25 in 3 min 45 s gegenüber 1 h 4 min für den Lyon gelöst. Er gab uns eine Reihe weiterer Stellungen und Zeiten, von denen vielleicht die nachfolgende am eindrucksvollsten ist:

Leser-Teststellung CSS 6/89, S.8


Der Lyon brauchte 1 h 07 min, um hier das gewinnbringende 1.Txc7! 1-0 zu finden, der neueste Spross aus dem Hause H+G dagegen nur 8 min 45 s.

Botwinniks Teststellung gelöst

Seit mehr als 15 Jahren prüft der Exweltmeister Prof. Mikhail Botwinnik die Fortschritte seines Schachprogramms Pionier anhand einer schwierigen Studie:


Mit Hilfe von hochspezifischem Schachwissen erzeugt Pionier einen Suchbaum, der mit nur einigen hundert Stellungen zur Lösung gelangt: 1.g6 Kf6 2.g7 Lh7. Das ist die kritische Stellung, um die es geht. „Normale” Schachprogramme spielen bieder (und naheliegend) 3.Kxh7 sn 4.g8D SO+ 5.Kh6 St7+ 6.Kh7 Sg5+ 7.Kh8 S17+ und remis; oder 5.Dxg5+ Kxg5 6.h6 c4 7.Kg8 c3 8.h7 c2 9.h8D c I D remis. Nur Botwinniks Programm war bislang imstande, den Gewinnzug zu finden: 3.e4!! Sf3 4.e5+ SxeS 5.Kxh7 Sf7 6.g8-13 Sg5+ 7.Dxg5+ Kxg5 8.h6 c4 9.Kg7 c3 10.117 c2 11.h8D cID 12.1)116+ Kf5 13.Dxcl 1-0.

Der Mephisto Vancouver 68020 findet auch ohne die Spezialkenntnisse von Pionier den kritischen Zug 3.e4 in nur 24 Minuten und 30 Sekunden. Man sieht, dass auch mit Brute Force und ein wenig allgemeinem Schachwissen, das auch für normale Partien dienlich ist, man es ziemlich weit bringen kann.

Verbesserungen im Spielteil

Wir haben Richard Lang und Jeroen Noomen direkt zu den Programmverbesserungen befragt. Sie gaben über Programminterna und Fehler bereitwillig Auskunft und lieferten konkrete Beispiele für die Fortschritte im Spielteil. So war z.B. bekannt, dass der Lyon in der Eröffnungsphase ungenügend auf Zentrumskontrolle achtet: Ohne Bibliothek spielt das Programm nach 1.d4 Sf6 2.c4 fragwürdig 2...Sc6. Unter gleichen Voraussetzungen spielt der Vancouver nun 2...d6 und versucht nachfolgend mit e7-e5 einen Bauern ins Zentrum zu bekommen. Ein anderes Beispiel: In Van der Wiel - Lyon 68030 beim AEGON-Turnier zog das Programm nach 1.c3 e5 2.d4 exd4 3.cxd4 Sf6 4.Sc3 völlig antipositionell 4...Lb4 5.Lg5 h6 6.Lh4 g5? und verlor schnell die Partie. Mit Hilfe von neuen algorithmischen Anweisungen spielt Vancouver jetzt logischer 4...d5. Ferner wurden unmotivierte Damenzüge in der Eröffnung (meist Dd3) dem Programm ausgeredet.

Auch bei der Königssicherheit gibt es offensichtlich weitere Verbesserungen, wie die folgende trojanische Stellung gut belegt:


Der CSS-Lyon 68020 tappte noch ahnungslos mit 1...hxg5? 2.hxg5 g6 3.Dg4 in die Todesfalle. Der Vancouver lässt sich auf keine Mätzchen ein und spielt defensiv 1...Sc6!

Fazit

Der Mephisto Vancouver hat eine Reihe von neuen Features und eine sehr breite, abwechslungsreiche und zum Teil recht scharfe Eröffnungsbibliothek erhalten. An den Spielalgorithmen hat Richard Lang kleine chirurgische Eingriffe vorgenommen und das ohnehin gewaltige Wissen des Programms weiter vertieft. Das führt allerdings nicht dazu, dass eine dramatische Steigerung der Spielstärke feststellbar wäre - was auf diesem Niveau auch kaum verwunderlich ist. Wir schätzen, dass in den diversen Elo und Testlisten alsbald der Vancouver 68030 sich zusammen mit The King, ChessMachine und dem Lyon 68030 die obersten vier Plätze teilen wird.

TM-Infos

Die Mephisto-Turniermaschinen (nachfolgend als TM bezeichnet) waren Spezialanfertigungen und wurden anlässlich der Schachmicro-WM's der WMCCC zwischen 1989 und 1992 vorwiegend von der Hobby Computer Centrale München verkauft. Das Holzgehäuse basierte auf dem bewährten ESB-Brett. Diese Spezialgeräte unterschieden sich merklich von den 32-Bit "Serienmodulen" (Motorola 68020 mit 12 Mhz und 1 MB RAM), welche gegenüber den TM deutlich langsamer rechneten. Schätzungsweise wurden von den TM in der "Verkaufsversion" (Portorose - Vancouver 68030 mit 36 Mhz) von 1989 bis 1992 zwischen 25 und 50 Geräte an zahlungskräftige Kunden verkauft. Für die entsprechende Kühlung sorgten zwei im Gerät eingebaute Ventilatoren.

Bei den Weltmeisterschaften 1989 bis 1992 traten wiederum speziell getunte WM-Geräte an. Die TM in der "WM-Version" unterschieden sich von den TM in der "Verkaufsversion" durch handverlesene 68030 CPU's, einem Schnellwechsler für die EPROMS und die fehlende Abdeckung/Blende auf der Tastatur und dem Display. Offiziell gab es die 68030 CPU bis maximal 50 Mhz. Die Hardware wurde dann von den Mephisto-Ingenieuren in einem Auswahlprozess aufeinander abgestimmt und angepasst. Ab 1991 wurden zusätzlich die CPU's übertaktet. Bei jedem Gerät handelte es sich somit um ein "Unikat". Für die entsprechende Kühlung sorgten drei eingebäute Ventilatoren. Um die Hash-Tables bei Turnierbedingungen optimal auszunutzen -insbesondere in langwierigen Endspielen- war der Arbeitsspeicher bei den "WM-Versionen" mit 8 MB RAM viermal (!) so groß und deutlich schneller als bei den TM in der "Verkaufsversion". Frühere Recherchen bei der Hobby Computer Centrale ergaben, dass von der TM in der "WM-Version" vermutlich insgesamt nur 6 bis 7 Stück in Handarbeit hergestellt wurden, und zwar

  • wahrscheinlich 2-3 Geräte mit 50 Mhz Taktfrequenz -> spielten mit dieser Hardware bei den WM in Portoroz 1989 und Lyon 1990
  • wahrscheinlich 2 Geräte mit 60 bis 62 Mhz Taktfreqzenz -> spielten mit dieser Hardware bei der WM in Vancouver 1991
  • wahrscheinlich 2 Geräte mit 66 Mhz Taktfrequenz -> spielten mit dieser Hardware bei der "offenen WM" in Madrid 1992


Fazit: Die TM stellten Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die "Krönung" im konventionellen Schachcomputerbau dar. Seinerzeit wurde das maximal technisch machbare mit diesen "Monstern" realisiert, angefangen von den eingebauten Lüftern, welche ein unnachahmliches "Säuseln" und einen eigenständigen Geruch im Raum verbreiteten bis zur imposanten Aussenerscheinung. Gleichzeitig markierten diese Boliden das Ende der Brettcomputer-Ära. Die TM üben insofern auch heute noch auf viele Schachcomputerliebhaber einen besonderen und unnachahmlichen Reiz aus und sind insofern begehrte Sammlerstücke.



Innenleben


Auf den Bildern ist eine Turniermaschine mit 60 MHz (!) zu erkennen. Bei den WM-Versionen der Mephisto TM wurde seitens der Mephisto-Ingenieure beim Quarz teilweise bewusst die MHz-Anzahl unkenntlich gemacht, um sich von der Konkurrenz nicht in die Karten schauen zu lassen.

YouTube Video by Vince Gum