Fidelity Chess Challenger

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Fidelity Chess Challenger
Hersteller Fidelity
Markteinführung 1977
CElo 852
Programmierer Nelson, Ron
Prozessor 8080
Prozessortyp 8 Bit
Takt 2 MHz
RAM 512 Bytes
ROM 2 KB
Bibliothek nein
Einführungspreis
Rechentiefe
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt Fidelity Chess Challenger 3
Zugeingabe Tastatur
Zugausgabe 4-stellige 7-Segment LED Anzeige
Display 4-stellige 7-Segment LED Anzeige
Stromversorgung
Spielstufen 1
Maße
Sonstiges
The Big Bang Hall of Fame: Der erste Schachcomputer! Spielt nur mit Schwarz! Beherrscht Schachregeln nicht korrekt (Rochade + en passant fehlerhaft, Ausführung auch bei Schachgeboten)

Bei diesem ersten kommmerziellen Schachcomputer, von dem nur ca. 1000 Stück gebaut wurden, waren die Koordinatenbezeichnungen vertauscht. Eigentlich hiess er in der Firma Fidelity nur "Chess Challenger". Der Zusatz "1" wurde erst später von Autoren zur Unterscheidung von anderen Modellen verwendet. Zunächst wurde aufgrund der vertauschten Koordinaten ein Teil der Produktion zurückgenommen und dann wieder als "Upgraded Version" in den Handel gegeben. Diese entsprach dem Fidelity Chess Challenger 3, der den Chess Challenger 1 ersetzte.

Auf der Zeichnung (unten) kann man erkennen, dass Ron Nelson bereits zur Patentanmeldung die im Schach übliche Bezeichnung von Spalten und Reihen vertauscht hatte! Somit wurden auch beim ersten Schachcomputer, dem Fidelity Chess Challenger, die Spalten und Reihen falsch beschriftet. Im Nachfolgemodell Fidelity Chess Challenger 3 ist dies berichtigt.
Im Patent wurde außerdem vermerkt, dass zur Implementierung der Bewertungsfunktion der Code A Chess-Playing Program for the 9810A von Alan Wray als Hilfsmittel benutzt wurde.

Spielen mit Schwarz

Laut Bedienungsanleitung ist es dem Spieler nur möglich, mit den weißen Figuren zu spielen. Es gibt aber über Umwege dennoch die Möglichkeit, dass der Computer mit Weiß und der Spieler mit Schwarz spielt.
Die erste Option besteht darin, mit Weiß einen Scheinzug auszuführen, da der Computer die Schachregeln nicht prüft. Durch Ausführen des Zuges "1a1a" antwortet der Computer mit "4g4e", eröffnet also mit den schwarzen Steinen. Durch Spiegeln der Partie an der Mittellinie, lässt sich jeder Zug auf eine korrekt mit weiß begonnene Partie umrechnen. "4g4e" entspricht in gewohnter Notation "d7d5". Spiegeln an der horizontalen Mittellinie ergibt "d2d4".
Eine andere Option ist, die Figuren auf einem separaten Brett mit üblichen Koordinaten aufzustellen. Durch Drehen des Brettes um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn, ergibt sich die Beschriftung von rechts (!) nach links mit 1 bis 8 und von unten nach oben mit a bis h. Die schwarzen Figuren werden in gewohnter Weise auf der Seite des Spielers aufgestellt, mit der schwarzen Dame rechts am weißen Feld 4a. Die weiße Dame befindet sich am schwarzen Feld 4h. Es sind also lediglich die Farben der Felder vertauscht. Nach Ausführen des Zuges "1a1a" antwortet der Computer mit "4g4e", was dem Zug 1. d4 entspricht und auf einem Brett mit dieser Beschriftung korrekt ausgeführt wird. Damit auch die Farben der Felder korrekt sind, kann man auch manuell die Beschriftung des Brettes (etwa mit Aufklebern) nach folgendem Muster ändern (natürlich ohne das Brett um 90 Grad zu drehen): a->8, b->7, ..., h->1, 1->a, 2->b, ..., 8->h. Die schwarze Dame steht auf 4a. Auf einem so modifizierten Brett ist es möglich, ein ganz normales Spiel mit den schwarzen Steinen gegen den Computer zu spielen.
Es kann auch ein auf dem integrierten Brett korrektes Spiel mit Hilfe der Taste DM erzeugt werden. Man stelle dazu die weißen Figuren auf die Reihen g und h (was in gewohnter Notation die Reihen 7 und 8 sind) und Dame und König auf die korrekten Felder (Schwarze Dame auf d8, was dem Feld 5a am CC1 entspricht). Nach Drücken der Taste RE vertausche man mit folgender Tastenkombination Dame und König im Speicher:
DM,4a4c,EN,DM,5a4a,EN,DM,4c5a,EN,DM,4h4f,EN,DM,5h4h,EN,[kein DM],4f5h
Der Computer eröffnet mit "5g5e", was in gewohnter Notation "e7e5" entspricht. Umgerechnet darauf, dass die weißen Figuren jetzt gegenüber aufgestellt wurden, entspricht das wieder dem Zug "d2d4". Schaut der Spieler nur auf die Figuren und Felder und nicht auf die Notation, so kann er nun ein normales Spiel mit Schwarz spielen. Leider kann der Computer in dieser Variante keine Rochade ausführen, da der König nicht auf dem aus seiner Sicht korrekten Feld steht. Für Analysen der Spielweise des Computers empfiehlt sich also die erste Art. Der Spieler kann eine Rochade ausführen, da diese ohne Prüfung der Schachregeln über die Taste DM umgesetzt wurde. In allen späteren Versionen des Fidelity Chess Challengers wurde die zweite Variante (natürlich inklusive Rochade für beide Seiten) durch einfache Tastenkombinationen realisiert.

Eröffnungszüge

Mindestens die ersten drei Antwortzüge nach dem Drücken der Taste RE werden über ein spezielles Eröffnungsprogramm ermittelt. Das lässt sich mit Hilfe der Taste DM nachweisen:

Nimmt man den Halbzug 3. ... b6 mit DM zurück, antwortet der Computer mit 3. ... Lb4+ (die Antwort kann man über den Scheinzug "1a1a" erzwingen). Gibt man alle Züge (also auch die des Computers) bis 3. d3 mit Hilfe der Taste DM ein, so muss man den Halbzug 3. ... b6 drei Mal mit der Taste DM zurücknehmen, bis der Computer mit 3. ... Lb4+ antwortet. Ab diesem Zeitpunkt wird er immer, egal wie oft man den Läuferzug zurücknimmt, mit dem Läuferzug antworten. Der Zug mit dem Läufer ist auch jener, der in dieser Stellung von A Chess-Playing Program for the 9810A, welches keinen Unterschied zwischen den ersten und späteren Zügen macht, gespielt wird.
Es dürfte sich hierbei nicht um eine Eröffnungsbibliothek handeln, wie man sie von modernen Schachprogrammen kennt, sondern lediglich um eine modifizierte Spielweise bei den ersten Antwortzügen. Das erkennt man daran, dass bei Beginn der Partie mit einem regelwidrigen Zug (die ja vom CC1 zugelassen werden), wie 1. e5 der Computer aus dem Buch geworfen werden müsste. Er antwortet in diesem Fall aber mit 1. ... e6. Nimmt man diesen Zug zurück, so antwortet er ab dann immer mit 1. ... Sc6.