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SciSys Intelligent Chess: Unterschied zwischen den Versionen

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| Titel = SciSys Intelligent Chess
| Titel = SciSys Intelligent Chess
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C [http://www.thorstenczub.de/scw.html Thorsten Czub]
Copyright [http://www.thorstenczub.de/scw.html Thorsten Czub]
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| Markteinführung = {{Erscheinungsjahr|1980}}
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| Maße = 42.9 x 24.7 x 8.3 cm
| Maße = 42.9 x 24.7 x 8.3 cm
| Sonstiges = - eingebauten Kassettenrekorder, der es ermöglicht, jede gegen den Computer ausgetragene Partie auf Tonkassetten aufzuzeichnen / Anschluss an TV möglich
| Sonstiges = - eingebauten Kassettenrekorder, der es ermöglicht, jede gegen den Computer ausgetragene Partie auf Tonkassetten aufzuzeichnen / Anschluss an TV möglich
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[[Bild:IntelligentC.jpg|left|200px|thumb|Prospekt]]
Bei dem von der englischen Firma '''Intelligent Games Limited''' vertriebenen und vom Internationalen Schachmeister David Levy entwickelten Heimschachcomputer '''Intelligent Chess''' handelte es sich um ein außergewöhnliches Gerät, das verschiedene Eigenschaften besaß, über die kein anderes der auf dem Markt befindlichen Konkurrenzfabrikate verfügte. Erhältlich war es ab Spätsommer [[1980]] in den großen Kaufhäusern zu einem Preis von unter 900,- DM.  
Bei dem von der englischen Firma '''Intelligent Games Limited''' vertriebenen und vom Internationalen Schachmeister David Levy entwickelten Heimschachcomputer '''Intelligent Chess''' handelte es sich um ein außergewöhnliches Gerät, das verschiedene Eigenschaften besaß, über die kein anderes der auf dem Markt befindlichen Konkurrenzfabrikate verfügte. Erhältlich war es ab Spätsommer [[1980]] in den großen Kaufhäusern zu einem Preis von unter 900,- DM.  


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Von der Herstellerfirma wurden ab August 1980 ebenfalls besprochene Unterrichtskassetten geliefert, die neben den gespeicherten Schachzügen für die Wiedergabe auf dem Bildschirm die verbale Unterweisung des Großmeisters Dr. Helmut Pfleger enthielten.
Von der Herstellerfirma wurden ab August 1980 ebenfalls besprochene Unterrichtskassetten geliefert, die neben den gespeicherten Schachzügen für die Wiedergabe auf dem Bildschirm die verbale Unterweisung des Großmeisters Dr. Helmut Pfleger enthielten.


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=== Was können Schachcomputer? ===
''Von Helmut Schöler, Kempten (aus dem Jahr 1981)''
 
'''Computertest "Intelligent Chess"'''
 
Das Jahr [[1981]] wird für mich ein hartes Jahr, denn etliche neue Computer drängen auf den Markt. Im Juli-Doppelheft widmete ich mich dem ersten deutschen Computer "[[Mephisto]]", heute werde ich "Intelligent Chess" unter die Lupe nehmen. Später folgen Testberichte über "[[Fidelity Voice Sensory Chess Challenger|Chess Challenger Sensory Voice]]" und "Morphy Edition Master Chess". Für den Herbst 1981 hat die Firma [[Novag]] (Hongkong) zwei neue Geräte angekündigt: "[[Novag Savant|Savant]]" (eine Verbesserung des Mychess) und [[Novag Super Sensor IV|Super Sensor IV]]. Beide sollen über einen nie dagewesenen Bedienungskomfort verfügen (Anschluss an vollelektronische Quartz-Schachuhr usw.). In Bezug auf Spielstärke und Schnelligkeit kann ich noch nicht viel sagen. Jedenfalls werden sie die Hürden über Morphy / [[Chafitz ARB Sargon 2.5|SARGON 2.5]] nehmen müssen! Ausführliche Tests mit Vergleichspartien werde ich dann bringen.
 
Auf der Nürnberger Spielwarenmesse stellte vor einigen Monaten die Firma SciSys (ebenfalls Hongkong) den MK 5 vor, der große Spielstärke besitzen soll, mit einer Elo-Einstufung von 1804 - 1900, während "Morphy Edition" in Turnierversion zwischen 1700 und 1800 pendelt. Nebenbei bemerkt sei hier, dass ich persönlich nicht viel von derartigen Elo-Angaben halte; denn wer kann sie jemals reell nachprüfen?! Man kann allenfalls ein "Ingo-Turnier" zwischen Computern abhalten, was sehr zeitraubend sein würde, bzw. ein großes Turnier mit bestimmten Vorgabezeiten, wie es vor einiger Zeit die "Münchner Schachschule" unter der Leitung von Ossi Weiner tätigte. Ein Tester, der z. B. wie ich alleine arbeitet, kann sich nur an die Angaben halten, ohne sie im Testsinne überprüfen zu können. Wettkämpfe zwischen zwei Spitzencomputern können auch niemals exakt die Spielstärke wiedergeben in Bezug auf den Menschen als Gegner.
 
Mein heutiges Testgerät heißt "Intelligent Chess". Es wird von der englischen Firma "Intelligent Games Limited" vertrieben. Bei der Entwicklung stand kein Geringerer als der bekannte Internationale Meister und Computerexperte David Levy Pate. In der Tat besitzt dieser Heim-Schachcomputer Eigenschaften, über die kein anderes bisher auf dem Markt befindliche Gerät verfügt. Preis DM 900, die 17 Stufen teilen sich in 13 Spiel- und 4 Problemstufen ein. Zugzeiten zwischen 10 Sekunden und mehreren Stunden. Markantestes Merkmal dieses komfortablen Computers ist sicherlich sein Äußeres: Er sieht aus wie ein HiFi-Kassettenrekorder, denn welcher Laie könnte bei seiner Form gleich eines Flachradios mit Kassette an einen Schachcomputer denken? In der Tat könnte man mit einer anderen Kassette auch Musik hören. Gedacht haben die Konstrukteure aber an etwas anderes: Aufzeichnung von Partien gegen den Computer (bis zu mehreren hunderten pro Kassette!). Auch Partien, die nicht gegen den Computer gespielt wurden, können elektronisch archiviert werden! Später kann man komplette Kassetten mit sämtlichen WM-Partien, allen Partien Bobby Fischers usw. dazu-kaufen (ca. DM 12,- pro Stück). Auf diese Weise kann man sich im Laufe der Zeit eine umfassende elektronische Schachbibliothek zulegen. Mitgeliefert wird von der Herstellerfirma eine von Großmeister Dr. Helmut Pfleger besprochene Unterrichtskassette mit, elementarer Einführung in das Schachspiel. Da das Gerät mittels eines Kabels an den Antennenanschluss jedes normalen Fernsehgerätes angeschlossen werden kann, sieht man die Einführung Dr. Pflegers auch bildlich! "Intelligent Chess" verfügt somit als bisher einziger Heimschachcomputer über einen TV-Anschluss.
 
Natürlich geht es auch ohne diesen, denn am Display ist der jeweilige Zug groß und deutlich abzulesen. Die Kontrollstellung auf dem Bildschirm erlaubt jedoch fehlerlose Überprüfung der Position! Das direkte Spielen gegen den Fernseher ist nicht jedermanns Sache, denn der vom Computer gezeigte Zug wiederholt sich dreimal, bevor er stillsteht. Beim Spiel in den untersten Spielstufen z. B. sieht man sich mit unermüdlich umherhüpfenden Springern konfrontiert, die einem noch im Traum begegnen. Dabei war es so gut gemeint: Das Wiederholen des Zuges soll dem Spieler dreimal zeigen, was geschehen ist - ohne Rücksicht auf dessen Nerven!
 
"Intelligent Chess" bietet dem Käufer eine weitere Besonderheit: Sämtliche Züge einer Partie (bis zu 120) können mit einer Rücktaste bis zur Ausgangsstellung zurückgenommen werden, während die "Vor"-Taste das erneute Aufwickeln der Partie ermöglicht. Dabei kann in jeder beliebigen Stellung die Partie unterbrochen und neu aufgenommen werden. Für lernende Schachspieler sehr von Vorteil.
 
"Intelligent Chess" kann als einziger Computer ohne Hilfe gegen sich selbst spielen. Ist die Partie zu Ende, beginnt er eine neue! Die erste Partie kann man dann nicht mehr zurückverfolgen, es sei denn, man hat sie aufzeichnen lassen. Auf diese Weise konnte ich in Stufe 11 (ca. 10 Min./Zug) Eigenpartien produzieren, während ich schlief; nur musste ich aufwachen, bevor eine Partie mattgesetzt war, da sonst die nächste Partie angefangen hätte (Aufzeichnungskassetten hatte ich keine).
 
Der Computer beherrscht alle Schachregeln einschließlich der 3- und 50-Züge-Regel, verwandelt seine Bauern bei Erreichen der 8. Bzw. 1.Reihe in die geeignete Figur (also nicht nur automatisch in eine Dame!) wie Chess Champion Super System III; er besitzt jedoch leider keine "Halt"-Taste, die das vorzeitige Unterbrechen des Rechenvorgangs ermöglicht (Bei den vielen Besonderheiten verständlich!). Die gegnerische Bedenkzeit wird jedoch ausgenutzt. Als letztes Kuriosum verfügt der Computer über eine Taste namens "ALTERN" (= Alternative), über die der Spieler den Rechner auffordern kann, den zweit- oder drittbesten Zug auszuführen. Mehr eine Spielerei, doch im Praktischen zum Finden von Nebenlösungen bei Problemen geeignet. Bei einer normalen Eröffnung kann es folgendermaßen aussehen: 1.e4 e5 2.Dh5 Sc6 3.Dxf7+ - der schwarze König wird gezwungen, die kecke weiße Dame auf f7 zu schlagen: 3.Kxf7. Drückt man nun die Taste ALTERN, so erscheint auf dem Display "LOSE" (= Aufgeben), da es für den sK keine zweite Möglichkeit (= Alternative) als das Schlagen gibt. Bei einem Schachproblem, bei dem nach dem Lösungszug auf ALTERN wiederum ein Matt in derselben vorgegebenen Zügezahl möglich ist, handelt es sich folglich um ein nebenlösiges Problem. Im Übrigen löst "Intelligent Chess" Probleme sehr schnell wegen seines speziellen Problem-Modus (P1-P4) ähnlich wie Chess Champion Super System III (= MK III). Die Programme sind meiner Meinung nach identisch und somit leider gleich schwach. Für die breite Käuferschicht weniger qualifizierter Spieler ist der Computer jedoch gut geeignet, besonders für diejenigen, die nicht vorhanden, sich in nächster Zeit spielerisch zu verbessern. Nun ein Streifzug durch die verschiedenen Spielstufen:
<pgn>
[Event "Aktivschach"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Sargon 2.5, Stufe 2"]
[Black "Intelligent Chess, Stufe 2, 20 Sek./Zug"]
[Result "1-0"]
[Annotator "Helmut Schöler"]
[PlyCount "32"]
 
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Bb5+ Nc6 5. Nxd4 Bd7 6. Bxc6 bxc6 7. Nc3 Qa5
8. O-O Nf6 9. Be3 O-O-O $2 10. Qd3 Qe5 11. Qa6+ Kb8 12. Nxc6+ $5 Bxc6 13. Bxa7+
Ka8 14. Bd4+ {Ab Stufe 4 zieht SARGON Lb6+; "Intelligent Chess" selbst findet
nicht einmal in Stufe 8 = 5 Min./Zug das dreizügige Matt!} Kb8 15. Bxe5 dxe5
16. Qb6+ Kc8 {und natürlich 1:0; ein Klassenunterschied!} 1-0
</pgn>
In Stufe 5 (2 Min./Zug) spielt Intelligent Chess wesentlich stärker, wenngleich er auch hier gegen SARGON 2.5 (Stufe 3 = 35 Sek./Zug) nichts auszurichten vermag:
<pgn>
[Event "Aktivschach "]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Intelligent Chess, Stufe 5"]
[Black "SARGON 2.5, Stufe 3"]
[Result "0-1"]
[Annotator "Helmut Schöler"]
[PlyCount "104"]
[EventDate "1981.??.??"]
 
1. d4 Nf6 2. c4 g6 3. Nc3 Bg7 4. Bf4 O-O 5. Nf3 Nc6 6. e4 Nh5 7. Bg5 d6 8. a4
Bd7 9. Be2 Nb4 10. O-O Bf6 11. Bxf6 Nxf6 12. Qd2 Qc8 13. Qg5 Bg4 14. h3 Bxf3
15. Bxf3 Nc2 16. Rad1 c5 17. dxc5 Qxc5 18. Qxc5 dxc5 19. e5 Nh5 20. Bxb7 Rad8
21. Rxd8 Rxd8 22. Ne4 Rd7 23. Nxc5 Rc7 24. g4 Nf4 25. Be4 Rxc5 26. Bxc2 Rxc4
27. Bb1 Nxh3+ 28. Kh2 Ng5 29. f4 Ne6 30. f5 Ng5 $1 31. fxg6 hxg6 32. b3 Rxg4
33. a5 $2 Rb4 $1 34. Bc2 Rb5 35. b4 Rxb4 36. a6 Rb5 37. e6 Nxe6 38. Kg3 Ra5 39.
Bd3 Nc5 40. Bc4 e6 41. Kg4 f5+ 42. Kg5 Kf7 43. Re1 Ra4 44. Bb5 Rb4 45. Bf1 Rg4+
46. Kh6 Ne4 47. Rxe4 Rxe4 48. Kg5 Kg7 49. Bh3 Ra4 $1 {Zugzwang} 50. Bxf5 gxf5 {
sonst Patt!} 51. Kh5 Kf6 52. Kh6 Rh4# 0-1
</pgn>
In Stufe 7 zieht Intelligent Chess durchschnittlich einmal in vier Minuten. Was kann man von einem 900,- DM-Computer hier verlangen? Dass er wenigstens nicht schon im 5. Zug eine Figur los ist, meinen Sie? Richtig,-das meine ich auch! Trotzdem verhält er sich seinen finanzkräftigen Käufern gegenüber nicht gerade gentlemanlike, wie Sie sogleich sehen werden:
<pgn>
[Event "Turnierschach"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Schöler, Helmut"]
[Black "Intelligent Chess, Stufe 7"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "9"]
 
1. e4 e5 2. d4 Nc6 {Zwar nicht mehr einprogrammiert, aber durchaus spielbar!}
3. dxe5 Nxe5 4. f4 Bb4+ $4 (4... Nc6) 5. c3 {mit Figurengewinn - ärgerlich!}
1-0
</pgn>
Sofort spielte ich auf Stufe 7 eine weitere Partie:
<pgn>
[Event "Turnierschach"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Schöler, Helmut"]
[Black "Intelligent Chess, Stufe 7"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "29"]
 
1. g4 Nf6 2. g5 Ne4 3. d3 Nd6 4. e4 Nc6 5. Bg2 e5 6. Ne2 Nd4 7. Nxd4 exd4 8.
Qg4 h5 9. gxh6 gxh6 10. e5 Nb5 11. a4 d5 12. Qf4 Rg8 13. Bf3 Bb4+ 14. Kd1 Rg6
15. axb5 {mit Figurengewinn} 1-0
</pgn>
Enttäuscht über das Ergebnis von ca. 4 Min./Zug in Stufe 7 stellte ich das Gerät auf Stufe 8; mittlere Rechenzeit hier 4 Min. 45 Sek., was mich auch nicht viel mehr erwarten ließ. Es kam auf einen Turm nicht an, den ich in 15 Zügen eroberte.
<pgn>
[Event "Turnierschach"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Schöler, Helmut"]
[Black "Intelligent Chess, Stufe 8"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "29"]
 
1. d4 d5 2. c4 e6 3. Nc3 dxc4 4. e3 Qg5 $2 5. Nf3 Qg6 6. Ne5 Qf5 7. Bxc4 Nc6 8.
Bb5 Nge7 9. O-O Kd8 10. f4 h5 11. Bd3 Qf6 12. Ne4 Qf5 13. Ng5 Qf6 14. Nexf7+
Ke8 15. Nxh8 {mit Turmgewinn.} 1-0
</pgn>
Die Revanche verlief so:
<pgn>
[Event "Turnierschach"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Intelligent Chess, Stufe 8"]
[Black "Schöler, Helmut"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "52"]
 
1. e4 Nf6 2. Nc3 d5 3. Nxd5 Nxd5 4. exd5 Qxd5 5. d4 Nc6 6. Nf3 Bg4 7. c3 e5 8.
dxe5 Qxd1+ 9. Kxd1 Nxe5 10. Bb5+ c6 11. Be2 O-O-O+ 12. Kc2 Bf5+ 13. Kb3 {
Erst nach 5 Minuten!} Ng4 14. Rf1 Bc5 15. Bg5 f6 16. Bh4 g5 17. Bg3 Rhe8 18.
Bc4 b5 19. Bf7 Re7 20. Bh5 Re2 21. Nd4 a5 22. a4 Bxd4 23. cxd4 b4 24. Bxg4 Bxg4
25. f3 $2 Be6+ 26. d5 Bxd5# 0-1
</pgn>
In Stufe 9 benötig "Intelligent Chess" bereits die doppelte Zeit eines durchschnittlichen Turnierspiels, nämlich 6 Minuten pro Zug. Die Leistung ist nur geringfügig besser:
<pgn>
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Schöler, Helmut"]
[Black "Intelligent Chess, Stufe 9"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "65"]
 
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 Nc6 {Harmlos, aggressiver ist 3.c5.} 4. Ngf3 Nf6 5. e5
Ne4 6. Bd3 f5 7. exf6 Nxf6 8. c3 Bd6 9. Qe2 O-O 10. O-O Bd7 11. Ne5 Bxe5 12.
dxe5 Ne8 13. Nf3 Qe7 14. Ng5 h6 $2 15. Nh7 Rf7 16. Qh5 Qc5 17. Be3 Qe7 18. f4
d4 $6 19. cxd4 Qb4 20. Qg6 Nxd4 21. Nf6+ Nxf6 22. exf6 Rxf6 23. Qh7+ Kf7 24.
Rac1 Qxb2 $2 {Lange war das bessere 24.Lc6! am Display.} 25. Rxc7 Rd8 26. Rb1
Ne2+ 27. Kf2 Qxa2 28. Bxe2 b6 29. Rd1 Ke8 30. Rdxd7 Rxd7 31. Rxd7 Rxf4+ {
Er nimmt mit, was die Stellung hergibt.} 32. Bxf4 Kxd7 33. Qxg7+ {und Weiß
gewann spielend mit den beiden Mehrfiguren.} 1-0
</pgn>
In Stufe 11 mit ca. 10 Min./Zug wird die Geduld eines menschlichen Gegenübers beim direkten Spiel sicherlich schon überzogen. Sie ist aber nicht nur als Analysestufe, sondern auch als Spielstufe für das Produzieren von Partien in Abwesenheit geeignet: Selbstschach! Da man, wie erwähnt, alle Züge wieder zurücknehmen kann, um sie erneut aufzuwickeln und zu analysieren, sollte ein schachhunriger Käufer zufrieden sein:
<pgn>
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Intelligent Chess, Stufe 11"]
[Black "Intelligent Chess, Stufe 11"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "89"]
 
1. c4 Nf6 2. Nc3 Nc6 3. Nf3 d5 4. d3 Bf5 5. Nxd5 Nxd5 6. e4 Bxe4 7. dxe4 Nf6 8.
Qxd8+ Rxd8 9. Bf4 Nxe4 10. Bxc7 {Ganz hübsches Geplänkel, nicht wahr?} Rd7
11. Bf4 Nb4 12. Rc1 Nd3+ 13. Bxd3 Rxd3 14. O-O e6 15. Be5 h5 16. b3 f6 17. Bd4
Nd2 18. Rfd1 Ba3 19. Ra1 Nxf3+ 20. gxf3 Rxd1+ 21. Rxd1 a6 22. c5 e5 23. Be3 h4
24. h3 g5 25. Kg2 a5 26. Rd6 Ke7 27. Rb6 Rb8 28. c6 Rd8 29. cxb7 Rb8 30. Bd2
Bc5 31. Rb5 Kd6 32. Bxa5 Kc6 33. a4 Ba7 34. b4 Kd6 35. Kf1 Kc6 36. Ke2 Kd6 37.
Ke1 Kc6 38. Kf1 Bd4 39. Bd8 e4 40. fxe4 Rxb7 41. Rxb7 Kxb7 42. b5 Be5 43. a5
Bd4 44. a6+ Ka7 45. f3 {und später klar 1:0} 1-0
</pgn>
Hier gewann jetzt Weiß, ein anderes Mal Schwarz, also abwechselnd. Die Qualität der Partien nun klar besser - aber die Zeit!!
 
Zum Abschluss möchte ich Ihnen einen sog. "Initiativtest" vorstellen, der den Stellungsaufbau des Computers demonstrieren soll. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass ein Computer bei keinem Gegenspiel binnen 25 Zügen "entscheidenden Vorteil bzw. Mattangriff" haben müsste. Beeindruckend souverän zeigt uns der SARGON 2.5, wie er zunächst seinen eigenen König sicherstellt, um anschließend den stillhaltenden feindlichen König zu attackieren:
<pgn>
[Event "Initiativtest"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "?"]
[Black "Sargon 2.5"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "20"]
 
1. Na3 d5 2. Nb1 Nc6 3. Na3 Bf5 4. Nb1 e5 5. Na3 Bc5 6. Nb1 Nf6 7. Na3 O-O 8.
Nb1 Qd6 9. Na3 Ne4 10. Nb1 Bxf2# 0-1
</pgn>
Genauso wollte ich mit "Intelligent Chess" verfahren. Bitte sehen Sie, was daraus geworden ist: Eine richtige "Partie"!
<pgn>
[Event "Initiativtest"]
[Site "?"]
[Date "1981.??.??"]
[Round "?"]
[White "Intelligent Chess, Stufe 3, 40 Sek./Zug"]
[Black "?"]
[Result "0-1"]
[PlyCount "96"]
 
1. c4 Na6 2. Nc3 Nb8 3. Nf3 Na6 4. d4 Nb8 5. Bf4 Na6 6. e4 Nb8 7. Bd3 Nh6 8.
O-O Ng8 9. Qa4 Na6 10. Qb5 Nb8 11. a4 Na6 12. Rfe1 Nb8 13. h3 Na6 14. Re2 Nb8
15. Rd1 Na6 16. Kh2 Nb8 17. b3 Na6 18. Qf5 Nb8 19. b4 Na6 20. b5 Nb8 21. Rb1
Nh6 22. Qd5 Ng8 23. c5 Nh6 24. e5 Ng8 25. Bf5 $2 {Nun reicht es mir aber:} e6 {
Gewinnt beim allerserten vernünftigen Zug meinerseits schon eine Figur -
unglaublich!} 26. Bxe6 dxe6 27. Qxd8+ Kxd8 28. Bg5+ f6 29. exf6 gxf6 30. Bf4
Bh6 31. Re4 f5 32. Bxh6 Nxh6 33. Re5 Nf7 34. Re3 c6 35. bxc6 bxc6 36. Ne5 Nxe5
37. Rxe5 Na6 38. Kh1 Rb8 39. Rxb8 Nxb8 40. a5 Na6 41. g4 Rf8 42. gxf5 Rxf5 43.
Rxf5 exf5 44. f4 Nc7 45. Kg2 Ne6 46. Ne2 Ba6 47. Kf3 Bxe2+ 48. Kxe2 Nxf4+ {
und Schwarz gewann mühelos in wenigen Zügen. Sie lächeln? Nein, es vielmehr
zum Weinen!} 0-1
</pgn>
Im technischen Teil eines Endspiels kann man den "Intelligenten" ohne Gewissensbisse total abschreiben. Die Mattführung mit Dame gegen bloßen König klappt ebenso wenig wie mit Turm oder zwei Läufern, von einem Gewinnweg mit Läufer und Springer gegen König einmal ganz abgesehen (dies kann bisher nur Chess Challenger Voice!). Interessant ist die Tatsache, dass der Computer sein "Mattnetz" enger zieht, falls der Gegner noch irgendwelche Figuren auf dem Brett hat. Dann fühlt er sich "verpflichtet", etwas zu tun! Hat der Gegner jedoch nichts mehr als den König, arbeitet er nach dem Motto "Tu Du mir nichts, tu ich Dir auch nichts!". Da in höheren Spielstufen das Mittelspiel für Anfänger durchaus akzeptabel erscheint, dürfen jene auch im Endspiel auf Gnade hoffen - vorausgesetzt, der Computer hat sie nicht schon vorher erwischt.
 


[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Schachcomputer]]
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[[Kategorie:6502]]
[[Kategorie:6502]]
[[Kategorie:Prospekt]]
[[Kategorie:Prospekt]]
[[Kategorie:Levy, David]]
[[Kategorie:Johnson, Mike]]
[[Kategorie:O'Connell, Kevin]]

Aktuelle Version vom 28. Januar 2023, 18:49 Uhr

SciSys Intelligent Chess

Copyright Thorsten Czub

Hersteller SciSys
Markteinführung 1980
CElo 1179
Programmierer Johnson, Mike & Levy, David & O'Connell, Kevin
Prozessor 6502
Prozessortyp 8 Bit
Takt 2 MHz
RAM 1 KB
ROM 8 KB
Bibliothek 800 Halbzüge
Einführungspreis 890 DM (445 €)
Rechentiefe
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt
Zugeingabe Tasten
Zugausgabe Display + Fernsehgerät
Display 4-stellige 7-Segment Anzeige (LED)
Stromversorgung 8,8V / 1,3A
Spielstufen 13
Maße 42.9 x 24.7 x 8.3 cm
Sonstiges
- eingebauten Kassettenrekorder, der es ermöglicht, jede gegen den Computer ausgetragene Partie auf Tonkassetten aufzuzeichnen / Anschluss an TV möglich
Prospekt

Bei dem von der englischen Firma Intelligent Games Limited vertriebenen und vom Internationalen Schachmeister David Levy entwickelten Heimschachcomputer Intelligent Chess handelte es sich um ein außergewöhnliches Gerät, das verschiedene Eigenschaften besaß, über die kein anderes der auf dem Markt befindlichen Konkurrenzfabrikate verfügte. Erhältlich war es ab Spätsommer 1980 in den großen Kaufhäusern zu einem Preis von unter 900,- DM.

Intelligent Chess besitzt 13 wählbare Spielstufen, die pro Zug eine mittlere Bedenkzeit von 10 Sekunden bis 2 Stunden aufweisen. Vier zusätzliche Problemstufen lösen ein- bis vierzügige Schachaufgaben und geben auf Wunsch - falls vorhanden - auch sämtliche Nebenlösungen an. Eine Eröffnungsbibliothek und ein Zufallsgenerator sorgen für abwechslungsreiche Partien, ein Endspielalgorithmus bewältigt auch vielzügige Mattführungen.

Mit Hilfe eines beigefügten Kabels lässt sich der Schachcomputer an ein Fernsehgerät anschließen, wodurch auf dem Bildschirm der augenblickliche Spielstand erscheint. Zur Kontrolle wird weiterhin jeder Zug auf dem vierstelligen LED-Display angezeigt. Durch Betätigung einer Taste können bis zu 120 Züge der gespielten Partie zurückgenommen werden. Anschließend kann die Partie bis zur erreichten Stellung Zug für Zug verfolgt und analysiert werden.

Als einmalige Besonderheit besitzt Intelligent Chess einen eingebauten Kassettenrekorder, der es ermöglicht, jede gegen den Computer ausgetragene Partie auf handelsüblichen Tonkassetten aufzuzeichnen. Bis zu 1.000 Partien lassen sich auf diese Weise auf eine einzige Kassette überschreiben. Auch Partien, die nicht gegen den Computer gespielt wurden, lassen sich ebenfalls auf Band elektronisch archivieren.

Bereits im August 1980 waren drei Kassetten erhältlich, die sämtliche Turnierpartien von Bobby Fischer, alle Weltmeisterschaftspartien der Schachgeschichte sowie alle gängigen Eröffnungsvarianten enthielten. Der Verkaufspreis derartiger Kassetten lag bei ca. 10,- DM.

Von der Herstellerfirma wurden ab August 1980 ebenfalls besprochene Unterrichtskassetten geliefert, die neben den gespeicherten Schachzügen für die Wiedergabe auf dem Bildschirm die verbale Unterweisung des Großmeisters Dr. Helmut Pfleger enthielten.


Was können Schachcomputer?

Von Helmut Schöler, Kempten (aus dem Jahr 1981)

Computertest "Intelligent Chess"

Das Jahr 1981 wird für mich ein hartes Jahr, denn etliche neue Computer drängen auf den Markt. Im Juli-Doppelheft widmete ich mich dem ersten deutschen Computer "Mephisto", heute werde ich "Intelligent Chess" unter die Lupe nehmen. Später folgen Testberichte über "Chess Challenger Sensory Voice" und "Morphy Edition Master Chess". Für den Herbst 1981 hat die Firma Novag (Hongkong) zwei neue Geräte angekündigt: "Savant" (eine Verbesserung des Mychess) und Super Sensor IV. Beide sollen über einen nie dagewesenen Bedienungskomfort verfügen (Anschluss an vollelektronische Quartz-Schachuhr usw.). In Bezug auf Spielstärke und Schnelligkeit kann ich noch nicht viel sagen. Jedenfalls werden sie die Hürden über Morphy / SARGON 2.5 nehmen müssen! Ausführliche Tests mit Vergleichspartien werde ich dann bringen.

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse stellte vor einigen Monaten die Firma SciSys (ebenfalls Hongkong) den MK 5 vor, der große Spielstärke besitzen soll, mit einer Elo-Einstufung von 1804 - 1900, während "Morphy Edition" in Turnierversion zwischen 1700 und 1800 pendelt. Nebenbei bemerkt sei hier, dass ich persönlich nicht viel von derartigen Elo-Angaben halte; denn wer kann sie jemals reell nachprüfen?! Man kann allenfalls ein "Ingo-Turnier" zwischen Computern abhalten, was sehr zeitraubend sein würde, bzw. ein großes Turnier mit bestimmten Vorgabezeiten, wie es vor einiger Zeit die "Münchner Schachschule" unter der Leitung von Ossi Weiner tätigte. Ein Tester, der z. B. wie ich alleine arbeitet, kann sich nur an die Angaben halten, ohne sie im Testsinne überprüfen zu können. Wettkämpfe zwischen zwei Spitzencomputern können auch niemals exakt die Spielstärke wiedergeben in Bezug auf den Menschen als Gegner.

Mein heutiges Testgerät heißt "Intelligent Chess". Es wird von der englischen Firma "Intelligent Games Limited" vertrieben. Bei der Entwicklung stand kein Geringerer als der bekannte Internationale Meister und Computerexperte David Levy Pate. In der Tat besitzt dieser Heim-Schachcomputer Eigenschaften, über die kein anderes bisher auf dem Markt befindliche Gerät verfügt. Preis DM 900, die 17 Stufen teilen sich in 13 Spiel- und 4 Problemstufen ein. Zugzeiten zwischen 10 Sekunden und mehreren Stunden. Markantestes Merkmal dieses komfortablen Computers ist sicherlich sein Äußeres: Er sieht aus wie ein HiFi-Kassettenrekorder, denn welcher Laie könnte bei seiner Form gleich eines Flachradios mit Kassette an einen Schachcomputer denken? In der Tat könnte man mit einer anderen Kassette auch Musik hören. Gedacht haben die Konstrukteure aber an etwas anderes: Aufzeichnung von Partien gegen den Computer (bis zu mehreren hunderten pro Kassette!). Auch Partien, die nicht gegen den Computer gespielt wurden, können elektronisch archiviert werden! Später kann man komplette Kassetten mit sämtlichen WM-Partien, allen Partien Bobby Fischers usw. dazu-kaufen (ca. DM 12,- pro Stück). Auf diese Weise kann man sich im Laufe der Zeit eine umfassende elektronische Schachbibliothek zulegen. Mitgeliefert wird von der Herstellerfirma eine von Großmeister Dr. Helmut Pfleger besprochene Unterrichtskassette mit, elementarer Einführung in das Schachspiel. Da das Gerät mittels eines Kabels an den Antennenanschluss jedes normalen Fernsehgerätes angeschlossen werden kann, sieht man die Einführung Dr. Pflegers auch bildlich! "Intelligent Chess" verfügt somit als bisher einziger Heimschachcomputer über einen TV-Anschluss.

Natürlich geht es auch ohne diesen, denn am Display ist der jeweilige Zug groß und deutlich abzulesen. Die Kontrollstellung auf dem Bildschirm erlaubt jedoch fehlerlose Überprüfung der Position! Das direkte Spielen gegen den Fernseher ist nicht jedermanns Sache, denn der vom Computer gezeigte Zug wiederholt sich dreimal, bevor er stillsteht. Beim Spiel in den untersten Spielstufen z. B. sieht man sich mit unermüdlich umherhüpfenden Springern konfrontiert, die einem noch im Traum begegnen. Dabei war es so gut gemeint: Das Wiederholen des Zuges soll dem Spieler dreimal zeigen, was geschehen ist - ohne Rücksicht auf dessen Nerven!

"Intelligent Chess" bietet dem Käufer eine weitere Besonderheit: Sämtliche Züge einer Partie (bis zu 120) können mit einer Rücktaste bis zur Ausgangsstellung zurückgenommen werden, während die "Vor"-Taste das erneute Aufwickeln der Partie ermöglicht. Dabei kann in jeder beliebigen Stellung die Partie unterbrochen und neu aufgenommen werden. Für lernende Schachspieler sehr von Vorteil.

"Intelligent Chess" kann als einziger Computer ohne Hilfe gegen sich selbst spielen. Ist die Partie zu Ende, beginnt er eine neue! Die erste Partie kann man dann nicht mehr zurückverfolgen, es sei denn, man hat sie aufzeichnen lassen. Auf diese Weise konnte ich in Stufe 11 (ca. 10 Min./Zug) Eigenpartien produzieren, während ich schlief; nur musste ich aufwachen, bevor eine Partie mattgesetzt war, da sonst die nächste Partie angefangen hätte (Aufzeichnungskassetten hatte ich keine).

Der Computer beherrscht alle Schachregeln einschließlich der 3- und 50-Züge-Regel, verwandelt seine Bauern bei Erreichen der 8. Bzw. 1.Reihe in die geeignete Figur (also nicht nur automatisch in eine Dame!) wie Chess Champion Super System III; er besitzt jedoch leider keine "Halt"-Taste, die das vorzeitige Unterbrechen des Rechenvorgangs ermöglicht (Bei den vielen Besonderheiten verständlich!). Die gegnerische Bedenkzeit wird jedoch ausgenutzt. Als letztes Kuriosum verfügt der Computer über eine Taste namens "ALTERN" (= Alternative), über die der Spieler den Rechner auffordern kann, den zweit- oder drittbesten Zug auszuführen. Mehr eine Spielerei, doch im Praktischen zum Finden von Nebenlösungen bei Problemen geeignet. Bei einer normalen Eröffnung kann es folgendermaßen aussehen: 1.e4 e5 2.Dh5 Sc6 3.Dxf7+ - der schwarze König wird gezwungen, die kecke weiße Dame auf f7 zu schlagen: 3.Kxf7. Drückt man nun die Taste ALTERN, so erscheint auf dem Display "LOSE" (= Aufgeben), da es für den sK keine zweite Möglichkeit (= Alternative) als das Schlagen gibt. Bei einem Schachproblem, bei dem nach dem Lösungszug auf ALTERN wiederum ein Matt in derselben vorgegebenen Zügezahl möglich ist, handelt es sich folglich um ein nebenlösiges Problem. Im Übrigen löst "Intelligent Chess" Probleme sehr schnell wegen seines speziellen Problem-Modus (P1-P4) ähnlich wie Chess Champion Super System III (= MK III). Die Programme sind meiner Meinung nach identisch und somit leider gleich schwach. Für die breite Käuferschicht weniger qualifizierter Spieler ist der Computer jedoch gut geeignet, besonders für diejenigen, die nicht vorhanden, sich in nächster Zeit spielerisch zu verbessern. Nun ein Streifzug durch die verschiedenen Spielstufen: In Stufe 5 (2 Min./Zug) spielt Intelligent Chess wesentlich stärker, wenngleich er auch hier gegen SARGON 2.5 (Stufe 3 = 35 Sek./Zug) nichts auszurichten vermag: In Stufe 7 zieht Intelligent Chess durchschnittlich einmal in vier Minuten. Was kann man von einem 900,- DM-Computer hier verlangen? Dass er wenigstens nicht schon im 5. Zug eine Figur los ist, meinen Sie? Richtig,-das meine ich auch! Trotzdem verhält er sich seinen finanzkräftigen Käufern gegenüber nicht gerade gentlemanlike, wie Sie sogleich sehen werden: Sofort spielte ich auf Stufe 7 eine weitere Partie: Enttäuscht über das Ergebnis von ca. 4 Min./Zug in Stufe 7 stellte ich das Gerät auf Stufe 8; mittlere Rechenzeit hier 4 Min. 45 Sek., was mich auch nicht viel mehr erwarten ließ. Es kam auf einen Turm nicht an, den ich in 15 Zügen eroberte. Die Revanche verlief so: In Stufe 9 benötig "Intelligent Chess" bereits die doppelte Zeit eines durchschnittlichen Turnierspiels, nämlich 6 Minuten pro Zug. Die Leistung ist nur geringfügig besser: In Stufe 11 mit ca. 10 Min./Zug wird die Geduld eines menschlichen Gegenübers beim direkten Spiel sicherlich schon überzogen. Sie ist aber nicht nur als Analysestufe, sondern auch als Spielstufe für das Produzieren von Partien in Abwesenheit geeignet: Selbstschach! Da man, wie erwähnt, alle Züge wieder zurücknehmen kann, um sie erneut aufzuwickeln und zu analysieren, sollte ein schachhunriger Käufer zufrieden sein: Hier gewann jetzt Weiß, ein anderes Mal Schwarz, also abwechselnd. Die Qualität der Partien nun klar besser - aber die Zeit!!

Zum Abschluss möchte ich Ihnen einen sog. "Initiativtest" vorstellen, der den Stellungsaufbau des Computers demonstrieren soll. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass ein Computer bei keinem Gegenspiel binnen 25 Zügen "entscheidenden Vorteil bzw. Mattangriff" haben müsste. Beeindruckend souverän zeigt uns der SARGON 2.5, wie er zunächst seinen eigenen König sicherstellt, um anschließend den stillhaltenden feindlichen König zu attackieren: Genauso wollte ich mit "Intelligent Chess" verfahren. Bitte sehen Sie, was daraus geworden ist: Eine richtige "Partie"! Im technischen Teil eines Endspiels kann man den "Intelligenten" ohne Gewissensbisse total abschreiben. Die Mattführung mit Dame gegen bloßen König klappt ebenso wenig wie mit Turm oder zwei Läufern, von einem Gewinnweg mit Läufer und Springer gegen König einmal ganz abgesehen (dies kann bisher nur Chess Challenger Voice!). Interessant ist die Tatsache, dass der Computer sein "Mattnetz" enger zieht, falls der Gegner noch irgendwelche Figuren auf dem Brett hat. Dann fühlt er sich "verpflichtet", etwas zu tun! Hat der Gegner jedoch nichts mehr als den König, arbeitet er nach dem Motto "Tu Du mir nichts, tu ich Dir auch nichts!". Da in höheren Spielstufen das Mittelspiel für Anfänger durchaus akzeptabel erscheint, dürfen jene auch im Endspiel auf Gnade hoffen - vorausgesetzt, der Computer hat sie nicht schon vorher erwischt.

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