Novag Sapphire

aus Schachcomputer.info Wiki, der freien Schachcomputer-Wissensdatenbank
Novag Sapphire (Art.9304)

Sapphire mit Magnetbrett

Hersteller Novag
Markteinführung 1994
CElo 2147
Programmierer Kittinger, David
Prozessor Hitachi H8/3258 (rom B46) & Hitachi H8/? (rom ?)
Prozessortyp 8 Bit, Singlechip
Takt 26,6 MHz (13,3 MHz internal)

Erste Einführung (1994): 20 MHz (10 MHz internal)

RAM 129 KB (davon 118 KB für Hash Tables)
ROM 32 + 32 KB
Bibliothek 36000 Halbzüge + 1000 programmierbare Halbzüge
Einführungspreis umgerechnet 200 €
Rechentiefe 28 Halbzüge
BT-2450 2051
BT-2630 2074
Colditz
Verwandt Novag Diamond
Zugeingabe Tastatur
Zugausgabe Display
Display 7 Segment LCD Anzeige
Stromversorgung Novag 8210, 9V / 0.3A (Plus außen!)
Spielstufen 58 + 24 programmierbare Stufen
Maße 15,7 x 8,2 x 2,1 cm
Sonstiges
In Form des Novag Diamond auch als Drucksensorgerät erhältlich. Der noch etwas stärkere Nachfolger des Gerätes ist der Sapphire II aus dem Jahr 1997. Basierend auf dem Schachprogramm für PC namens "W-Chess" von Dave Kittinger.

Partienspeicher für 64 Partien, Eröffnungsbuch wählbar (aktiv und passiv), Lernfähigkeit (140 Positionen), automatische Analyse von Partien, Suchweiterungen (Extensions) an-/abschaltbar, integrierbar ins Novag Super System und Anschlussmöglich an das Novag Universalschachbrett (s. u.). Betroffen vom "Average Time Bug", hier funktionieren die Stufen "durchschnittliche Zeit pro Zug" nicht korrekt. Werden die ersten Züge in einer Partie noch mit der entsprechenden Rechenzeit ausgeführt, verkürzt sich die Rechenzeit mit zunehmender Spieldauer/Zugzahl, sodass die Stufen unbrauchbar sind. Auf diesen Fehler wird in der Bedienungsanleitung hingewiesen und empfohlen, eine programmierbare Spielstufe zu verwenden.

Spielstarke Schachcomputer im Taschenformat waren leider eine Seltenheit, eine rühmliche Ausnahme stellte der Sapphire der Firma Novag aus dem Jahr 1994 dar, der neben einer guten Spielstärke mit hervorragenden Ausstattungsmerkmalen glänzen konnte.

Das kompakte Gerät mit den Maßen von 15,7cm x 8,2cm x 2,1cm war problemlos in jeder Jackentasche zu verstauen und wurde zusammen mit einem sehr flach gehaltenen Schachbrett und einer eleganten Ledertasche ausgeliefert. Die Zugeingabe erfolgte über leicht ansprechende Tasten, der Rechner teilte dem Spieler seine Züge über ein ausgezeichnet abzulesendes 7 Segment Display mit. Das gute Schachprogramm von Dave Kittinger wurde von einem mit 26 MHz getakteten H8-Prozessor von Hitachi angetrieben. Der insgesamt 129 KByte umfassende Arbeitsspeicher ermöglichte der Software die Anlage von Hash Tables, dadurch erreicht der Sapphire größere Rechentiefen. Besonders gut konnte die Anbindung des Taschenschachcomputers an das Super System des Herstellers Novag gefallen.

Mit der separaten Distributorbox, der zentralen Schaltstelle des Systems, konnte der Besitzer seinen Sapphire mit einem eventuell vorhandenen PC oder Fernseher verbinden und seine gespielten Partien ausdrucken oder abspeichern. Sämtliche Analysen des Rechenzwerges und interessante Informationen wie z.B. Stellungsbewertung, Anzahl der berechneten Positionen pro Sekunde usw. konnten über den PC angezeigt und abgespeichert werden.

Einzigartig bei einem Gerät dieser Größenordnung war auch der vorhandene Partienspeicher. Insgesamt standen 64 Fächer mit einer Gesamtkapazität von 10.000 Halbzügen zur Verfügung, um interessante Partien abzuspeichern. So konnten z.B. Fernschachspieler mehrere laufende Spiele mit Hilfe des Sapphire verwalten und analysieren. Überhaupt merkte man bei längerer Beschäftigung mit diesem Gerät, dass der Hersteller sich sehr viel Mühe und Gedanken gemacht hatte, dem Besitzer des kleinen Schachmeisters einen nützlichen Helfer zur Seite zu stellen.

Der Diamond ist sozusagen der große Bruder des Sapphire, dieser Computer unterscheidet sich nur durch die Form vom Sapphire. Hardware, Programm und Funktionsumfang sind bei beiden Geräten identisch. Das elegant gestylte Tischgerät nimmt die Züge des Spielers über ein sehr leichtgängiges Drucksensorbrett entgegen und ist der ideale Partner für zuhause.

Spielstufen sind reichlich vorhanden, neben insgesamt 58 vordefinierten Levels sind noch 24 frei vom Benutzer einstellbare Stufen vorhanden. Mit Hilfe des Sapphire ist sogar eine Nachanalyse einer gespielten Partie, z.B. vom letzten Vereinsabend, möglich. Dieses extrem hilfreiche Feature wird von keinem anderen Reiseschachcomputer geboten!

Das sehr gut abzulesende Display zeigt während einer Partie auf Wunsch die Hauptvariante, Stellungsbewertung, Suchtiefe oder die Anzahl der bewerteten Positionen pro Sekunde an. Selbstverständlich kann bei dem hervorragend ausgestatteten Rechner die Anzeige so eingestellt werden, dass während einer Partie nur gewünschte Informationen im Display erscheinen.

Die Ausstattung und das Design des Sapphire waren über jede Kritik erhaben, wie aber sieht es mit der Spielstärke aus? Unserer Einschätzung nach sehr gut! Der Sapphire stellt auch für starke Vereinsspieler eine interessante Herausforderung dar. In der Anfangsphase der Partie kann das Programm von Dave Kittinger auf eine über 36.000 Halbzüge umfassende Eröffnungsbibliothek zugreifen, die vom Benutzer mit 3000 Halbzügen ergänzt und auf eigene Bedürfnisse angepasst werden kann. Im Mittelspiel glänzt der kleine Rechner mit einem guten Positionsspiel verbunden mit guten taktischen Fähigkeiten. Im Endspiel überzeugt der Sapphire besonders bei Bauernendspielen, leider steht diese Phase der Partie nicht auf demselben hohen Niveau eines Vancouver 68000 oder Berlin 68000, für die der Käufer bedeutend mehr Geld anlegen muss. Ende Januar 1995 erreichte der Sapphire beim Open in Aubervilliers eine Turnierleistung von 2418 Elo-Punkten und war die Überraschung des Turniers.

Dave Kittinger hatte mit dem Sapphire und dem Diamond eine überzeugende Probe seines Könnens geliefert. Der Sapphire war guter Reiseschachcomputer, neben dem gelungenen Design und der hervorragenden Ausstattung überzeugte auch die Spielstärke. Dieser Schachcomputer konnte ohne Einschränkungen empfohlen werden.


Diamonds are a girl's best friend!

Zwei Schmuckstücke von Novag für den Gabentisch

von Thorsten Czub (aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dezember 1994)

Weihnachten naht, und so mancher überlegt, ob man nicht vielleicht so einen Schachcomputer gut gebrauchen könnte. Seit der Revolution der PC-Schachprogramme müssen "echte" Schachcomputer aber heute so einiges bieten, wollen sie mit der enormen Spielstärke aktueller Kombinationen aus schnellem PC und preisgünstigster Software mithalten. Thorsten Czub hat zwei Kandidaten für diese schwierige Rolle gefunden.

Als ich neulich mit einer Bekannten, die sich einen Schachcomputer anschaffen wollte, in einem Fachgeschäft vorbeischaute, wollte uns zunächst kein Gerät so richtig gefallen. Keiner der angebotenen Rechner hatte den richtigen Charme oder Pfiff oder wenn doch, so ließ die Spielstärke zu wünschen übrig. Einige Geräte rochen nach Gummireifen, andere klangen bei jedem Tastendruck hohl nach.

Doch dann änderte sich die Perspektive plötzlich. Wir standen vor mehreren Novag-Schachcomputern " und mir kamen tausend Erinnerungen an gute alte Tage. Schon immer hatten die Novag-Geräte etwas Ästhetisches an sich. Angefangen vom legendären Super Constellation (mit Zierleiste und binärer Rechentiefe-Anzeige!) über den Super-Expert bis hin zu den kleineren Geräten Super-Novag und Emerald, oder dem zur Größe eines Taschenrechners geschrumpften Ruby. Auf Anhieb fand meine Bekannte diese Schachcomputer schicker als die höherpreisigen der Konkurrenzfirmen, auf die der Verkäufer unsere Aufmerksamkeit zu lenken trachtete.

Innenleben

Zwei Neuheiten des Hongkonger Herstellers fielen uns besonders auf: Der Sapphire, Nachfolger des Ruby, und der Diamond, der den Emerald ablöst. Es sind Geräte, die schon von der Technik her sehr interessant sind. Im Herzen besitzen beide einen H8 Prozessor, jetzt aber mit einem 64 Kilobyte-Programm ausgestattet, also doppelt so viel wie zuvor. Die Taktfrequenz ist bei 20 MHz geblieben " falsch ist da die Angabe in der schwedischen ELO-Liste mit 10 MHz. Der Arbeitsspeicher wurde auf 128 KByte erweitert, das reicht für 118 KByte Hash Tables und größere Rechentiefen. In der 36.000 Halbzüge mächtigen Bibliothek befinden sich Varianten mit bis zu 60 Halbzügen Länge, es können zudem zusätzlich ca. 3000 Züge als Benutzer-Buch einprogrammiert werden.

Die Programme von Diamond und Sapphire sind identisch, wie wir das auch schon von den Vorgängern Emerald/Ruby kennen. Dabei hat man dem größeren Brettgerät jedoch das aufwendig designte Gehäuse des Vorläufers Novag Scorpio gegönnt. So ist der Diamond, der zum Verkaufspreis von 498," DM angeboten wird, nun ein übersichtlicher Brett-Schachcomputer geworden, in einem anthrazit-schwarzen Outfit. Er muss sich dabei mit Konkurrenzgeräten wie Saitek GK 2100, Mephisto Milano oder gar Mephisto Berlin messen " von den Bedienungsfunktionen ist er wohl eher mit dem großen Berlin zu vergleichen, als mit dem karg ausgestatteten Milano oder dem GK 2100.

Der Sapphire, DM 398," teuer, ist durch seine Größe prädestiniert dafür mitgenommen zu werden, wohin Sie auch fahren und reisen. Er passt in eine Jackeninnentasche, und es sollen schon Vereinsschachspieler mit solch kleinen Schachcomputern auf der Toilette erwischt worden sein, nur weil sich der Ton nicht abstellen ließ. Beim Sapphire geht das natürlich. Trotz dieser Winzigkeit auch hier die enormen Ausstattungsmerkmale.

So können sowohl Sapphire als auch Diamond wieder an das sehr schön funktionierende Novag Super System angeschlossen werden. Mit der „Distributor Box" als Verteiler kann man so eine Verbindung zum PC herstellen und die Partien gleich als Notation auf dem PC-Drucker ausgeben. Ferner ist es möglich, während der Partie ausführliche Analysen über den Rechenprozess auf dem Monitor des PCs zu sehen, die sogenannten Sendinfos: Informationen über Rechentiefe, Stellungsbewertung, Ast-Nummer, Anzahl der berechneten Stellungen pro Sekunde, vier Halbzüge der Hauptvariante und die Zugzeit. Man kann also eine Stellung aufsetzen, den Diamond auf Analysestufe stellen, und dann ins Bett gehen. Am nächsten Morgen hat der PC dann alle Analysen zur Stellung aufgezeichnet, und wir brauchen diese nur vom PC abzulesen.

Ganze 58 feste Spielstufen und 24 programmierbare Blitz- und Turnierstufen besitzt der Diamond. Automatisches Spiel (Autoplay), aber auch Nachanalyse einer Partie (Postgame Analysis) sind möglich. Das Gerät ist lernfähig, d.h. Sie können nicht dauernd ein und dieselbe Partie spielen. Zwar sind es nur 140 Positionen, die zum Abspeichern des zu Lernenden vorgesehen sind, jedoch reicht das für die Analyse von Fernpartien, oder wenn Sie Partien blitzen und den Computer in mehreren Partien mit ein und der derselben Eröffnungsfalle hereinlegen wollten.

Darüber hinaus gibt es einen sehr nützlichen Partienspeicher. So können Sie den Computer in Ihren Schachverein mitnehmen, und wenn der Vereinsvorsitzende zwei Partien spielt, diese einfach in einer der 64 Schubladen (=slots) abspeichern. Später können Sie dann die Partien mit Ihrem PC ausdrucken. Oder verwalten Sie Ihre sechs Fernpartien mit dem Diamond, und wenn Sie dann den Verein besuchen, haben Sie alle Partien im Gerät und brauchen keinen Zettel, keine Kladde, keine Steckschachbretter in der Manteltasche. Der Diamond hat alles abgespeichert. Insgesamt fassen die 64 Schubladen 10.000 Halbzüge. Sollten Sie Züge zurücknehmen müssen, können Sie alle 400 Halbzüge zurücknehmen, ausreichend für alle gespielten Fehler ihrer Partie.

Das Eröffnungsbuch hat zwischen aktiven und passiven Eröffnungen unterscheiden gelernt. Der Suchvorgang kann zwischen Selektiv und Brute Force gewechselt werden, außerdem lassen sich die Sucherweiterungen (=extensions) an- oder ausschalten. Selbst der Zufallsgenerator kennt nun vier Stufen, um für größere Abwechslung oder geringe Varianz zu sorgen. Auffällig ist noch, dass das Punktmatrixdisplay des Gehäusevorgängers Scorpio durch ein besser ablesbares großes ersetzt wurde, wobei ich sagen muss, dass ich diese Punktmatrixdisplays noch nie für die Krone der Entwicklung hielt. Selten sind sie so gut abzulesen wie die großen LCDs aus alten Tagen.

Nein " dieses Gerät ist nicht nur preisgünstig und schick, es hat auch eine Vielfalt an Möglichkeiten und reizt, es direkt vom Ladentisch weg zu kaufen. Meine Bekannte griff an jenem Tag auch gleich zu.

Spielstärke

Wie sieht es nun mit der Spielstärke aus? Wie verhält sich das Gerät im Endspiel? Wie spielt der Diamond gegen den einstigen Angstgegner des Emerald, die Morsch-Programme. Wie spielt so ein 500Mark-Gerät gegen meine PC-Programme, die immerhin den Vorteil von 486/33 MHz + 8 Mbyte Hauptspeicher als Rechenbasis haben.

In der schwedischen Elo-Liste sind die beiden Geräte schon eingetragen. Erstaunlicherweise hat der kleine Bruder, der Sapphire, in Schweden bereits 118 Partien gegen einen Gegnerschnitt von Elo 2048 gespielt und immerhin 60% Punkte geholt. Das hieß Platz 26 mit immerhin 2118 Elo-Punkten. Damit steht das 398," DM Gerät einen Platz hinter dem Elite 9, der immerhin mit einem 68030 auf 32 MHz ausgestattet ist. Wer hätte das gedacht: Ein Waschmaschinenprozessor sticht Motorola-Riesen aus!

Tatsächlich ist es so, dass David Kittinger, der Programmierer des kleinen Gerätes, gerade ein großes Comeback startet. Eigentlich mehr als ein Come-back. Denn Kittinger spielt nicht nur, nach den Jahren, in denen es ruhig um ihn wurde, wieder voll mit. Er schafft auch etwas, was ihm damals nicht immer so gut gelang: Er gewinnt höher denn je. So hat er gerade in England das Uniform-Platform-Tournament mit seinem neuen PC-Programm W-Chess gewonnen. Und da auch das Abschneiden von WChess beim sogenannten Harvard-Cup, im Spiel gegen Großmeister, über alle Maßen erfolgreich war (fünf Punkte aus sechs Partien, bei zwei Remisen!), muss man vermuten, dass Kittinger einen neuen Algorithmus entdeckt hat. Kittinger, den man schon abgeschrieben hatte, dem man den Chessmaster enteignet und einem anderen Programmierer (de Koning) zugeschasst hat, ist von den Toten auferstanden. In den Novag-Geräten steckt ein Klon seines großen PC-Programms.

Erste Testpartien gegen Konkurrenzgeräte bringen Aufschluss über die Stärken (und Eigenarten) des neuen Kittinger- Programms. Für meine Bekannte scheint sich zu bestätigen: die neuen Edelsteine von Novag sind wirklich a girl's best friend".

Partiebeispiele

Bilder - C Theodor Heinze

Weblinks