Novag Super Forte C

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Novag Super Forte C
Hersteller Novag
Markteinführung 1990
CElo 2036
Programmierer Kittinger, David
Prozessor 6502
Prozessortyp 8 Bit
Takt 5 und 6 MHz (Quarzoszillator 10 und 12 MHz)
RAM 8 KB
ROM 96 KB
Bibliothek 32.000 Halbzüge

+
ca. 700 programmierbare

Einführungspreis 948 DM (475 €)
Rechentiefe 28 Halbzüge
BT-2450 1907
BT-2630 -
Colditz -
Verwandt Novag Super Expert C
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 16 Feld-LEDs
Display 16 st. Punktmatrix
Stromversorgung Novag 8220, 8.5V / 0.8A AC
Spielstufen 64
Maße 26,5 x 37 x 3,4 cm

Spielfläche: 22,5 x 22,5 cm Königshöhe: 4,8 cm

Sonstiges
Zubehör
  • Tuning: 7 - 9 MHz vereinzelt möglich
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug A3
30 Min. / Partie C5
60 Sek. / Zug A4
60 Min. / Partie C6
Turnier A7
Analyse Infinite Level

Einführung

Die Geräte der Super Forte/Expert-Serie erschienen im Jahre 1987 mit der Programmversion A, 1988 erfolgte die Veröffentlichung der Version B. Die Entwicklung gipfelte schließlich in der Version C im Jahre 1989, gleichzeitig war dies auch das letzte 8-Bit Gerät der Firma Novag, danach stieg man auf 16Bit-Technik in Form der Motorola 68000 CPU um (Novag Diablo 68000 und Scorpio 68000). Der Novag Super Forte hatte quasi das Kunststoffgehäuse des Vorgängers Novag Forte (allerdings vollständig in Schwarz gehalten) während der Super Expert eine Neukreation aus Holz war, die sich am Novag Constellation Expert orientierte. Besonders das Holzgerät war eine Augenweide und zählt auch heute noch zu den schönsten Schachcomputern, die je gebaut wurden. Die Geräte waren quasi modular aufgebaut, ließen sie sich doch durch einfaches Öffnen des Gehäuses und Austausch der EPROMs auf die jeweils neueste Version umrüsten. Die Taktfrequenz betrug zunächst 5 MHz, ab Version B wurde auch die Umrüstung auf 6 MHz angeboten.

Ausstattung

Ausstattungsmäßig hatte sich gegenüber der Forte-Generation u. a. das Display zum Positiven geändert, es zeigte jetzt die verbrauchte Zeit beider Seiten an und war auch deutlich besser zu lesen. Was die Funktionsvielfalt angeht, bleiben kaum Wünsche offen. Dies manifestiert sich auch in insgesamt 24 zum Teil doppelt belegten Funktionstasten, die eine schier unendliche Vielfalt von Bedien- und Einstellungsmöglichkeiten sowie Informationen bieten. Darüber hinaus wurde ab der C-Version erstmals das Novag Super System mit PC-Schnittstelle, Anschluss an ein externes Schachbrett sowie an ein TV-Gerät über eine sogenannte Distributor-Box angeboten. Die Eröffnungsbibliothek, unterteilt in eine Turnier- und eine Gambit-Bibliothek, war inzwischen auf 32.000 Halbzüge angewachsen und im 8 K großen, batteriegepufferten SRAM des Gerätes blieb auch noch Platz für die Eingabe von ca. 700 Halbzügen eigener Eröffnungen.

Spielweise

Die Tendenz des Novag-Programmierers Dave Kittinger, mehr und mehr positionelle Kriterien in seine Programme einzubauen, setzte sich zunächst mit Version A fort. Die nachfolgende B-Version war dagegen taktisch ein Monster, hatte aber in positioneller Hinsicht einige Schwachpunkte. Eine neue Meisterleistung Kittingers sollte aber schließlich der Super Expert in der C-Version werden, besonders in der 6 MHz Ausführung. Sie darf ohne Übertreibung als Krönung der 6502-Schachcomputertechnik bezeichnet werden. Kittinger schaffte es fast, die für 8Bit-Geräte magische Grenze von 2000 ELO Punkten in der damaligen SSDF-Liste zu knacken, geführt wurde der Computer offiziell mit 1960 ELO (alt, neu ca. 1860). Die wahre Spielstärke dürfte sogar noch etwas höher liegen, er zählt damit sicherlich zu den stärksten 8Bit-Geräten aller Zeiten.

Was ist nun das Besondere am C-Programm Kittingers? Nun, der Amerikaner führte neben grundsätzlichen programmtechnischen Verbesserungen, sogenannte Selective Search Funktionen ein, die es dem Super Forte C ermöglichen, je nach Einstellung, bestimmte Stellungen in den Spitzen effektiv und vor allem tiefer zu untersuchen. Novag spricht hier von der "rekursiv reduzierten Überprüfung der Zugberechnung", die verhindern soll, dass vielversprechende Varianten zu früh abgebrochen bzw. übersehen werden.

Einige interessante Anmerkungen zu den beim Super Forte C vorgenommenen Programmänderungen finden sich auch in der Ausgabe 2/90 der amerikanischen Schachcomputer Magazins Computer Chess Reports - Larry Kaufman. Dort beschreibt der Mitherausgeber des Magazins und Co-Autor des PC-Schachprogramms RexChess, Larry Kaufmann, Internationaler Meister und anerkannter Computerschachexperte, sein Mitwirken am Programm.

Eine zunächst vielleicht nicht allzu bekannte Tatsache ist, dass Kaufmann offensichtlich viele Eröffnungsbücher für die Novag-Computer erstellt hat, so auch für den Super Forte C. Darüber hinaus hat Novag aber beim C-Programm erstmals sogenannte "Figuren-Felder-Tabellen" (engl. piece value tables) eingesetzt, wie sie später z. B. im PC-Programm Fritz3 verwendet und dem Benutzer zugänglich gemacht wurden. Diese Programmtechnik wurde von Don Daily und Larry Kaufmann wohl erstmals in Rexchess verwendet, offenbar müssen die beiden irgendwelche Schutzrechte daran gehabt haben. Novag jedenfalls, so berichtet Kaufmann, hat die dafür notwendigen Regelsätze und das von ihm einprogrammierte Schachwissen käuflich erworben und den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen angepasst, d. h. im wesentlichen wurden Teile des eher spekulativen Novag Stils hinzugefügt.

Dies erklärt dann auch den offensichtlichen Spielstärkeunterschied zur Version B. Novag hatte bis dato immer sehr viel Wert auf die Bewertung der ersten Zuges gelegt, was häufig im Ausspielen von offensichtlich gut aussehenden Zügen gipfelte, ein zumeist taktischer Vorteil bei kurzen Bedenkzeiten. Mit der Einführung der C-Version und der Figuren-Felder Tabellen wurde der Schwerpunkt offensichtlich mehr in die Bewertung der Endstellung und die Platzierung der Figuren gelegt.

Insgesamt wurde das Programm so stärker positionell ausgerichtet, was aber durch die Wahl der sogenannten Selektivitätsstufe (Selective Search) beeinflusst werden konnte. Das Programm erlaubt die Einstellung von 8 verschiedenen Selective Search Stufen, über die spielstärkste Einstellung wird auch heute noch diskutiert, in Schweden wurde z. B. Sel 5 verwendet, was die Grundeinstellung war. Der Super Forte C war taktisch sowie positionell gleichermaßen stark und auch spektakuläre PSH-Züge tauchten wieder auf, man fühlte sich in selige "Super-Conny" Zeiten (auf höherem Niveau!) zurückversetzt.

Schließlich noch etwas für diejenigen, die am Tuning des Super Forte C interessiert sind. In seinem oben zitierten Bericht erwähnt Kaufmann, dass es bei vielen Geräten offensichtlich ohne größere Umbaumaßnahmen möglich war, ein Tuning auf 8 oder sogar 9 MHz vorzunehmen, vorausgesetzt man setzt 8 MHz CPUs ein. Solche Geräte sind zumindest in den USA und Canada auch in Turnieren eingesetzt worden. Eine sicherlich sehr interessante Aussage, die es zu prüfen gilt.

Novag änderte im Übrigen mit der Auflage der letzten Serie der Super Expert C (6 MHz), die Tastaturbeschriftung geringfügig ohne allerdings deren Funktion zu verändern:

a) die SOUND Taste ist unten anstelle von INFO mit DEPTH SEARCH gekennzeichnet

b) die BEST MOVE Taste ist unten mit CRITIQUE anstelle von REVIEW beschriftet

Mit Erscheinen der letzten Version gab es wohl auch noch einige kleine Programmverbesserungen bzw. Fehlerbreinigungen, die aber nicht veröffentlicht wurden, was damals leider gängige Praxis bei jedem Hersteller war. Die letzte Version hat die Revisionsnummer 3.6, vorhergehende Versionen trugen die Revision 1.2.

Bilder


Partiebeispiel

Ein ausgezeichnetes Beispiel zeigt die Turnierpartie zwischen dem Mephisto Milano und Novag Super Forte C 6 MHz. Mit dem 9.Zug Sxe4!! opfert der Novag Super Forte C 6 MHz seine Dame, um Angriff zu erlangen. Ein Zug, der selbst heute von den stärksten PC-Programmen nicht ohne weiteres gefunden wird.

Welcher Schachcomputer findet diesen Zug auf Turnierstufe?

Mephisto Milano - Novag Super Forte C 6 MHz
9...Sxe4 !!