Saitek Brute Force: Unterschied zwischen den Versionen
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== Licht am Ende des Tunnels!? == | |||
'''Das Brute-Force-Modul im Test - von Günter Rehburg''' (''aus Computer Schach & Spiele / Heft 3 / Juni-Juli 1993'') | |||
'''Seit Eintritt in das Schachcomputerzeitalter sind Ausstattung und Design die Stärken der von der Firma Saitek hergestellten Geräte. Schon immer ließ dabei die Spielstärke leicht zu wünschen übrig. Mit Erscheinen des [[Saitek Risc 2500|Risc 2500]] kann man aber in diesem Bereich von einer Wende sprechen. Inwieweit auch für die Besitzer der Saitek-schen Edelholzbretter Licht am Ende des Tunnels zu erblicken ist, untersucht Günter Rehburg in seinem folgenden Bericht.''' | |||
Vor einem Jahr auf der Nürnberger Spielwarenmesse " bei Saitek stand das Erscheinen des Risc 2500 bevor " fragte ich Dr. Eric Winkler, Eigentümer der in Hongkong ansässigen Firma Saitek, welche Hoffnungen denn nun die Besitzer der Leonardo-, Galileo- und Renaissance-Bretter auf eine Anhebung der Spielstärke hegen könnten. Ich merkte sofort " die Frage gefiel dem Mann nicht, passte sie doch nicht in die Hochstimmungslandschaft. Eher widerwillig berichtete er mir, Frans Morsch hätte die Arbeit am Brute-Force-Modul kurz vor der Vollendung eingestellt. "Nur eine Bedrohung mit der Pistole hätte Frans am Abflug hindern können", ergänzte er in einem das lästige Thema deutlich abschließenden Tonfall. | |||
Zwischenzeitlich wurden die Karten unter der Programmierer Prominenz neu verteilt. Johan de Koning, Dan und Kathe Spracklen, und auch der verlorene Sohn Frans Morsch " sie alle geben sich heute bei Saitek die Klinke in die Hand und beginnen, Spielstärke ins Haus zu tragen. So hat denn auch Frans Morsch seine Arbeit wieder aufgenommen und zum Abschluss gebracht. | |||
=== Namensgeschichte === | |||
"Brute-Force" heißt die Neuschöpfung, wenngleich das Programm weitgehend selektiv ausgelegt ist. Daran ändern auch acht Brute-Force-Spielstufen nicht einen Deut. Aber der Name besitzt im Hause Saitek Geschichte. Schon als der gute alte Leonardo auf dem Markt erschien, wurde den potentiellen Käufern ein spielstarkes "Brute-Force-Modul" in Aussicht gestellt. | |||
In der Tat, der Shannon-A-Spezialist Ulf Rathsmann hat jahrelang versucht, ein entsprechendes Programm für Saitek zu entwickeln. CSS Heft 2/87 gibt beispielsweise in einem Bericht über die Nürnberger Spielwarenmesse des gleichen Jahres über diese Versuche beredte Auskunft. Die Arbeit kam nicht zum Abschluss, es blieb bei Programmansätzen. Doch der Name blieb und fand jetzt für das Programm des Frans Morsch eine eher unberechtigte Wiederverwendung. Späte Entschädigung für die immer wieder vertrösteten Kunden. Anhänger von Brute-Force-Programmen bleiben allerdings dabei auf der Strecke. | |||
=== Hardwareschwierigkeiten === | |||
Da ich mich als eingeschworenen Leonardo-Fan bezeichnen darf, gab ich bei Schach-Niggemann lediglich die Testbestellung für ein Brute-Force-Modul auf. Eingetroffen, ausgepackt, Analyst D-Modul entnommen und Brute-Force mit Schwung eingesetzt. Nun noch den Finger auf die "On"-Taste, und schon leuchteten die Lämpchen auf, und der bekannte Selbsttest mit dem raschen Durchlauf der Seitendioden lief ab. Wie immer beim Abtesten, packte mich auch jetzt leichte Erregung. Also schnell eine Spielstufe eingestellt, und... nichts tat sich. Der alte "Aufhängefehler"? Das Modul nicht richtig eingesetzt? Eine Stunde verzweifelter Versuche begann sie blieb ohne Erfolg. Nach unruhiger Nacht brachte ein Anruf bei Günter Niggemann, auf dessen Visitenkarte immerhin "Consultant to Saitek Ind. Ltd." zu lesen steht, schnelle Aufklärung. Der Leonardo muss für die Nutzung des Brute Force-Moduls umgerüstet werden. Der darauf hinweisende Aufkleber war auf der Verpackung des Testmoduls teilweise entfernt. Sie können aber ruhig bleiben, liebe Leser, die Umrüstung erfolgt kostenlos, jedenfalls bis auf weiteres. Bei den Galileo- und Renaissancebrettern ist sie zudem nicht vonnöten. | |||
Ohnehin hätte ich im Verlauf des Tests mit dem Leonardo leichte Schwierigkeiten bekommen, da das Brute-Force-Modul, wie weiland die Maestros, kein Display besitzt. Wertungsinformationen über die Seitendioden einzuholen, schien mir denn doch für die Spitzentechnologieklasse etwas überholt. Diesbezüglich bietet auch der "Galileo", der zwar ein Brett mit hervorragenden Eigenschaften für das Blitzspiel, aber leider ebenfalls kein Display besitzt, keine Abhilfe. So galt mein Griff dem Spitzenerzeugnis der Firma Saitek. Flugs wurde ein Renaissance herbeizitiert. | |||
Das Renaissance-Brett besitzt nicht nur ein kleines herausziehbares Display unter der Frontklappe, die den Computer fast wie ein normales Schachbrett aussehen lässt, sondern in der gleichen Schublade befindet sich zudem ein LCD-Schachbrett, auf dem die herumhüpfenden Figuren gut beobachtet werden können. Leider kann der Kontrast nur sehr schwach eingestellt werden, da bei stärkerer Einstellung alle Segmente aufleuchten, und dann auf dem Display nur eine Reihe formschöner Darstellungen der Zahl 8, und auf dem LCD-Brett eine Unzahl schwarzer Damen zu erblicken sind. | |||
Links unter der Frontklappe befinden sich bei allen hier angesprochenen Brettern die Funktionstasten. Man kann trefflich darüber streiten, ob denn die farbige, dafür aber etwas kleinere Tastenbeschriftung des Leonardo-Bretts oder die leicht größere, dafür aber "farblose" Schrift des Renaissance- oder Galileo-Brettes zweckmäßiger ist. Nicht zu bestreiten ist: Die Tasten sind sinnvoll und zweckmäßig angeordnet. Ihre Funktionen sind logisch und versprechen daher eine leichte Handhabung. Selbst der Stellungsaufbau ist spielend mit den eigens für diesen Zweck mit Figurensymbolen ausgerüsteten Tasten zu bewerkstelligen. | |||
Alle heute üblichen Informationen können beim Renaissance mit der am herausziehbaren Display angebrachten "Scroll"-Taste abgerufen werden. Die Hauptvariante wird allerdings bei noch so tiefgreifender Berechnung immer nur bis zum sechsten Halbzug angezeigt. Informationshungrige sollten den linken Zeigefinger ständig auf der "Scroll"-Taste liegen lassen. Recht häufig muss nämlich die Information gewechselt werden, da das schon fast mit winzig zu bezeichnende Display eben keinen Raum für mehrere gleichzeitige Informationen lässt. | |||
Hat also auch Brute Force eine Renaissance nötig? Nun, ein Vergleich mit der Informationsvielfalt so mancher PC-Software verbietet sich von selbst. Auch die Mephisto-Spitzenprodukte bieten ein Mehr an gleichzeitig zu erblickender Information. Aber der formschöne Renaissance und auch die Vorgänger Leonardo und Galileo wissen für sich einzunehmen. Das Styling lässt keine Wünsche offen. Ich persönlich weiß z.B. den breiten Brettrand, der hinreichend Platz für das Abstellen geschlagener Figuren bietet, außerordentlich zu schätzen. | |||
=== Mittelklasse, oder? === | |||
Wie stark ist nun das Brute-Force-Modul? Entwickelt werden sollte ein die Mittelklasse der Brettcomputer abdeckendes Modul " etwas, das mit MM V oder auch den entsprechenden Novag-Geräten konkurrieren kann. Doch dann ließen einige Turnierergebnisse aufhorchen. So wurden beim Münster Open im Oktober 92 sechs Punkte aus neun Partien erzielt und eine Elo-Performance von 2167 erreicht (vgl. CSS 6/92 S.17 ff.). Damit lag das Brute-Force-Modul noch vor dem Risc 2500, der zwar die gleiche Punktzahl erreichte, aber schwächer eingeschätzte Spieler zum Gegner hatte. | |||
Allein, im Stall Saitek blieb man gelassen und mit den Füßen auf der Erde. Das Brute-Force-Ergebnis wurde so eingeschätzt, als hätte ein Außenseiter ein Pferderennen gewonnen. Man blieb bei der Einstufung "Mittelklasse". | |||
Das Programm läuft auf einem H8-Chip und besitzt 128 KByte Hash-Tables. Gegenüber dem von Axel Caro im Heft 5/92 getesteten GK 2000, mit dessen Programm das Brute-Force-Modul einige Ähnlichkeit besitzt, kann auf eine erheblich erweiterte Eröffnungsbibliothek zurückgegriffen werden. Da sich, wie beim GK 2000, das gesamte Programm auf einem Chip befindet, der zudem mit 10 MHz relativ hoch getaktet ist, gilt auch hier das Prinzip der schnellen Abarbeitung eines verhältnismäßig geringen Programmcodes mit dem Ergebnis, große Rechentiefe zu erreichen und quasi strategisches Vermögen vorzuspiegeln. Wie wir noch sehen werden, versteht das Programm es allerdings vielfach meisterhaft, derartige Ansätze in der praktischen Partie zu verbergen. | |||
=== Auf in die Turnierarena! === | |||
Nichts lag näher, als das Programm zunächst gegen seinen Vorgänger, Julio Kaplans Analyst D, antreten zu lassen. Einige Aktivschachpartien mit einer Bedenkzeit von 30 Minuten für jede Seite sollten ausreichen, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. | |||
<pgn> | |||
[Event "3/93-16 Rehburg"] | |||
[Site "CSS"] | |||
[Date "1993.??.??"] | |||
[Round "?"] | |||
[White "Kasparov Brute_Force"] | |||
[Black "Analyst D 8 MHz"] | |||
[Result "1-0"] | |||
[ECO "D97"] | |||
[PlyCount "107"] | |||
[EventDate "1993.??.??"] | |||
1. d4 Nf6 2. c4 g6 3. Nc3 d5 4. Nf3 Bg7 5. Qb3 dxc4 6. Qxc4 O-O 7. e4 Na6 8. | |||
Bg5 c6 9. O-O-O Ng4 10. Rd2 Be6 {Der eingeschlossene Bauer auf e6 schaut nicht | |||
glücklich drein.} 11. Qa4 Nc7 12. Qb4 f6 13. Bf4 g5 {Völlig unnötig wird der | |||
schwarze Königsflügel gelockert.} 14. Bg3 Bc8 {Sagenhaft - die schwarzen | |||
Entwicklungszüge.} 15. h4 a5 16. Qb3+ e6 17. hxg5 fxg5 18. Bc4 h6 19. Bxc7 { | |||
Eine Folge der Schwäche e6. Der erste Bauer geht verloren.} Qxc7 20. Bxe6+ Kh8 | |||
21. Bxg4 a4 22. Qb4 Bxg4 {[#]} 23. Nxg5 {Die schwache schwarze Königsstellung | |||
macht den zweiten Bauerngewinn möglich.} a3 24. f3 axb2+ 25. Qxb2 c5 26. Nd5 | |||
Qd8 27. Rh4 Bd7 28. f4 Bc6 29. g3 Bxd5 30. exd5 Qxd5 31. Qc2 Qf5 32. Qxf5 Rxf5 | |||
33. d5 c4 34. Ne6 c3 35. Rdh2 Rc8 36. d6 {Der Vormarsch des d-Bauern ist | |||
unerbittlich. Die schwarze Königsstellung ist praktisch zusammengebrochen.} Rd5 | |||
37. Rg4 c2 38. Rxc2 Rxc2+ 39. Kxc2 Ba1 40. Nd8 {Txd6 verbietet sich wegen Sf7+} | |||
Rc5+ 41. Kd3 Ra5 42. Nxb7 Ra4 43. Ke3 Ra3+ 44. Ke4 Rxa2 45. d7 Bf6 46. Rg6 Re2+ | |||
47. Kf5 Be7 48. Re6 Rxe6 49. Kxe6 Bd8 50. Nxd8 Kg7 51. Nf7 Kg6 52. d8=Q Kh5 53. | |||
Qh4+ Kg6 54. Qxh6# 1-0 | |||
</pgn> | |||
Vier Partien, die das Brute-Force-Modul sämtlich ohne ernsthafte Schwierigkeiten für sich entscheiden konnte, genügten, um mich davon zu überzeugen, dass für die Edelbrettbesitzer der Saitek Gemeinde Verbesserung ins Haus steht. Nur: Wie stark diese ausgefallen ist, das ist hier die Frage. Also Prominenz in den Ring. Mephisto Berlin, eine verbesserte Version des Langschen Vancouver und immerhin mit Elo 2139 Nummer 14 der SSDF-Rangliste, dürfte der richtige Gradmesser für die Grenze nach oben sein. | |||
Auf Partiebeispiele will ich an dieser Stelle verzichten. Der Verlauf war durchweg langwierig. Häufig gelangte das Brute-Force-Modul überraschend bis zum Ende des Mittelspiels in Vorteil. Aber selbst ein ganzer, kerngesunder Mehrbauer konnte den Sieg nicht sichern. Vielmehr gab es ausschließlich Niederlagen, die wiederum ausschließlich auf das schwache Endspielverhalten zurückzuführen waren. Hatte ich mich erst daran gewöhnt, blieben Erregungszustände, die bei Vorteilen für den Brute-Force entstehen könnten, bei mir aus. Ein 0 : 4 in den 30-Minuten-Partien war die Folge. | |||
In der Vergangenheit hatte sich Hegener + Glasers altes Schlachtross MM V noch immer gegen den Analyst D durchgesetzt. Wie würde der Brute-Force in einem Vergleich mit dem Ed Schröder-Programm abschneiden? Um zu einem abgesicherten Ergebnis zu gelangen, wählte ich jetzt die Turnierstufe. | |||
<pgn> | |||
[Event "3/93-17 Rehburg"] | |||
[Site "CSS"] | |||
[Date "1993.??.??"] | |||
[Round "?"] | |||
[White "MM V, Mephisto"] | |||
[Black "Kasparov Brute_Force"] | |||
[Result "1/2-1/2"] | |||
[ECO "D36"] | |||
[PlyCount "124"] | |||
[EventDate "1993.??.??"] | |||
1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 d5 4. Bg5 Be7 5. cxd5 exd5 6. e3 c6 7. Bd3 Nbd7 8. | |||
Qc2 O-O 9. Nf3 Re8 10. O-O Nf8 11. Rae1 b6 12. Ne5 Bb7 13. Bf5 Bd6 14. Ng4 Be7 | |||
15. Nxf6+ Bxf6 16. Bxf6 Qxf6 {Der von Weiß eingeleitete Abtausch hat lediglich | |||
das schwarze Spiel befreit.} 17. Bd3 Re7 18. b4 Rae8 19. Qa4 c5 20. Bb5 Rc8 21. | |||
Ba6 b5 22. Bxb5 cxd4 23. Ne2 dxe3 24. fxe3 Qb6 25. Nd4 Rc3 26. Nf5 Re5 27. Rd1 | |||
a6 28. Be8 f6 29. Nd4 Rexe3 30. Rf3 Rxf3 31. gxf3 Rc4 {Eine Partie in der | |||
ausschließlich taktische Momente von Bedeutung sind. Die Strategie bleibt | |||
unbelästigt.} 32. Qa5 Rxb4 33. Qxb6 Rxb6 34. Re1 Rb2 35. Re7 Ng6 36. Bxg6 hxg6 | |||
37. Nb3 Bc6 38. Nd4 Bb5 39. a3 Bd3 40. Ne6 Bf5 41. Rxg7+ Kh8 42. Re7 Bxe6 43. | |||
Rxe6 Kg7 44. Rxa6 Kf7 45. Ra4 Ra2 46. f4 Ke6 47. h4 Kf5 48. Kf1 Kg4 49. Ra6 | |||
Kxh4 50. Rxf6 Kg4 51. Rxg6+ Kxf4 52. Rd6 Ke5 53. Ra6 Ke4 54. Ke1 Ke3 55. Re6+ | |||
Kd3 56. Ra6 Ke4 57. Ra8 Ke3 58. Re8+ Kd3 59. Ra8 Kc4 60. Rc8+ Kd4 61. Ra8 Rb2 | |||
62. a4 Ra2 1/2-1/2 | |||
</pgn> | |||
=== Endspielschwächen === | |||
Einiges an Erkenntnis ist schon an dieser Stelle festzuhalten. Das Brute-Force-Modul erwies sich nicht als spielstark genug, den in dieser Partie nur mit Taktik aufwartenden MM V abzufangen. Dazu hätte es strategischer Planung bedurft. Ein Bereich, bei dem zumindest in dieser Partie von einer Fehlanzeige gesprochen werden muss. Erneute Endspielschwächen blieben ebenfalls nicht verborgen, zählt doch auch der MM V nicht gerade zu den Spitzenkönnern dieses Partieteils. | |||
<pgn> | |||
[Event "3/93-17 Rehburg"] | |||
[Site "?"] | |||
[Date "1993.??.??"] | |||
[Round "?"] | |||
[White "Kasparov Brute_Force"] | |||
[Black "MM V, Mephisto"] | |||
[Result "0-1"] | |||
[ECO "D25"] | |||
[PlyCount "128"] | |||
[EventDate "1993.??.??"] | |||
1. d4 d5 2. c4 dxc4 3. Nf3 Nf6 4. e3 Bg4 5. Bxc4 e6 6. Nbd2 {Bekannter ist 0-0, | |||
Sc3 oder auch h3.} Nc6 7. Qa4 Bxf3 8. Nxf3 Bb4+ {Nicht gerade bedeutend, | |||
besser wäre a6 gewesen.} 9. Bd2 Bxd2+ 10. Nxd2 O-O 11. O-O-O a6 12. Be2 b5 13. | |||
Qa3 Qd6 {Ausgesprochen schwach! Schwarz muß auf Königsangriff spielen und | |||
nicht den Damentausch versuchen.} 14. Bf3 {Ein klarer Fehlgriff. Der Druck auf | |||
die Diagonale wiegt die nun eintretende Verschlechterung der Bauernstruktur | |||
nicht auf.} Qxa3 15. bxa3 Nd5 16. Kc2 Rad8 {Besser Tfd8.} 17. Nb3 a5 18. Nc5 | |||
Rfe8 19. Rb1 Rb8 20. Rb3 {Der Sinn wird ewig verborgen bleiben. Das folgende | |||
Tb1 bleibt gleichfalls schleierhaft. Warum nicht gleich Tb2 ?} a4 21. Rbb1 Red8 | |||
22. Kd3 {Nicht gerade ungefährlich, sich in die schwarze Turmlinie zu stellen.} | |||
Nde7 {Sce7 wirkt harmonischer.} 23. Na6 Rb7 24. Kd2 {Warum nicht nach e2 ?} Ra7 | |||
25. Nc5 {Zu erwägen war Sb4 nebst Thc1.} e5 26. Rxb5 exd4 27. Nb7 dxe3+ 28. | |||
Kxe3 Nd4 29. Nxd8 Nxb5 30. Rb1 Nf5+ 31. Kf4 Nfd6 32. Nc6 Ra6 33. h4 Kf8 34. g3 | |||
g6 35. Nb4 Ra7 {Weiß sollte versuchen,mit erneutem Sc6 auf Zugwiederholung zu | |||
spielen.} 36. Re1 c5 37. Nc6 Rc7 38. Rc1 c4 39. Rc2 {?? Lädt zu Sxa3 ein. Der | |||
Zug leistet absolut nichts. Nachdem sich der schwarze c - Bauer in Bewegung | |||
setzen konnte, ist die Lage für Weiß schwieriger geworden. Ke5 wäre einen | |||
Versuch wert.} Nxa3 40. Rc1 Ndb5 41. Bd5 c3 42. Ke3 Rd7 43. Nb4 c2 44. Be4 { | |||
Verliert vermutlich die Partie. Ke4 mußte versucht werden.} Rd1 45. Rxc2 Nxc2+ | |||
46. Bxc2 Rd4 47. Nc6 Rd6 {?? Tc4, Le4 und Sc3 bringt den Gewinn.} 48. Nb4 Nc3 | |||
49. a3 f5 50. f4 Ke7 51. Kf3 Ke6 52. g4 fxg4+ 53. Kxg4 Rd7 {?? Schwarz hätte | |||
den Abtausch der Bauern am Königsflügel nicht zulassen dürfen. So bekommt Weiß | |||
unverhofft etwas Gegenspiel.} 54. Kg5 {Warum denn nun nicht f5+ ?} Rc7 55. f5+ | |||
gxf5 56. Bxf5+ Kd6 57. Bd3 Nd5 {?? Nach diesem Zug wird der Gewinn für Schwarz | |||
mehr als fraglich.} 58. Nxd5 Kxd5 59. Bb5 Ra7 60. Kf6 {?? Der Fragezeichen | |||
kann es bei diesem Zug nicht genug geben. Unbedingt erforderlich war Kh6 mit | |||
guten Remischancen. So aber ist die Partie sofort verloren.} Kd4 61. Be2 Kc3 | |||
62. Ke6 Kb3 63. Kd5 Kxa3 64. Bc4 Kb2 0-1 | |||
</pgn> | |||
Zwei weitere Niederlagen, wiederum durch schwaches Endspiel hervorgerufen, führten zu einem klaren 0,5 : 3,5. Dieses Ergebnis gegen einen unmittelbaren Konkurrenten ließ mich zumindest zu diesem Zeitpunkt an der Einschätzung "gehobene Mittelklasse" leicht zweifeln. | |||
=== Morsch, morscher, am... === | |||
Morsch unter sich. Ein solcher Vergleich bietet sich zur Abrundung bisher gewonnener Eindrücke geradezu an. Also den Ur-Fritz angespannt, Turnierstufe eingestellt, und auf geht's. | |||
<pgn> | |||
[Event "3/93-18 Rehburg"] | |||
[Site "CSS"] | |||
[Date "1993.??.??"] | |||
[Round "?"] | |||
[White "Kasparov Brute_Force"] | |||
[Black "Fritz 386/33"] | |||
[Result "1/2-1/2"] | |||
[ECO "C28"] | |||
[PlyCount "102"] | |||
[EventDate "1993.??.??"] | |||
1. e4 e5 2. Nc3 Nf6 3. Bc4 Nc6 4. d3 Bb4 5. Nf3 d6 6. O-O Bxc3 7. bxc3 Na5 8. | |||
Bb3 Nxb3 9. cxb3 {Besser war axb3.} Bg4 10. Bb2 O-O 11. a4 {Der Zug h3 nebst | |||
Te1 und d4 hätte mehr Druck ausgeübt.} d5 12. exd5 {Erforderlich war De2.} Qxd5 | |||
13. c4 Bxf3 14. cxd5 {Kostet einen Bauern. Warum nicht Dxf3 ?} Bxd1 15. Raxd1 | |||
Nxd5 16. Rfe1 {Was spricht gegen Lxe5 ? So behält Schwarz den Mehrbauern.} f6 | |||
17. d4 exd4 18. Rxd4 Rfe8 19. Kf1 Rxe1+ 20. Kxe1 Re8+ 21. Kd2 c6 22. h4 g6 { | |||
Besser Kf7} 23. g4 Kf7 24. h5 h6 {??} 25. b4 f5 {? ÃâC“ffnet die Stellung für den | |||
weißen Läufer.} 26. f3 Rd8 27. a5 b6 28. Ke2 Rd7 29. Rc4 Rd6 30. Rd4 c5 { | |||
Ohnehin steht Schwarz nicht mehr berühmt. Aber c5 verliert den c-Bauern.} 31. | |||
bxc5 bxc5 32. Rc4 Rd7 33. hxg6+ Kxg6 34. gxf5+ Kxf5 35. Rxc5 h5 36. Kf2 h4 37. | |||
Kg2 Ke6 38. Bc1 Ne7 39. Kh3 Ng6 40. Kg4 Ne5+ 41. Kxh4 Nxf3+ 42. Kg3 Ne5 43. Rc8 | |||
Kf5 44. Rf8+ Ke4 45. Re8 a6 46. Be3 Rd3 47. Kf2 Rb3 48. Bb6 Rb2+ 49. Kf1 Rc2 | |||
50. Ke1 Rc1+ 51. Kd2 Rc6 {Remis gegeben.} 1/2-1/2 | |||
</pgn> | |||
Ähnlichen Verlauf boten die weiteren drei Partien. Die nunmehr als bekannt vorauszusetzenden beiderseitigen Endspielschwächen ließen auch Gewinnstellungsumsetzungen nicht zu. Morsch gegen Morsch und viermal Remis. | |||
=== Ein Überraschungssieg === | |||
Nun schnell noch einige 30-Minuten-Partien gegen den Nachfolger Fritz2, und das Bild dürfte endgültig klar sein. | |||
<pgn> | |||
[Event "3/93-18 Rehburg"] | |||
[Site "?"] | |||
[Date "1993.??.??"] | |||
[Round "?"] | |||
[White "Kasparov Brute_Force"] | |||
[Black "Fritz2 386/33"] | |||
[Result "1-0"] | |||
[ECO "B50"] | |||
[PlyCount "145"] | |||
[EventDate "1993.??.??"] | |||
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. c3 Nf6 4. Bd3 Nc6 5. Bc2 Bg4 6. d3 e6 7. h3 Bh5 8. O-O | |||
Be7 9. Ba4 {Die gewählte Eröffnung erweist sich für beide Seiten als ungünstig. | |||
Das geschlossene Spiel läßt taktische Mätzchen nicht zu. La4 ist aber ein | |||
ausgesprochen schwacher Zug. Besser war da Sbd2.} Rc8 10. b4 {??} cxb4 11. a3 { | |||
Warum nicht cxb4 ?? Weiß hat nichts für den Minusbauern.} bxc3 12. g4 Bg6 13. | |||
Nxc3 O-O 14. Bf4 Qa5 15. Bd2 Ne5 16. Nd5 Nxf3+ 17. Qxf3 Qd8 18. Nf4 d5 19. Nxg6 | |||
fxg6 20. Qe2 b6 21. Rfe1 Bc5 22. exd5 exd5 23. Qe6+ Rf7 24. Bf4 Bd4 25. Rac1 | |||
Rc5 26. g5 Nd7 27. Bxd7 Qxd7 28. Qe8+ Qxe8 29. Rxe8+ Rf8 30. Rxf8+ Kxf8 31. | |||
Bd6+ {Und Schwarz geht tatsächlich KO !!} Kf7 32. Bxc5 bxc5 33. Kg2 Ke6 34. Kf3 | |||
Kf5 35. h4 h6 36. Rb1 hxg5 37. hxg5 Kxg5 38. Rb7 Kf5 39. Rd7 Ke6 40. Rxa7 { | |||
Die für den Turm offenen Linien setzen sich durch. Da helfen alle Künste des | |||
Fritz 2 nichts.} Kf5 41. a4 g5 42. Rf7+ Ke6 43. Rf8 Ke7 44. Rf5 Ke6 45. Rxg5 | |||
Bc3 46. Rg6+ Kf5 47. Rc6 Bb4 48. a5 Bxa5 49. Rxc5 Bb6 50. Rxd5+ Ke6 51. Rg5 Bd4 | |||
52. Ke4 Bf6 53. Rg1 Kf7 54. d4 g6 55. Rc1 Bh4 56. d5 Ke7 57. Rg1 Kf7 58. d6 Bd8 | |||
59. Kd5 Ba5 60. Rg3 Bd8 61. Rf3+ Kg7 62. d7 g5 63. Ke6 g4 64. Rg3 Kg8 65. Rxg4+ | |||
Kf8 66. f4 Bb6 67. f5 Bd8 68. f6 Bxf6 69. Rf4 Kg7 70. Rxf6 Kh7 71. Kf7 Kh8 72. | |||
d8=Q+ Kh7 73. Qg8# 1-0 | |||
</pgn> | |||
Wahnsinn " ein Sieg gegen das zurzeit stärkste Morsch-Programm. Aber: In den folgenden fünf Partien über die gleiche Distanz bekam das Brute-Force-Modul dann leider keine gleichartige Chance mehr von seinem Programmbruder geboten. | |||
Taktische Stärken mit allerdings teilweise zutage tretenden Dunkelstellen, zeitweise ordentliche strategische Ansätze, dann wieder Totalausfall in diesem Bereich, und ein auch durch die Hash-Tables nicht ausgeglichenes, fast traurig anmutendes Endspielverhalten sind die kurze Quintessenz des Turnierspielverhaltens. Zeitweise fühlte sich der Tester in die Programme Julio Kaplans zurückversetzt, zögert Brute-Force doch häufig bei der Bauernrückgewinnung oder auch mit der Ausführung gewinnbringender oder Remis sichernder Züge, bis die Chance dann endgültig verpasst ist. | |||
Im Bednorz-Tönnissen-Test erzielte das Modul übrigens eine Gesamtzeit von 234 Minuten und 23 Sekunden; das erbringt BT-Elo 1981 oder Ingo 108. Damit liegt das Brute-Force-Modul auf gleicher Höhe mit dem MM V/10 MHz und ist nicht so sehr weit vom Portorose 32 Bit entfernt " eine Einschätzung. die mir etwas hochgegriffen erscheint. | |||
<br style="clear:both;" />[[Datei:BT2450 Saitek Brute Force.jpg|rahmenlos|links|450px]]<br style="clear:both;" /> | |||
=== Also, was nun? === | |||
Die abschließende Bewertung des Programms ist einfach zu umreißen. Die Taktik ist stark ausgeprägt, das Strategievermögen reicht für die Mittel-klasse, und das Endspielverhalten entbehrt teilweise nicht einer gewissen Komik. Dieser Partieteil bringt häufig den Verlust. Alle oft genug erzielten Vorteile gehen nach Abschluss des Mittelspiels zum Teufel. Daran muss Frans Morsch arbeiten. Hash-Tables und noch so weitreichende Rechentiefe sind da kein ausreichendes Äquivalent. | |||
Ich vermag der Wertung des BT-Tests nicht ganz zu folgen und würde das Brute-Force-Modul eher zwischen Elo 1930 und Elo 1960 ansiedeln. Getroffene Negativanmerkungen können und sollen nichts daran ändern, dass das Brute-Force-Modul das Ziel Mittelklasse klar erreicht hat, wobei der Zusatz "gehobene" am Rande der Berechtigung liegt. Letztlich sind wir aber wohl doch ob der Flut spielstarker PC-Programme reichlich verwöhnt. | |||
Eines bleibt jedoch deutlich festzuhalten: Gegenüber den letzten Programmkindern des Julio Kaplan, die in der Spitze laut SSDF-Liste bei Elo 1914 lagen, wurde ein Fortschritt erzielt, der die Elo Differenz klar übersteigt. Es zeigt sich für die Besitzer der Saitekschen Edelbretter also Licht am Ende des Tunnels. Wer sich dennoch die für das Modul zu zahlenden DM 498.- auszugeben scheut, sollte warten, bis das Spracklen-Modul "Spare" für einen voraussichtlich leicht unter DM 1000.- liegenden Preis auf den Markt kommt. Denn das verspricht nicht nur Tageslicht, sondern zusätzlich eingeschaltete Scheinwerfer. | |||
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Version vom 13. Dezember 2019, 21:41 Uhr
| Saitek Brute Force | |||
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Verpackung + Modul
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| Hersteller | Saitek | ||
| Markteinführung | 1992 | ||
| CElo | 2112 | ||
| Programmierer | Morsch, Frans | ||
| Prozessor | Takt | RAM | ROM |
| H8 | 10 MHz | 257 KB (128 KB Hash Tables) | 32 KB |
| Rechentiefe | BT-2450 | BT-2630 | Colditz |
| 2014 | |||
| Bibliothek | 24.000 Halbzüge | ||
| Display | je nach verwendetem Brett | ||
| Spielstufen | 32 | ||
| Zugeingabe | Magnetsensoren | ||
| Zugausgabe | je nach verwendetem Brett, 16 Rand- oder 81 Feld-LEDs | ||
| Einführungspreis | 498 DM (250 €) | ||
| Prozessortyp | 8 Bit | ||
| Stromversorgung | Netz: 9V= / 300 mA | ||
| Maße | Modulset | ||
| Verwandt | s.h. Morsch, Frans | ||
| Sonstiges | |||
| Modul für die Saitekbretter Renaissance, Galileo, Leonardo / Verwendet als einzige Morsch Kreation (neben dem Magellan/Atlanta) Hash Tables. | |||
| Infos |
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| Neben dem Sparc Modul kam 1992 auch das von Frans Morsch programmierte Brute Force-Modul auf den Markt. Das Modul kann problemlos in das Renaissance-, Galileo- bzw. Leonardo eingesetzt werden. Leider konnte Saitek sich nicht dazu entschließen, dem Modul ein Display zu spendieren. Besitzer des Galileo und Leonardo müssen während der Partie auf den Einblick in den Rechenvorgang des Programms verzichten, lediglich der Renaissance bietet mit seinem integrierten Display diesen nicht überflüssigen Komfort. Sämtliche Bedienungstasten sind auf allen genannten Saitek Brettern logisch und sinnvoll angeordnet und bieten sämtliche gängigen Features, z.B. Zugrücknahme, Stellungsaufbau, usw. Der Anwender kann auf Wunsch die komplette Bedienungseinheit hinter den hölzernen Frontklappen verbergen, so daß die Computer auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen sind.
Das Programm läuft auf dem in sehr vielen Geräten eingesetzten H8-Prozessor von Hitachi und kann auf 128 KB Hash Tables zugreifen. Hash Tables sollen vor allem im Endspiel für bessere Leistungen sorgen. Davon ist aber beim Brute Force-Modul leider überhaupt nichts zu sehen. Auch dieses Programm zeigt die typischen schwachen "Morschen"-Endspielfähigkeiten. Elementare Grundregeln werden nicht beherrscht und machen den Computer gerade in dieser Phase zu einem leichten Opfer. Im Mittelspiel zeigen sich strategische Ansätze und gute Fähigkeiten im taktischen Bereich. Dann und wann wird die Spielfreude durch die immer wieder auftretenden Aussetzer, besonders bei taktischen Abwicklungen getrübt. Das Brute Force-Modul eignet sich in Verbindung mit dem Renaissance-Brett vor allem für den ambitionierten Hobbyspieler, der nicht unbedingt Wert auf Spitzenspielstärke legt. Für die Zielgruppe der Turnierspieler ist das Sparc-Modul des gleichen Herstellers die eindeutig bessere Wahl.
Licht am Ende des Tunnels!?Das Brute-Force-Modul im Test - von Günter Rehburg (aus Computer Schach & Spiele / Heft 3 / Juni-Juli 1993) Seit Eintritt in das Schachcomputerzeitalter sind Ausstattung und Design die Stärken der von der Firma Saitek hergestellten Geräte. Schon immer ließ dabei die Spielstärke leicht zu wünschen übrig. Mit Erscheinen des Risc 2500 kann man aber in diesem Bereich von einer Wende sprechen. Inwieweit auch für die Besitzer der Saitek-schen Edelholzbretter Licht am Ende des Tunnels zu erblicken ist, untersucht Günter Rehburg in seinem folgenden Bericht. Vor einem Jahr auf der Nürnberger Spielwarenmesse " bei Saitek stand das Erscheinen des Risc 2500 bevor " fragte ich Dr. Eric Winkler, Eigentümer der in Hongkong ansässigen Firma Saitek, welche Hoffnungen denn nun die Besitzer der Leonardo-, Galileo- und Renaissance-Bretter auf eine Anhebung der Spielstärke hegen könnten. Ich merkte sofort " die Frage gefiel dem Mann nicht, passte sie doch nicht in die Hochstimmungslandschaft. Eher widerwillig berichtete er mir, Frans Morsch hätte die Arbeit am Brute-Force-Modul kurz vor der Vollendung eingestellt. "Nur eine Bedrohung mit der Pistole hätte Frans am Abflug hindern können", ergänzte er in einem das lästige Thema deutlich abschließenden Tonfall. Zwischenzeitlich wurden die Karten unter der Programmierer Prominenz neu verteilt. Johan de Koning, Dan und Kathe Spracklen, und auch der verlorene Sohn Frans Morsch " sie alle geben sich heute bei Saitek die Klinke in die Hand und beginnen, Spielstärke ins Haus zu tragen. So hat denn auch Frans Morsch seine Arbeit wieder aufgenommen und zum Abschluss gebracht. Namensgeschichte"Brute-Force" heißt die Neuschöpfung, wenngleich das Programm weitgehend selektiv ausgelegt ist. Daran ändern auch acht Brute-Force-Spielstufen nicht einen Deut. Aber der Name besitzt im Hause Saitek Geschichte. Schon als der gute alte Leonardo auf dem Markt erschien, wurde den potentiellen Käufern ein spielstarkes "Brute-Force-Modul" in Aussicht gestellt. In der Tat, der Shannon-A-Spezialist Ulf Rathsmann hat jahrelang versucht, ein entsprechendes Programm für Saitek zu entwickeln. CSS Heft 2/87 gibt beispielsweise in einem Bericht über die Nürnberger Spielwarenmesse des gleichen Jahres über diese Versuche beredte Auskunft. Die Arbeit kam nicht zum Abschluss, es blieb bei Programmansätzen. Doch der Name blieb und fand jetzt für das Programm des Frans Morsch eine eher unberechtigte Wiederverwendung. Späte Entschädigung für die immer wieder vertrösteten Kunden. Anhänger von Brute-Force-Programmen bleiben allerdings dabei auf der Strecke. HardwareschwierigkeitenDa ich mich als eingeschworenen Leonardo-Fan bezeichnen darf, gab ich bei Schach-Niggemann lediglich die Testbestellung für ein Brute-Force-Modul auf. Eingetroffen, ausgepackt, Analyst D-Modul entnommen und Brute-Force mit Schwung eingesetzt. Nun noch den Finger auf die "On"-Taste, und schon leuchteten die Lämpchen auf, und der bekannte Selbsttest mit dem raschen Durchlauf der Seitendioden lief ab. Wie immer beim Abtesten, packte mich auch jetzt leichte Erregung. Also schnell eine Spielstufe eingestellt, und... nichts tat sich. Der alte "Aufhängefehler"? Das Modul nicht richtig eingesetzt? Eine Stunde verzweifelter Versuche begann sie blieb ohne Erfolg. Nach unruhiger Nacht brachte ein Anruf bei Günter Niggemann, auf dessen Visitenkarte immerhin "Consultant to Saitek Ind. Ltd." zu lesen steht, schnelle Aufklärung. Der Leonardo muss für die Nutzung des Brute Force-Moduls umgerüstet werden. Der darauf hinweisende Aufkleber war auf der Verpackung des Testmoduls teilweise entfernt. Sie können aber ruhig bleiben, liebe Leser, die Umrüstung erfolgt kostenlos, jedenfalls bis auf weiteres. Bei den Galileo- und Renaissancebrettern ist sie zudem nicht vonnöten. Ohnehin hätte ich im Verlauf des Tests mit dem Leonardo leichte Schwierigkeiten bekommen, da das Brute-Force-Modul, wie weiland die Maestros, kein Display besitzt. Wertungsinformationen über die Seitendioden einzuholen, schien mir denn doch für die Spitzentechnologieklasse etwas überholt. Diesbezüglich bietet auch der "Galileo", der zwar ein Brett mit hervorragenden Eigenschaften für das Blitzspiel, aber leider ebenfalls kein Display besitzt, keine Abhilfe. So galt mein Griff dem Spitzenerzeugnis der Firma Saitek. Flugs wurde ein Renaissance herbeizitiert. Das Renaissance-Brett besitzt nicht nur ein kleines herausziehbares Display unter der Frontklappe, die den Computer fast wie ein normales Schachbrett aussehen lässt, sondern in der gleichen Schublade befindet sich zudem ein LCD-Schachbrett, auf dem die herumhüpfenden Figuren gut beobachtet werden können. Leider kann der Kontrast nur sehr schwach eingestellt werden, da bei stärkerer Einstellung alle Segmente aufleuchten, und dann auf dem Display nur eine Reihe formschöner Darstellungen der Zahl 8, und auf dem LCD-Brett eine Unzahl schwarzer Damen zu erblicken sind. Links unter der Frontklappe befinden sich bei allen hier angesprochenen Brettern die Funktionstasten. Man kann trefflich darüber streiten, ob denn die farbige, dafür aber etwas kleinere Tastenbeschriftung des Leonardo-Bretts oder die leicht größere, dafür aber "farblose" Schrift des Renaissance- oder Galileo-Brettes zweckmäßiger ist. Nicht zu bestreiten ist: Die Tasten sind sinnvoll und zweckmäßig angeordnet. Ihre Funktionen sind logisch und versprechen daher eine leichte Handhabung. Selbst der Stellungsaufbau ist spielend mit den eigens für diesen Zweck mit Figurensymbolen ausgerüsteten Tasten zu bewerkstelligen. Alle heute üblichen Informationen können beim Renaissance mit der am herausziehbaren Display angebrachten "Scroll"-Taste abgerufen werden. Die Hauptvariante wird allerdings bei noch so tiefgreifender Berechnung immer nur bis zum sechsten Halbzug angezeigt. Informationshungrige sollten den linken Zeigefinger ständig auf der "Scroll"-Taste liegen lassen. Recht häufig muss nämlich die Information gewechselt werden, da das schon fast mit winzig zu bezeichnende Display eben keinen Raum für mehrere gleichzeitige Informationen lässt. Hat also auch Brute Force eine Renaissance nötig? Nun, ein Vergleich mit der Informationsvielfalt so mancher PC-Software verbietet sich von selbst. Auch die Mephisto-Spitzenprodukte bieten ein Mehr an gleichzeitig zu erblickender Information. Aber der formschöne Renaissance und auch die Vorgänger Leonardo und Galileo wissen für sich einzunehmen. Das Styling lässt keine Wünsche offen. Ich persönlich weiß z.B. den breiten Brettrand, der hinreichend Platz für das Abstellen geschlagener Figuren bietet, außerordentlich zu schätzen. Mittelklasse, oder?Wie stark ist nun das Brute-Force-Modul? Entwickelt werden sollte ein die Mittelklasse der Brettcomputer abdeckendes Modul " etwas, das mit MM V oder auch den entsprechenden Novag-Geräten konkurrieren kann. Doch dann ließen einige Turnierergebnisse aufhorchen. So wurden beim Münster Open im Oktober 92 sechs Punkte aus neun Partien erzielt und eine Elo-Performance von 2167 erreicht (vgl. CSS 6/92 S.17 ff.). Damit lag das Brute-Force-Modul noch vor dem Risc 2500, der zwar die gleiche Punktzahl erreichte, aber schwächer eingeschätzte Spieler zum Gegner hatte. Allein, im Stall Saitek blieb man gelassen und mit den Füßen auf der Erde. Das Brute-Force-Ergebnis wurde so eingeschätzt, als hätte ein Außenseiter ein Pferderennen gewonnen. Man blieb bei der Einstufung "Mittelklasse". Das Programm läuft auf einem H8-Chip und besitzt 128 KByte Hash-Tables. Gegenüber dem von Axel Caro im Heft 5/92 getesteten GK 2000, mit dessen Programm das Brute-Force-Modul einige Ähnlichkeit besitzt, kann auf eine erheblich erweiterte Eröffnungsbibliothek zurückgegriffen werden. Da sich, wie beim GK 2000, das gesamte Programm auf einem Chip befindet, der zudem mit 10 MHz relativ hoch getaktet ist, gilt auch hier das Prinzip der schnellen Abarbeitung eines verhältnismäßig geringen Programmcodes mit dem Ergebnis, große Rechentiefe zu erreichen und quasi strategisches Vermögen vorzuspiegeln. Wie wir noch sehen werden, versteht das Programm es allerdings vielfach meisterhaft, derartige Ansätze in der praktischen Partie zu verbergen. Auf in die Turnierarena!Nichts lag näher, als das Programm zunächst gegen seinen Vorgänger, Julio Kaplans Analyst D, antreten zu lassen. Einige Aktivschachpartien mit einer Bedenkzeit von 30 Minuten für jede Seite sollten ausreichen, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Vier Partien, die das Brute-Force-Modul sämtlich ohne ernsthafte Schwierigkeiten für sich entscheiden konnte, genügten, um mich davon zu überzeugen, dass für die Edelbrettbesitzer der Saitek Gemeinde Verbesserung ins Haus steht. Nur: Wie stark diese ausgefallen ist, das ist hier die Frage. Also Prominenz in den Ring. Mephisto Berlin, eine verbesserte Version des Langschen Vancouver und immerhin mit Elo 2139 Nummer 14 der SSDF-Rangliste, dürfte der richtige Gradmesser für die Grenze nach oben sein. Auf Partiebeispiele will ich an dieser Stelle verzichten. Der Verlauf war durchweg langwierig. Häufig gelangte das Brute-Force-Modul überraschend bis zum Ende des Mittelspiels in Vorteil. Aber selbst ein ganzer, kerngesunder Mehrbauer konnte den Sieg nicht sichern. Vielmehr gab es ausschließlich Niederlagen, die wiederum ausschließlich auf das schwache Endspielverhalten zurückzuführen waren. Hatte ich mich erst daran gewöhnt, blieben Erregungszustände, die bei Vorteilen für den Brute-Force entstehen könnten, bei mir aus. Ein 0 : 4 in den 30-Minuten-Partien war die Folge. In der Vergangenheit hatte sich Hegener + Glasers altes Schlachtross MM V noch immer gegen den Analyst D durchgesetzt. Wie würde der Brute-Force in einem Vergleich mit dem Ed Schröder-Programm abschneiden? Um zu einem abgesicherten Ergebnis zu gelangen, wählte ich jetzt die Turnierstufe. EndspielschwächenEiniges an Erkenntnis ist schon an dieser Stelle festzuhalten. Das Brute-Force-Modul erwies sich nicht als spielstark genug, den in dieser Partie nur mit Taktik aufwartenden MM V abzufangen. Dazu hätte es strategischer Planung bedurft. Ein Bereich, bei dem zumindest in dieser Partie von einer Fehlanzeige gesprochen werden muss. Erneute Endspielschwächen blieben ebenfalls nicht verborgen, zählt doch auch der MM V nicht gerade zu den Spitzenkönnern dieses Partieteils. Zwei weitere Niederlagen, wiederum durch schwaches Endspiel hervorgerufen, führten zu einem klaren 0,5 : 3,5. Dieses Ergebnis gegen einen unmittelbaren Konkurrenten ließ mich zumindest zu diesem Zeitpunkt an der Einschätzung "gehobene Mittelklasse" leicht zweifeln. Morsch, morscher, am...Morsch unter sich. Ein solcher Vergleich bietet sich zur Abrundung bisher gewonnener Eindrücke geradezu an. Also den Ur-Fritz angespannt, Turnierstufe eingestellt, und auf geht's. Ähnlichen Verlauf boten die weiteren drei Partien. Die nunmehr als bekannt vorauszusetzenden beiderseitigen Endspielschwächen ließen auch Gewinnstellungsumsetzungen nicht zu. Morsch gegen Morsch und viermal Remis. Ein ÜberraschungssiegNun schnell noch einige 30-Minuten-Partien gegen den Nachfolger Fritz2, und das Bild dürfte endgültig klar sein. Wahnsinn " ein Sieg gegen das zurzeit stärkste Morsch-Programm. Aber: In den folgenden fünf Partien über die gleiche Distanz bekam das Brute-Force-Modul dann leider keine gleichartige Chance mehr von seinem Programmbruder geboten. Taktische Stärken mit allerdings teilweise zutage tretenden Dunkelstellen, zeitweise ordentliche strategische Ansätze, dann wieder Totalausfall in diesem Bereich, und ein auch durch die Hash-Tables nicht ausgeglichenes, fast traurig anmutendes Endspielverhalten sind die kurze Quintessenz des Turnierspielverhaltens. Zeitweise fühlte sich der Tester in die Programme Julio Kaplans zurückversetzt, zögert Brute-Force doch häufig bei der Bauernrückgewinnung oder auch mit der Ausführung gewinnbringender oder Remis sichernder Züge, bis die Chance dann endgültig verpasst ist. Im Bednorz-Tönnissen-Test erzielte das Modul übrigens eine Gesamtzeit von 234 Minuten und 23 Sekunden; das erbringt BT-Elo 1981 oder Ingo 108. Damit liegt das Brute-Force-Modul auf gleicher Höhe mit dem MM V/10 MHz und ist nicht so sehr weit vom Portorose 32 Bit entfernt " eine Einschätzung. die mir etwas hochgegriffen erscheint. Also, was nun?Die abschließende Bewertung des Programms ist einfach zu umreißen. Die Taktik ist stark ausgeprägt, das Strategievermögen reicht für die Mittel-klasse, und das Endspielverhalten entbehrt teilweise nicht einer gewissen Komik. Dieser Partieteil bringt häufig den Verlust. Alle oft genug erzielten Vorteile gehen nach Abschluss des Mittelspiels zum Teufel. Daran muss Frans Morsch arbeiten. Hash-Tables und noch so weitreichende Rechentiefe sind da kein ausreichendes Äquivalent. Ich vermag der Wertung des BT-Tests nicht ganz zu folgen und würde das Brute-Force-Modul eher zwischen Elo 1930 und Elo 1960 ansiedeln. Getroffene Negativanmerkungen können und sollen nichts daran ändern, dass das Brute-Force-Modul das Ziel Mittelklasse klar erreicht hat, wobei der Zusatz "gehobene" am Rande der Berechtigung liegt. Letztlich sind wir aber wohl doch ob der Flut spielstarker PC-Programme reichlich verwöhnt. Eines bleibt jedoch deutlich festzuhalten: Gegenüber den letzten Programmkindern des Julio Kaplan, die in der Spitze laut SSDF-Liste bei Elo 1914 lagen, wurde ein Fortschritt erzielt, der die Elo Differenz klar übersteigt. Es zeigt sich für die Besitzer der Saitekschen Edelbretter also Licht am Ende des Tunnels. Wer sich dennoch die für das Modul zu zahlenden DM 498.- auszugeben scheut, sollte warten, bis das Spracklen-Modul "Spare" für einen voraussichtlich leicht unter DM 1000.- liegenden Preis auf den Markt kommt. Denn das verspricht nicht nur Tageslicht, sondern zusätzlich eingeschaltete Scheinwerfer. |

