Mephisto MM IV

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Mephisto MM IV

Modulset + HG440

Hersteller Hegener & Glaser
Markteinführung 1987
CElo 1953
Programmierer Schröder, Ed
Prozessor 65C02
Prozessortyp 8 Bit
Takt 4,9152 MHz
RAM 8 KB
ROM 32 KB
Bibliothek 2628 Halbzüge in 347 Varianten
Einführungspreis 498 DM (250 €)
Rechentiefe 16 Halbzüge
BT-2450 1778
BT-2630
Colditz
Verwandt Mephisto Rebell 5.0, Mephisto Monte Carlo IV, Mephisto Super Mondial II, Mephisto MM IV Turbo
Zugeingabe Magnetsensoren oder Tastatur
Zugausgabe 64 Feld-LEDs
Display 4-stellige 7-Segment Anzeige
Stromversorgung Batterie = abhängig vom Brett, Netz = HGN 5001
Spielstufen 9x Durchschnittszeit, 9x Blitz, Analyse + Mattsuche
Maße Modulset für die Modulare Reihe
Sonstiges
optionales Eröffnungsmodul HG440

Schaltplan des Programmmoduls Schaltplan MM IV

Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug ~3 (20 Sek.)
30 Min. / Partie bl7
60 Sek. / Zug 4
60 Min. / Partie bl8
Turnier 6
Analyse 9

Eine brandgefährliche Kiste

Das neue Mephisto Modul IV in der CSS Redaktion

(Bericht von Bernd Schneider & Thorsten Czub aus Computerschach und Spiele / Heft 5 / 1987)

Lange haben wir darauf gewartet, und als dann gleich zwei von der Sorte im Hause landeten, teilten sich die CSS-Redakteure Bernd Schneider und Thorsten Czub die Aufgabe, das neue Modul MM IV von Hegener+Glaser unter die Lupe zu nehmen. Und beide zeigten sich von den Qualitäten des Rebell-Nachfolgers sehr angetan. Hören wir zunächst Bernd Schneider, der in erster Linie die neuen Features des MM IV untersucht hat.

"MM IV" - sehr geglückt ist die Namensgebung nicht. Jedenfalls ziehe ich Bezeichnungen wie "Forte", "Rebell" oder "Leonardo" den trockenen römischen Ziffern allemal vor. Auch wird sicherlich wieder alle Welt von "Mephisto MM IV" sprechen, was eigentlich falsch ist, denn das eine "M" steht ja bereits für "Mephisto" (und das zweite für "Modular"). Entsprechend ist nun das "Modul Mephisto Modular IV" erschienen. Ausgeliefert wird es in den bekannten Geräten Modular, Exclusive und München; es ist aber auch im Mobil betreibbar.

Das neue Hegener+Glaser-Programm stammt von Ed Schröder und ist aus dem Rebell weiterentwickelt worden. Es ist zu befürchten, dass ebenso wie zu der Zeit, als dem "B + P-Modul" schon kurz nach seiner Markteinführung das "MM IV" folgte, auch diesmal etliche Rebell-Käufer sich über das rasche Veralten ihres Gerätes ärgern werden. Nun, Dave Kittinger sagte mir einmal, dass im Schachcomputer-Business Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt sei...

Kein Byte mehr frei

Äußerlich gleicht der MM IV bisherigen Mephisto-Modulen, und auch der Programmumfang ist gegenüber dem Rebell unverändert: 32 K ROM, wobei übrigens runde 12K für die aufwendigen Features verbraucht werden. Auf dem EPROM ist indes laut H + G kein Byte mehr frei! Der RAM-Bereich wurde entgegen ersten Meldungen nicht auf 9 K vergrößert, sondern bliebt bei 8 K. Dennoch ist es nicht möglich, Rebell-Einschübe durch ROM Austausch aufzurüsten, da die Architektur eine andere ist.

Macht man das Modul auf, wird der Grund hierfür klar: Auf der Platine ist alles anders angeordnet als beim Rebell. Und der Quarz operiert mit der echten Prozessorfrequenz (und nicht der doppelten, wie bei Rebell und MM II), nämlich 4,9152 MHz.

Eröffnungsmodul im Frühjahr

Die Eröffnungsbibliothek umfasst rund 450 Varianten, die gegenüber dem Rebell neu (und laut H + G zum Programm passender) zusammengestellt wurden. Ein Eröffnungsmodul (HG 440) soll im März'88 nun wirklich hinzukommen, nachdem die entsprechende Ankündigung bereits für den Rebell gemacht wurde. Das HG 240 arbeitet leider mit dem neuen Schröder-Programm ebenso wenig zusammen wie mit dem Rebell, da es auf die Rathsmann'sche MM-II-Programmstruktur zugeschnitten ist.

Nun, auch im eingebauten "Book" findet man recht abwechslungsreiche Dinge, wie dieses unkonventionelle Benoni: 1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 e6 4.Sc3 exd5 5.cxd5 d6. Damit überraschte mich der MM IV mit Schwarz in einer Blitzpartie. Und mitunter reichen seine Varianten sogar weiter als die des Dallas. Will man den Vierer aber partout hereinlegen, darf man es weiterhin - wie beim Rebell - gern mit "Trojanern" versuchen. Auch der Nachfolger frisst sie frohgemut und erstickt daran.

Brute-Force-Allüren

Bemerkenswert fand ich, dass MM IV neben schönen selektiven Qualitäten mitunter echte Brute-Force-Allüren zeigt. Auch liebt es anscheinend die Randbauern, denn oft sieht man das h3- (...h6-) Frischluftmanöver für den König. Und schließlich: Wehe, wenn der Vierer einmal drei zusammenhängende Bauern hat, die marschbereit sind - es gibt kein Halten mehr. Eine ausgesprochen starke Seite des Neuen. Auch im Endkampf ist er recht potent. In meinen Vergleichspartien hatten Maestro, Forte und Co. gerade in dieser Partiephase so manches Mal das Nachsehen.

Der rollende Vierer

Die Bedienung bzw. Benutzerinformation ist in manchen Punkten neu gestaltet worden: Es kam ein zuschaltbarer "Rolliermodus" hinzu, der im Ein-Sekunden-Takt auf dem Display Auskunft über den vom Computer gerade geplanten Zug sowie die erwartete Antwort des Spielers gibt. Ferner verrät er die Stellungsbewertung, die Suchtiefe und die verbrauchte Zeit. Es werden also fünf Informationsstufen zyklisch durchlaufen, wobei die Suchtiefe, wie vom Rebell gewohnt, als maximale Tiefe links im Display erscheint, während in dessen rechter Hälfte die bereits abgeklopften Varianten gezählt werden.

Der Anzeigewechsel im Sekundentakt erfordert, will man alles mitbekommen, volle Aufmerksamkeit. Hätte man jedoch einen 2-Sekunden-Takt gewählt, würde jede Informationsrunde volle 10 Se-kunden dauern - zu lange. In den Rolliermodus gelangt man übrigens, indem man nach Eingabe der Spielstufe (LEV) von der vom Computer als nächstes vorgeschlagenen Option "AI" ("Automatische Information") Gebrauch macht.

Verschiedene Zeitvorgaben

Neu ist auch, dass es volle acht Blitzstufen gibt, wobei - wie beim Forte - für Computer und Spieler auch verschiedene Zeitvorgaben möglich sind. Man kann nun etwa, während der Computer sich an die 5-Minuten-Grenze hält, gemeinerweise sich selbst 10 oder 15 Minuten zubilligen. Einen kleinen Ausgleich dafür schafft der "Vierer", in-dem er bei gegnerischen Zeitüberschreitungen laut quietschend protestiert, eigene jedoch lediglich durch kontinuierliches Anzeigen von "00:00" auf der Count-Down-Uhr dezent andeutet. Die Idee dahinter: Es ist stets Aufgabe des Spielers, zu reklamieren. Auch ein menschlicher Gegner würde schließlich nicht schreien: "Ich habe die Zeit überschritten!".

Praktischerweise erfolgt das Anwählen der Blitzstufen im LEV-Modus, wo der Spieler bei jeder der zehn Spielstufen gleich gefragt wird "bl?" - "Blitzstufe gefällig"? Der Rolliermodus kann in diesen Blitzstufen nicht genutzt werden. Ein interessanter Effekt ergibt sich jedoch, wenn man eine Blitzstufe mit dem wieder vorhandenen "Schach-lehrer" verbindet: Während der "Belehrung" wird nämlich sofort wieder die Uhr des Spielers aktiviert, und wenn man sich einen Zugvorschlag zeigen lässt, wird dessen Anzeige nach zwei Sekunden von der rückwärtslaufenden Blitz-Uhr im Display kurzerhand unterbrochen. Man hat also keine Chance, durch exzessiven Gebrauch des "Lehrers" Zeit gutzumachen.

Auch die Eingabe von Problemen wurde neu strukturiert: Man kann nun die Suchtiefe für Mattaufgaben direkt im LEV(el)-Modus vorgeben, muss also nicht mehr zusätzlich eine Spielstufe anwählen, die der Mattsuchtiefe entspricht. Dieses Verfahren gleicht dem, das bei den 16-Bit-Modellen üblich ist. Sehr erfreulich ist, dass man beim MM IV die Möglichkeit bekommen hat, beim Aufbau von Stellungen (mit POS und wiederholtem ENT) zu einer schon abgehandelten Figurenart per Pfeiltaste zurückzukehren. Bisher musste man bekanntlich in Fällen, wo man eine Figur übersehen hatte, diese nach Abschluss des Aufbaus gesondert eingeben. Bei Dallas und Amsterdam ist die Handhabung allerdings noch bequemer, denn dort kann man mit der zweiten Pfeiltaste wieder zur aktuellen Figurenart zurückkehren, während man beim "Vierer" ab der vorher vergessenen Figur alles neu eingeben muss. Die Mattsuchstufe arbeitet im Übrigen sehr schnell. So wird etwa das Erstickungsmatt in fünf Zügen aus CSS 1/86, S.30, in nur zwei Sekunden gefunden!

Von der Bedienung her besitzt also das neue Modul (von kleinen Schwächen abgesehen) alle positiven Merkmale der bisherigen MMs sowie der "Großen". Nicht voll geglückt hingegen erscheint die Bedienungsanleitung, die anders als die von Rebell und MM II gestaltet wurde. Mir lag allerdings lediglich eine Vorversion vor, so dass zu hoffen ist, dass ihr etwas holperiger Sprachstil noch verbessert wird.

Aufmüpfiges Greenhorn

Für eine zuverlässige Einstufung der Spielstärke gab es vor der Fertigstellung dieses Artikels nicht genügend Zeit. Dennoch will ich Ihnen den verblüffenden Anfang meiner Versuche nicht vorenthalten: Das neue Modul mit dem phantasielosen Namen spielte nämlich zwölf Partien hintereinander auf Stufen zwischen 1 und 4 gegen Forte, Par Excellence, Maestro und MM II, ohne (bei zwei Remisen) eine einzige zu verlieren. Erst der Dallas konnte diesen Siegeszug unterbrechen und das aufmüpfige Greenhorn in seine Schranken verweisen. Das tat der Weltmeister denn auch sehr energisch, ohne dem kleinen Bruder den Schatten einer Chance zu lassen. Aber der Rest der Welt musste zur Kenntnis nehmen, dass Ed Schröders jüngstes Kind sowohl positionell als auch taktisch etliches dazugelernt hat - und damit zu einer brandgefährlichen Kiste geworden ist.

MM IV in der Praxis

CSS-Mitarbeiter Thorsten Czub hat sich als unbestechlicher Computertester mit einem guten Gefühl für die Stärken und Schwächen eines Computers einen Namen gemacht. Lesen Sie, wie er den MM IV spielstärkenmäßig bewertet.

Schon lange war ich auf den MM IV gespannt. Würde Hegener+Glaser es schaffen, die Macken des Rebell endlich wegzubügeln und ein wirklich ausgereiftes Programm für den mittleren Geldbeutel zu präsentieren?

Als das neue Gerät kam, wurde eine Sache bald klar: Die irregulären Züge (siehe CSS 2/87 S.5), mit der CSS-Leser Thomas Scherk die H+G-Geschäftsleitung beschäftigte, sind beim MM IV längst weg. Das neue Modul rettet sich nicht mehr mit einem "Schachaufzug" aus dem Matt. Und die von Manfred Bist aus Brüggen in der Leser Ecke von CSS 2/87 monierten Stellungen und Partien werden vom MM IV folgendermaßen behandelt:

1. Mattaufgaben L.Yarosh (CSS 1/86 S.26): Diagramm links von MM IV nach 37'51", Diagramm rechts nach 1911 " (jeweils in der Problemstufe 4) gelöst!

L. Yarosh, 1983
Matt in vier Zügen




2. Endspielstudie aus CSS 4/86 S.6 (I.Sehwers): Von Rebell in 28 Minuten, vom MM IV dagegen in nur 11 Minuten 41 Sekunden gelöst!

I. Sehwers, 1922
Weiß hält Remis




3. Kurze Gewinnpartien Manfred Bists (CSS 2/87 S.4): Der MM IV lehnt im 2. Zug das Schlagen auf e4 und somit die Annahme des Blackmar-Diemer-Gambits durch ein Überleiten in die Caro-Kann-Verteidigung mit 2...c6 ab. Herr Bist wird sich neue Partien ausdenken müssen!

Blackmar-Diemer gegen Computer

Das Ablehnen des BDGs (schon an dieser Stelle) ist für Schachcomputer bestimmt ratsam. Ich selbst spiele begeistert BDG und weiß davon ein (für Schachcomputer blamables) Liedchen zu singen. Glücklicherweise kann man nicht nur aus dem BDG in andere Eröffnungen überleiten, sondern auch aus den anderen ins BDG! Hier ein Beispiel: Man darf solche Kurzpartien nicht überbewerten, derartige Gambiteröffnungen unterliegen strengen strategischen Ideen (so z.B. ist die Öffnung der f-Linie im BDG Ziel Nummer 1), und diese sind für die heutigen Computer noch nicht einsichtig. Spaß machen solche Partien nur einmal, lustig sind sie jedoch allemal! Trotzdem: Auch die zweite Kurzpartie Manfred Bists lässt sich mit dem MM IV nicht reproduzieren.

Weniger rebellisch

Das Eröffnungsrepertoire des MM IV ist zu seinen Gunsten überarbeitet worden (was zu honorieren ist, wenn man z.B. den Eröffnungsmängel aufdeckenden Artikel von Christian Schulz beachtet). Doch auch im Mittel- und Endspiel spürt man sofort den Fortschritt. Der MM IV spielt nicht nur stärker, er spielt vor allem (was die meisten Rebell Besitzer mit Tränen in den Augen bezeugen können) weniger rebellisch, nicht so unsolide. Viele Partien des Rebellen aus meinem eigenen Turnier (CSS 1/87 S.7 ff.) sind gerade an den Stellen nicht reproduzierbar, wo der Rebell strauchelt. Fast unweigerlich weicht der MM IV eben dort mit besseren Fortsetzungen ab. Gottseidank!

Das solidere Spiel des MM IV ist im Wesentlichen auf Verbesserungen, auf Verfeinerungen der positionellen Kriterien zurückzuführen, was einer Erweiterung derselben gleichkommt. Das hat natürlich zur Folge, dass der MM IV in manchen Stellungen langsamer spielt. Dazu möge der Leserbrief von Siegmund Symanski als Beispiel dienen: Wohl findet der MM IV alle Züge der Capablanca-Steiner-Partie recht schnell - außer dem 17. Zug. Dort ist er wesentlich vorsichtiger als sein Vorgänger und lässt sich erst im 7. Halbzug mit dem 13. Ast zum genialen Txf6! ! hinreißen. Dieses freudige Ereignis findet nach 11'34" statt, also wirken die Verbesserungen des MM IV hier als Bremse!

Immerhin findet er den Zug noch. Mir persönlich ist so ein Gerät lieber als ein forscher Rebell, der dafür häufig den Überblick verliert.

Im Bratko-Kopec Test erzielte der Neuling achtbare 12 Punkte:

1 +      7 + !    13 Tac1   19 +
2 Kf3    8 +      14 +      20 Dd3 
3 Dd8    9 Te1    15 +      21 + !
4 +     10 Dc5    16 Dh5    22 Tfd8
5 Tad1  11 Sf5    17 Sb6    23 Lf5
6 +     12 +      18 +      24 +

Bei den Stellungen der Rebell-Retrospektive (CSS 3/87 S.28) zeigt sich die Verwandtschaft der beiden Programme:

A. 8.0-0-0 nach 1'37" erwogen, nach 3'2" gezogen! 9.Dd8 nach 6" mit Mattankündigung!

B. 1.Dd5+ nach 1'27" mit Ankündigung!

C. 1.Dg8+ nach nur 5".

Fischerzug in 26 Minuten gefunden

Wenn "der Champ" wüsste, wie oft seine Partien in den letzten Jahren als Lehrstück für noch zu Belehrende (und manchmal auch für Unbelehrbare) herhalten mussten... Wohl konnte der MM IV in der folgenden Partie die Gedanken von Bobby Fischer recht gut verstehen, zumindest in der kritischen Stellung.

Fischer-Reshevsky: 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.Le3 Sf6 6.Sc3 Lg7 7.Lc4 O-O 8.Lb3 Sa5? (besser d6 oder Sg4) 9.e5! Se8. Oweh! Lieber 9...Sxb3 10.exf6 Sxa1 11.fxg7 Sxc2+ 12.Dxc2 Kxg7 und dennoch schlimm. So aber kommt ein vernichtender Zug.



10.Lxf7+!! Was halten unsere Schachcomputer davon? Für den MM IV ist die Stellung kein unüberwindliches Problem. Auf der Analysestufe (Lev. 9) arbeitet er sich bis zum 7. Halbzug hinauf. Dort muss man dann erst warten, bis der entscheidende Zug auftaucht, denn er ist im 41. Ast. Selbst nachdem der Zug im Display erscheint, dauert es erst noch ca. 1', bis der MM IV dessen Güte erkennt und Lxf7 + zu Ungunsten von f4 (der bislang die Hauptvariante einleitete) nach genau 26 Minuten ersetzt. Wenn er ihn dann in der Hauptvariante hat, so lässt er ihn nicht mehr los - auch nach 13 Stunden immer noch den richtigen Zug.

Der Fischer-Zug hat für Computer seine Tücken. Fidelity Excel 68000, Mephisto MM II, und Psion 2.01 Atari finden ihn überhaupt nicht (jedenfalls nicht in einer Stunde), während Dave Kittingers Chessmaster 1.0 Atari es in 32'25" schafft. Interessant ist, dass der Forte A den Zug in nur drei Minuten anzeigt, der Forte B aber überhaupt nicht (in unter einer Stunde). Vielleicht haben die Programmveränderungen im selektiven Teil des Forte-Programms dazu geführt, dass der "B" solche "unsoliden" Züge erst sehr spät im Suchbaum berücksichtigt. Das führt in manchen Aufgaben zu einer Verbesserung der Lösezeit (siehe Colditz-Ergebnis Forte B, CSS 4/87 S.6), in diesem Fall haben wir ihn jedoch auf dem falschen Fuß erwischt.

Ich bin sicher, dass auch andere Computer ihre Schwierigkeiten haben. Was meinen unsere Leser?

Rückkampf gegen den Maestro

Ich erinnere mich noch sehr gut an die weihnachtlichen Tage, die ich im romantischen Zusammensein mit Schachcomputern verbrachte. Eine der spannendsten Begegnungen war dabei ohne Zweifel die zwischen dem Leonardo Maestro A 6 Mhz und dem Rebell. Sie ging für den Letztgenannten nicht rosig aus: 3:7 verlor der Rebell, mit fliegenden Fahnen! Eine ähnliche Begegnung gab es dieser Tage am gleichen Ort - allerdings gegen den Nachfolger. Und da wehte ein ganz anderer Wind.

Wohl gewann der MM IV mit 5,5:4,5 denkbar knapp, jedoch so manches Mal wurde mir um meinen großen (klein kann man den ja nicht nennen!) Maestro echt bang! Hier zwei Kostproben (selbstverständlich Turnierpartien, 40 in 120, Leo Maestro 6A auf Level f3, MM IV auf e6):

Theorie auf den Kopf gestellt

Einen eklatanten Schock versetzte mir der MM IV in der 7. Partie seiner Begegnung mit dem Maestro 6A. Ich habe schon einiges erlebt, aber hier wagte ich meinen Augen kaum zu trauen. Was war geschehen?

Nun, nach folgenden Zügen gegen den Maestro 6A, die der Mephisto aus der Eröffnungsbibliothek spielte, passierte es:

Forte B chancenlos

In meinem Turnier (CSS 1/87 S.7 ff.) schnitt der Vorgänger des Forte gegen den Vorgänger des MM IV mit knappen 5,5:4,5 für den Supertaktiker ab. Und das Ergebnis war ja auch logisch, schließlich war der Rebell 5.0 taktisch anfällig, fiel dem Forte des Öfteren vor die Füße.

Anders der MM IV! Ob sie es mir glauben oder nicht: z. Z. steht es zwischen MM IV und Forte B 6:0! Dieses Ergebnis ist hauptsächlich dem solideren Spiel des MM IV, seinen besseren Endspielkenntnissen (dem Forte sollte mal jemand sagen, was ein Freibauer ist und was verbundene Freibauern sind!) und dem passiv-abwartenden Verhalten des Forte zu verdanken.

Überhaupt wurde der Forte bislang in der Spielstärke-Einschätzung immer überbewertet, weil die Tester in erster Linie Geschwindigkeit und Lösezeiten honorierten. Und auch in Turnierergebnissen wurde lediglich der Platz des Forte und die Anzahl seiner gewonnenen Partien berücksichtigt. Die wenigsten dachten daran, sich einmal die Partien genauer anzuschauen, zu verfolgen, warum die Gegner des Forte verloren hatten. Jetzt, wo selbst die Mischprogramme ala MM IV eine solide taktische Basis haben, und darüber hinaus - im Gegensatz zum Forte - auch noch über sehr gute positionelle Eigenschaften verfügen, wird der Forte hoffnungslos überspielt.

Fazit

Die Rundumerneuerung Hegener + Glasers beim MM IV hat sich gelohnt: Aus dem einst so übermütigen Kerlchen ist ein ernst zu nehmender Gegner geworden. Damit wurde der MM IV zu einem der stärksten 8-Biter der Welt (im Jahr 1987). Von der Spielstärke her ist er besser als Forte B (MM IV spielt aktiver, ansehnlicher) und zumindest auf einer Höhe mit dem Maestro 6A. Vergleiche mit anderen Geräten werden folgen. Ich bin schon jetzt gespannt, wie der MM IV gegen die anderen Neulinge (Maestro 6B, Excel 68000, Turbo King) ins Rennen geht. Ich glaube er hat keine schlechten Chancen. Es ist H+G, nach all dem Rebell-Rummel, wieder ein Stück deutscher Wertarbeit gelungen, ein großer und weiter Wurf!

s.h. auch



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MM IV mit HG440
Details - C Sascha Warnemünde


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