23. D.A.CH. - Turnier 2024
4. Kurt Kispert Memorial
Eine interessante Mixtur von Hochgeschwindigkeits-Schachmaschinen und klassischen Oldies
von Alwin Gruber
- Kaufbeuren, 25.10 bis 27.10.2024
Am letzten Oktober-Wochenende 2024 trafen sich traditionell Computerschach-Enthusiasten aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden im Hotel "Am Kamin” in Kaufbeuren. In der Gruppe A kreuzten 10 Geräte die Klingen, während in der Gruppe B insgesamt 8 Geräte aufeinander trafen. Somit kam es zu einem beachtlichen Gesamtteilnehmerfeld von 18 Computern. Als Basis bzw. Messlatte für die Eingruppierung diente die 17. Aktischach-Elo-Liste 2024 Update.
Gespielt wurde in der Gruppe A nach Schweizer System mit dem Modus 30 Minuten pro Partie. In der Gruppe B spielten die Kontrahenten im Rahmen eines Rundenturniers mit 30 Minuten pro Partie bzw. bei den Geräten ohne Count-Down-Level mit 30 Sekunden/Zug gegeneinander.
Alle Teilnehmer haben mir freundlicherweise erlaubt, ihre individuellen Eindrücke und Erlebnisse mit ihren "Schützlingen" im Turnierbericht zu veröffentlichen.
Gruppe A (U 2425 Elo)
Wir leben in einer "Zeit der Vielfalt" und ich legte als Turnierorganisator dieses mal bei der Zusammensetzung der Gruppe A ein besonderes Augenmerk auf ein illustres und interessantes Teilnehmerfeld von extrem beschleunigten und spielstarken 8 Bit, 16 Bit , 32 bit und RISC basierten Programmen. Ferner lag mein Anspruch und Ziel darin, dass in der Gruppe A erstmals ALLE Schwergewichte der Brettcomputerprogrammierer in der Gruppe A versammelt waren (Spracklen, de Koning, Lang, Morsch, Kittinger und Schröder). Meinerseits gab es im Vorfeld Überlegungen, das legendäre D+-Programm von Julio Kaplan und den Mephisto Glasgow von Thomas Nitsche und Elmar Henne auf dem Mephisto Phoenix mit Fullspeed ebenfalls in der Gruppe A mitspielen zu lassen, was jedoch aufgrund absoluter Chancenlosigkeit der beiden genannten Protagonisten dann sehr schnell wieder von mir verworfen wurde.
Kommen wir zur Platzierung in der Gruppe A:
10. Platz Mephisto Atlanta 20 MHz, 512 Kb
- Operator: Michael Nitsche (0,5 Punkte)
Die Ergebnisse des Atlanta haben gezeigt, dass der "Kleine Fritz" welcher serienmässig auf einem SH7034-Prozessor mit 20 MHz läuft, in einer stark beschleunigten Teilnehmergruppe an seine Grenzen stösst und insgesamt betrachtet chancenlos war. Hinzu kommt, dass der Atlanta trotz 512 Kb HashTables im Endspiel mitunter gravierende Schwächen aufweist. Michael, der das zweite mal in Kaufbeuren dabei war, nahm es in seiner ruhigen Art mit Gelassenheit und Humor. Er stellte bei der abschliessenden Siegerehrung fest: "Die Teilnahme hat mich sehr gefreut. Bei so vielen Verrückten muss ich auch dabei sein"
9. Platz Fidelity Elite Avantgarde Version 11 68060 100 MHz 1 MB
- Operator: Gerhard Vetter (2 Punkte)
2024 war NICHT das Turnier der V11. Im Gegensatz zu vorherigen Teilnahmen stiess selbst das auf einem Motorola 68060 mit 100 MHz beschleunigte Programm aus 1988 diesmal in einer sehr starken Teilnehmergruppe an seine Grenzen und konnte lediglich 2 Punkte (1 Sieg und 2 Remis) auf der Habenseite verbuchen. Gerhards Fazit: Ich war vom Abschneiden sehr enttäuscht, der Fidelity agierte wie ein Patzer. Verkaufsofferten an die Anwesenden für diesen Boliden wurden von Gerhard gerne per PayPal angenommen. Tatsächlich fand sein Avantgarde V11 dann Ende 2024 einen neuen, stolzen Eigentümer.
8. Platz: Mephisto Phoenix Diablo Full Speed 507 MHz
- Operator: Ralf-Henning Glomb (2,5 Punkte)
Die Novag Diablo-Emulation mit dem Reflection II Modul erreichte beim Kurt Kispert Memorial 2021 mit 6 Punkten den 2. Platz. In 2023 konnte der Diablo auf dem Mephisto Phoenix laufend Platz 6 mit 3,5 Punkten das Mittelfeld der Gruppe A belegen. In diesem Jahr lief es nicht so erfolgreich. Ralf-Henning besass kein passendes Originalgerät des Diablo und war deshalb mit der Zeiteinstellung im Detail nicht vertraut. Aufgrund eines Fehlverhaltens von Ralf bei der Spielstufeneinstellung im Spiel gegen den Mephisto Phoenix Polgar in der letzten Runde wurde die Partie für den Mephisto Polgar als gewonnen gewertet. Ralfs Fazit nach dem Turnier: Zukünftig werde ich nur noch mit Geräten spielen, die ich selbst besitze und deren Verhalten, Besonderheiten und Bugs ich kenne.
7. Platz: Chess Genius Pro 2024, ARM Cortex M4 120 MHz
- Operator: Udo Helscher (3 Punkte)
Udo ist mit seiner stattlichen Statur mittlerweile als Operator prädestiniert für dieses kleine und kompakte Gerät. Niemand stellte in den Teilnehmerfeld so eine "perfekte Symbiose” dar zwischen Gross und Klein. Udo war schon mehrmals mit dem ChessGenius bzw. ChessGenius Pro in Kaufbeuren am Start und schilderte im Forum seine Eindrücke vom Chess Genius Pro 2024 wie folgt:
Voll motiviert (bis in die Haarspitzen, im Handgepäck den "kleinen" CG PRO 2024 (dieses Jahr mit dem "klassischen Buch"), ging es am Freitag zum 4. Kurt Kispert Memorial (D.A.CH) nach Kaufbeuren. Im Hotel treffe ich bereits viele Teilnehmer und zugleich "alte Bekannte", die dort bereits ihr Abendessen einnahmen.
- 1. Runde
Der CG PRO 2024, mit Weiss, gegen den Phoenix Nigel Short (Ruud). Da ich den Nigel Short 100 MHz selbst besitze, war ich gespannt wie er gegen den "Highspeed" Nigel Short abschneidet. Während der Partie kommt es nach den ersten Schlagzügen zu "Problemen" mit der Brettansteuerung. Wir konnten jedoch die Partie "irgendwie" zu Ende spielen und der CG PRO siegte (sehr glücklich) in einem Turmendspiel, dass eigentlich Remis enden sollte. Auftaktsieg wie im letzten Jahr!
- 2. Runde
Mit Schwarz gegen meinen Freund Markus Pillen, der den Phoenix R60 Gideon bediente.
Der CG PRO wählt die "solide" Damenindische Verteidigung, wird jedoch mit beengter Stellung, nach dem Bauernvorstoss 28.e5 "zusammengeschoben". Der anfänglichen Euphorie (nach dem Auftaktsieg) ist Ernüchterung gewichen!
- 3. Runde
Der CG PRO, wieder mit Weiss, gegen den Saitek Sparc 90 MHz von Marcus Kästner. Da es auch hier "Probleme" bei der Brettansteuerung mit dem Galileobrett schon vorher gab, spiele ich gegen eine CB EMU-Version auf dem ASUS Rog Alley. So ein "Teil" hatte ich vorher noch nie gesehen! Nach dem Damenabtausch (30. Zug) erhält der Sparc Vorteil. Zum Glück lässt der Sparc jedoch den weissen König in den schwarzen Königsflügel eindringen und die Stellung verbessert sich zusehends für den CG PRO. Im Endspiel kann sich der CG PRO durchsetzen und den zweiten Punkt in diesem Turnier einheimsen!
- 4. Runde
Wieder mit Weiss. Wie im letzten Jahr gegen einen Phoenix Diablo. Letztes Jahr konnte der CG PRO wenigstens ein Remis erreichen, dieses Jahr spielte er (so meine Meinung) seine schlechteste Partie in diesem Turnier. Sizilianisch, Scheveninger Variante, kommt auf’s Brett. Der CG PRO ist bereits nach 8 Zügen aus dem Buch, nach 10.Kh1 wieder im Buch! Nach 11. – Dc7 (erster berechneter Zug vom Diablo) fängt er wieder an zu rechnen und spielt den "planlosen" Zug 12.Kg1?! Es macht keinen Spass die weiteren Züge auszuführen, Springer am Rande, verfrühte Aktivität am Königsflügel und dann noch ein sinnloses "Läuferopfer" (24.Lxg7??). Zum meinem Glück gibt der CG PRO zehn Züge später die Partie verloren ("Ich gebe auf" erscheint im Display)!
- 5. Runde
Das "Bruderduell" gegen die TM London 36 MHz von Thomas Jäger steht an. Der CG PRO wählt mit den schwarzen Steinen die Nimzowitsch-Indische Verteidigung, die TM das Rubinstein-System. Die TM hat zwar das Läuferpaar, aber die Stellung ist "blockiert" (einzig die d-Linie ist offen) und so kommt das Läuferpaar nicht zur Geltung.
Nach dem Damentausch im 51. Zug lehne ich mich gemütlich in meinem Stuhl zurück und hoffe, in der immer noch blockierten Stellung, auf ein Remis.
Die TM kann jedoch nach einem Läufer-/Springerabtausch die Initiative übernehmen und dringt nach 57. – exf4?? mit seinem König in der Brettmitte in die schwarze Stellung ein. Der entstandene Freibauer auf der e-Linie sollte die Partie schnell zugunsten der TM entscheiden. Es kommt aber ganz anders! Obwohl der Freibauer bereits nur einen Zug vom Umwandlungsfeld (dieses wird vom schwarzen weissfeldrigen Läufer "kontrolliert") entfernt steht, "weigert" sich die TM bis zum 106. Zug (!!) den Bauern umzuwandeln.
Wahnsinn, was für eine "Seeschlange"! Der CG PRO hatte (laut den Engines)mehrmals die Möglichkeit noch ein Remis (unverdient) zu erreichen. Die Berechnung der richtigen Züge lag jedoch verständlicherweise weit ausserhalb der Rechentiefe des CG PRO.
Thomas gewinnt also die Partie mit seiner TM und wir sind beide froh, dass es (endlich) vorbei ist, denn alle anderen Teilnehmer der Gruppe A sind schon längst beim Abendessen!
- 6. Runde
Mit Schwarz gegen den bis dahin sieg- und punktlosen Atlanta. Das Damengambit, die Lasker-Verteidigung mit h6, steht zur Debatte. Auch hier kommt der CG PRO, nach 22. – b5? in "Schwierigkeiten" . Ab diesem Zeitpunkt hoffe ich noch wenigstens ein Remis zu erreichen, da der Atlanta im Endspiel "kein Überflieger" ist! Ab dem 59. Zug hat der Atlanta im Endspiel (Turm – Turm, weissfeldrige Läufer) einen Mehrbauer, spielt jedoch "nicht auf Sieg". Die Engines bewerten die Stellung, trotz Mehrbauer, als ausgeglichen.
Michael, der Bediener vom Atlanta, bietet mir nach dem 76. Zug Remis an, was ich "dankbar" annehme! Michael war über den halben Punkt "höchst erfreut", während ich über den CG PRO schon während der Partie mehrfach "schimpfte"!
- 7. Runde
Mit Weiss gegen die Fidelity V11 100 MHz (Gerhard). Ich habe keine "guten" Erinnerungen, denn letztes Jahr hatte der CG PRO (Modernes Buch), auch in der letzten Runde (allerdings mit den schwarzen Steinen), wenig zu bestellen und verlor die Partie durch Aufgabe nach 43. Zügen. Die Slawische Verteidigung, Holländische Variante (7. – Lb4), kommt dieses Mal auf das Brett. Rebel Portoroz (Ed Schröder-Programm) hat diese Verteidigung in seinem Buch und wendet diese gegen 1.d4 immer an! Zum ersten Mal in diesem Turnier hat der CG PRO eine richtig gute (vorteilhafte) Stellung und hätte mit 22.Df2! den Partiegewinn, mit grosser Wahrscheinlichkeit, schon vorzeitig einleiten können.
CG PRO spielt 22.Dc5 und ist trotzdem wenige Züge später wieder in einer sehr vorteilhaften Stellung. Er "verspielt" jedoch auch diese Chance und letztendlich ist ein reines Damenendspiel auf dem Brett, das der CG PRO nicht gewinnen kann!
Gerhard und ich einigen uns nach 80. Zügen auf Remis! Schade, da wäre mehr drin gewesen und der CG PRO hätte wie im letzten Jahr 3,5 Punkte auf seiner Guthabenseite verbucht. So erreicht der CG PRO 2024 "nur" 3 Punkte und belegt den 7. Platz in diesem starken Teilnehmerfeld. Immerhin eine kleine Steigerung zum letzten Jahr, dort belegt der CG PRO, allerdings mit 3,5 Punkten, den 8. Platz.
Fazit zum Abschneiden des CG PRO 2024 (Klassisches Buch):
"Enttäuscht" ist hier vielleicht der falsche Ausdruck. Ich hatte mir erhofft, dass sich das "Klassische Buch" positiv auf die erreichte Stellungen( nach "Buchende") auswirkt und der CG PRO einen "Plan" für die Partien entwickelt. Immerhin ist der CG PRO 2024 mit einer Aktiv-Elo von 2336 ("Private Aktivschachliste") "nicht von schlechten Eltern"!
In den Partien gegen Saitek Sparc 90 MHz, Phoenix Gideon, Phoenix Diablo und Atlanta konnte mich der CG PRO nicht "überzeugen". Das Teilnehmerfeld war aber auch dieses Jahr nochmals stärker als im Vorjahr. Beleg dafür das Abschneiden einer TM London 36 MHz (6. Platz mit 3 Punkten) und der V11 100 MHz (9. Platz mit 2 Punkten). Die V11 "kämpfte" noch letztes Jahr um den Turniersieg und belegte den 2. Platz hinter der "Wundermaschine"!
Die Phoenix Module, die bestens von Marcus Kästner "präparierten" CT 800 Battle + und Saitek Sparc 90 MHz, durften zum Favoritenkreis gezählt werden!"
6. Platz: Mephisto Turniermaschine 68030 London 2 MB 36 MHz
- Operator: Thomas Jaeger (3 Punkte)
Das Ergebnis der TM in diesem extrem starken Teilnehmerfeld war aller Ehren wert. Dieser alte Bolide mit zwei Lüftern war mit Ausnahme des Atlanta zwischen 2 bis 9-mal langsamer als der Rest des Feldes und stark benachteiligt. Allein Gideon, Genius Pro und der CT-Battle sind fast vier mal schneller, der Sparc fünf Mal und der Diablo und der Polgar sogar 9 mal so schnell. Insoweit eine starke und solide Leistung des London-Programms, die sehr beachtenswert ist. Thomas beschrieb seine Eindrücke und sein Fazit vom Turnier und der TM London wie folgt:
Es war wieder einmal ein schönes Treffen mit netten Menschen und ihrem seltsamen Hobby. Im Vorfeld hatte ich einige Partien mit der TM gegen einige Gegner aus dem Turnier gespielt. Mir war klar, dass sie als taktisch schwächstes Gerät in der Gruppe wohl in einigen Partien Schwierigkeiten bekommt. Im Endspiel ist sie zumeist vergleichsweise stark. Das London-Programm ist wohl das stärkste Lang-Programm aber auch sehr vorsichtig spielend. In der ersten Partie gegen den Sparc 90 MHz war nicht viel los. An einer Stelle hätte die TM in Vorteil kommen können, wenn sie im 30.zigsten Zug c3 statt c4 gespielt hätte. Dann hätte die Bauernmajorität am Damenflügel evtl. die Partie entschieden. Die zweite Partie war enttäuschend, da der Diablo schone einige Züge nach Ende des Buches in minimal besserer Stellung die Züge wiederholte. TM ging darauf ein. Im Vorfeld hatte die TM gegen den Diablo auf dem Phönix 3,5 Punkte aus 4 Partien geholt. Auch gegen den Atlanta war das Ergebnis stark positiv. Gegen den Fidelity V 11 100 MHz war es sehr lange ausgeglichen. Die TM war aber wohl nie in Gefahr und behandelte das komplizierte Turmendspiel dann besser. Typischer London Sieg. Gegen den CT 800 Battle ging es nach der Eröffnung mit frühem Damentausch schnell bergab. Der CT war klar überlegen. In Runde 5 kam es zum Bruderkampf mit dem Genius pro. Lange tat sich wenig. Erst spät im Endspiel kam die TM durch gutes Spiel entscheidend in Vorteil. Dann sah sie den einfachen (in unseren Augen) Gewinn ganz lange nicht und hätte, wenn der Genius pro mehr Durchblick gehabt hätte, die Partie noch zum Remis verdorben. So gabe es nach über 100 Zügen doch den Gewinn. Der Polgar mit 400 MHz kam in Runde 6 schon direkt nach der Eröffnung klar in Vorteil. Die TM kämpfte zwar zäh und hatte im Turmendspiel gar noch eine unverdiente Remis Chance. Trotzdem ein klarer Sieg des Polgar.
Die letzte Runde gegen den Montreux auf 40 MHz war ebenfalls enttäuschend. Die TM fühlte sich gezwungen (war nicht der Fall) einen Springer auf g5 gegen 2 Bauern zu opfern. Wenn ein Angriff folgt, kann das gut gehen. Die Stellungsbewertungen stiegen aber Zug um Zug für den Montreux, der dann taktisch zuschlug und die Partie schnell beendete. Insgesamt sind 3 Punkte aus 7 Partien nicht toll. Der London holte aber gegen die ersten 4 im Turnier, gegen die er allesamt spielen "durfte", nur ein Remis. Dieser Umstand drückt sich auch in der Turniertabelle bei der höchsten Feinwertung aus. Der Polgar auf dem Phoenix Experimental ist mit 400 MHz eine Macht im Mittelspiel. Das Endspiel fällt ab. Die CT 800 Battle ist inzwischen wohl ein sehr ausgeglichenes gutes Programm. Diese beiden Teilnehmer scheinen dem Rest doch ziemlich überlegen zu sein.
So gesehen war das Ergebnis OK.
5. Platz: Mephisto Phoenix Gideon R60
- Operator: Markus Pillen (3,5 Punkte)
Die "Überredungskünste" des Verfassers dieses Berichts haben gewirkt und Markus startete mit grossen Erwartungen in das Turnier. Allerdings konnte der auf 60 MHz beschleunigte Gideon diese Erwartungen im Laufe des Turniers nicht ganz erfüllen. Markus stellte im Rahmen der Siegerehrung fest, dass es sich nach seinen Tests auf einer ChessMachine nicht um die WM-Version Gideon 3.1 Madrid handelt, sondern um eine Art "Zwischen-Programmversion" , die er mit 3.05 bezeichnete. Auch funktionieren beim TASC R30/R40 mit dieser Gideon-Prototypen-Programmversion die Spielstileinstellungen nicht und er nimmt sich im Gegensatz zur ChessMachine nicht genügend Bedenkzeit. An sich war Markus recht zufrieden mit dem Spiel des Gideon, einige Dinge wurden gut gemacht, allerdings fielen die Leistungen im Endspiel dann merklich ab.
4. Platz: Saitek Sparc 90 MHz
- Operator: Marcus Kästner (4 Punkte)
In der Nachschau stellte Marcus folgendes zu seinem Schützling fest:
Der Sparc hat sich letztlich doch noch den vierten Platz ergattert und damit etwas mehr erreicht, als ich mit 50% erwartet hatte. Aber wie das von statten ging, da muss man schon hartgesotten sein.
In der ersten Partie gegen die London Turniermaschine gab es ein gerechtes Remis. Keiner der beiden kam je sichtbar in Vorteil.
Aber schon die zweite Partie gegen den Genius Pro war zum Weglaufen und zeigte bereits an, wie das Turnier verlaufen wird. Der Sparc hatte den Genius im Mittelspiel positionell komplett überspielt und stand auf Gewinn. Im Übergang zum Endspiel fasste der "Genius" den "genialen" Plan, mit seinem König auf g1 über h2, g3 und f4 die schwarze Bauernphalanx f7 g7 h7 "anzugreifen". Eigentlich ein völliger Schwachsinn, da er hier nichts ausrichten kann und wieder umkehren muss. Doch der Sparc öffnete dem anklopfenden weissen König freiwillig die Tür und lud ihn mit h7h6, gefolgt von f7f6 gerne in sein Haus ein um danach von seinem königlichen Gast aufgefressen zu werden. Ja was soll man dazu noch sagen? Ich war bedient.
In der dritten Partie überspielte der auch den V11 im Mittelspiel. Dieser war chancenlos. Doch im Endspiel wusste der Sparc nicht mehr weiter und zog planlos hin- und her, ohne einen Fortschritt zu machen. Doch irgendwie erreichte er dann doch zufällig eine Gewinnstellung. Stockfish sagte +200. Doch beim nächsten Zug des Sparc sagte er 0,00. Und so ging es ungefähr 30 mal hin und her. V11 zog, dann war die Stellung gewonnen und wenn Sparc seinen Zug gemach hat, war sie wieder remis. Nach weit über 100 Zügen war die Partie dann endgültig unentschieden und der Sparc hatte ein weiteres Mal komplettes Endspielunvermögen demonstriert.
In der vierten Partie sass der Sparc dem Montreux gegenüber. Und auch hier das gleiche Bild. Der Montreux wurde überspielt und war im Prinzip schon am Ende. Doch der Sparc schaffte es erneut nicht, das Niveau auch nur im Ansatz zu halten und spielte plötzlich so lange einen schlechten Zug bis die Partie kippte und er selbst nicht mehr zu retten war. An diesem Punkt hatte ich dann keine Lust mehr auf das ganze Sparc-Gegurke und hätte das Ding am liebsten aus dem Turnier genommen.
Die fünfte Partie war dann ein Pflichtsieg gegen den wirklich schwachen Atlanta. Aber auch hier hätte der Sparc seine gewonnene Stellung gegen einen stärkeren Gegner im Endspiel wieder ins remis verpatzt. Unfassbar.
Die sechste Partie gegen den Diablo erneut das gleiche Bild. Der Sparc drückt den 500-MHz Diablo zunehmend an die Wand und steht auf Gewinn. Das Endspiel hingegen versemmelt er wieder ins Remis. Er hatte lediglich Glück gehabt, dass der Diablo sich mehrfach weigerte, die letzten Figuren abzutauschen und das Remis dingfest zu machen. So hat er dem Sparc am Ende den vollen Punkt geschenkt.
Dann in der siebten Runde gegen Gideon doch noch eine Glanzpartie, die mich versöhnt hat, so dass ich mit dem Sparc wieder meinen Frieden gemacht habe. Auch Gideon wurde im Mittelspiel chancenlos überspielt, doch dieses Mal spielte der Sparc auch das Endspiel ohne grössere Patzer runter und gewann.
Fazit: Am Ende ergab sich dann doch noch ein starker vierter Platz, der aber nach dem Turnierverlauf eine Enttäuschung war. Denn der Sparc hätte eigentlich mit 6,5 Punkten aus sieben Partien das Turnier gewinnen müssen (können). Für mich war er im Mittelspiel klar das stärkste Programm des Turniers und bis zum Endspiel hin völlig unantastbar. In keiner Partie kam er jemals in dieser Partiephase in Nachteil. Aber dann gings gruselig dahin. Ich denke mal, der Sparc hat im Mittelspiel über und im Endspiel unter seinen Möglichkeiten gespielt, so dass das reine Ergebnis am Ende in etwa das abbildet, was er unter dem Strich zu leisten im Stande ist. Trotzdem, den Sparc 90 MHz kann man jederzeit wieder einsetzen und er ist für jedes Turnier eine Bereicherung. Doch der Bediener muss sich darüber im Klaren sein, dass er hier auf eine Wundertüte setzt. An einem guten Tag spielt er um den Turniersieg und an einem schlechten Tag um den letzten Platz. Spannung und/oder Entsetzen ist jedenfalls garantiert.
Mein bisheriger Eindruck hat sich aber erneut bestätigt. Der Sparc braucht eine schnelle CPU oder viel Bedenkzeit, dann wird er zur Bombe. Allerdings ist und bleibt er im Endspiel eine Maus mit katastrophalen strategischen Entscheidungen, da hilft auch die Geschwindigkeit nix. Der Unterschied ist so krass.
3. Platz: Mephisto Phoenix Montreux 40 MHz
- Operator: Erdogan Günes
Durch den Geschäftsführer der Firma Millennium Thomas Karosch wurde Erdogan für das Turnier ein Mephisto Phoenix mit T55 Turnierbrett Montreux leihweise zur Verfügung gestellt. Erdogan selbst ist ein starker Schachspieler und als Schachtrainer sowie Schachschiedsrichter tätig. Nicht umsonst wurde er insgesamt 12-mal PC-Computerschachweltmeister, davon 7 mal in Folge. Als alter "Computerschach-Fuchs" kehrte er diesmal zu den Basics zurück und hatte im Vorfeld beim Mephisto Montreux eigene Einstellungen getrennt für Weiss und Schwarz erarbeitet. Er spielte meines Wissens als einziger Teilnehmer des Turniers ohne Eröffnungsbibliothek und der Spielstil variierte je nach Gegner. Diese Massnahme erwies sich im Laufe des Turniers als sehr erfolgreich.
2. Platz: CT Battle 1.45+ 120 MHz
- Operator: Marcus Kästner
Der CT 800 mit Rasmus Althoff ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Turniere in Kaufbeuren geworden. Rasmus war dieses Jahr zeitlich verhindert. Er wurde würdevoll vertreten von Marcus Kästners kreiertem CT Battle 1.45 + Programm vertreten. Marcus, das Schachcomputer-Alphatier hatte bei seinem CT 1.45+ einen eigenen Code sowie Feldertabellen implementiert und darüber hinaus ein völlig eigenes Eröffnungsbuch entwickelt. Damit wurden der Originalmotor und das Originalbuch des Ursprungs CT 800 ersetzt.
Marcus schilderte nach dem Turnier seine Eindrücke zu seinem "Geschöpf" wie folgt:
Für mich jedenfalls ist die Gruppe A das Salz in der Suppe, weil man da Eigenleistung einbringen kann und vom Klötzchen-Schieber zum Spiritus Rector mutiert. Und es freut mich ungemein, wenn ich sehe, wie der CT nach Jahren der Entwicklung mittlerweile richtig schönes und spannendes Schach spielt. Nicht immer, aber immer öfter :-)
Nun mein Kurzbericht zum CTbattle 1.45+.
Der CTbattle wurde wie im Vorjahr auf 120 MHz heruntergedreht und erreicht damit rund 60 CMips. Damit liegt er gleichauf mit dem 60 MHz Gideon und dem ChessGenius Pro. Diablo und Polgar sind mehr als doppelt so schnell, Atlanta und London Turniermaschine rund etwa vier mal langsamer. Die Version ist identisch mit der, die im Vorjahr in Kaufbeuren etwas glücklos gespielt hatte.
In der ersten Runde ging es mit Weiss gegen den Diablo. Der wurde im Trompowsky-Angriff ohne nennenswerte Gegenwehr zusammengeschoben.
Das gleiche Bild in Runde zwei mit Schwarz gegen den London. Beide Male kam der CT sehr sehr gut aus dem Battle-Buch.
Runde drei mit Schwarz gegen den Montreux. Erdogan hatte das Buch ausgeschaltet und verwendete für Weiss und Schwarz verschiedene Settings. Das war sehr klug. Denn dies war die einzige Partie, in der der CT nicht so richtig geschmeidig aus dem Buch kam. Der Montreux stand besser. Er verlor aber den Faden und der CT bekam zunehmend Oberwasser, bis die Stellung für Weiss klar verloren war. Doch dann trat das alte Problem des CT wieder zu Tage: Das Verspielen gewonnener Stellungen. Der CT machte ein paar schlechte Züge und plötzlich bekam der King mit zwei Freibauern die Oberhand. CT musste jetzt äusserst genau spielen, um überhaupt noch Remis zu schaffen. Allerdings war die Stellung sehr unklar und nicht recht zu überschauen. Es war der King, der dann die ersten Fehler machte und der CT konnte seinerseits seine beiden verbundenen Zentrumsbauern vorrücken, die schliesslich das Spiel zu seinen Gunsten entschieden haben. Puhh, das war knapp.
In der vierten Runde traf der CT mit Weiss auf Gideon. Hier hatte das Battle-Buch eine Sternstunde und entliess seinen "Chef" mit über +3 in eine für Stockfish gewonnene Stellung. CTbattle ist aber nicht Stockfish und nur wenige Züge später war die Stellung im Ausgleich. Die Stellung war aber so einfach für Weiss und so schwierig für Schwarz zu spielen, dass Gideon nur zwei Züge später bereits daneben griff und es ging sehr schnell für Gideon dahin. Auch wenn es keine Killervariante war, so hatte das Buch hier mindestens einen Anteil von 50% am Sieg. Ich war hochzufrieden mit meiner Kreation.
Doch noch viel zufriedener war ich in der fünften Runde gegen den V11. Dies wurde die Partie des Turniers. Der CT spielte mit Schwarz relativ früh in der Eröffnung f6. Sieht gruselig aus, ist aber an dieser Stelle extrem stark und diesen Zug hat meines Wissens keiner sonst im Buch. Der V11 musste nun selbst rechnen. Im 9. Zug war dann auch der CT auf sich alleine gestellt, aber da stand es bereits +3 für ihn. Und es ging im Eiltempo und mit einem Qualitätsopfer weiter. Im 15. Zug war die Stellung des V11 bereits aufgabereif und im 28. Zug wurde er, ich glaube auf e1 und sämtlicher Verteidiger beraubt, noch im Mittelspiel mattgesetzt. Was für eine Partie!
In der sechsten Runde dann das Aufeinandertreffen der beiden Giganten des Turniers: CTbattle gegen Polgar auf 400 MHz. Ich war sehr entspannt, wusste ich doch, dass dem Battlebuch mit Weiss kaum etwas anzuhaben ist. Und es war erneut so. Der CT kam mit fast plus 1 aus dem Buch und machte Druck. Die Stellung des Polgar wurde immer kritischer, bis sie objektiv verloren war. Doch nun wieder das bekannte Problem. Der CT spielte mehrere schlechte Züge hintereinander, die den Vorteil komplett verspielten. Und wer einmal nichts versteht, versteht in der Regel auch weiter nichts und verdirbt das Ganze noch in einen Verlust. So war es dann auch. Ein herber Dämpfer.
Es kam also auf die letzte Runde an, denn Polgar und CT hatten beide 6 Punkte und waren von den anderen nicht mehr einzuholen. Doch der CT hatte Riesenpech und wurde ausgerechnet gegen den Atlanta gelost, der bisher nur ein Remis erreicht hatte. Das bedeutete also, dass der CT das Turnier nicht mehr aus eigener Kraft gewinnen konnte, weil ihm der Atlanta die Feinwertung zerschoss. Ich musste also darauf hoffen, dass der Diablo gegen den Polgar mindestens Remis erreicht, denn dass der CT den schwachen Atlanta schlagen wird, das war klar. Und der Diablo schaffte das kaum glaubliche und erspielte sich gegen den Polgar eine Gewinnstellung. Doch der Polgar-Bediener reklamierte einen Regelverstoss des Diablo-Bedieners und der Diablo wurde genullt.
So verlor der CT am Ende wegen eines einzigen Feinwertungspunktes den verdienten Turniersieg durch eine Entscheidung "am grünen Tisch". Das ist zwar sehr ärgerlich, aber in Turnieren weht halt ein anderer Wind als zu Hause im Wohnzimmer.
Insgesamt hat der CT eine starke Leistung abgeliefert, aber man hat gesehen, dass er trotz seiner Dominanz in diesem Turnier doch auch nach wie vor sehr verwundbar ist. Denn man darf nicht übersehen, dass er durch das Battle-Buch in der Regel nach der Eröffnung bereits mit einem Tor geführt hatte und er es dementsprechend leichter hatte als die anderen. Aber man hat auch genauso gesehen, dass er mittlerweile bei gleicher Geschwindigkeit sichtbar stärker und vor allem auch interessanter spielt als der Genius Pro oder auch Gideon.
Am Ende blieb kein Programm ungeschlagen und das ist gut so. Es beweist, dass der Turnierveranstalter hier ein gutes Händchen bei der Turnierbesetzung und der Geschwindigkeitshandicapvergabe gezeigt hat. Allerdings - und das war der Lacher des Turniers - waren einige Teilnehmer höchst unzufrieden mit den Geräten, die Ihnen vom Veranstalter Alwin Gruber "empfohlen", oder besser gesagt AUFGESCHWATZT, wurden.
Dieser allerdings weist in bester "Bankermanier" jede Verantwortung von sich ....
Alwin konterte mit der lässigen Bemerkung, dass die Besetzung in der Gruppe A doch eine "Win-Win-Situation" für alle Beteiligten war.
1. Platz: Mephisto Phoenix Polgar Full Speed 400 MHz, Sel. 7
- Operator: Ruud Martin
Ruuds Mephisto Phoenix lief in einer experimentellen Version auf einem extrem schnellen Radxa Rock 5 Prozessor mit 8 Kernen und ist damit ca. 2- bis 2,4-mal so schnell wie ein Serien Mephisto Phoenix. Ruud startete zuerst in das Turnier mit dem Mephisto Nigel Short. Im Praxistest zeigte sich dann allerdings, dass immer wieder Probleme bei der emulierten Brettansteuerung des Night Short auftraten, da das Originalgerät über Drucksensoren und Rand-LEDs verfügt. Gleich in der ersten Runde gegen den ChessGenius Pro 2024 von Udo musste die Partie neu gestartet werden, da die Zug-Zurücknahme nach Schlagzügen nicht funktionierte. Daraufhin erfolgte nach Rücksprache und Abstimmung mit der Turnierleitung ein Wechsel auf den "Programmverwandten” Mephisto Polgar. Im Laufe des Turniers wurde durch den Polgar die bereits vorhandene Erkenntnis nachhaltig belegt, wie gut die 8-Bit-Programme von Ed Schröder -trotz fehlender HashTables- von schnellster Hardware profitieren. Auf Ruuds Experimentalgerät wurden bei einer Emulationsgeschwindigkeit von 400 MHz durchschnittlich 40.000 Stellungen pro Sekunde berechnet. Ruud meinte, die Spielweise des Polgar Programms war sehr solide und ausgeglichen. Bei der Selektivitätseinstellung experimentierte er mit Tiefe 7 anstatt der serienmäßigen Selektivitätseinstellung Tiefe 5, was sich bei diesem Turnier als sehr erfolgreich erwies.
Tabelle Gruppe A
P | Computer | Score | (Tie) | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | + / - / = |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Mephisto Phoenix Polgar 400 MHz | 6.0 / 7 | 23.0 | 7b- | 10b+ | 3w+ | 5w+ | 2b+ | 6w+ | 8b+ | (+6 -1 =0) |
2 | CT800 Battle 1.45+ 120 MHz | 6.0 / 7 | 22.0 | 8w+ | 3b+ | 5w+ | 6b+ | 1w- | 9b+ | 10w+ | (+6 -1 =0) |
3 | Mephisto Phoenix Montreux 40 MHz | 4.5 / 7 | 27.0 | 9b+ | 2w- | 1b- | 4w+ | 8b+ | 5w= | 6b+ | (+4 -2 =1) |
4 | Saitek Sparc 90 MHz | 4.0 / 7 | 19.0 | 6b= | 9w= | 7b- | 3b- | 10w+ | 8w+ | 5b+ | (+3 -2 =2) |
5 | Mephisto Phoenix R60 Gideon | 3.5 / 7 | 26.0 | 10w+ | 7w+ | 2b- | 1b- | 9w+ | 3b= | 4w- | (+3 -3 =1) |
6 | Mephisto TM London 36 MHz | 3.0 / 7 | 28.0 | 4w= | 8b= | 9b+ | 2w- | 7w+ | 1b- | 3w- | (+2 -3 =2) |
7 | Millennium ChessGenius Pro 2024 | 3.0 / 7 | 21.5 | 1w+ | 5b- | 4w+ | 8w- | 6b- | 10b= | 9w= | (+2 -3 =2) |
8 | Mephisto Phoenix Diablo | 2.5 / 7 | 27.0 | 2b- | 6w= | 10w+ | 7b+ | 3w- | 4b- | 1w- | (+2 -4 =1) |
9 | Fidelity Elite V11 100 MHz | 2.0 / 7 | 24.5 | 3w- | 4b= | 6w- | 10b+ | 5b- | 2w- | 7b= | (+1 -4 =2) |
10 | Mephisto Atlanta | 0.5 / 7 | 27.0 | 5b- | 1w- | 8b- | 9w- | 4b- | 7w= | 2b- | (+0 -6 =1) |
- 35 games: +16 -13 =6
Partien Gruppe A
Gruppe B (U 1750 Elo)
Wenden wir uns nun zu den Platzierungen in der Gruppe B unter 1.750 ELO zu:
8. Platz: CXG Super Enterprise Turbo 16 MHz
- Operator: Emanuel Likidis (1 Punkt)
Emanuel Likidis war als "Turnierneuling” das erst mal in Kaufbeuren anwesend. Sein oberbayerischer Dialekt verriet, dass er gebürtiger Münchner ist. Allerdings besitzt er -wie der Name verrät- griechische Wurzeln. Emanuel berichtete, dass es im Gegensatz zu Deutschland in Griechenland in den Achtziger und Neunziger Jahren keinen Computerschachboom gab und er hier jetzt einen gewissen "Nachholbedarf” hat. Der Super Enterprise S wurde freundlicherweise von Paul Wiselius für das Turnier bereitgestellt, enttäuschte jedoch mit lediglich 2 Remispartien gegen den Mephisto Europa A sowie gegen den Excalibur Alexandra.
7. Platz: Excalibur Alexandra The Great 5 MHz
- Operator: Helmut Hoffmann (2,5 Punkte)
Helmut ist seit vielen Jahren ein treuer Teilnehmer in der Gruppe B und hatte sich im Vorfeld des Turniers eher für eine noch schwächere ELO-Grenze bei der Gruppe B ausgesprochen. Von ihm kam folgendes Statement im Rahmen der Siegerehrung: Die Alexandra hat nicht mehr Punkte verdient. Es haben alle Geräte in der Gruppe B eher schlecht gespielt. Es hat derjenige gewonnen, welcher nicht den schlechtesten Zug gemacht hat.
6. Platz: Mephisto Europa A 8 MHz
- Operator: Gernot Holm (3 Punkte)
Gernot war mit seiner Lebensgefährtin Gabi angereist. Als "Minimalist" führte er zu Beginn des Turniers mangels vorhandener Schachfiguren die Züge auf der leeren Spielfläche seines Mephisto Europa aus. Zur besseren Nachvollziehbarkeit der Partien zeigte Walter Lang in dem Aufeinandertreffen gegen den Mephisto III-S Glasgow Erbarmen und spendete Gernot einen passenden Figurensatz. Dies half dem Europa aber nur halbwegs und die Partie gegen den Glasgow endete mit einem Remis.
5. Platz: CXG Sphinx 40 68000 8 MHz
- Operator: Paul Wiselius (3,5 Punkte)
Der Sphinx 40 galt als "ELO-Favorit" in der Gruppe B und hatte laut Auskunft von Paul im Vorfeld des Turniers technische Probleme, dann aber das gesamte Turnier über ohne Ausfälle durchgehalten. Zuhause spielte Paul vorab testweise ein Match gegen den Yeno 416 XL und gewann dieses mit 5:3. Das half der unergründlichen Sphinx jedoch nicht beim Turnier in Kaufbeuren, wo dieser die Partie gegen den Yeno verlor. Fazit: insgesamt ein eher durchschnittliches bzw. durchwachsenes Ergebnis für die rätselhafte Sphinx. Da wäre an sich mehr drin gewesen. Ein ganz besonderer Dank an Paul. Er meisterte mit grosser Ruhe und Gelassenheit die Doppelbelastung als Turnierleiter und Teilnehmer mit Bravour.
4. Platz: Novag Constellation 3.6 MHz
- Operator: Marco Zaake (4 Punkte)
Marco nahm die weite Anreise aus Berlin auf sich und war das 2. mal in Kaufbeuren dabei. Der Novag spielt meiner Erfahrung nach sehr aktiv bis aggressiv. Marco meinte, dass das laut Wiki-Liste stärkste Gerät nicht unbedingt ein Turnier gewinnt. Der Constellation hat den ein oder anderen Punkt "liegen lassen" bzw. Dauerschachs zugelassen. In der Partie gegen den letztplatzierten CXG Super Enterprise hatte dieser einen Fehler in einer Remisstellung gemacht, was zu einem glücklichen, vollen Punktgewinn führte.
3. Platz: Yeno 416 XL 8 MHz
- Operator: Achim Pietig (4,5 Punkte)
Insgesamt betrachtet eine beachtliche Leistung des Programms von 1989 aus der Feder von Frans Morsch, welches auf einem Hitachi HD6301Y0 8 Bit Single Chip Prozessor mit 8 MHz läuft. Achim konnte der Siegerehrung als Drittplatzierter leider nicht mehr beiwohnen, weil er sich vorher auf dem Weg in den Urlaub nach Griechenland machte und richtete schöne Grüsse an die Anwesenden aus.
2. Platz: Mephisto III-S Glasgow 12 MHz
- Operator: Walter Lang (4,5 Punkte)
Walter ist regelmässiger bei den Turnieren in Kaufbeuren und Klingenberg dabei. Seine Teilnahmen zeichnen sich dadurch aus, dass er sich mit seinen Geräten oft in den vorderen Rängen platziert und somit gewissermassen ein "Pokalabonnement" besitzt. Für ihn trifft folgender Satz vollumfänglich zu: Operator und Maschine bilden eine perfekte Einheit. Walter schilderte seine Eindrücke wie folgt: "Der Glasgow war mit 5 Remispartien in 7 Partien der "Remiskönig" des Turniers, davon dreimal aufgrund dreifacher Stellungswiederholung. In einer Partie gegen den Sphinx hatte der Glasgow Riesendusel. Die Partie war an sich verloren, der Sphinx hatte den Glasgow schon an der Angel. Tatsächlich hat der Glasgow dann noch die Partie gewonnen. Im Duell gegen den Fidelity Sensory 12 stand der Glasgow auf Gewinn, hat aber den sicheren Sieg zum Remis vergeigt. Gegen den Novag Constellation 3.6 rettete sich der Glasgow ebenfalls aus einer schlechten Stellung in ein Remis. Insgesamt betrachtet eine gemischte Leistung"
1. Platz: Fidelity CC Sensory 12 3,0 MHz
- Operator: Wolfgang Spiekermann (5 Punkte).
Im Vorjahr in Kaufbeuren mit dem Fidelity Excel 68000] letzter der Gruppe B, dieses Jahr Erstplatzierter. Somit wurde für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt. Wolfgang ist bekennender Fidelity Fan und äusserte sich zum Turnierverlauf wie folgt: Grosses Thema in den Partien waren unterschätzte Freibauern der Gegner des CC Sensory 12. Bis auf eine eine einzige Verlustpartie gegen den Mephisto Europa A, welche im Endspiel verloren ging. Insgesamt betrachtet eine tolle und solide Leistung des Fidelity-Programms!
Tabelle Gruppe B
P | Computer | Score | (Tie) | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | + / - / = |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Fidelity Sensory CC 12 | 5.0 / 7 | 23.0 | 2b= | 8b+ | 6w- | 7b+ | 5w= | 3b+ | 4w+ | (+4 -1 =2) |
2 | Mephisto III-S Glasgow | 4.5 / 7 | 23.5 | 1w= | 6b= | 7w= | 5b+ | 3w= | 4b= | 8w+ | (+2 -0 =5) |
3 | Yeno 416 XL | 4.5 / 7 | 23.5 | 7w+ | 5b= | 8w+ | 4w+ | 2b= | 1w- | 6b= | (+3 -1 =3) |
4 | Novag Constellation 3.6 | 4.0 / 7 | 24.0 | 6w+ | 7b= | 5w+ | 3b- | 8w+ | 2w= | 1b- | (+3 -2 =2) |
5 | CXG Sphinx 40 | 3.5 / 7 | 24.5 | 8w+ | 3w= | 4b- | 2w- | 1b= | 6w= | 7b+ | (+2 -2 =3) |
6 | Mephisto Europa A | 3.0 / 7 | 25.0 | 4b- | 2w= | 1b+ | 8b= | 7w- | 5b= | 3w= | (+1 -2 =4) |
7 | Excalibur Alexandra | 2.5 / 7 | 25.5 | 3b- | 4w= | 2b= | 1w- | 6b+ | 8b= | 5w- | (+1 -3 =3) |
8 | CXG Super Enterprise 16 MHz | 1.0 / 7 | 27.0 | 5b- | 1w- | 3b- | 6w= | 4b- | 7w= | 2b- | (+0 -5 =2) |
- 28 games: +9 -7 =12
Partien Gruppe B
Gesamtfazit
Ein herzliches Dankeschön - auch im Namen von Paul Wiselius - bei allen Teilnehmern und Besuchern (darunter die Lebenspartnerin Gabi von Gernot Holm, Erwin Biri, Hein Veldhus und Stefan Albrecht, welcher das erste mal in Kaufbeuren war) für das wieder rundum gelungene Turnier, die vielen spannenden Partien sowie die interessanten und teilweise tiefgründigen Diskussionen und Gespräche. Dirk Heidtfeld wäre auch gerne dabei gewesen, musste allerdings zu seinem Bedauern seine Teilnahme mit dem Fidelity Super 9 kurzfristig absagen, da er mit einem fiebrigen, grippalen Infekt im Bett lag. Die bunte und interessante Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes war meiner Einschätzung nach für alle Beteiligten ein bereicherndes Wochenende und ein "Abtauchen" in vergangene Zeiten des Computerschachs.
Noch eine abschliessende Bemerkung zu unseren niederländischen Computerschachfreunden:
Die Schachtradition in den Niederlanden ist reich und tief verwurzelt – das Land zählt zu den wichtigsten Schachnationen Europas mit einer lebendigen Schachkultur, starken Grossmeistern und den im Brettcomputerschach-Bereich sehr umtriebigen Programmautoren Johan De Koning, Ed Schröder und Frans Morsch. Die Begeisterung im Bereich "Computerschach" spiegelt sich auch wider anhand der regelmässigen Teilnahmen in Kaufbeuren seit nunmehr 20 Jahren und der Inkaufnahme von sehr weiten Anfahrten in den Süden von Deutschland. Erstmals war Ruud im Jahr 2004 mit seiner Neukreation "Phoenix Chess Systems Resurrection Ruffian” dabei, welcher von einem 32 Bit Strong Arm Prozessor mit 203 MHz befeuerte wurde und belegte aufgrund der damaligen Hardwareüberlegenheit auf Anhieb Platz 1 in der Gruppe A.
Diese lange Teilnahmehistorie reicht zwar NOCH NICHT aus für die Verleihung einer "Ehrenbürgerschaft” in Kaufbeuren, aber zumindest für eine "Kaufbeurener D.A.CH-Turnier-Ehrenbürgerschaft”.
Hein Veldhuis hat einen schönen Fotobericht des Turniers erstellt, welche unter nachfolgendem Link online abrufbar ist. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Hein!
Bilder
Siegerehrung (Audio)
siehe auch
- 1. D.A.CH. - Turnier 2001
- 2. D.A.CH. - Turnier 2002
- 3. D.A.CH. - Turnier 2003
- 4. D.A.CH. - Turnier 2004
- 5. D.A.CH. - Turnier 2005
- 6. D.A.CH. - Turnier 2006
- 7. D.A.CH. - Turnier 2007
- 8. D.A.CH. - Turnier 2008
- 9. D.A.CH. - Turnier 2009
- 10. D.A.CH. - Turnier 2010
- 11. D.A.CH. - Turnier 2011
- 12. D.A.CH. - Turnier 2012
- 13. D.A.CH. - Turnier 2013
- 14. D.A.CH. - Turnier 2014
- 15. D.A.CH. - Turnier 2015
- 16. D.A.CH. - Turnier 2016
- 17. D.A.CH. - Turnier 2017
- 18. D.A.CH. - Turnier 2018
- 19. D.A.CH. - Turnier 2019
- 20. D.A.CH. - Turnier 2021 (1. Kurt Kispert Memorial)
- 21. D.A.CH. - Turnier 2022 (2. Kurt Kispert Memorial)
- 22. D.A.CH. - Turnier 2023 (3. Kurt Kispert Memorial)
- 23. D.A.CH. - Turnier 2024 (4. Kurt Kispert Memorial)