Kaplan, Julio

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Julio Kaplan

Der in Argentinien geborene Julio Kaplan gehört mit Sicherheit zu den spielstärksten Schachprogrammierern. 1963 emigrierte er nach Puerto Rico, wo er 1967 nationaler Schach Champion wurde. Seinen größten Triumph feierte er ebenfalls 1967 als Jugendweltmeister. Unter anderem vor Robert Hübner und Jan Timman, die beide jahrelang zur absoluten Weltklasse zählten! Für diese Leistung wurde ihm von der FIDE der internationale Meistertitel verliehen. Nach einigen Jahren als Schachprofi studierte Kaplan Computerwissenschaften in den USA und gründete bald darauf seine Firma Heuristic. Seit 1981 entwickelte Heuristic ausschließlich Schachsoftware für die Firma SciSys. Seine Programme waren von Anfang an hochselektiv angelegt und mit viel strategischem Wissen versehen, die Konkurrenz baute zu dieser Zeit noch ganz auf die Brute-Force-Methode. Alle Kaplan-Programme konnten zwar durch schönes positionelles Spiel gefallen, erhebliche taktische Schwächen trübten jedoch den Spielgenuß. Zur Analyse taktischer Stellungen waren diese Programme nicht zu gebrauchen und konnten sich beim Verbraucher nicht durchsetzen. 1990 beendete Kaplan seine Zusammenarbeit mit der Firma Saitek und nahm mit den renommierten Schachprogrammierern Larry Kaufmann und Don Bailey die Arbeit an einem PC-Programm auf. Starke Schachspieler unterstützten die Analyse-und Testarbeit an dem neuen Programm. Die erste Version wurde Heuristic Alpha genannt und durfte 1991 beim Harvard Cup, einem Mensch - Computerturnier, mitspielen. Dort errang das Programm einen durchschlagenden Erfolg, denn gleich zwei Großmeister wurden bezwungen und die beste Plazierung aller teilnehmenden Rechner wurde erreicht. In einigen Partien zeigte Heuristic Alpha noch gravierende strategische Schwächen, deshalb hielt Kaplan das Programm vom kommerziellen Markt zurück. Nach einem weiteren Jahr harter Arbeit trat die neue Version unter dem Namen Sokrates wieder beim Harvard Cup 1992 an und errang wieder das beste Ergebnis. Zum erstenmal erreichte ein Computer in einem Turnier ein positives Ergebnis gegen starke Großmeister, das Programm lief auf überall erhältlichen 486ern und nicht auf einer unerschwinglichen Spezialhardware. Leider gab Kaplan auch diese starke Version zum Bedauern aller Schachcomputerfreaks nicht für den kommerziellen Handel frei und arbeitete mit seinem Team konsequent weiter an Verbesserungen. Der nächste Triumph war der souveräne Sieg im Februar 1993 bei der nordamerikanischen Computermeisterschaft, bei der alle Spitzenprogramme und Großrechner vertreten waren, lediglich der Superrechner CRAY BLITZ kam mit einem Remis davon. Endlich wurde dieses Programm mit einer sehr guten Benutzeroberfläche ausgeliefert. Julio Kaplan gehörte zwar mit diesem Programm kurzfristig wieder zu der Spitzengruppe, konnte sich aber in den folgenden Jahren nie mit seinen Programmen in den Top Listen dauerhaft etablieren.

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